CHALLENGER-Katastrophe

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Offline pikarl

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CHALLENGER-Katastrophe
« am: 27. Mai 2006, 11:54:17 »
Hallo,

ich habe leider beklemmende neue Infos zur Challenger Katastrophe ergoogelt. Schauts euch auf jeden Fall mal an. Ich frage mich, ob die NASA diese Gesichtspunkte überhaupt als Unglücksursache in Betracht gezogen hat...

http://www.astro-logos.com/challenger.htm
« Letzte Änderung: 01. September 2009, 08:30:26 von MSSpace »

H.J.Kemm

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Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #1 am: 27. Mai 2006, 12:34:42 »
Moin Karl,



Oben schreiben die was von dem *Challenger* Unglück vom 28.01.1986 und unten steht dann:

Das heißt also, dass die Columbia zu jenem Zeitpunkt starten musste, um ihre Bestimmung zu erfüllen!

Aber macht nicht´s, so´n Schrott muss man nicht lesen.


Jerry

H.J.Kemm

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Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #2 am: 29. Mai 2006, 22:14:26 »
Moin,


so, den Quatsch da oben erkläre ich für

Dafür werden wir jetzt ernst:

Folgende Info habe ich von Karl:

Uns liegt eine Anfrage einer Leserin vor. Sie möchte gern wissen, welche technischen Veränderungen vorgenommen wurden, nach dem tragischen Unfall des US-Spaceshuttle *Challenger*.

Wer kann da helfen?


Jerry

Spaceman

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #3 am: 29. Mai 2006, 22:53:32 »
Hi.

Ähm,tiefgreifende Änderungen?

Sind mir aber keine bekannt.
Die kleinen Änderungen bewirken in so einem Fall nicht viel.
Die Sekunden,wo das passiert ist,werden beim Shuttlestart
immer gefährlich bleiben.Daran wird die NASA wohl auch nichts ändern können.
Wenn die Feststoffbooster brennen,dann brennen sie bis zum Schluss,oder
bis zu ihrer Sprengung.

  Spaceman

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Online roger50

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Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #4 am: 29. Mai 2006, 23:15:11 »
N'abend,
in erster Linie wurde die technische Ursache, die zur Katastrophe geführt hatte, beseitigt: die Dichtung in den Verbindungen der Einzelsegmente der SRBs. Hier hatte die zum Startzeitpunkt herrschende Kälte und das Designprinzip dazu geführt, daß bei Zündung der Booster heiße Verbrennungsgase durch die Dichtungen nach außen dringen konnten, und so schließlich zum Absturz führten.

Ursprünglich gab es in den Dichtungen 2 O-Ringe, nach der Katastrophe ein dritter Ring implementiert. Hab leider keine Bilder davon zur Hand.

Konstruktion und Bau der neuen Booster-Gehäuse, sowie die notwendigen Tests, dauerten dann über zwei Jahre bis zum nächsten Start.

Danach hat es mit den Boostern keine Probleme mehr gegeben.

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Online roger50

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Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #5 am: 29. Mai 2006, 23:38:18 »
Nachtrag:
Google hat mal wieder geholfen. Hier der Abschlußreport der damaligen Untersuchungskommision:
http://history.nasa.gov/rogersrep/v6ch1.htm

Dort sind im Kapitel: Recommendations I der alte und neue Design der "Field Joints" zu sehen. Hier die direkten links:
alt: http://history.nasa.gov/rogersrep/v6p14.htm
neu:http://history.nasa.gov/rogersrep/v6p15.htm

Hope, this helps.

P.S.: der Bericht hieß zwar "Rogers-Report", aber von mir war ernicht!! ::)
« Letzte Änderung: 29. Mai 2006, 23:45:46 von roger50 »

H.J.Kemm

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #6 am: 29. Mai 2006, 23:46:51 »
Moin,

danke für die freundliche Hilfe.

Ich werde unsere Anfragerin entsprechend informieren und auf unseren Thread hinweisen.

Falls noch mehr Infos kommen, dann kann sie sich ja selbst informieren. Vielleicht wird sie uns sagen, weshalb sie sich für diese spezielle Frage interessiert.


Jerry

Lunik

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Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #7 am: 30. Mai 2006, 19:49:09 »
Ich weiß nicht, ob ich es in dem verlinkten Artikel überlesen habe, aber es wurde ja nicht nur die Konstruktion des Feststoff-Boosters überarbeitet. Das Versagen des Dichtungsringes war ja auf Versprödung durch Kälte zurückzuführen. In der Nacht vor dem Challenger-Start war es ungewöhnlich kalt und der betroffene Booster stand im Windschatten des Haupttanks mit dem flüssigen Sauerstoff und Wasserstoff, so dass hier ein kritischer Wert erreicht wurde. Wurde nicht danach auch die Isolation des Tanks verändert, nämlich der Schaumstoff eingesetzt, der dann die Hitzekacheln der Columbia beschädigte und wieder in einen tödlichen Unfall führte? Und Fehler an den Dichtungen waren ja leider nicht neu, denn bei 50% der Flüge davor wurden schon kleinere Leckagen festgestellt.
« Letzte Änderung: 30. Mai 2006, 19:50:12 von Lunik »

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Online roger50

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Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #8 am: 30. Mai 2006, 20:36:55 »
N'abend Lunik,
Daß das extrem kalte Wetter entscheidend mit dazubeigetragen hat, daß DIESER Flug in der Katastrophe mündete, habe ich weiter oben ja auch schon gesagt. Dadurch zog sich der Ring stark zusammen und verhärtete.

Dass allerdings die Schaumstoffisolierung, die es ja schon immer gab, modifiziert wurde, wäre mir neu. Den mit ihr hatte es ja bis dahin noch keine Probleme gegeben. Zumindest keine, die man gesehen hätte.

Wenn Du im verlinkten Artikel einige Seiten zurückblätterst (über den Pfeil unten auf den Seiten), findest Du vorne alle Empfehlungen der damaligen Kommission, die dann umgesetzt wurden. Hier kopiert:

Recommendation I: Solid Rocket Motor Design.
Recommendations II and V: Shuttle Management Structure and Improved Communications.
Recommendation III: Criticality Review and Hazard Analysis.
Recommendation IV: Safety Organization.
Recommendation VI: Landing Safety.
Recommendation VII: Launch Abort and Crew Escape.
Recommendation VIII: Flight Rate.
Recommendation IX: Maintenance Safeguards.

Also demnach blieb die Schaumstoffisolierung wie sie war, allerdings wurden Starts bei solch tiefen Temperaturen wie an jenem Tag ausgeschlossen.

Lunik

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #9 am: 30. Mai 2006, 21:34:46 »
Ah, danke für den Hinweis. Leider kann ich jetzt nicht mehr auf den Zeitungsartikel von damals zurückgreifen, der sich mit dem Unfall t beschäftigte. Was mir zur Isolation allerdings noch einfällt: Irgendeine Veränderung muss es aber mal gegeben haben, denn je nach Alter sind die Tanks weiß oder rostrot ummantelt.

jok

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #10 am: 30. Mai 2006, 21:51:38 »
Hallo,

Die ersten beiden Missionen STS-1 und STS-2 hatten einen weißen Tank.Meine mal gelesen zu haben das auf die Farbe aus Gewichtsgründen ab dem dritten Flug verzichtet wurde.

gruß jok

H.J.Kemm

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #11 am: 30. Mai 2006, 21:59:52 »
Moin,

das auf die Farbe aus Gewichtsgründen ab dem dritten Flug verzichtet wurde.

Richtig, ab wann weiß ich nicht, aber durch das Weglassen der Farbe wurden 0,575 t Gewicht eingespart.

Und die rostbraune Farbe entsteht bei diesem Material wegen der *Nicht-UV-Beständigkeit*.

Jerry

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Online roger50

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Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #12 am: 30. Mai 2006, 22:09:31 »
N'abend,
jo jo, ab STS-3 wurden die Tanks nicht mehr gestrichen.

Aber vielleicht sollte man die Farbe wieder drauf tun, die hält dann den Schaumstoff zusammen ... ::)

jok

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #13 am: 30. Mai 2006, 22:13:07 »
Hallo,

Genau,Farbe ist das Wundermittel..hält so manches alte Auto zusammen!!! ;D ;D

jok

Lunik

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #14 am: 31. Mai 2006, 18:25:56 »
Ahja, dann hat sich da irgendwie eine Fehlinformation in meinem Gedächtnis festgesetzt. Aber ich war ja auch erst 13, als der Unfallbericht rauskam. Ist schon lang her, die Katastrophe.

Jok(Guest)

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #15 am: 27. Januar 2006, 15:45:31 »
Hallo!

Als Freak des Shuttle Programms der jede kleine Info aufsaugt ein kleiner Tip für Gleichgesinnte.
Die dritten Programme ( WDR,NDR) wiederholen in ihren Frühprogrammen die Tagesschau vor 20 Jahren.
Dort wären morgen früh nochmal die Ereignisse vom 28.1.1986 zu sehen.

gruß Jok

Speedator

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #16 am: 27. Januar 2006, 17:02:57 »
Naja, das hat aber auch etwas fragwürdiges, sich sowas extra anzuschauen oder?

jok

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #17 am: 27. Januar 2006, 17:14:04 »
Wieso fragwürdig?
Es gibt sicher viele die es damals nicht in den News gesehen haben.
20 Jahre später gibt es viele Reportagen über das Thema.Aber genau an diesem Tag konnte man das echte Geschehen bei der Nasa mitbekommen.Die Shuttle-Flüge routine,nur ein paar wenige Ingeneure wußten was wirklich abging, als die Explosionswolke überm Cape hing.
Man sprach von defekten Haupttriebwerken oder die fälschliche Zündung des Antriebs von TDRS der im Frachtraum war.
Nicht einer in der Öffentlichkeit hatte von defekten Dichtungsringen je gehört.
Die großen Fernsehstationen der USA wahren nicht Live beim Start dabei,weil das Raumfahrtereignis des Tages der Vorbeiflug von Voyager am Uranus war.

jupiter59

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #18 am: 28. Januar 2006, 00:05:06 »
Ich werde diesen Tag nie vergessen und Gedenke den 7 Astronauten jedes Jahr ! [smiley=shocked.gif]

Offline chris

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Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #19 am: 29. Januar 2006, 00:56:55 »
Dazu sei folgendes angemerkt:
1.  Die Challenger war zweifellos eine große Tragödie.
2.  Es war auch gleichzeitig ein Beleg für Schlamperei und Mißmanagement bei der NASA.
     (Es gab ja im Vorfeld schon entsprechende Warnungen!)
3.  Wenn man die Rettung der Apollo 13-Crew (1970) auch als "Sternstunde der NASA" bezeichnet, so war die
     Challenger-Katastrophe wohl die größte Blamage der NASA.
4.  Es war unverantwortlich, das Raumfahrzeug ohne jegliche Rettungseinrichtungen zu konzipieren. Die dafür
     Zuständigen müßten heute noch zur Rechenschaft gezogen werden.

Man kann das Space-Shuttle zwar als "technologisch fortschrittlich" betrachten, dennoch hat kein Raumfahrzeug
bisher so viele Astronauten-Verluste bewirkt. Eigentlich schade!

Marauder(Guest)

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #20 am: 29. Januar 2006, 19:03:14 »
Mir ist aufgefallen, daß im Artikel auf der Seite ein kleiner Fehler steckt: Die erste Fähre im All nach Challenger war die Discovery, nicht, wie im Artikel beschrieben, die Columbia.

Ansonsten denke ich inzwischen, daß die Unfälle Challenger und Columbia nicht zuerst Katastrophen sondern eben Unfälle waren. Sicher mit den tragischen verlust von jeweils sieben Menschenleben, aber für eine Katastrophe braucht es schon ein paar mehr Zutaten. Letztlich hat sich die bemannte US-Raumfahrt von Challenger nie erholt - selbstverschuldet, weil, wie auch jetzt wieder, nur geflickschustert wurde.

Gero_Schmidt

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #21 am: 30. Januar 2006, 00:39:46 »
Geflickschustert? Das Shuttle kann niemals sicher gemacht werden, egal wieviel Zeit und Geld man investiert. Die einzige Lösung ist die Entwicklung eines neuen Systems und die Außerdienststellung der Shuttles und genau das steht jetzt an.

Marauder(Guest)

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #22 am: 30. Januar 2006, 01:08:24 »
Das meinte ich mit "Flickschustern". Das Shuttle hat ettliche gravierende Konzeptions- und Konstruktionsfehler, die jeder für sich schon ein Sicherheitsrisiko darstellen.

Da wären z.b.
- die unnötige, teure und riskante Kombination von Schwerlastträger und Mannschaftstransporter
- kein taugliches Rettungssystem, anfangs sogar garkeines.
- Feststoffraketen, noch dazu segmentiert
- die Montage der Fähre seitlich auf dem Tank statt "klassisch" an der Spitze
- der fragile, gekachelte Hitzeschild

Was bisher gefehlt hat, war der Mut, diese Fehler in einem neuen Konzept wirklich zu beseitigen. Frühere "Nachfolger" wie Venture Star und konsorten waren ja auch nur ein Shuttle 2.0, also einfach eine neue Technologie und keine neue Lösung vom Prinzip her.

Dazu kommt obendrein noch ein ganz anderes Problem: Der bemannten Raumfahrt insgesamt fehlt seit dem Ende des Apollo-Programmes ein wirkliches Ziel. Bei Apollo wollte man auf den Mond, Gemini war ein Vorbereitungsprojekt und Mercury brachte die Amerikaner überhaupt erstmal ins All. Die Sowjets haben offenbar nach dem verlorenen Wettlauf versucht, Grundlagen für eine spätere Industriealisierung des Erdnahen Weltraumes zu legen, siehe Saljut/Mir, Buran und Energia. Nach dem Zusammenbruch der UDSSR war aber auch das hinfällig. Irgendwie ging es am Ende nurnoch darum, bemannte Raumfahrt zu betreiben, um eben Menschen ins All zu schicken. Die bemannte Raumfahrt drohte quasi am Selbstzweck zu ersticken - die ISS bildet hier quasi den Höhepunkt. Streng genommen hat sie keinen weiteren Sinn, als ihre bloße Existenz. Das ist doppelt schade - neben den gebundenen ressourcen hätte man ihr vielleicht auch einen Platz in weiterführenden Planungen für Interplanetare bemannte Raumfahrt einräumen können, dafür wurde die ISS jedoch nie ausgelegt. Mit den jetzt neu definierten Zielen Mond und Mars gibt es überhaupt einmal wieder etwas wie einen höheren Zweck, erstmals seit langem wird bemannte Raumfahrt wieder betrieben, um etwas zu erreichen anstatt einfach nur, um eben bemannte Raumfahrt zu betreiben. Es bleibt nur zu hoffen, daß die jetzt anlaufenden Projekte lange genug überleben, um auch tatsächlich umgesetzt zu werden. Wenn wieder nur eine Minimallösung umgesetzt wird - nichts anderes war ja auch der Shuttle, dernach der Streichung aller ehrgeizigen Raumstationspläne seinen Daseinszweck schon vor seinem ersten Flug verloren hatte - dann könnte das schon zumindest vorerst der Todesstoß für die bemannte Raumfahrt sein.

ILBUS

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #23 am: 30. Januar 2006, 09:41:04 »
Zitat
- die unnötige, teure und riskante Kombination von Schwerlastträger und Mannschaftstransporter

Shutle war keine Kombination mit irgendeinem Schwerlasträger. Seine drei Triebwerke brachten im von Boden bis zum Orbit. Die Booster sind die Starthilfe. Das grosse Ding am Bauch ist der überdimensionale Abwurftank, wie man es von Kapfjets her kennt.


Zur Wissenaschftlichen Experimenten auf ISS lesen Sie bitte unter:

http://www.energia.ru/english/energia/iss/iss-researches.html

http://www.raumstationsnutzung.de/index_ns.html

und mal googeln. Sicher gibt es Fehler, jedoch so pauschalisieren würde ich nicht

Marauder(Guest)

  • Gast
Re: Challenger-Katastrophe
« Antwort #24 am: 30. Januar 2006, 12:21:38 »
Der Shuttle wurde nicht mit einem Schwerlastträger kombiniert, er stellt vielmehr diese Kombination selbst dar, weil er gebaut wurde, um gleichzeitig Mannschaft und schwere Lasten zu transportieren. Genau das habe ich damit aussagen wollen, und genau das ist einer seiner grundsätzlichen Fehler.