Der Elevator ist in der allgemein akzeptierten Konstruktion als vertikal ausgerichteter, geostationärer Satellit definiert, dessen eines Ende gerade die Erdoberfläche berührt und somit am Ankerpunkt lastfrei ist - also eine richtig elegante Lösung, was ich auch nicht bestreite. Und prinzipbedingt ist diese Lastfreiheit nur bei äquatorialer Bahn realisierbar. So viel ist klar.
Dies stellt genau EINE Möglichkeit zur Realisierung dar, schliesst aber meines Erachtens andere nicht aus - nur scheint sich niemand Gedanken über Alternativen zu machen, und mal 'über den Zaun' zu schauen. WENN wir jetzt mal davon ausgehen, dass alle technischen Probleme zur Realisierung ausgeräumt wären, und das Ding gebaut würde, müsste man sich aber auch Gedanken über den Betrieb machen - und um die von mir angesprochene Problematik der (notwendigerweise?) on-orbit befindlichen anderen Objekte. Und dafür habe ich bisher keine wirklich tragfähige Idee gelesen (weder in der Wissenschaft, noch der Science Fiction, und ich hab schon einiges zum Thema gelesen) - ich denke einfach mal dass man gar nicht so viele Avoidance-Manöver machen kann wie nötig wären, dass das Teil auch nur eine gewisse Zeit kollisionsfrei überlebt; irgendwann kommt immer der Moment, wo man zwar einem Objekt mittels einer irgendwie realisierten seitlichen Auslenkung des Kabels ausweichen kann, aber gleichzeitig ein oder zwei weitere grosse Objekte ihren Weg nehmen wollen. Also bleibt bei einer Realisierung des klassischen Elevator-Konzepts nur das Freiräumen des kompletten Orbits, von wenigen Ausnahmen in synchronisierten Bahnen mal abgesehen, welche ich in Vorposts schon angedeutet habe.
Gehen wir also spasseshalber mal davon aus, dass es möglich ist, so einen Spacelift zu bauen und am Äquator zu positionieren. Was spricht denn nun dagegen, den Ankerpunkt vom Äquator wegzubewegen, gleichzeitig 'Seil zu geben', um die Vertikallast nicht übermäßig ansteigen zu lassen? Das Kabel wird weiterhin stabil 'stehen', nur am 'oberen' Ende etwas Richtung Äquator ausgelenkt - und es ist kein reiner Satellit mehr, sondern AUCH Bola/Pendel, aber es werden weiterhin fast alle Kräfte ausgeglichen sein - nur ein vergleichsweise 'geringer' tangentialer Zug Richtung Äquator (bzw. eines Punktes 'über' dem Äquator) verbleibt. Je weiter man sich vom Äquator wegbewegt, desto schwieriger wirds, und die Kräfte werden massiv ansteigen - das IST klar. Aber das ist kein verrückteres Denkmodell als das eines äquatorialen Spacelifts. Die Physik und Bahnmechanik verbieten es aber jedenfalls nicht. Es gibt nicht nur schwarz und weiss, sondern auch graduelle Übergänge und Mischformen. Man muss nur mal die Scheuklappen ablegen und Dinge weiterdenken, selbst wenn man an einer scheinbaren Lösung eines Problems angelangt ist.
Ich bitte um handfeste Beweise, und nicht einfache 'Es ist so'-Aussagen, um meine Thesen zu widerlegen.
-ZiLi-