Ein interessantes Forum habt ihr hier. Muss mal öfters reinschauen.
Gut, zur Sache.
Ihr kennt euch alle ja sehr gut aus mit Chinas letzten Raumfahrt-Coup, und auf der Seite
http://china.raumfahrer.net/ steht ja alles sehr detailliert. Trotzdem möchte ich hinweisen auf einen Artikel im Tagesanzeiger vom letzten Dienstag, in welchem die Technik und die Vorbereitung vor dem Flug gut zusammengefasst dargestellt wird.
Einen Link existiert nicht, doch ich möchte euch den Artikel nicht vorenthalten und quotiere deswegen hier die wichtigsten Stellen (auch wenn es nur ist zum Zeigen, dass es Zeitungen gibt, die recherchiert über Raumfahrt berichten ...).
Alles quotiert aus dem Tagi 14. Okt. 2003; der Artikel ist von Barbara Vonarburg:
"Projekt 921" hiess das geheime Programm, das Chinas ehemaliger Präsident und Parteichef Jiang Zemin 1992 bewilligte - ein ehrgeiziges Unterfangen, das später den Namen Shenzhou, Götterschiff, erhielt. Damit wollte China als dritte Nation nach Russland und den USA erstmals einen Menschen ins Weltall schiessen.
"Der Entscheid bedeutete den Anfang einer intensiven Konstruktionsphase, die ähnlich beeindruckend war wie die Anstrengungen der Nasa für das Apollo-Projekt in den 60er-Jahren", schreibt James Oberg.
Im Raumfahrtzenturm Jiuquan am Rand der Wüste Gobi im Norden Chinas entstanden ein grosses Gebäude für den Raketenaufbau und eine neue Startrampe.
... ein Taikonaut, so benannt nach dem chinesischen Wort für Weltall "Taikong".
1999 testete China die erste unbemannte Shenzhou-Raumkapsel auf einem Jungfernflug, der 21 Stunden dauerte. Ein Jahr später wurde das Göttergefährt in Hongkong öffentlich ausgestellt. Das Raumschiff ist fast neun Meter lang und knapp acht Tonnen schwer. Es besteht aus drei Modulen. In der Mitte befindet sich der Kommandoteil mit der Crew während Start und Landung, davor ein Zusatz, der den Taikonauten mehr Platz bietet, sobald sie in der Umlaufbahn sind, dahinter das Servicemodul mit dem Raketenantrieb, der elektrischen Versorgung und zwei Solarpanels mit einer Fläche von 24 Quadratmetern.
Auf den ersten Blick gleicht die Shenzhou-Kapsel dem russischen Sojus-Raumschiff. Doch Experten ... sind der Meinung, dass die etwas grössere chinesische Version dem russischen Original überlegen sei. Angeblich wollte China von Russland ein funktionstüchtiges Sojus-Raumschiff zu Studienzwecke kaugen, der Preis war aber so hoch, dass die Chinesen nur eine abgespeckte Variante erwarben und vieles selbst entwickelten.
Im Gegensatz zur Sojus-Kapsel besitzt beispielswise das Shenzhou-Modul, das auf der Umlaufbahn zurückbleibt, eigene Solarpanels und ein unabhängies Flugkontrollsystem, sodass es als Mini-Raumstation weiterfunktionieren kann, auch wenn das Kommandomodul längst zur Erde zurückgekehrt ist.
/ Zwischenbemerkung: dies imponiert mich sehr: die Schiffe werden so autarker und erbringen weiterhin Leistungen für viele Jahre /
Der Raumanzug für die Taikonauten hingegen ist eine exakte Kopie des russischen Druckanzugs, des Sokol.
/Info über einen früheren Test (es gab eine Menge Tests u.a. mit Puppen und Tiere)/
An Bord der unbemannten Kapsel waren unter anderem drei befruchtete Hühnereier, die unbeschadet zur Erde zurückgelangten. Die drei Küken, die kurz danach schlüpften, machten Schlagzeilen rund um die Welt.
Gestartet werden die chinesischen Raumkapseln mit Trägerraketen vom Typ Chang Zheng, auf Deutsch Langer Marsch. Vor über 30 Jahren brachte eine derartige Rakete den ersten chinesischen Satelliten ins All. Weiterentwickelte Versionen werden seither auch für kommerzielle Zwecke gebraucht, zum Beispiel für den Start von Kommunikationssatelliten.
/Zur Überwachung des Flugs / zum chinesischen Kontrollzentrum/
Damit der Shenzhou-Flug ... rund um die Erde überwacht werden kann, setzt China vier Schiffe ein, die unter anderem zur Überwachung von militärischen Raketentests gebaut wurden. Russland besass einst eine ähnliche Flotte, musste diese aber aus Kostengründen stilllegen.
/Zur Überwachung der Landung/
Um das heikle Manöver unter Kontrolle zu haben, verhandelte China mit Namibia. Vor drei Jahren unterzeichneten beide Länder eine Vereinbarung, kurz darauf errichteten die Chinesen in der Nähe der Stadt Swakopmund eine Bodenstation mit zwei Antennen.
Mehr als drei Milliarden Franken hat China in den letzten zehn Jahren in das Programm für eine bemannte Raumfahrt gesteckt - wenig mehr als die Hälfte des Betrags, den die Nasa jährlich für den Space Shuttle ausgibt.