Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt

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Beverly

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Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« am: 02. September 2003, 22:24:23 »

1. Stagnation in der Raumfahrt


Nach den Apollo-Missionen setzte die NASA das Mondprogramm nicht fort, obwohl eine bemannte Mondstation ein ideales Sprungbrett zur weiteren Erschliessung des Weltraums gewesen wären.
Das Weltraumlabor "Skylab" stürzte ebenso ins Meer wie die "Mir" und die Zukunft der ISS ist ungewiss.
Entwürfe für billige Systeme zum Flug in den Erdorbit und Weltraumkolonien gibt es seit Jahrzehnten, nur blieben sie bisher in den Schubladen.

Warum ist die bemannte Raumfahrt drei Jahrzehnte auf der Stelle getreten? Wie lässt sich die Stagnation überwinden?

2. Was ist in der bemannten Raumfahrt in der nächsten Zeit  besonders wichtig?

1. eine Senkung der Kosten für nutzlast durch verbesserte Antriebe
2. die kommerzielle Nutzung des erdnahen Weltraums durch Fabriken für Produktion in Schwerelosigkeit und Weltraum-Tourismus
3. die Gewinnung von Rohstoffen von anderen Himmelskörpern (Mond, Asteroiden)
4. Expeditionen zu anderen Planeten (Mars, Merkur, Jupitermonde)
5. der Bau von Weltraumkolonien für Auswanderer von der Erde

3. Wer soll in Zukunft bei der Entwicklung der Raumfahrt federführend sein?

1. staatliche Einrichtungen in der Art von NASA und ESA
2. private Unternehmen, Konzerne und innovationsfreudige Kapitalisten
3. von Bürgern gegründete und kontrollierte Stiftungen, Initiativen und Gemeinschaftsunternehmen

4. Raumfahrt und Probleme auf der Erde. Mögliche Ansätze:

1. die Raumfahrt muss vorangetrieben werden, egal ob andere Probleme gelöst werden
2. die Weiterentwicklung der Raumfahrt kann einen wichtigen Beitrag zur Überwindung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Stagnation leisten
3. man sollte erst dann die Raumfahrt vorantreiben, wenn die Probleme auf der Erde gelöst sind

Sven_Knuth

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Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #1 am: 02. September 2003, 22:59:41 »
Zitat
 
Warum ist die bemannte Raumfahrt drei Jahrzehnte auf der Stelle getreten? Wie lässt sich die Stagnation überwinden?

Die Stagnation hat verschiedene Ursachen. Einmal politische Entscheidungen für den Shuttle und gegen eine bemannte Marsmission, den Ende des kalten Krieges und damit das Ende des Space-Race.und die Verfestigung von Strukturen in der Industrie und den Agenturen die zwar viel Geld absorbieren aber wenig dafür herstellen.


Zitat
2. Was ist in der bemannten Raumfahrt in der nächsten Zeit  besonders wichtig?

Die Steuerzahler für Raumfahrt zu begeistern, mehr Hardware für das gleiche Geld in den Weltraum zu bringen und klare politische Vorgaben für strategische Ziele zu machen bei gleichzeitigem Rückzug der Politiker von den projektbezogenen Entscheidungen (beispielsweise der Politiker am grünen Tisch für die Ariane 5 oder andere Detailsfragen die die Agenturen zu regeln hätten).

Zitat
1. eine Senkung der Kosten für nutzlast durch verbesserte Antriebe
2. die kommerzielle Nutzung des erdnahen Weltraums durch Fabriken für Produktion in Schwerelosigkeit und Weltraum-Tourismus
3. die Gewinnung von Rohstoffen von anderen Himmelskörpern (Mond, Asteroiden)
4. Expeditionen zu anderen Planeten (Mars, Merkur, Jupitermonde)
5. der Bau von Weltraumkolonien für Auswanderer von der Erde

Die Kosten für Nutzlasten in den Weltraum sind keineswegs utopisch hoch. Die Satelliten finanzieren sich z. B. prima und trotzdem kann sich jeder Satellitenfernsehen leisten. Weltraumtourismus als Massentourismus werden wir nicht so schnell erleben, ich sehe ihn auch nicht als vordringliches Ziel. Das wird vermutlich irgendwann von alleine kommen. Die Raumfahrt muss sich auch technologische Grundlagenforschung konzentrieren die bemannte und unbemannte Erforschung des Sonnensystems.

Zitat

3. Wer soll in Zukunft bei der Entwicklung der Raumfahrt federführend sein?

1. staatliche Einrichtungen in der Art von NASA und ESA
2. private Unternehmen, Konzerne und innovationsfreudige Kapitalisten
3. von Bürgern gegründete und kontrollierte Stiftungen, Initiativen und Gemeinschaftsunternehmen

Niemand davon :D Die Aufgaben müsse sinnvoll voneinander abgegrenzt sein, bzw. findet jeder seine Nische. Die Politik muss die langfristigen Ziele vorgeben wie beispielsweise: "Bemannte Erforschung des umliegenden Weltraums". Daraus müssen die Agenturen dann Projekte und Missionen machen, die im Rahmen des mit der Politik ausgehandelten Budgets möglich sind. Für die Umsetzung bedienen sich die Agenturen dann auch der Industrie aber auch der Universitäten.

Zitat

4. Raumfahrt und Probleme auf der Erde. Mögliche Ansätze:

1. die Raumfahrt muss vorangetrieben werden, egal ob andere Probleme gelöst werden
2. die Weiterentwicklung der Raumfahrt kann einen wichtigen Beitrag zur Überwindung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Stagnation leisten
3. man sollte erst dann die Raumfahrt vorantreiben, wenn die Probleme auf der Erde gelöst sind


Raumfahrt und Probleme sind erstmal unabhängig voneinander. Wenn man erst hätte auf die Lösung aller Probleme warten wollen, bevor man mit Forschen anfängt, wären wir noch in der Steinzeit, aber ohne Feuer. Außerdem ist genug Geld da. Mit dem Militärbudget der USA dieses Jahres könntest du eine ganze Armada von Raumschiffen bauen. Wenn du nur die EU Agrarsubventionen um 10% kürzt, steht in 20 Jahren der erste Europäer auf dem Mars, ohne internationale Zusammenarbeit.

Außerdem kann die Raumfahrt auch lebensrettend sein. Die Gefahr, dass ein Asteroid in den nächsten hundert Jahren auf die Erde stößt, der viele Millionen - vielleicht 100 Millionen - Menschen tötet, ist jedenfalls etwas so groß wie wie beim Lottospielen einen Vierer zu haben, ich hatte schonmal einen....
Gerade heute ging ja wieder diesbezüglich etwas durch die Presse.

Sven

hesaenger

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Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #2 am: 03. September 2003, 06:36:47 »
Hallo,

richtig, die Entscheidungen für große Projekte wie eine Raumstation oder eine Mond- oder Marsmission können nur aus der Politik kommen. Die Politik stellt das Geld bereit, also muss die Politik auch Motive geliefert bekommen, solche Entscheidungen zu treffen.

Die Ausführung solcher Projekte sollte in der Kompetenz der Raumfahrtagenturen liegen. Diese sollten solche Aufgaben koordinieren können, die Technologien einschätzen und einzelne Aufträge ausschreiben und vergeben können.

Welche Technologien für welche Aufgaben? Wernher von Braun hielt seine Saturn V für eine Übergangslösung. Für den dauernden Gebrauch zu teuer und vor allem zu schwierig zu handhaben. So stellt sich auch wirklich die Frage, wie teuer käme heute eine Saturn V und wären die Raumfahrtagenturen heute in der Lage, überhaupt die sehr viel aufwendigeren Procederes dafür zu gewährleisten?

Voll wiederverwendbare Systeme werden vorläufig nicht die notwendige Nutzlast für zum Beispiel bemannte deep space Missionen haben. So hat uns vielleicht Russland mit der Energia den derzeit sinnvollsten Kompromiss für Schwerlasttransporte vorgeführt.

Diese Entscheidungen muss man aber nicht aus dem Bauch heraus treffen, prinzipiell gibt es genügend Kompetenz entsprechende Vorschläge vorzustellen, deren Ziel einzig eine anschließende Verwirklichung sein darf.

Beverly

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Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #3 am: 03. September 2003, 10:16:25 »
Eine weitere Frage: wer kann was machen für die Raumfahrt?

Ich sehe da drei Bereiche:

Techniker/Ingenieure und Naturwissenschaftler erarbeiten die Fragestellungen für die Forschung, entwickeln und bauen Raumfahrzeuge, Habitate, Sonden und Satelliten.

Politik und Wirtschaft sind dafür zuständig, Gesamtkonzepte zu entwickeln und sie so zu entwickeln, dass sie nicht bis in alle Zukunft nur am Tropf des Staatshaushaltes hängen. D. h. neben der ihrer Natur nach immer von Haushaltsmitteln oder Spenden abhängigen Grundlagenforschung muss es in der bemannten Raumfahrt zunehmedn Bereichte geben, die sich selbst tragen.

Die Raumfahrt populär machen und das Interesse an ihr wachhalten können Schriftsteller - Science Fiction - und Künstler - Space Art.

Ich denke, die Raumfahrt basiert auf den "harten" Naturwissenschaften. So sind ohne Raumfahrzeuge, bei denen die Energetik stimmt, alle Visionen von Politikern, Unternehmern oder auch Künstlern nur leere Hirngespinste.
Allerdings habe ich den Eindruck, dass zumindest für den erdnahen Weltraum und das innere Sonnensystem relativ billige Raumfahrzeuge durchaus möglich sind. Nur versauern ihre Entwürfe in den Schubladen, weil Politik, Wirtschaft und Intellektuelle keine Visionen entwickeln, in denen sie zur Anwendung kommen können.

hesaenger

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Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #4 am: 03. September 2003, 11:43:11 »
Hallo,

Zitat
Eine weitere Frage: wer kann was machen für die Raumfahrt?


Das lässt sich nicht so klar durch Disziplinen trennen. Ausreichende Kapazität haben nur die unterschiedlichen Institutionen bis hin zur Industrie. Diese beschäftigen dann Ingenieure, Wissenschaftler, Manager, Bertriebswirte, Künsler, Juristen etc ( Die Reihenfolge soll keine Wertung darstellen) die dann entsprechend der Vorgaben ihrer Vorstände eingesetzt werden. Also werden tatsächlich die Interessen der einzelnen Institutionen vertreten.


Zitat

Allerdings habe ich den Eindruck, dass zumindest für den erdnahen Weltraum und das innere Sonnensystem relativ billige Raumfahrzeuge durchaus möglich sind. Nur versauern ihre Entwürfe in den Schubladen, weil Politik, Wirtschaft und Intellektuelle keine Visionen entwickeln, in denen sie zur Anwendung kommen können.


Leider ist das so nicht ganz wahr. Derzeit die günstigste Weise bemannt ins All zu fliegen ist die Soyouz. Hier kostet ein Start zwischen 30 und 40 Mio. Alle bisherigen Konzepte sind tatsächlich an naturwissenschaftlich oder finanziell verursachten Hürden gescheitert. Natürlich stimmt es, daß immer wieder viel Geld für Papierstudien verbraten wird, deren Ausgang eigentlich von vorn herein bekannt ist und letztenendes ist dies auch nur eine allgemeine Technologiesubvention. Um wirklich billiger ins All zu kommen, werden wir aber technologische Durchbrüche brauchen, die bislang nicht absehbar sind :-( Das Thema "Wiederverwendbar" alleine hat seine Aktualität etwas eingebüst, da dies nur bei einem regen Flugverkehr funktionieren kann. Dieser scheint sich aber absehbar nicht zu entwickeln :-(

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Offline pikarl

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Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #5 am: 07. September 2003, 12:59:20 »
Zitat
[...] Um wirklich billiger ins All zu kommen, werden wir aber technologische Durchbrüche brauchen, die bislang nicht absehbar sind :-( Das Thema "Wiederverwendbar" alleine hat seine Aktualität etwas eingebüst, da dies nur bei einem regen Flugverkehr funktionieren kann. Dieser scheint sich aber absehbar nicht zu entwickeln :-(


Mich wundert es nur, warum die dann dem Orbital Space Plane-Konzept (OSP) für ein neues Shuttle folgen. Denn es ist wohl absehbar, dass die Starts dieses OSPs nicht eindeutig unter dem der heutigen Shuttle-Starts liegen dürfte. Zusätzlich hat der OSP ja den Nachteil, keine große Nutzlast zusätzlich zu den transportierten Raumfahrern in den Orbit bringen zu können (im Gegensatz zum Space Shuttle).

Natürlich ist dies hier wiederum ein ideologisches Problem: Warum in ein "Wegwerfsystem" (d.h. Kapsel) investieren (auch wenn es günstiger ist), wenn bereits die letzten beiden Jahrzehnte ein wiederverwendbares System im Einsatz war? - Das wäre ja für die breite amerikanische Öffentlichkeit ein großer Schritt zurück.  >:(

Ich denke es würde die Raumfahrt sehr viel effektiver und leistungsstarker (und zudem sicherer machen), würde der bemannte Raumflug nur in Kapseln durchgeführt werden und die Lastentransporte mit Hilfe von umbemannten Schwerlastträgern à la Proton, Atlas 5, Ariane 5, Delta IV usw. Jedenfalls wäre dieses Vorgehen so lange günstiger, bis der von Herrn Sänger angesprochene Technologiedurchbruch stattfindet.

hesaenger

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Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #6 am: 08. September 2003, 07:01:12 »
Hallo,

die Raumfahrt steht derzeit vor einer Neuorientierung. Wie fordert es ein US Kongressmann? Man will wieder ein Programm, dass wissenschaftlich, wirtschaftlich und ideell ein solcher Erfolg wie seinerzeit das Mondprogramm wird. Obwohl aber seitdem viel wissenschaftliche Kompetenz aufgebaut wurde hat die Entscheidungskompetenz nicht unbedingt im gleichen Maße zugenommen. Man versucht also herauszufinden, welche der schon gemachten Investitionen gerettet werden können und wohin es in Zukunft weiter geht.
Heute will die NASA ihr Konzept für den künftigen Betrieb des Shuttles vorstellen. Davon wird dann einiges abhängen.
Das OSP sollte ein Teil des künftigen US Programms werden. Auch ein teilweise wiederverwendbares Trägersystem hat reale Vorteile. Aufwendigere Strukturen sind eben wiederverwendbar und man kann auch größere Bauteile diesseits von 20g wieder zurückbringen, bzw. überhaupt zurückbringen.
Letztlich sollte die Entscheidung davon abhängen, was man künftig tatsächlich im All machen will. Eine Raumstation, bzw. die ISS weiterführen, größere Satelliten mit Astronauten betreuen können, vielleicht eine Beobachtungsstation auf dem Erdmond einrichten oder wirklich Flüge im inneren Sonnensystem aufnehmen können oder auch nur in der Lage zu sein größere Meteoriten zu beeinflussen. Das Transportszenario wird je nach dem unterschiedlich aussehen und wie wir inzwischen gelernt haben sollten, es gibt kaum Universallösungen da die Margen in der Raumfahrt einfach zu gering sind.
Also, die Entscheidung ob Kapsel, teilweise wiederverwendbar mit einem mehrstufigen Konzept ähnlich dem Shuttle oder dann Hermes, oder schließlich ein voll wiederverwendbares Konzept hängt daran wie oft, wohin und mit welcher Nutzlast man fliegen will.
Also, es geht darum ein Ziel zu setzten und dieses dann zu verfolgen. Die Geräte müssen dem Ziel dienen und nicht umgekehrt. Alles andere ist viel zu teuer!
« Letzte Änderung: 08. September 2003, 09:11:08 von hesaenger »

Beverly

  • Gast
Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #7 am: 23. September 2003, 17:52:57 »
auf http://www.solidaritaet.com/fusion/1998/4/ehricke.htm

Aus FUSION 4/1998:
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WELTRAUMFORSCHUNG

Die Anthropologie der Raumfahrt
Von Krafft A. Ehricke


Wenn in diesen Monaten mit dem Zusammenbau der internationalen Raumstation begonnen wird, macht der Mensch einen weiteren, entscheidenden Schritt zur Eroberung des Weltraums. Dauerhaft werden Menschen im Weltraum arbeiten und forschen und sich ein Sprungbrett für Reisen zu noch ferneren Welten schaffen. Die folgende grundlegende Betrachtung über die Rolle des Menschen im All hat der Weltraumpionier Krafft Ehricke bereits 1957 geschrieben; sie klingt auch heute noch wie ein Vermächtnis, auf das sich zu besinnen lohnt, bevor man sich zu sehr in technischen (und politischen) Einzelheiten der heutigen praktischen Probleme der Raumfahrt verliert. Krafft Ehricke war schon mit 12 Jahren von der Raumfahrt begeistert, forschte dann in Peenemünde und gelangte nach dem Krieg wie viele seiner Kollegen nach Amerika, wo er sich vor allem mit neuartigen Raketenantrieben beschäftigte. Seine "Anthropologie der Raumfahrt" erschien in dem Magazin Astronautics. Jg.2, Nr.4, 1957.
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In den Vereinigten Staaten und anderen Ländern werden heute Milliardensummen für die Entwicklung einer Technologie ausgegeben, bei der alles dafür spricht, daß sie eine astronautische Technologie ist oder zumindest wird. Das ist eine schöne Genugtuung für diejenigen, die in der ersten Hälfte des Jahrhunderts dafür gekämpft haben, daß die Raumfahrt als ernstzunehmende, praktikable und des Aufwands werte Anstrengung anerkannt wird, und das nicht in einer fernen Zukunft, sondern jetzt, in diesem Jahrhundert und zu unseren Lebzeiten.

Das Ringen um die technische und wissenschaftliche Anerkennung der Raumfahrt ist gewonnen. Daß aber die Astronautik als lebenswichtiger Teil unserer Zukunft anerkannt wird, und nicht nur als technisches oder wissenschaftliches Spezialgebiet, dieser Kampf hat gerade erst begonnen. Die Astronautik ist die Wissenschaft davon, im Weltraum zu arbeiten und zu anderen Welten zu reisen. Dies ist von solcher Tragweite, daß es immer wichtiger wird, ebenso sehr die Philosophie dieser neuen Wissenschaft zu entwickeln wie die Nützlichkeitsaspekte.

Da die Vorkämpfer der Raumfahrt in ihr eine der grundlegendsten und außergewöhnlichsten Ideen der Menschheitsgeschichte erkannten, überrascht es nicht, daß bereits viele Gedanken zu diesem Thema entwickelt worden sind: angefangen mit Konstantin Ziolkowskij, dessen unerschütterlicher Glaube an die kosmische Mission der Menschheit vor etwa 60 Jahren den Anbruch des astronautischen Pionierzeitalters einläutete, und weiter mit Hermann Oberth, Willy Ley, A.C. Clarke, A.V. Cleaver, Wernher von Braun und Eugen Sänger. Angesichts der grundsätzlichen Übereinstimmung bei allen, die sich für die Raumfahrt einsetzen, sind gewisse Überschneidungen bei den von diesen Pionieren und anderen dargelegten Gedanken und Argumenten nicht zu vermeiden.

Aber die Philosophie der Astronautik ist jung und fruchtbar. Ihre zahllosen Implikationen sind bei weitem nicht erschöpft. Aus diesem Grunde möchte der Autor, der seit fast 20 Jahren damit befaßt ist, die Astronautik als technische und kulturelle Mission zu studieren und voranzubringen, einige zusätzliche Gedanken zu diesem Thema anstellen.

Die Idee der Raumfahrt birgt eine ungeheure Kraft in sich, weil sie den Menschen an praktisch allen Fronten seiner physischen und geistigen Existenz herausfordert. Die Vorstellung, zu anderen Himmelskörpern zu fliegen, spiegelt im höchsten Grade die Unabhängigkeit und Gewandtheit des menschlichen Geistes. Sie verleiht den technischen und wissenschaftlichen Unternehmungen des Menschen höchste Würde. Vor allem aber berührt sie die Philosophie seiner Existenz überhaupt. Folglich kennt die Idee der Raumfahrt keine Staatsgrenzen, erkennt keine Unterschiede historischer oder ethnischer Abstammung an und durchdringt das Gewebe des einen soziologischen oder politischen Weltbildes ebenso rasch wie das eines anderen.

Als technisches Konzept ist die Astronautik allumfassend und revolutionärer als alles, was der Mensch bisher erdacht hat, selbst die Atomtechnik eingeschlossen. Als wissenschaftliches Konzept wird sie praktisch alle Bereiche stimulieren und erneuern, von der Astronomie bis zur Zoologie. Sie ist von solcher soziologischer und politischer Tragweite, daß zukünftige Generationen sogar die kühnsten Vorhersagen unserer Zeit wohl noch als "zurückhaltend" bezeichnen werden.

Vorwärtstreibender Geist

Deswegen hat vielleicht die Raumfahrt in unserer heutigen komplexen und gespaltenen Welt die größte Anziehungskraft. Sie verspricht weniger unmittelbaren materiellen Gewinn als die Atomtechnik. Dennoch, oder vielleicht gerade deswegen, ist ihre geistige Anziehungskraft so stark - denn sie symbolisiert ja geradezu, daß der Mensch die Fähigkeit noch nicht verloren hat, den Gordischen Knoten alter Vorstellungen, die seine Entwicklung behindern, zu durchschlagen und scheinbar unüberwindliche physikalische Hindernisse zu überwinden.

Wenn es hier gelingt, gelingt es uns schließlich auch in anderen Bereichen des heutigen Lebens, in denen der Mensch hoffnungslos für immer festgefahren zu sein scheint.
Ein Gefühl von Enthusiasmus und unverfälschtem Interesse scheint alle zu ergreifen, die sich mit Raumflug und Astronautik beschäftigen: Schulkinder, die darüber etwas lernen, Kongreßabgeordnete, die Gelder dafür bewilligen, politische Führer in Ost und West, die den Beitrag ihrer Länder dazu rühmen, und last, but not least die Wissenschaftler und Ingenieure, die die Pionierarbeit auf dem Weg zu ihrer Verwirklichung leisten.

Dennoch müssen wir uns der Frage stellen: "Wozu Raumfahrt?" Die Frage wird heute nur noch selten gestellt, um damit anzudeuten, daß es sich bei der Raumfahrt um eine sinnlose Verschwendung von Zeit und Geld für ein hoffnungsloses Unternehmen handeln könnte. Nur wenige Menschen zweifeln heute noch daran, daß wir beispielsweise Satelliten stationieren können, die nützlichen Zwecken dienen werden. Insoweit aber eine philosophische Rechtfertigung der weitaus größeren langfristigen Implikationen der Astronautik verlangt wird, muß darauf eine Antwort gegeben werden, und das so bestimmt, schlüssig und entschieden wie möglich. Man hat schon erkannt, daß sehr viel Denkarbeit notwendig ist, um eine solche Antwort zu geben, und wir beginnen uns gerade erst mit dem Problem zu beschäftigen. Wir sollten uns aber nicht kopflos machen lassen und hektisch versuchen, die Notwendigkeit eines sofortigen Fluges zu Venus oder Mars zu "beweisen", denn offen gesagt: Es besteht heute keine solche Notwendigkeit.

Beverly

  • Gast
Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #8 am: 23. September 2003, 17:53:45 »
Akzeptanz des Raumflugs

Wichtig zu verstehen ist, warum wir das Raumfahrzeug nach und nach so akzeptieren sollten, wie unsere Vorfahren sich schließlich an Rad und Schiff gewöhnt haben. Es gab Zeiten - die Odyssee beweist es - , in denen es für den gewöhnlichen Menschen nahezu unvorstellbar war, seine Halbinsel oder Insel zu verlassen und über den Horizont hinaus ins Unbekannte zu segeln. Und im Prinzip haben wir uns bis heute nicht sehr verändert, denn auch heute können sich viele von uns die Erde nicht (höchstens auf eine ganz allgemeine Weise) als eine Insel vorstellen, von der eines Tages viele Menschen zu fernen, uns noch unbekannten Orten aufbrechen werden, oder die eines Tages von Menschen aus fernen Welten besucht werden könnten wie ein Amerikaner heute das Land seiner eingewanderten Väter besucht.

Als Beitrag zur Beantwortung der großen Frage schlage ich eine breite Perspektive als Grundlage vor, indem wir drei Grundgesetze der Astronautik formulieren und dann die Implikationen dieser Gesetze untersuchen.

Erstes Gesetz: Unter dem Naturrecht dieses Universums erlegt nichts und niemand dem Menschen irgendwelche Beschränkungen auf außer er sich selbst.

Zweites Gesetz: Das rechtmäßige Betätigungsfeld des Menschen ist nicht nur die Erde, sondern das ganze Sonnensystem und soviel vom Universum, wie er unter den Naturgesetzen erreichen kann.

Drittes Gesetz: Indem er sich im Universum ausbreitet, erfüllt der Mensch seine Bestimmung als Element des Lebens - ausgestattet mit der Macht der Vernunft und der Weisheit des Moralgesetzes in sich.

Diese Gesetze sind die Grundpfeiler der Raumfahrt, der Entwicklung moderner Raketentechnik (sowie anderer Technologien, vor allem der atomaren) und unserer ehrgeizigen Pläne und Hoffnungen bezüglich der Zukunft der Astronautik.

Das erste Gesetz

Das erste Gesetz ist die Aufforderung der Astronautik an den Menschen, eine neue "Unabhängigkeitserklärung" zu schreiben: die Unabhängigkeit von apriorischem Denken, von unkritisch akzeptierten Bedingungen, oder anders gesagt, von einer vergangenen und grundsätzlich anderen prätechnologischen Welt, die ihm noch anhängt.

(...)

Das riesenhafte Ausmaß der Astronautik ist zweifellos einer der unmittelbaren Gründe, warum sie eine so faszinierende Herausforderung darstellt. Sie verheißt es dem Menschen, dahin zu gelangen, wo er noch nie gewesen ist, und wendet sich deshalb unmittelbar an seine angeborene Neugier, Abenteuerlust und Forscherdrang. Doch der wohl tiefste Grund ruht in einer Vergangenheit, die so fern liegt, daß es die Lebensspanne der menschlichen Gattung noch weit übersteigt. Ein Kennzeichen des Lebens auf diesem Planeten, den Menschen eingeschlossen, ist das Streben zu expandieren, sich auszudehnen, instinktiv in aggressiver Weise auf Unbekanntes zu reagieren und das scheinbar Unerreichbare als Provokation aufzufassen, die nicht unbeantwortet bleiben darf.

Die erste große Antwort dieser Art kam, als sich das Leben von den Meeren auf das Land ausdehnte.

(...)

Dann behinderte eine neue Grenze das Leben, der Weltraum. Es gibt keine biologischen Mittel, die es Lebewesen direkt erlaubten, den Weltraum zu betreten und sich darin zu bewegen. Es ist eine faszinierende Vorstellung, daß das Leben vielleicht auf diese Herausforderung reagierte, indem es eine neue Amphibie - den Menschen - hervorbrachte, dessen ruheloser Geist über die Beschränkungen seiner biologischen Welt hinausreicht. Das menschliche Gehirn allein ist in der Lage, bestimmte höhere Eigenschaften anorganischer Materie zu nutzen, um den Weltraum zu betreten.

Damit beginnt der nächste Akt in dem gigantischen Drama, und der Mensch spielt eine Hauptrolle. Von schützenden Hüllen umgeben macht sich das Leben auf, andere Welten zu erobern. Möglicherweise geschieht dies von mehreren Kernen im All aus, die viele Lichtjahre voneinander entfernt sind.

Aus dieser Perspektive erscheint es schwer vorstellbar, daß unsere Antwort auf die Herausforderung der Raumfahrt sich auf den Bau von Erdsatelliten begrenzen sollte - es sei denn, wir erlegen uns diese Begrenzung selbst auf. Es gehört zu unserem Erbe als Kinder dieses Planeten, nach anderen Welten zu suchen und mit unseren Fähigkeiten in neue Grade der Freiheit und Unabhängigkeit hineinzuwachsen, gegenüber denen die heutigen Gesellschaften wie die unsäglichen Beschränkungen mittelalterlicher Siedlungen oder afrikanischer Stammesregeln erscheinen. Es ist eine historische Tatsache, daß Geist und Verstand des Menschen mit dem Raum wachsen, in dem er agieren kann.

Das zweite Gesetz

Die Bedeutung des zweiten Gesetzes läßt sich an den Folgen auf die zivilisatorische Entwicklung ermessen, die es hatte, als sich der europäische Mensch über die ganze Welt ausbreitete. Die europäische Zivilisation des Mittelalters, eingepfercht in der Enge ihrer kleinen, streng kontrollierten Gemeinwesen und in ein allmächtiges Glaubensdogma, war im 12. und 13. Jahrhundert gefährlich nahe daran, eine statische Zivilisation zu werden, wie das alte China, Japan, Indien oder die Inkas. Es sah aus, als läge vor ihr eine lange düstere Folge von Generationen, die immer dasselbe starre, wenn nicht gar tyrannische, soziale und philosophische System durchliefen und nur existieren durften, um dieses System zu erhalten. Die plötzliche Erkenntnis, daß die weite und schöne Erde nur darauf wartete, vom Menschen in Besitz genommen zu werden, bestürmte und ermutigte die großen Denker der damaligen Zeit, besonders Giordano Bruno, Nikolaus Kopernikus, Galileo Galilei und Johannes Kepler. Das war die krönende Errungenschaft der Renaissance, und die Welt der dogmatischen Scholastik war für immer zertrümmert.

Jetzt beginnen wir uns darüber klar zu werden, daß das Sonnensystem und wahrscheinlich sogar Teile dieser Galaxis unser sein kann. Die Konsequenzen der praktischen Anwendung des zweiten Gesetzes der Astronautik auf alle Phasen des menschlichen Daseins in den kommenden Jahrhunderten spotten beinahe unserer Vorstellungskraft, so wie die heutige Welt den Pionieren der Renaissance praktisch unvorstellbar war. Wir bauen heute lediglich die Schiffe für jene Männer und Frauen, die in eine neue Ära der Entdeckungen eintreten werden und damit die Grundlagen für die legen, die nach ihnen kommen und planetare Technologien entwickeln und kosmische Zivilisationen schaffen werden.

Das dritte Gesetz

Das dritte Gesetz bezeichnet diesen anthropologischen Charakter von Weltraumunternehmen, wie wir Menschen ihn verstehen können. Es impliziert nicht, daß eine brutale Eroberung anderer Welten, wie bei der Kolonisierung unserer Welt häufig geschehen, wünschenswert wäre. Es proklamiert aber das natürliche Recht des Menschen, alle Teile des Universums, die ihm erreichbar sind, zu entdecken und mit menschlicher Fertigkeit und Weisheit zu befruchten - ob sie von intelligenten Wesen bewohnt sind oder nicht. Dieses Recht steht genausogut anderen Zivilisationen im Universum zu, wenn sie uns zuerst erreichen können oder wenn sie im Zuge ihrer Expansion andere Welten vor uns erreichen.

Über das Resultat eines menschlichen Zusammentreffens mit anderen Zivilisationen im Weltall, wenn und zu welchem Zeitpunkt dies überhaupt jemals eintreten wird, läßt sich nur spekulieren. Heute ist lediglich maßgebend, daß der Mensch die einzige uns bekannte Quelle intelligenten Lebens ist und daß dies ihm das Recht gibt, die Grundlagen seiner Existenz bis an die Grenzen seiner Fähigkeiten zu erweitern, zu entwickeln und zu bereichern. Im Lichte dieser Perspektive sind, so fortgeschritten uns das schon erscheinen mag, Expeditionen zu anderen Planeten (das "Zeitalter der Entdeckung") nur ein Anfang.

Wenn alle notwendigen Erkenntnisse beisammen sind, könnten zukünftige Generationen Lösungen für das Problem finden, an anderen Orten in unserem Sonnensystem oder sogar im interstellaren Raum zu leben, womit die Raumfahrt ihre endgültige anthropologische Bedeutung erhielte. Daß wir den Nutzen eines Lebens an anderen Orten im Weltraum heute nur sehr allgemein angeben können, ist dabei nicht besonders wichtig, denn wir sind heute etwa so kompetent, dies zu beurteilen, wie Demokrit den Nutzen des Wissens über die Atome beurteilen konnte, dem er so eifrig nachging.

Das soll nicht heißen, daß man den praktischen Nutzen völlig außer acht lassen sollte. Im Gegenteil. Dennoch hat die Astronautik, wie alle großen Unternehmungen, sowohl einen unmittelbar-utilitaristischen als auch einen langfristig-grundsätzlichen Aspekt. Die Nützlichkeit eines bestimmten Projekts wie etwa eines künstlichen Satelliten, einer Mondsonde oder eines künstlichen Kometen festzustellen, ist nicht nur sinnvoll, sondern unabdingbar. Wir können auch den Nutzen eines bemannten Erkundungsfluges zur Venus oder zum Mars bestimmen. Aber alle diese Nützlichkeiten beschränken sich auf spezifische wissenschaftliche oder technische Überlegungen oder Argumente militärischer oder politischer Zweckdienlichkeit. Sie stellen eine professionelle Herausforderung für eine begrenzte Gruppe von Menschen dar, so wie ein Überschallflugzeug, das Teleskop auf dem Mount Palomar, ein unbezwungener Berggipfel oder ein Sandsturm auf dem Mars.

Wenn das alles wäre, könnte man die Raumfahrt nach Belieben tun oder bleiben lassen. Doch die anthropologische Herausforderung der Raumfahrt reicht viel tiefer. Ihre Perspektive und Bedeutung, die allein ihr diese quasi magnetische Anziehungskraft verleiht, läßt sich nur aus den langfristigen Aspekten ableiten, die sie in eine Reihe mit den Höhepunkten des Lebens auf diesem Planeten überhaupt stellen.


Realismus der Vision

Wir müssen realistisch sein; aber es gibt einen falschen Realismus, einen ängstlichen und statischen, der dem Menschen aufträgt, nur für seine Existenz zu leben und nicht am Althergebrachten zu rütteln. Der Realismus, den wir brauchen, ist ein Realismus der Vision - der Realismus eines Kolumbus und der amerikanischen Verfassung, eines Benjamin Franklin, eines Albert Einstein, eines Konstantin Ziolkowskij und eines Hermann Oberth.

Das ist der Realismus, der von unserem ersten Gesetz lebt, der eigentlichen Grundlage der menschlichen Entwicklung: dem Gesetz, welches besagt, daß wir frei in diesem unseren Universum wachsen können, solange wir uns nicht selbst das Joch um den Hals legen. Handeln wir in diesem Geist, dann wird es nicht schwer sein, mit den unmittelbaren Nützlichkeiten umzugehen, die zu Recht die formale Rechtfertigung für jede der aufeinander folgenden Phasen der astronautischen Entwicklung bilden.

Wie immer wir die Astronautik betrachten, wir kommen nicht umhin zu spüren, welche Herausforderung für das menschliche Schicksal sie ist. Aus diesem Grund braucht die Raumfahrt die Unterstützung aller zivilisierten Nationen, und sie wird sie auch finden, während wir uns mühsam und schrittweise auf das kosmische Zeitalter des Menschen zubewegen.

Beverly

  • Gast
Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #9 am: 23. September 2003, 17:56:39 »
Dass Essay von Krafft A. Ehricke ist nach fast 50 Jahren noch so aktuell wie zum Zeitpunkt seines Erscheinens und es hat mir aus dem Herzen gesprochen.
 

Beverly

  • Gast
Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #10 am: 25. September 2003, 18:27:39 »
Auf

http://www.aiaa.org/participate/Uploads/Siegfried_Benefits.pdf

gibt es das 9-seitige Essay

"Space Colonization—Benefits for the World" von W. H. Siegfried

U. a. steht da:

"We have begun to colonize space, even to the extent of early space tourism. Our early Vostok, Mercury, Gemini, Apollo, Skylab, Spacehab, Mir and now ISS are humankind’s first ventures toward colonization. Efforts are underway to provide short space tours, and endeavors such as the X-Prize are encouraging entrepreneurs to provide new systems. Many believe that extended space travel (colonization) will do for the 21st century what aviation did for the 20th. Our current concerns including terrorism, hunger, disease, and problems of air quality, safe abundant water, poverty, and weather vagaries tend to overshadow long-term activities such as Space Colonization in the minds of many. Our leading “think tanks” such as the Woodrow Wilson International Center for Scholars and the Brookings Institute do not rate space travel high on lists of future beneficial undertakings even though many of the concerns listed above are prominently featured. It is the contention of this paper that Space Colonization will lead toward solutions to many of the emerging problems of our Earth, both technological and sociological. The breadth of the enterprise far exceeds the scope of our normal single-purpose missions and, therefore, its benefits will be greater."
« Letzte Änderung: 25. September 2003, 18:28:40 von Beverly »

Beverly

  • Gast
Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #11 am: 23. September 2003, 12:53:29 »
Raumfahrende Staaten

sind die USA, Russland, die EU über die  ESA und China. Die USA haben die ambitionierteste Technik und das meiste Geld, Russland hat die solideren Systeme, aber kein Geld. Der EU mangelt es an Visionen und sie läuft Gefahr, von China überholt zu werden.

Die Industrie

schwankt zwischen dem bequemen Dasein als Auftragnehmer für Raumfahrt-Projekte und grossartigen Visionen für eine kommerzielle Nutzung des Weltraums. Stichworte: Weltraum-Tourismus und Herstellung von Werkstoffen in Schwerelosigkeit und Hochvakuum.

Konzepte und Ideen

gibt es viele, doch die meisten kommen nicht über das Dasein im Computer, auf Papier oder als Modell hinaus. Andere werden mit grossem Aufwand begonnen, um dann ohne nutzbares Ergebnis abgebrochen zu werden.

Bemannte Raumfahrtmissionen

blieben zu oft grandiose Einzelvorhaben, nach denen der nächste Schritt unterblieb. Musterbeispiel ist für mich die Apollo-Mission. Einige Jahre widmeten sich die USA mit enormen Aufwand dem Mond, um ihn danach fast im Wortsinne links liegen zu lassen. Neil Armstrong machte seinen grossen Schritt mehr für sich selbst als für eine Menschheit, die 34 Jahre danach die erste Mondlandung weitgehend vergessen hat. Ein grosser Schritt für die Menschheit wäre es nur gewesen, wenn der Mondlandung eine Mondstation und die Erforschung und Erschliessung gefolgt wären.
So ein Schnellschuss darf sich beim Mars nicht wiederholen!

Die Begeisterung

ist zumindest bei einem Teil der Bevölkerung da, nur werden sie von Wirtschaft und Politik nicht angesprochen.

Die Raumfahrt tritt auf der Stelle

und das liegt auch an organisatorischen Defiziten, "dank" derer nicht einmal das derzeit technisch Machbare und physikalisch Mögliche zustande kommt.

Was wir brauchen und wollen:

1. Systeme für die Erschliessung des erdnahen Weltraums.
2. Systeme für die Erschliessung anderer Himmelskörpern - Mond, Mars, erdnahe Asteroiden.

Das beinhaltet Raufahrzeuge und Habitate, die auf anderen Himmelskörpern nach Möglichkeit vor Ort vorhandene Ressourcen nutzen.
"Erschliessung" bedeutet, die Voraussetzungen für einen dauerhaften Aufenthalt von Menschen im Weltraum für wissenschaftliche und kommerzielle Zwecke zu schaffen.

Die Infrastruktur im Weltraum

müsste daher folgende Komponenten haben:

1. ein System für den Flug zwischen der Erde und dem Erdorbit.
2. eine dauerhaft bewohnte Raumstation im Erdorbit, die u. a. als "Umsteigebahnhof" dient.
3. ein System für Reisen zwischen dem Erdorbit und dem Mond (evtl. auch für Flüge zu erdnahen Asteroiden); ob "Umsteigen" im Mondorbit sinnvoll ist, sei dahingestellt.
4. ein System für Reisen zwischen dem Erdorbit und dem Marsorbit
5. ein System für Flüge zwischen Marsorbit und Marsoberfläche.

Die nächste Generation dieser Systeme

muss schnell realisierbar und relativ billig sein. Deshalb sollte man sich auf sauber durchgeplante Systeme mit den vorhandenen Technologien beschränken - chemische Antriebe (evtl. ergänzend solarelektrische Ionenantriebe und Solarsegel) und die Frage nach "Einweg" oder "Mehrweg" danach beantworten, was günstiger ist.
Parallel zur Realisierung einer Infrastruktur im Weltraum mit den vorhandenen Technologien kann mit der Entwicklung von Raumfahrtzeugen der übernächsten Generation für den "Massenbetrieb" im Weltraum begonnen werden.

Die organisatorischen Voraussetzungen

für den Aufbau einer beständigen Infrastruktur im Weltraum sind recht anspruchsvoll. Man braucht:

1. Planungshorizonte von mindestens 20 Jahren.
2. Standards für in Angriff genommene Einzelvorhaben, damit sie zum Gesamtkonzept passen.
3. Jährliche Etats im Milliardenhöhen, deren Mindesthöhe im voraus festgelegt ist und die NICHT von plötzlicher Sparwut betroffen sind.
4. Die Arbeitskraft vieler Tausend mehr oder weniger hoch qualifizierter Menschen.
5. Eine überzeugende Öffentlichkeitsarbeit.

Die Ressourcen in der westlichen Welt sind vorhanden: es gibt Geld und es gibt Menschen, die sich aus vielen Gründen an der Raumfahrt beteiligen würden. Es ist nicht einmal so, dass durch ein Raumfahrtprogramm alle Ressourcen woanders weggenommen werden müssen. Meines Erachtens lassen sich vielmehr brach liegende Potenziale aktivieren. Durch spin-off-Effekte profitieren andere Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft sogar - mehr Beschäftigung, mehr qualifizierte Arbeitskräfte, mehr Nachfrage, Erfahrungen für die Organisation vergleichbar anspruchsvoller Vorhaben auf Nicht-Raumfahrt-Gebieten.

Der Knackpunkt ist die Mobilisierung der Ressourcen. Denkbar ist eine internationale Zusammenarbeit ähnlich wie bei der ISS, wobei die beteiligten Staaten (evtl. auch nicht-staatliche Akteure) verschiedene Aufgaben im Gesamtkonzept übernehmen. Allerdings müssen alle Beteiligten langfristig bindende Verpflichtungen eingehen.

Beverly

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Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #12 am: 28. September 2003, 18:34:59 »
Der grosse Aufwand, der notwendig ist, um eine Infrastruktur im Weltraum zu schaffen, könnte sich beim richtigen Herangehen als Segen für die deutsche und europäische Volkswirtschaft erweisen.

Es erfordert die Arbeit viele Tausend Menschen und dauert zwischen 5 und 20 Jahre, die geeigneten Systeme zu entwickeln.

OK, das bedeutet, dass viele Tausend hoch qualifizierter Menschen für lange Zeit sichere Arbeitsplätze haben. Mehr Menschen studieren techniksche und naturwissenschaftliche Fächer oder eignen sich erforderliche Qualifikationen per Fortbildung an, um Arbeit in der Raumfahrt zu bekommen - das stimuliert den Bildungssektor.

Zu den so direkt geschaffenen Arbeitsplätzen kommen weitere Arbeitsplätze in anderen Bereichen: angesichts der grossen organisatorischen, politischen und ökonomischen Herausforderungen im Bereich der Raumfahrt werden in ihr auch die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ihren Platz haben. Es braucht Marketing und Öffentlichkeitsarbeit und somit in diesen Bereichen Tätigen, um den Menschen Bedeutung und Nutzen der Raumfahrt zu vermitteln.

Die Menschen, die so von der Raumfahrt leben, haben wiederum Bedürfnisse, von deren Befriedigung andere Branchen leben.
So können sauber durchgeplante und konsequent realtisierte Projekte schon Nutzen bringen, bevor die erste Hardware abhebt.
Angesichts der Millionen von Arbeitslosen und der Menschen, die widerwillig einen 08/15-Job verrichten, obwohl sie ihre Qualifikationen zu mehr befähigen, ist in Europa genug Potenzial da, das ein Raumfahrtprogramm aktivieren kann.
Und parallel zur Realisierung einer auf heute verfügbaren Techniken basierenden Infrastruktur kann mit der Entwicklung von Systemen für Übermorgen begonnen werden - die unter Stagnation und Rezession leidenden Volkswirtschaften werden die Impulse daraus gierig schlucken. Wenn die Öffentlichkeit erst einmal den Zusammenhang zwischen mehr Studenten sowohl in naturwissenschaftlichen als auch geisteswissenschaftlichen Fächern, mehr Arbeitsplätzen, mehr Nachfrage und Raumfahrt begriffen hat, sind Weltraum-Hotels, Flüge zum Mars und Raumstationen kein Thema mehr. Damit die neue Quelle für Wohlstand nicht versiegt, werden Projekte angegangen, von denen heute nur die wenigsten träumen - Expeditionen zu Venus und Merkur, ein dauernd besetzter Aussenposten auf dem Jupitermond Kallisto, bemannte Missionen, die auf Europa und Titan nach Leben suchen ....

Sowohl die ökonomischen Impulse als auch die organisatorischen Erfahrungen aus der Raumfahrt werden dann für die Lösung der "Probleme auf der Erde" von Nutzen sein. Im Umkreis der Raumfahrt-Industrie werden viele Menschen Qualifikationen erwerben, die sie auch in anderen Bereichen nutzen können. Steuereinnahmen von Raumfahrt-Unternehmen und ihren Beschäftigten werden wichtige öffentliche Aufgaben finanzieren ....

Sven

  • Gast
Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #13 am: 28. September 2003, 23:04:16 »
Zitat
Raumfahrende Staaten

sind die USA, Russland, die EU über die  ESA und China. Die USA haben die ambitionierteste Technik und das meiste Geld, Russland hat die solideren Systeme, aber kein Geld. Der EU mangelt es an Visionen und sie läuft Gefahr, von China überholt zu werden.


Wie kommst du auf die Idee, der EU mangele es an Visionen? Er magelt höchstens einigen Mitgliedstaaten an Visionen. In de EU reicht es immerhin dazu, dass man gerne zuerst Menschen auf dem Mars landen möchte.

Sven

Beverly

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Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #14 am: 17. September 2003, 01:25:25 »
Ich stelle hier mal die Argumente für die Raumfahrt rein, die mir eingefallen sind. Mich interessieren mögliche Ergänzungen und vor allem, wie ihr diese Argumente bewertet und gewichtet.

1. Satellitengestützte Beobachtungs- und Kommunikationssysteme sind unverzichtbar geworden.

2. Man braucht Raumfahrt, um die Erde vor dem Einschlag eines Asteroiden zu schützen.

3. Die Raumfahrt gibt Impulse zur Entwicklung neuer Technologien.

4. Die Erschliessung des Weltraums absorbiert Kapital und Arbeitskräfte, die in anderen Wirtschaftszweigen nicht mehr gebraucht werden.
Die Raumfahrt schafft neue Wirtschaftszweige und bietet zahlreiche Nischen für neue Unternehmen.

5. Im Weltraum sind nahezu unerschöpfliche Ressourcen - Rohstoffe, Energiquellen, von niemanden beanspruchtes Territorium.

6. Kolonien im All bieten den Menschen neue Entfaltungsmöglichkeiten, für die auf der Erde kein Platz ist oder die hier niemand braucht.

7. Auswanderung in den Weltraum entlastet die überbevölkerte  Erde. Rohstoffe aus dem All ergänzen knappe terrestrische Ressourcen.

8. Die "Eroberung des Weltraums" gibt den Menschen ein positives Ziel und lenkt überschüssige Energien in eine konstruktive Richtung.

9. Bei der Erschliessung des Weltraums gemachte Erfahrungen können auch zur Lösung anderer Probleme genutzt werden. Mehr "Drive" in der Raumfahrt trägt zur Überwindung von Lähmung und Stagnation bei.


*

Offline pikarl

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Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #15 am: 17. September 2003, 08:50:18 »
Ich denke, es sollte etwas besser hervorgehoben werden, dass die Raumfahrt in erster Linie den Menschen auf der Erde hilft. Zwar ist es richtig, was du da mit Kolonien, Rohstoffen im All usw. ausführst - allerdings ist es bis heute ja nicht relevant. Alle Ziele der Raumfahrt (astrophysikalische Forschung, Experimente aller Art an Bord von Raumstationen und auch die Entwicklung neuer innovativer Techniken und Materialien) führen kommen direkt den Menschen zu gute - sei es zur Ausweitung ihres Horizonts, zur Verbesserung ihres Lebensstandards oder zur Gründung neuer Unternehmen.

Diesen Punkt würde ich etwas stärker hervorheben.  ;)

Beverly

  • Gast
Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #16 am: 17. September 2003, 10:43:20 »
Zitat
zur Gründung neuer Unternehmen.



Das halte ich auch für ein wichtiges Argument. So scheint sich rund um die Raumfahrt eine neue Spielart von Tourismus und Unterhaltung zu etablieren. Der Trip zur ISS ist derzeit zwar nur für Millionäre bezahlbar, aber ein Flug im Parabelflieger oder die Besichtigung von Raumfahrt-Einrichtungen dürften für etliche Menschen im Bereich des Möglichen liegen.

Zudem "schrumpfen" die traditionellen Wirtschaftszweige und wir brauchen dringend neue Branchen. IT war nach einem kurzen Hype schnell übersättigt, bei der Erschliessung des Weltraums dagegen sind Sättigungsgrenzen nicht in Sicht.

Obwohl Raumfahrt billiger und effektiver werden muss, verstehe ich das Gejammer über die Kosten nur bedingt.
George Bush hat bei seinem schwachsinnigen Irak-Feldzug, der im Chaos zu enden scheint, in einigen Monaten so viel Geld im Wortsinne verballert wie die ISS in über zwei Jahrzehnte kostet. Dass die ISS mehr Nutzen bringt, als der Irak-Krieg, steht für mich ausser Frage.
In D finanzieren wir Millionenheere von Arbeitslosen, viele mit hohen Qualifikationen, andere lernweillig, doch unser jämmerlicher Raumfahrt-Etat soll gekürzt werden.

Beverly

  • Gast
Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #17 am: 18. September 2003, 15:18:35 »
1993 gab es eine Untersuchung der TU Berlin über Lebensqualität.
Lebensqualität wurde in vier Bereiche unterteilt:

A Verbesserung der materiellen Lebensqualität
B Verbesserung der physischen Lebensqualität
C Verbesserung der geistigen Lebensqualität
D Verbesserung der seelischen Lebensqualität

Es gab zu jedem Bereich Unterkategorien:

A-1 Verbesserung der Wohnqualität
A-2 Verbesserung der Versorgungsqualität
A-3 Erhöhte Pflege u. Nutzung von Sachwerten
A-4 Bessere Nutzung und Erweiterung der Ressourcenbasis

B-1 Verbesserung der allgem. physischen Leistungsfähigkeit
B-2 Verbesserung der physischen Umwelt
B-3 Erhaltung des Gesundheitszustandes
B-4 Wiederherstellung der Gesundheit im Krankheitsfall

C-1 Verbesserung der Bildungschancen und -einrichtungen
C-2 Bessere Nutzung des vorhandenen Wissens
C-3 Erweiterung des Wissens
C-4 Verbesserung der kulturellen Umwelt

D-1 Verbessserte Nutzung individueller Anlagen und Fähigkeiten
D-2 Verbesserte Harmonie in der häuslichen Gemeinschaft
D-3 Vermehrte Mitarbeit in erweiterten sozialen Gemeinschaften
D-4 Anhebung des allgemeinen moralisch-ethischen Zustandes

nach http://vulcain.fb12.tu-berlin.de/Raumfahrzeugtechnik/ILR-Mitteilungen/Archive/ILR339.pdf "Über den Nutzen der Raumfahrt"

In vielen dieser Bereiche kann Raumfahrt zu einer Hebung des Lebensstandards beitragen.

A-1 Verbesserung der Wohnqualität

Im Weltraum kann man an von niemanden beanspruchten Orten Siedlungen errichten.

A-4 Bessere Nutzung und Erweiterung der Ressourcenbasis

Energie und Rohstoffe aus dem All.

B-2 Verbesserung der physischen Umwelt 52 87 97

Tote Himmelskörper werden mit Leben erfüllt und das Leben breitet sich in den Weltraum aus.
Fabriken und Städte im All entlasten die irdische Umwelt.

C-1 Verbesserung der Bildungschancen und -einrichtungen
C-2 Bessere Nutzung des vorhandenen Wissens

Raumfahrt, Raumfahrttechnik schafft neue Nachfrage nach Fachkräften (Techniker, Ingenieure, Naturwissenschaftler)

C-3 Erweiterung des Wissens

Forschung und Entwicklung im Zusammenhang mit der Raumfahrt erweitert unser Wissen - z. B. Forschung in Schwerelosigkeit, Teleskope im All und Raumsonden zu anderen Himmelskörpern.

C-4 Verbesserung der kulturellen Umwelt

Unterhaltung rund um Raumfahrt - vom Video-Klip von der ISS bis zum Weltraum-Tourismus.
"Space Art" als Kunstform.
Raumfahrt und Weltraum als Forschungsgegenstand der Sozialwissenschaften.

D-1 Verbessserte Nutzung individueller Anlagen und Fähigkeiten

Raumfahrt schafft neue Betätigungsfelder für sonst vielleicht brach liegende Fertigkeiten.

D-4 Anhebung des allgemeinen moralisch-ethischen Zustandes

Im Sonnensystem ist bis zu 20 000 mal mehr Platz als auf der Erde. Konflikte um knappe und begrenzte Ressourcen können vermieden werden, weil für alle genug da ist.

haschklotz

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Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #18 am: 28. Dezember 2003, 21:25:15 »
is alles richtig, was du geschriben hast.
jedoch sind die möglichkeiten, grössere anzahlen menschen von der erde weg zu transportieren und im weltraum unterzubringen (noch) etwas begrenzt, so dass die auf der erde vorhandenen resurcen nicht spürbar entlastet würden.
(is meine meinung)
mfg

Crest

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Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #19 am: 16. April 2011, 13:26:25 »
Hallo,

ein Artikel bei scienceblogs.de hat mich dazu gebracht, diesen alten Thread wieder auszugraben:
Ein Plädoyer für die bemannte Raumfahrt
Durchaus lesenswert, wie ich finde.

Offline Ruhri

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Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #20 am: 16. April 2011, 13:47:07 »
Was soll man dazu sagen? Der Mann hat absolut Recht!

Allerdings ist der Vergleich mit der Kultur wie beispielsweise Opernaufführungen auch insofern korrekt, als die bemannte Raumfahrt eine hochsubventionierte Veranstaltung für nur wenige Interessierte bleiben wird. So, wie den meisten Menschen das Theater oder die Oper am Allerwertesten vorbei geht, ist ihnen auch die Raumfahrt schnurzpiepegal.

Darüber könnt ihr euch jetzt gerne ausweinen - ändern tut das alles aber nichts.  :(

runner02

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Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #21 am: 16. April 2011, 16:45:05 »
Wenn jemand auf Urlaub fährt, fragt seine Familie auch nicht, wellchen unmittelbaren Profit er daraus ziehen konnte. Und wann sich das finanziell amortisiert hat...  ;)

tobi453

  • Gast
Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #22 am: 16. April 2011, 17:56:41 »
Das Kulturargument für bemannte Raumfahrt ist sicher legitim aber in Europa leider nicht ausreichend. Solange man in der bemannten Raumfahrt kein Geld verdienen kann, wird es keine europäische bemannte Raumfahrt geben. Womit sich die Frage stellt, ob das überhaupt möglich ist?

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Offline tomtom

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Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #23 am: 16. April 2011, 18:27:52 »
Warum sollte das Kulturargument in Europa denn nicht ausreichend sein?

Und warum kann man damit kein Geld verdienen, wenn viele Firmen durch die Budgets eine Menge Umsatz/Profit machen (und die Politik/Gesellschaft mit der Finanzierung auch entsprechende Werte erwartet).
Oder meinst du so Sachen wir Tourismus, da gebe ich dir Recht.
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

Offline Ruhri

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Re: Sinn und Nutzen der bemannten Raumfahrt
« Antwort #24 am: 16. April 2011, 19:40:54 »
Firmen wie EADS, OHB oder Thales Alenia machen sicherlich Gewinn mit der Raumfahrt, und das würde sich mit der Entwicklung eines europäischen bemannten Systems sicherlich nicht ändern. Das ist betriebswirtschaftlich nicht anders möglich, weil Verluste auf Dauer in die Insolvenz führen. Nur ist es schwer vorstellbar, dass irgendein Unternehmen genug Geld mit der Raumfahrt einsammeln kann, um die ganze Kette zu finanzieren. Also bleibt wieder nur Steuergeld, und dann müssen wir die Sache volkswirtschaftlich betrachten. Wieviel erwirtschaftet die Bundesrepublik Deutschland alleine oder die Mitgliedsstaaten von ESA oder EU mit der Raumfahrt? Wie hoch wird der Erkenntnisgewinn bewertet?

Um es noch einmal ganz klar zu sagen: Raumfahrt ist teuer, und dieses Geld muss erwirtschaftet und eingesammelt werden. Es kann nur von uns allen kommen, wobei natürlich manche Bürger sehr wenig und manche sehr viel Geld haben. Gut wäre, wenn mindestens eine Firma ein Produkt entwickeln könnte, das massentauglich ist und alles andere finanzieren kann. Die Alternative sind dann leider nur Steuermittel.