COLUMBIA-Unglück

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Offline pikarl

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COLUMBIA-Unglück
« am: 07. Februar 2003, 22:07:39 »
Hallo,

da der Absturz der Columbia mit Sicherheit noch monatelange wenn nicht jahrelange Auswirkungen haben wird und dies für reichlich Diskussionsstoff sorgen dürfte, wurde dieses Schwerpunktthema eröffnet.

Viele Grüße
Karl
« Letzte Änderung: 18. März 2008, 17:29:35 von MSSpace »

martin murray

  • Gast
Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #1 am: 09. Februar 2003, 06:53:04 »
ich bin äusserst gespannt
denn bei der heutigen lage muss man auf alles gefasst sein
wer weiss was uns da noch für überraschungen erwarten
werden?!
gruss martin murray neuesting germany

Felix_Korsch

  • Gast
Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #2 am: 26. August 2003, 20:26:10 »
Zitat
Lange gab es Spekulationen über die Unglücksursache, welche zu dem tragischen Verlust des Space Shuttles Columbia sowie sieben Astronautenleben am 1. Februar dieses Jahres führte. Nach über einem halben Jahr Arbeit - Ermittlungen, Datensichtungen und Tests - stellte das CAIB (Columbia Investigation Board), ein zwölfköpfiges Gremium um den Navy-Admiral Hal Gehman, heute ihren finalen Untersuchungsbericht der Öffentlichkeit vor. Erwartungsgemäß enthält er keine Überraschungen. Bereits in vorigen Veröffentlichungen und so genannten Working Scenarios wurde die Richtung der Ermittlungen klar: bereits beim Start entstand ein nennenswerter Schaden am Orbiter, welcher beim Wiedereintritt die Katastrophe erst ermöglichte. Urheber aller Probleme ist demnach ein Stück Schaumstoff-Isolation des großen Externen Tanks, welches sich während des Aufstieges, rund 81 Sekunden nach dem Abheben vom Launch Pad in Cape Canaveral, löste und ein Loch in die linke Flügel-Vorderkante riss. Später, während des Fluges durch die Atmosphäre, bot eben jener Schaden einen Angriffspunkt für heiße Gase. Diese gelangten ins Innere der Shuttle-Struktur und zerstörten schließlich das gesamte Raumschiff.

Siehe auch: http://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/26082003160122.shtml

Im Nachhinein doch erstaunlich, was sich da für eine Datenmenge ansammelt. Habe Teile des Berichts schon überflogen. Zwar gibt es nichts wirklich aufregend Neues mehr, aber vieles konnte gegenüber den früheren Verlautbarungen und Working Scenarios konkretisiert werden. Auf den ersten Blick sind für mich zumindest alle Fragen beantwortet. Die gute Seite ist, dass mit den mit Fakten unterlegten Ergebnissen nun endlich dieser unsägliche Presserummel endet.

admin

  • Gast
Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #3 am: 01. Februar 2003, 18:36:39 »
Vor wenigen Stunden verunglückte die Columbia, das älteste "Space Shuttle" der NASA.

Raumfahrer.net hat zu diesem Anlaß eine Sonderseite eingerichtet: http://columbia.raumfahrer.net

Nach dem Absturz stellen sich viele Fragen: Was verursachte das Unglück? Wie soll es mit der bemannten Raumfahrt weitergehen? Was ist mit der ISS?  Was wird aus dem Nachfolger des Space Shuttles?

In meinen Augen ist heute sicher einer der dunkelsten Tage in der Geschichte der Raumfahrt.

Snipe_Skyrider

  • Gast
Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #4 am: 01. Februar 2003, 19:12:03 »
Hallo,

als ich es vorhin erfahren habe war ich echt geschockt... nach der Endever nun das zweite Shuttle, das in einem Unglück seine 7 Besatzungsmitglieder in den Tod reißt. Aber nicht nur die Menschliche Tragödie ist so schlimm. Das Unglück ist ein Schlag ins Gesicht der ganzen bemannten Raumfahrt. Ich frage mich nur, wie die Amerikanische Regierung bzw. Bush darauf reagiert. Meiner Meinung nach hällt er eh sehr wenig von der Erforschung des Alls. Für Bush gibt es nur seinen Irakkrieg. Ich hoffe nur, dass man nun die Mittel der Nasa nicht noch weiter senkt.
Äußerst traurig finde ich auch, dass die bemannte Raumfahrt immer nur durch solche schreklichen Ereignisse wie das Unglück der Endever oder nun eben der Columbia in die Presse bzw. Medien gerät. Sonst erfährt der "normale Bürger" beinahe nichts von den Missionen die die Menschheit im All durchführen.

Zur Ursache: Ich bin der Meinung, dass der Hitzeschild nicht vollständig in Takt war. Aber wir werden wohl in einigen Tagen eine Erklärung bekommen
Der Aufbau der ISS wird nun auch in die länge gezogen.

Meine Gedanken sind bei der Crew und den Angehörigen der Columbia...hoffen wir alle, dass solche schreckliche Ereignisse Einzelfälle bleiben, die nur alle paar Jahrzehnte eintreten.

CU Snipe

Myrdin

  • Gast
Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #5 am: 02. Februar 2003, 11:03:01 »
.....nur so am Rande, das erste schuttle das exploiert ist hieß Challanger. Nichtsdestotrotz könnte das Unglück zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt kommen! Ich kann mir gut vorstellen, dass Bush nur darauf wartet die Mittel der Nasa zu kürzen >:( >:(
aber Snipe_Skyrider hat leider recht, es wirft sicher kein gutes Licht auf die Raumfahrt,wenn immer nur die Fehlschläge hervorgehoben werden! Das ist natürlich wieder Wasser auf den Mühlen der Raumfahrtgegner.....

Aber ist es nicht auch bezeichnend,dass gerade dem ältesten Modell der Raumfähren dies pasiert ist? höchste zeit,dass ein Nachfolger gebaut wird.....

Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #6 am: 02. Februar 2003, 16:09:58 »
Ich glaube garnicht, dass Bush die Mittel so offen kürzen kann:

1. Er will die USA weiterhin im All haben (schon allein wegen seiner "Orbitalen Verteidigung")
2. Seit O'Keefe Direktor ist wurden verschiedene Mittel stark eingeschränt bzw. ganz gestrichen, da könnte es leicht sein, dass auch hier gespart wurde.

marsexpress2003

  • Gast
Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #7 am: 04. Februar 2003, 10:12:43 »
Ich sehe in dem Unglück der Columbia einen Fehler der Manager und auch natürlich Geldmangel bei der NASA als Ursache. Diese Powertechnik hat immer Risiko in sich.
Aber hier hatte man 16 Tage  Zeit was zu machen !!!
Es ist einfach notwendig  ein Problem beim Start ( Einschlag von Isoliermaterial am der linken Orbiterflügel ) weiter zu
untersuchen. Ausstieg, hochauflösende Fotos von der Erde !
Atlantis als Rettung ! Die Clumbia war verlohren, aber die Menschen hätte man retten können-müssen !

Roland Helmrich

  • Gast
Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #8 am: 04. Februar 2003, 15:29:53 »
>Diese Powertechnik hat immer Risiko in sich.
>Aber hier hatte man 16 Tage  Zeit was zu machen !!!
>Es ist einfach notwendig  ein Problem beim Start ( >Einschlag von Isoliermaterial am der linken Orbiterflügel ) >weiter zu untersuchen. Ausstieg, hochauflösende Fotos von >der Erde ! Atlantis als Rettung ! Die Columbia war verlohren, >aber die Menschen hätte man retten können-müssen !

Man kann natürlich viel spekulieren, das möchte ich hier angesichst der toten Astronauten/ Astronautinnen aber nicht.
Beim Focus was heute unter : http://news.focus.msn.de/G/GN/gn.htm?snr=116236&strea msnr=9      ein Bild der Columbia zu sehen, welches 5 Tage nach dem Start aufgenommen wurde.
Dieses Bild wirft zumindest die Fragen auf:
Warum hatte man keine Raumanzüge an Bord, mit denen man eine Inspektion mit einem "Allspaziergang" machen konnte?
Wenn das schon nicht möglich war, warum änderte man nicht die Planung und flog an der ISS vorbei, um dort von den dortigen Astronauten den Schaden genauer inspizieren zu lassen?
Dann wäre es zumindest ( denn es gab wohl nicht mal die Andockmöglichkeit an die ISS ) die Möglichkeit auf eine Lösung vom Boden zu warten ( Endever oder Atlantis ) um die Besatzung der Columbia in die ISS zu bringen und den Schaden zu beheben, oder mit der Atlantis oder der Endever zur Erde zurückzukehren. Zumindest ein Vorbeiflug an der ISS wäre sicher möglich gewesen. Ob man damit die Katastrophe verhindert hätte weiss man nicht, aber man hätte dann zumindest sagen können, dass man alles im Sinne der Sicherheit unternommen und versucht hätte. - So wird diese Katastrophe immer einen faden Beigeschmack von wirtschaftlichen Interessen zu Lasten der Sicherheit haben.
Gruß Roland

Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #9 am: 04. Februar 2003, 18:42:38 »
Walter Ulrich hat angeblich gesagt, dass die Bilder nicht vom Flügel stammen können. Weitere Infos dazu unter http://inspace.trekzone.de/nph-nge.cgi?n=news.templates.raumfahrt&f=03022003212711.

Ich schreibe zur Zeit einen Bericht über die Rettungsmöglichkeiten. Er wird heute abend online gehen.

Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #10 am: 04. Februar 2003, 22:39:52 »
Der Artikel ist online. Ihr könnt findet ihn hier: http://inspace.trekzone.de/nph-nge.cgi?n=raumfahrt.columbia&f=retten

Schöne Grüße

Dominik

Myrdin

  • Gast
Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #11 am: 05. Februar 2003, 12:10:37 »
Ein guter artikel Dominik,es war sogar mir neu, dass es keine Pläne gab im Notfall eine Reperatur selbst vorzunehmen,oder ein Rettungsschuttle zu schicken.

Wäre doch eine Idee ,eine Notfallmannschaft aufzustellen, die  in relativ kurzer Zeit hoch geschickt werden könnte, um etwaige schäden zunreparieren. Jetzt sind die Techniker gefragt,ein geeignetes Werkzeug zu erfinden..

Oder zumindest ein Astronaut sollte an Bord sein,der das dementsprechende Können und Werkzeug hat(Jetpag u.a)

Aber ich bin mir sicher, über das denkt man bereits nach,wenn man es nicht schon früher getan hat...

admin

  • Gast
Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #12 am: 05. Februar 2003, 12:48:11 »
Es gibt da einige Dinge, die mich da zum Denken anregen.

Die Vorräte der Columbia hätten wohl noch etwas gehalten - sprich man hätte sicher noch etwas Zeit gehabt (einige Tage mehr).

In der Zeit hätte vielleicht die Atlantis starten können.
Und selbst wenn dies nicht möglich gewesen wäre, dann hätte man die Columbia zur ISS bringen können. Selbst wenn ihr Treibstoff nicht genug gewesen ist - hätte man die ISS nicht auch bewegen können?
An der ISS angelangt, wäre es auch nicht einfach gewesen, da keine Schleuse verhanden war. Aber man hätte die Astronauten mit Raumanzügen rüberbringen und die Columbia inspizieren können.

Eine Rettung wäre alles andere als leicht gewesen - aber ich glaube nicht, dass es unmöglich gewesen ist.

Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #13 am: 05. Februar 2003, 15:52:18 »
Die Frage ob Rettung möglich gewesen wäre lässt sich letztendlich nicht genau klären. Wenn man es wenigstens versucht hätte wären die Astronauten jetzt noch am Leben.
Weitaus schlimmer finde ich allerdings dass nicht zur Untersuchung der Schäden unternommen wurde (z.B. Teleskope, ISS-Aufnahmen, ...), denn nur so hätte man genauere Informationen über das Ausmaß der Katastrophe erhalten. Allein die unscharfen Bilder vom Start zu analysieren ist ein bisschen wenig, wenn man bedenkt wie viele (Spionage-) Satelliten da oben kreisen die zumindest ein Bild hätten schicken können.

Roland Helmrich

  • Gast
Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #14 am: 05. Februar 2003, 20:24:21 »
Hallo,
Dominik der Artikel ist gut. Doch ich denke zur jetzigen Stunde bringt uns alles hätte, wäre, wenn nicht weiter.

Nachdenklich macht mich nur eines an der der ganzen Geschichte: " Wenn man schon kurz nach dem Start gewusst hat, dass etwas schief gelaufen ist, warum hat man dann nicht zumindest versucht festzustellen, was wirklich defekt ist und ob der Schaden nicht doch ernst zu nehmen ist. Zumindest diese Mittel gab es ja. Man hätte sich dann zwar immer noch irren können, das ist ja menschlich, aber man hätte zumindest sich diesen Vorwurf ersparen können.

Hätte man dann festgestellt, dass etwas so schwer beschädigt ist, dann hätte man mindestens 9 Tage Zeit für eine Lösung gehabt - Bei Apollo 13 waren es weit weniger und man hat eine Improvisierte Lösung gefunden.
Die Unmöglichkeit mit dem Treibstoff die ISS zu erreichen lasse ich nicht gelten, das ist in meinen Augen eine faule Ausrede. Denn erstens hätte man hierfür ( als Notreserve ) beim Start sorgen können ( Nachlässigkeit oder zu viel Vertrauen ), dann hätte man notfalls den ganzen verbliebenen Treibstoff für Kurskorrekturen verwenden können um dann notfalls zur ISS Treibstoff für das Shuttle zu bringen, und wenn das dann nicht reicht, hätte man auch die ISS kurzfristig absenken können. Hätte auch das noch nicht ausgereicht, hätte man ein auch im All sicher noch eine Betankungsmöglichkeit finden können. Nur, dass man es erst gar nicht probiert hat, spricht gegen die NASA.
Dass das Shuttle keine Andockmöglichkeit an die ISS hatte, heißt dann aber auch noch nicht, dass es da nicht irgendwie hätte festmachen - für genauere Untersuchungen der Schäden. Die ISS hat einen Greifarm. Und die Astronauten an Bord der Columbia und der ISS sind hochintelligente Profis, die - gerade wenn es ums eigene Leben und das der Kollegen geht - nichts unversucht gelassen hätten.  So hätte man zumindest die Versorgung mit Sauerstoff ( aus der ISS ) verlängern können und durch ein Rettungsshuttle einen Versuch unternehmen können. Was dabei herausgekommen wäre, werden wir allerdings nie erfahren.

Deshalb finde ich es wichtiger über die Zukunft zu reden. Gerade da werden dann aber Forderungen laut, die erfüllt werden müssen:
1.) Egal welchen Sinn die Mission erfüllen soll, es muss sichergestellt werden, dass im Notfall die ISS erreicht werden kann und ein Andockvorgang möglich ist. Dazu müsste allerdings auf der ISS eine Andockvorrichtung existieren, die es auch einem Shuttle ohne dem herkömmlichen Andockring erlaubt anzudocken. Außerdem müsste der Treibstoffvorrat daran angepasst werden.
2.) Die Sicherheit steht vor jeder Mission und auch bei scheinbar geringsten Schäden wird eine Inspektion vorgenommen.
3.) Zusätzliche Kameras sind so anzubringen, dass auch das komplette Hitzeschild geprüft werden kann.
4.) Ein Start darf nur dann genehmigt werden, wenn ein anderes Shuttle innerhalb von 24 Std. startklar in Bereitschaft steht und mindestens eine Piloten - Crew zur Verfügung steht.

Damit werden wir dann zwar weitere Unfälle nicht verhindern, und es wäre vermessen zu behaupten, dass wir damit nie mehr mit toten Astronauten rechnen müssten - die Raumfahrt  war immer gefährlich und wird es auch bleiben, wie das damals auch die Entdeckungsreisen auf der Erde waren, aber und darauf kommt es an, es gäbe ein Stück mehr Sicherheit und zumindest eine Chance in Zukunft nicht tatenlos zusehen zu müssen, wie ein Shuttle verglüht und auseinander bricht.

Gerade in Hinsicht auf das Alter der Shuttles müssen wir - das kennen wir ja von allen technischen Geräten - damit rechnen, dass sich Fehler und Störfälle häufen. Auch wenn uns die Ingenieure uns immer wieder etwas anderes darstellen wollen. Bei jeder Inspektion und Wartung "menschelt es" - das geht mal gut und mal bitter böse daneben. Jeder Techniker kann mal was übersehen, schlimm wenn es dann Risse im Hitzeschild oder in Treibstoffleitungen sind. Wer alte technische Geräte besitzt, der weiss, dass sich Störfälle auch bei bester Wartung mit zunehmenden Alter häufen - das Gerät selbst ist aber brauchbar und nutzbar. Aber die Sicherheit des Betriebes und der Zuverlässigkeit, als auch die Sicherheit selbst nehmen zunehmend ab.

In sofern sollte man sich nun auch mal dringend die Frage stellen, ob man nicht doch langsam mit dem Bau der Nachfolgegeneration der Shuttles beginnen sollte.
Gruß Roland

 

admin

  • Gast
Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #15 am: 05. Februar 2003, 21:42:11 »
Ich kann Roland in allen Punkten 100%ig zustimmen! Es spricht gegen die NASA, dass sie es nichtmal versucht haben.
Möglichkeiten hätte man in den 9 Tagen sicher finden können.


Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #16 am: 06. Februar 2003, 14:31:21 »
Ich bin auch Rolands Meinung, allerdings sehe ich ein Problem: Wenn man zusätzliche Kameras zur Überwachung des Hitzeschilds anbringt müssten die unter (!) dem Shuttle sein. Das dürfte erhebliche Probleme beim wiedereintritt geben; für die Kameras und für die Fluglage des Shuttles, da sich erhebungen für zusätzliche Geräte sicherlich negativ auswirken würden.

Sven Knuth

  • Gast
Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #17 am: 06. Februar 2003, 16:15:33 »
Zitat
Die Unmöglichkeit mit dem Treibstoff die ISS zu erreichen lasse ich nicht gelten, das ist in meinen Augen eine faule Ausrede. Denn erstens hätte man hierfür ( als Notreserve ) beim Start sorgen können ( Nachlässigkeit oder zu viel Vertrauen ), dann hätte man notfalls den ganzen verbliebenen Treibstoff für Kurskorrekturen verwenden können um dann notfalls zur ISS Treibstoff für das Shuttle zu bringen, und wenn das dann nicht reicht, hätte man auch die ISS kurzfristig absenken können. Hätte auch das noch nicht ausgereicht, hätte man ein auch im All sicher noch eine Betankungsmöglichkeit finden können.


Sorry das ist Stammtisch Niveau. Wenn der Treibstoff nicht reicht, das hätte er nicht, dann reicht er nicht. Fahre mal mit einer Tankladung deines Autos um die Erde, und zwar starte sofort! Die Aurede, dass der Treibstoff nicht reicht, lasse ich nicht gelten...
Lasst uns leiber über die wirklichen Fehler diskutieren. Man hätte z. B. ein Reparaturset für die Hiteschutzkacheln mitnehmen sollen, war auf STS 02 mit, hätte Notreparaturen ermöglicht. Das Hauptproblem war aber wohl, dass die NASA garkein großes Problem erkannt hat! Eventuell hätte man sonst die Atlantis startfertig machen können, in zwei Wochen unter größerem Risiko. Oder man hätte mit einer Soyuz Kapsel wenigstens zwei Astronauten retten können. Viel mehr Möglichkeiten gab es aber nicht.

Sven Knuth
The Mars Society
http://www.marssociety.de

Myrdin

  • Gast
Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #18 am: 06. Februar 2003, 17:50:42 »
tja,viele möglichkeiten hat es nicht gegeben, die Crew zu retten....
Fragt sich nur, ob mann dass Risiko bewußt eingegangen ist, und die Astronauten im Unklaren ließ? :-X

Roland Helmrich

  • Gast
Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #19 am: 06. Februar 2003, 20:17:13 »
Hallo Dominik, Hallo Sven,

Das mit der Kamera wäre sicher durch eine ausfahrbare und versenkbare Kamera zu lösen.

Ach Sven, bei mir gibt´s eben ein geht nicht nicht. Wenn man 8 oder 9 Tage Zeit hat ist fast alles machbar. Die Frage ist nicht ob, sondern wie und mit welchen Mitteln. Übrigens zu Deinem Tripp um die Erde mit einem Tank - wenn ich den machen wollte würde ich mir einen so großen Tank einbauen, dass ich locker zur nächsten Tankstelle komme. Aber in den Gebieten, wo ich genau wüßte, dass es nicht an jeder Ecke eine Tankstelle gibt, würde ich mir eine Reserve ( Kanister ) mitnehmen, die mich mindesetens zur übernächsten Tankstelle bringt, für den Fall das eine trocken liegt, oder mir eine Spritleitung kaput geht. Mit dem Trinkwasservorrat würde ich ähnlich umgehen. Da liegt der Unterschied zwischen uns, ich hätte mir die Möglichkeit die ISS zu erreichen als Verantwortlicher vor dem Start geschaffen und lieber auf 100 Millionen $ verzichtet, aber den Astronauten eine Chance in solchen Fällen gegeben. Ob es geholfen hätte, kann man natürlich nicht sagen. Aber eines kann ich mit Sicherheit sagen, man hätte eine Lösung finden können, auch wenn sie enorm teuer gewesen wäre.
Ich frage mich bei der ganzen Diskusion, ob die NASA sich ihrer Technik so sicher ist, oder ob sie so naiv ist, dass nichts passieren könnte, oder wenn schon etwas passiert, dass es nciht so schlimm ist. Oder ist es etwa doch rein finanzieller Natur - dann ging die Rechnung zumindest dies mal überhaupt nicht auf. Denn der Verlust des Shuttles ( vorrausgesetzt es lag daran, was man ja nicht weiss) und der Experimente kostet mit Sicherheit mehr, als ein Start eines Rettungsshuttles, den Start einer Versorgungsrakete mit Treibstoff oder anderer Methoden, die nötig gewesen wären, um die Columbia zu checken und eventuell zu betanken, ganz bestimmt aber mehr, als durch einen größeren oder einen Zusatztank das Erreichen der ISS zu gewährleisten.

Im Grunde ist das die selbe Mentalität, die manche Autofahrer im Winter an den Tag legen, die im Auto keine Decke, Jacke, Handschuhe und etwas essbares und treinkbares haben, der Tanknadel 10 Km vor der nächsten Tankstelle  auf Reserve steht. - Es wird schon gut gehen, hat ja bislang immer geklappt. An die Möglichkeit von Schneewehen, Staus und Unfällen, die sie manchmal Stunden oder gar Tage festsetzen können denken die nicht.
Die haben ja einen Wagen mit einer guten Heizung....
Roland

Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #20 am: 06. Februar 2003, 21:29:06 »
Ich bin keineswegs der Meinung dass sich diese Diskussion auf Stammtischniveau befindet. Man kann natürlich nichts mehr ändern, aber man muss die Fehler erkennen um in Zukunft ein ähnliches Unglück zu vermeiden. Warum z.B. ein Reparaturkit nichts geholfen hätte habe ich bereits in meinem Artikel angesprochen. Ihr findet ihn hier: http://inspace.trekzone.de/nph-nge.cgi?n=raumfahrt.columbia&f=retten

Roland Helmrich

  • Gast
Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #21 am: 07. Februar 2003, 11:18:36 »
Hallo Dominik,
ich sehe das auch nicht als Stammtischniveau an, auch nicht als eine Art jetzt irgendeine Schuldfrage zu stellen, oder gar einen Schuldigen zu finden.
Es geht letztlich doch nur darum, dass man zwar an einer Rettung während der Startphase gedacht hat, aber sobald die Crew im Orbit ist - herscht absolute Ratlosigkeit, Gottvertrauen und Technikhörigkeit.
Um nichts anderes geht es hier, man hatte seit dem 1. Start 21 Jahre Zeit sich dafür etwas zu überlegen. Denn Kacheln sind ja schon bei der ersten und wohl auch bei allen anderen Missionen abgeflogen ( es ging halt immer gut ) - insofern wird es nun höchste Zeit eine Lösung zu finden, wie man das Hitzeschild im All checken kann, wie man es reparieren kann und wie man im Bedarfsfall die Crew retten könnte.
Die Hände in den Schoß zu legen und zu sagen dass es unmöglich sei etwas zu tun, halte ich da für die schlechteste aller Möglichkeiten.

Aber wenn Sven hier mit solchen Beispielen kommt wie mit der Reise, dann gebe ich mal den Ball zurück und bin auf die Antwort gespannt :

Also Sven, um mal Deine Phantasie und Dein Wissen auf die Probe zu stellen ( ich hab die Weisheit ja auch nicht mit Löffeln gefuttert) folgende Situation:

Du wirst im März um 16.00 nur mit dem was Du an hast ( sagen wir mal einen Anorack, Jeans, ein Hemd ) von üblen Gesellen auf einer kleinen Insel auf einem See 5 Km vor dem Festland entfernt ausgesetzt. Die Wassertemperatur beträgt 2 Grad und die Lufttemperatur 4 Grad mit einem Ostwind Stärke 4. Du konntest noch 10 Streichhölzer, einen Kugelschreiber mit Metallclip und 20m 3mm starke Perlonleine retten, und findest auf der Insel noch eine Platikplane von 3x3 Meter mit einer Stärke von 0,5 mm. Der Strand der Insel ist steinig, danach kommt eine Wiese, eine Tannenschonung und schließlich ein Waldstück ( Kiefern ). Dazwischen liegt ein Stück Farngebiet und eine paar Holunderhecken. Keiner weis wo Du bist, keiner vermisst Dich, da alle denken Du bist im Urlaub. Dazu kommt noch, dass die Typen Dich so unsanft aus ihrem Boot warfen, dass Du Dir auch noch den Knöchel und die Kniescheibe gebrochen hast und eine Glasscherbe dir eine Schnittwunde  zugefügt hat, aus der arterielles Blut spritzt.
Wie stehen Deine Chancen? Kann man das Überleben?
( Tipp: Es geht und es gibt sogar mehrer Möglichkeiten, Du hast alles was Du benötigst- setzt Du es falsch ein, oder in falscher Reihenfolge hast Du aber nicht mal 10 Minuten zu leben).
Gruß Roland

Eugen Reichl

  • Gast
Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #22 am: 07. Februar 2003, 13:32:35 »
Hallo liebe Diskutierer,

ich freue mich, zu sehen, welch regen Disput das Thema entfacht hat, und wie viele Möglichkeiten besprochen werden, wie man die Besatzung vielleicht doch noch hätte retten können.

All diese Vorschläge haben nur einen kleinen Nachteil: Sie überschätzen die Möglichkeiten der heutigen Astronautik bei weitem.

Eben mal kurz im Weltraum Hitzekacheln reparieren? Ein Techniker am Cape, nur auf dieses Gebiet spezialisiert,  braucht ungefähr einen Tag, um mit seiner ganzen Palette technischer Hilfsmittel eine einzige Kachel zu wechseln. Und es braucht Luft, um das Teil  ankleben zu lassen. Und es braucht Zeit um es auszuhärten. Und man braucht die richtige Größe dieser Kachel. An der Columbia sind etwa 20.000 dieser Dinger befestigt, und nicht zwei davon haben die selbe Größe.

Auch einen "Rettungsshuttle" macht man nicht so mir nichts, dir nichts mal eben in ein paar Tagen flott. Auch wenn in drei Schichten gearbeitet wird, man alle Tests und Sicherheitschecks unterlässt, eine spezielle Rettungshardware konstruiert und baut (so ein Shuttle kann nicht einfach an einem anderen Shuttle andocken), und die nächst verfügbare Besatzung im Hochgeschwindigkeitsverfahren für die Rettung trainiert: Es dauert in jedem Fall mehr als die fünf Tage, die der Columbia Besatzung noch geblieben wären.

Aber um so eine Rettung in Gang zu setzen hätten Besatzung und Missionskontrolle überhaupt erst wissen müssen, dass ein lebensbedrohlicher Fehler vorliegt. Aus den entspannten und fröhlichen Fernsehbildern bis unmittelbar vor der Landung ist jedoch eindeutig zu erkennen, dass das nicht der Fall war.

Auch wenn irgendwo sichtbar Kacheln gefehlt hätten. Niemand hätte das als Problem erkannt. Bei ausnahmslos jedem Flug werden Kacheln beschädigt und gehen verloren. Es waren noch nie weniger als drei, aber es waren schon bis zu dreihundert. Immer war das System robust genug, um so etwas zu kompensieren. Man hätte also vielleicht gesehen, dass irgendwo eine oder mehrere von den Dingern fehlen, aber "so what"? Es ist immer passiert, und nie hat's was gemacht. Auf eine oder mehrere fehlende Kacheln hätte also niemals irgend ein Verantwortlicher eine Rettungsexpedition gestartet, auch wenn das möglich geworden wäre. Bei Kosten von 500 Millionen Dollar pro Flug, und als Folge dem unausweichlichen Verlust der Columbia, einem "national asset" im Wert von 5 Milliarden Dollar.

Vielleicht am weitesten abseits mit seinen Kommentaren liegt Roland Helmrich. Aber so heftige Kritik, wie auf dieser Seite erfahren hat, verdient er sicher nicht. Er macht sich Gedanken um Details und das Leben zeigt ja häufig genug, dass der Einsatz von gesundem Menschenverstand manches Unglück vermieden hätte. Nur überschätzt Roland das heute Machbare bei weitem. Lieber Roland: Die Umlaufbahn der Columbia war um 39 Grad gegenüber dem Äquator geneigt, die der Raumstation liegt bei einem Inklinationswinkel von ungefähr 57 Grad. Dass die beiden Bahnen auch höhenmässig mehr als 100 Kilometer auseinander waren, spielt in der Betrachtung keine Rolle. Fakt ist einfach, dass kein derzeit existierendes Raumfahrtsystem  in der Lage wäre, eine Inklinationsänderung von fast 20 Grad durchzuführen. Es würde Treibstoff in einer Menge benötigt, die die gesamte Nutzlastkapazität des Shuttle sprengen würde. Die Bahnen kreuzen sich zwar bei jedem Umlauf zweimal, aber das hilft absolut nichts.

Ein kleines Beispiel: Schau mal zum Himmel und betrachte die Kondensstreifen von Verkehrsflugzeugen. Schau Dir welche an, deren Bahnen sich kreuzen, und mit welcher Geschwindigeit sie das tun. Diese Flugzeuge fliegen mit einer Geschwindigkeit von nur 800 Stundenkilometern. Und jetzt multipliziere diese Geschwindigkeit mit 35. Und denke Dir die Luft weg, die dazu beitragen könnte ein Flugzeug zusätzlich zum Schub der Triebwerke auch noch mit aerodynamischen Hilfsmitteln von einer Bahn zur anderen zu bringen. Um den Geschwindigkeitsvektor bei 28.000 Stundenkilometern um 20 Grad zu ändern braucht es immense Treibstoffmengen. Und die hat der Shuttle einfach nicht.

Mit einem hast Du aber recht: Man nimmt Risiken bewusst in Kauf. Alle Risiken auszuschalten kann man nur auf eine einzige Art und Weise: Die bemannte Raumfahrt komplett einstellen.

Und das würde ich nicht wollen.

Eugen

Roland Helmrich

  • Gast
Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #23 am: 07. Februar 2003, 15:31:39 »
Hallo Eugen,
mag sein, das ich bei manchem etwas Abseits des zur Zeit machbaren bin, aber mir geht es auch mehr um die Zukunft, um künftige Unfälle / technische Probleme nicht wieder in eine Katastrophe enden zu lassen.

Das Problem sehe ich dabei  vor allem in unserem blinden Vertrauen in die Technologie und in der "wird schon gut gehen Mentalität" der Menschen, aber auch in der Ohnmacht " man hätte ja doch nichts tun können".

Das mag für manches was hier im Forum gelesen wurde stimmen. Aber muß es zwangsläufig auch in der Zukunft so bleiben? - Ich denke nicht. Einiges dürfte sehr leicht zu ändern sein ( ich denke da z.B. an ein paar Kameras die in der Lage sind das Hitzeschild zu überprüfen ) bei anderen Dingen wird es schon schwieriger ( bessere Befestigung der Kacheln, oder deren Reparatur im All ).
Dann gibt es Einige, die nur dann noch funktionieren, wenn man vor dem Start schon an diese Möglichkeit denkt, oder noch genug Zeit hat ( da wäre das Rettungsshuttle zu erwähnen und natürlich auch das mit dem Treibstoffproblem - zugegeben, beides ist schwer zu lösen - aber ist es deshalb unlösbar? Wohl eher nicht - eher spielt hier die Frage eine Rolle, wie man das zu einem noch erträglichen Kostenaufwand realisieren könnte, beim Rettungsshuttle ginge das noch am ehesten, wenn man es nämlich vor dem Start des eigentlichen Shuttles mit startklar macht und eine Crew dafür parat hat).
Auch dann wird man nicht alle Risiken ausschließen können, aber doch ein paar, die man schon kennt und gegen die man derzeit machtlos ist, oder es zu sein scheint.
Das Problem, sieht ähnlich aussichtslos aus, wie mein Beispiel für Sven ( s. o.), doch da gibt es auch eine Lösung die funktioniert und in drei bis vier Tagen zum Festland führt, dabei hab ich ihm mit der Folie, den Streichhölzern und dem Perlonseil schon drei "Luxusgegenstände" gegönnt, die er nicht mal benötigen würde, es aber einfacher machen. Und ihm noch nicht mal die Laune durch Regen oder Hagel vermießt. Bin mal gespannt, ob die Lösung gefunden wird.
Gruß Roland

Myrdin

  • Gast
Re: COLUMBIA-Unglück
« Antwort #24 am: 07. Februar 2003, 16:22:57 »
Zitat
ich denke da z.B. an ein paar Kameras die in der Lage sind das Hitzeschild zu überprüfen )


Müssen es denn gleich Kameras sein? Wie wäre es mit einer leitenden Folie,die aus mehreren Zonen besteht, die bei einer Beschädigung einen Alarm auslöst und durch die Zonenaufteilung eine ungefähre Ortung erlaubt?

Ok,falls jetzt jemand auf das Zusätzliche Gewicht von Metallfolien anspielt: soweit ich weiß, gibt es schon stromleitende Polymere..(oder?)

Ausserdem sollte sich dieses Detektorsystem nicht nur auf das Hitzeschutzschild beziehen( ein Leck im schuttle sollte nicht erst durch den Druckverlust entdeckt werden...

Was meint ihr dazu?
CU
Myrdin