Anknüpfend an KSCs Beitrag aus dem HSF-Komitee-Thread:
Das ganze STS System wie wir es heute kennen ist so ein Kompromiss aufgrund der Anforderungen des Militärs und der zivilen Nutzung.
Ein reines NASA Shuttle würde ganz anders aussehen.
Das fängt bei der Größe der Payload Bay an, geht über die großen Deltaflügel, weil das Militär eine große Corossrange brauchte, bis dazu, dass man die ursprünglich geplante wieder verwendbare (evtl. bemannte) Erststufe nicht bauen konnte.
Das alles zu erklären würde den Rahmen dieses Threads sprengen.
Bei Wiki gibt's diesen interessanten Artikel:
http://en.wikipedia.org/wiki/Space_Shuttle_design_processZu sehen ist dort dieses Bild von frühen Shuttlestudien:
Leider steht nicht da, von wann das Bild ist. Was ich auch nicht wusste, ist, dass mit Studien für ein Shuttle bereits vor Apollo begonnen wurde. Wenn ich mir das Bild anschaue, wird jedenfalls klar, wie eine bemannte Erststufe hätte aussehen können: Ein vollständig wiederverwendbares, zweistufiges System.
Warum das nicht verwirklicht wurde, lag laut dem Artikel vor allem an den zu hohen Entwicklungskosten und -risiken, sowie der technischen Komplexität. Allerdings heißt es auch, dass ein kleineres System vielleicht handhabbar gewesen wäre, aber nicht verwirklicht werden konnte, weil die geforderte Nutzlastkapazität nicht hätte erreicht werden können. Vom wem die hohe Nutzlastforderung kam, ob von der Air Force oder der NASA, steht in dem Artikel nicht.
Nebenbei vor dem Hintergrund der gegenwärtigen HSF-Komission noch ganz interessant: 1969 sollte der National Aeronautics and Space Council unter Vorsitz von Vizepräsident Spiro T. Agnew Optionen für die Postapolloära erarbeiten. Die Optionen waren:
- a) Bemannte Marsmission
- b) Mond Nachfolgeprogramm
- c) Aufbau von Infrastruktur im LEO
- d) Einstellung der bemannten Raumfahrt
Offesichtlich entschied man sich für Option C. Allerdings war damit noch keine Entscheidung für das Shuttle gefallen. Diskutiert wurde alternativ, die Saturn V nicht einzumotten, sondern mit ihr eine Station in wenigen großen Blöcken in den Orbit zu transportieren, statt in vielen kleinen Häppchen wie mit einem Shuttlesystem. Crew- und Cargotransfer hätten in diesem Fall mit einer vergrößerten Geminikapsel ("Big Gemini, auch "Big G" genannt") auf einer Titan III-M, einer Saturn IB oder einer Saturn S-IC/S-IVB stattgefunden:
Big G, quasi Shuttles großer Konkurrent damals, hätte laút Wiki 9-12 Personen transportieren können, bei einer Masse von knapp 16 Tonnen. Von den Maßen her erinnert Big G ein wenig an ein etwas verkleinertes ATV mit Wiedereintrittskapsel...