NASA

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Offline alepu

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Re: NASA
« Antwort #2450 am: 25. Dezember 2024, 14:48:03 »
Im letzten "autorization bill" des Senats wird der Schwerpunkt gelegt auf die kontinuierliche Präsenz der USA in LEO auch nach ISS-Zeiten. Dazu wird die NASA aufgefordert dafür zu sorgen, daß rechtzeitig kommerzielle Raumstationen (mindestens zwei) zur Verfügung stehen und die Entscheidung welche nun dafür ausgewählt werden bis spätestens März 2026 getroffen wird.
Die ISS soll nach Möglichkeit erst dann zum Absturz gebracht werden, wenn ein ständiger LEO-Aufenthalt mindestens eines NASA-Astronauten auf einer kommerziellen Station gewährleistet ist.
Auch auf die überteuerten und verzögerten wissenschaftlichen Missionen (z.B. MSR) wird eingegangen und die NASA dazu aufgefordert neue Pläne dazu vorzulegen.

https://spacenews.com/senate-nasa-bill-focuses-on-commercial-space-stations-science-mission-overruns

M Ei Feif

  • Gast
Re: NASA
« Antwort #2451 am: 25. Dezember 2024, 15:55:35 »
Auch auf die überteuerten und verzögerten wissenschaftlichen Missionen (z.B. MSR) wird eingegangen und die NASA dazu aufgefordert neue Pläne dazu vorzulegen.

Wie kommen sie zur Einschätzung, MSR sei überteuert? Welchen anderen Missionen sind ihrer Meinung nach außerdem überteuert? Warum?

MfG

Offline Regnart

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Re: NASA
« Antwort #2452 am: 25. Dezember 2024, 17:02:40 »
Die Kosten für Mars Sample Return sind von im Jahr 2020 geschätzten 4,4 Milliarden Dollar auf 11 Milliarden Dollar angestiegen:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=7315.msg554040#msg554040

Die Senatoren bemängeln in ihrer Vorlage, dass von der NASA prinzipiell Kostenschätzungen abgegeben werden, bevor die Missionen auch nur ansatzweise durchgeplant sind, also vor dem preliminary design review. Das führt zum Beispiel dazu, dass dem JPL erst jetzt aufgefallen ist, dass die Rakete zum Transport der Bodenproben in den Marsorbit zu schwer für die zur Verfügung stehende Landertechnologie ist.

Verschwörungstheoretiker würden sagen, dass absichtlich zu niedrige Kosten und zu frühe Starttermine angegeben werden, um Missionen genehmigt zu bekommen.

Offline Gecko

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Re: NASA
« Antwort #2453 am: 25. Dezember 2024, 17:06:54 »
11
Wie kommen sie zur Einschätzung, MSR sei überteuert?
11 Milliarden und Zeitraum 2040(!) für ein paar Mars-Steine? Und dann
a) wird es bis dahin doppelt so teuer und weiter verzögert wie bei allen Projekten,
b) haben wir dann ein paar kg Mars-Steine mehr auf der Erde zusätzlich zu den mehrere 100 Marsmeteroriten, die wir schon haben und die uns das All kostenlos geliefert hat,
c) bis dahin Musk womöglich mehrfach hin und zurückgeflogen ist (vielleicht sogar persönlich...) und die paar Proben im Handgepäck mitbringt.
Mit 11 Milliarden ließe sich so viel mehr machen, auch in der Raumfahrt.
(Ui, da war jemand 4 Min schneller)

Offline failsafe

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Re: NASA
« Antwort #2454 am: 25. Dezember 2024, 19:55:24 »
Man sollte dazusagen, dass der US-Senat diese neueste (und letzte) Gesetzesvorlage nicht zur Behandlung angenommen hat. Der neue Senat ab Januar 2025 kann wieder ganz eigene (neue) Ansichten dazu entwickeln ..

Offline failsafe

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Re: NASA
« Antwort #2455 am: 10. Januar 2025, 16:32:57 »
Da das Eaton-Feuer am Ostrand von Pasadena jetzt in unmittelbarer Nähe brennt, wurde die Räumung des JPL (Jet Propulsion Laboratory) angeordnet. Die Steuerung der bisher von dort kontrollierten Weltraummissionen wurde auf externe Reservezentren verlagert:
"Currently, JPL facilities, labs and hardware are secured and protected. Deep Space Network operations, normally conducted at JPL, have been moved offsite to a back-up operations center"

  Quelle: NSF   https://forum.nasaspaceflight.com/index.php?topic=62181.0

  https://spacenews.com/nasa-jet-propulsion-laboratory-evacuated-due-to-la-wildfire/

  https://emergency.jpl.nasa.gov/

edit: links angefügt
« Letzte Änderung: 10. Januar 2025, 21:44:02 von failsafe »

Re: NASA
« Antwort #2456 am: Gestern um 10:19:12 »
Nach dem gestrigen Fehlschlag der Oberstufe des Starships hört man hoffentlich mit den Gedankenspielen auf das Lunar Gateway und das SLS zu canceln. So lange  kein funktionierenes Starship in Serienreife existiert wäre das töricht in absehbarer Zeit das SLS zu canceln. Und es wäre ebenso eine Riesen-Ressourcen-Zeit-und Steuerverschwendung all die Entwicklungsjahre praktisch vergeblich gemacht zu haben. Und das ist definitiv nicht vergleichbar mit den Raketen die nur für das Museum gebaut wurden im  Apollo-Programm. Denn das Artemis-Programm hat abgesehen vom ersten Testflug praktisch gesehen noch kaum begonnen. Abgesehen davon hat das Artemis-Programm Partnerländer die man hoffentlich nicht vor den Kopf stösst.

Das Lunar Gateway wird auch gebraucht um zu testen wieviel Strahlenbelastung der Mensch im Deep Space aushält. Für eine bemenschte Marsexpedition ist so eine Erfahrung unumgänglich.

Ich finde es auch nicht gut wenn die NASA immer mehr in die Abhängigkeit von Elon Musk gerät. Von daher bin ich tendenziell eher etwas skeptisch falls Jared Isaacman der neue NASA Administrator werden sollte.

Dass der in jeder Hinsicht extremansichtige Elon Musk von einer bemenschten Marsmission in den nächsten Jahren spricht ist einfach völlig unqualifiziertes Gefasel. Es ist definitiv unverantwortlich.

 Und natürlich muss der Mond erst im Focus stehen bevor man den Mars bemenscht in den Focus stellt. Ich glaube auch nicht daran dass eine bemenschte Mars-Mission in den 2030er Jahren erfolgen kann. Ich halte es für unrealistisch.

Die NASA sollte selbstverständlich mit der Mars Probenrückkehrmission beginnen. Das ist wissenschaftlich gesehen eine der bedeutendsten Missionen der Menschheit.

Was die NASA braucht ist nach wie vor Diversität/Redundanz und keine tendenziell monopolistische Abhängigkeit.
Wenn die Macht der Liebe über die Liebe zur Macht siegt wird die Welt Frieden finden.

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Offline Schillrich

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Re: NASA
« Antwort #2457 am: Gestern um 10:26:32 »
...So lange  kein funktionierenes Starship in Serienreife existiert wäre das töricht in absehbarer Zeit das SLS zu canceln.
Jein ... denn StarShip (als Träger) hat ja kein prinzipielles Problem, wodurch es an sich "unmöglich wäre." Sie müssen es nur zu Ende entwickeln. Das hat SpaceX eigentlich gezeigt, dass sie das schaffen können.

Zitat
Und es wäre ebenso eine Riesen-Ressourcen-Zeit-und Steuerverschwendung all die Entwicklungsjahre praktisch vergeblich gemacht zu haben.

Nein! "sunk costs" sind kein valides Argument weitere Mittel reinzustecken. Erst dadurch wird es doch zum Millionengrab. Der Fehler liegt dann nicht im Abbruch, sondern lag schon ganz am Anfang, überhaupt mit so einem Projekt zu beginnen. Abbruch muss eine erlaubte Option im Risikomanagement sein. Und es muss den Mut geben, das zu entscheiden.

Und ich rede hier nicht speziell über SLS. Sondern nur grundsätzlich zu Projektabbrüchen.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

Re: NASA
« Antwort #2458 am: Gestern um 10:32:00 »
Nach der Lese - Art der hohen Kosten hätte man auch das Space Shuttle Programm auch nicht weitermachen dürfen. Es waren die meisten NASA- Projekte immer viel viel teurer als geplant(auch der Bau der ISS stand auf der Kippe). Entweder macht man etwas (führt  geplante Projekte auch aus) oder man bleibt am Boden.


Und die Abhängigkeit der NASA von dem rethorisch und menschlich sehr ausfallenden E. Musk halte ich auch für bedenklich.
Wenn die Macht der Liebe über die Liebe zur Macht siegt wird die Welt Frieden finden.

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Offline alepu

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Re: NASA
« Antwort #2459 am: Gestern um 11:19:18 »
Bei SpaceShuttle und ISS gab es damals keinerlei Alternative!
Da gab es kein "entweder - oder" sondern nur ein "entweder - garnicht"!
Das ist jetzt hier total anders! Mit Starship, FH und New Glenn sind genügend andere Möglichkeiten vorhanden, das Projekt auch ohne SLS durchzuführen.
Und gerade weil "das Artemis-Programm noch kaum begonnen hat" wäre jetzt die ideale Zeit es zu verändern, wenn nicht gar abzubrechen!
Vernünftige "Partnerländer" würden da in keinster Weise "vor den Kopf gestoßen werden", wenn man akzeptable Alternativen anbieten würde. (So könnte man z.B. die bereits in Bau befindlichen Gateway-Module für eine europäisch-japanische LEO-Station verwenden)

Nach "deiner Lese - Art" müßte man jedes Projekt unverändert weiterführen, ganz egal wie teuer es sich entwickelt, nur weil es eben mal angefangen wurde, und auch MSR müßte wie geplant durchgeführt werden.

Natürlich ist es ein Risiko, wenn eine einzige Person zu viel Einfluß gewinnt, aber gerade in der Entwicklung der bemannten Raumfahrt könnte dies bezüglich EM auch durchaus einen Vorteil darstellen.

Das Gateway wird überhauptnicht gebraucht, am allerwenigsten zum Testen der "Strahlenempfindlichkeit des Menschen"! Erstens wäre das inhuman und würde nach Zubrins Worten an "KZ-Experimente" heranreichen und zweitens könnte z.B. ein Starship (!) auf translunar-Bahn viel besser (da viel grösser und mobiler) entsprechende Daten liefern.

Und wieso muß "natürlich der Mond erst im Focus stehen bevor man den Mars bemenscht..."?
Das könnte ebensogut parallel vonstatten gehen! Z.B. so wie es im NSF-Forum angesprochen wurde: JB/BO konzentriert sich auf den Mond und EM/SX auf den Mars.
Nach dieser Logik hätte man damals auch nicht erst auf dem Mond landen dürfen (und  erst anschließend LEO-Raumstationen bauen).

Offline Mojschele

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Re: NASA
« Antwort #2460 am: Gestern um 12:43:44 »
Ganz bei dir alepu aber auch die immer größere Skepsis gegenüber Musk ist valide. Man kann nur hoffen das Isaacman die NASA nicht in eine neue Abhängigkeit führt. Und JB/BO bei der neuen Regierung genügend Einfluss haben, dass sie nicht durch eine Lex SX, oder sowas ähnlichem, unlauter aus dem Rennen geworfen werden.

Re: NASA
« Antwort #2461 am: Gestern um 12:45:11 »
@Alepu:Auch wenn du viel mit Rufezeichen schreibst ändert es nichts an der Argumentation.Wie ich schon mal geschrieben habe existiert das Starship noch nicht, sondern das ist nur ein Prototyp der sich noch beweisen muss. Und der Fehlschlag gestern zeigt dass es einfach nicht so schnell geht(und es ist unklar ob es wirklich so funktionieren wird wie geplant(viele viele Betankungen im Space für eine einzige Mondmission,keine Rettungskapsel, vollständige schnelle Wiederverwendung und so weiter...).

Wenn wir Pech haben erleben wir vielleicht in diesem Jahrzehnt keine Mondlandungen mehr.

Der Mond und das Lunar Gateway sind ganz sicher erst mal die Testmöglichkeiten um eine lange Reise und Aufenthalt auf dem Mars möglich zu machen. Alles andere ist unseriös. Nach dem jetzigen Stand der Dinge gibt es zum Beispiel die hohe Wahrscheinlichkeit dass die Astronauten eine schwere Augenerkrankung bekommen bei einer bemenschten Mars-Reise. Da sind noch viele medizinische Dinge zu klären.

Auch wenn viele Leute SLS-Bashing und Gateway - Bashing betreiben bedeutet es nicht dass sie im Recht sind. Die Praxis wird es zeigen was vernünftig ist und was nicht. Und eine Gateway - Station im LEO ist doch nichts besonderes mehr und keine Alternative. Die NASA-Fachleute haben sich bei dieser Entscheidung wohl auch etwas dabei gedacht ;).

Jetzt überlasse ich aber dir wieder hier das Forum und bleibe als Wenigschreiber passiv.   ;)
Wenn die Macht der Liebe über die Liebe zur Macht siegt wird die Welt Frieden finden.

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Offline alepu

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Re: NASA
« Antwort #2462 am: Gestern um 13:59:32 »
...Auch wenn viele Leute SLS-Bashing und Gateway - Bashing betreiben bedeutet es nicht dass sie im Recht sind....

Auch wenn viele Leute SLS und Gateway hochjubeln bedeutet es nicht, daß sie im Recht sind.

Eine ESA-Station in LEO aus Gateway-Modulen soll natürlich keine Alternative zu einer Forschungsstation in Mondnähe sein, daher eben mein Vorschlag z.B. dafür ein Starship zu nehmen, sondern eine Alternative für die Beteiligung der internationalen Partner die von ihnen gebaute Hardware und die von ihnen geleistete Finanzierung einer sinnvollen Weiterverwendung zuzuführen.

Die "NASA-Fachleute" haben sich natürlich etwas dabei gedacht, fragt sich nur "was."
(Und auch sie können falsch liegen)
(Kritik z.B. hier: https://en.m.wikipedia.org/wiki/Lunar_Gateway#Criticism )

Wir alle wissen, daß das Starship noch in der Entwicklung ist, dies viel Zeit kosten kann und möglicherweise nie ein 100%iger Erfolg wird.
Aber der bisherige Weg zeigt auch, daß wir da durchaus zuversichtlich sein können, daß am Ende der Entwicklung eine erfolgreiche Mondlandung stehen wird. Daß dies noch in diesem Jahrzeht passieren wird ist natürlich nicht sicher, aber doch wahrscheinlich. Daß dies mit Starship passieren wird ist dabei nicht unbedingt nötig, aber auch wahrscheinlich.

Der Mond ist sicher eine wünschenswerte Testmöglichkeit für bemannte Marsmissionen, unbedingt dafür erforderlich ist er sicher nicht. Und das Lunar-Gateway in der geplanten Version schon gar nicht, da gäbe es viel bessere Möglichkeiten (s.o.).
(z.B. ist ein Aufenthalt von Astronauten im Gateway auf Grund der Bauweise eh auf wenige Wochen beschränkt)

Der gestrige "Fehlschlag" ändert überhaupt nichts daran, daß das Schiff davor schon einigemale erfolgreich geflogen und gelandet ist.

Man sollte generell davon wegkommen einen Erfolg in den höchsten Tönen zu bejubeln und einen Fehlschlag zutiefst zu verurteilen.