Da schwingt viel Hoffnung und wenig Engineering mit.
In der Tat! Ich bin mir selber auch sehr unsicher - und bin noch zu keiner schlüßigen Meinung gekommen.
Ich glaube die Rechnung: Komerzielle Konkurrenz ist billiger, als staatliche Eigenentwicklung, die wiederum billiger als ein Komerzielles Monopol ist - geht in der Raumfahrt nicht auf. In der Raumfahrt gibt es keinen "Markt" - den es gibt nur einen Kunden. Daraus ergeben sich zwei mögliche Modelle:
1) Ein Kunde (die NASA) schreibt einen Auftrag aus - sagen wir z.B. "LEO-Raumschiff + Träger". Dabei geht es um "alles oder nichts". Der Kunde kauft genau die Dienstleistung des günstigsten Anbieters.
Da stellt sich die Frage: Was machen die Anbieter die sich nicht durchgesetzt haben? In einem Markt, würden sich wohl andere Kunden finden, aber hier? Kein Anbieter kann sich ein Produkt leisten, das sich nicht verkauft - wodurch wohl ein Monopol des erstmalig (!) günstigsten Anbieters entsteht.
2) Gehen wir davon aus, es geht nicht um "alles oder nichts" - stattdessen verteilt der Kunde (die NASA) das Auftragsvolumen auf mehrere Anbieter. Bespiel: "Nachschub von 100t pro Jahr zur ISS". Der günstigeste Anbieter bekommt den größten Anteil, aber alle bekommen soviel um sie bei der Stange zu halten.
Da stellt sich die Frage: Wo bleibt der Segen der Konkurrenz, wenn alle Anbieter sicher sein können einen Anteil zu bekommen? Die Entscheidung, darüber welcher Anbieter lebt und welcher stirbt, liegt hier nicht in einem Marktmechanismus, sondern in der Hand einer Bürokratie. Die Folge ist legendlich eine Art "outsourcing" der Produktion und Entwicklung - wobei man zusätzlich zum tatsächlichen Aufwand, noch einen Profit zahlen muss.
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Die NASA scheint Modell Nr2 zu bevorzugen. Aber löst sie damit ihre Probleme? Das kommt auf viele kleine Details im Vertragswerk an und ist pauschal nicht zu beurteilen. Ich halte diese Variante für möglich, für interessant - ja bin sogar dafür, das die NASA das einmal ausprobiert - aber halte es nicht wirklich für optimal.
Das ganze könnte sinnvoller werden, wenn sich andere Kunden als die NASA auftun - den dann könnte in der Tat ein Markt entstehen, in dem die NASA zwar der größte Kunde, aber eben nicht mehr der einzigste ist. Die Chance von C3PO, die Hoffnung die man in der USA in all die "kommerzielle Raumfahrt" steckt, ist das die Bildung eines solchen Marktes durch C3PO gefördert wird. Hier bin ich mir nun schließlich ganz unsicher, mir fallen nur sehr sehr wenige wirkliche Geschäftsfälle für eine komerzielle bemannte Raumfahrt ein.
Die optimale Struktur der technologischen Entwicklung und Umsetzung ist für mich eigendlich ein staatliches, nicht profit-orientiertes - aber auch nach betriebswirtschaftlichen Maßstäben geführtes Unternehmen. Ich bin der Meinung, das nur so eine sinnvolle Verwendung der gigantischen, steuerfinanzierten Budgets möglich ist. Die NASA oder die ESA wären mir in diesem Modell schon zu sehr von komerziellen Unternehmen abhängig. Kaufen Sie doch gleich ganze Systeme bei komerziellen Unternehmen ein - wodurch der "Schweine am Trog"-Effekt die Preise treibt. In einem solchen Model würde die Orion nicht von Lockheed entwickelt und produziert werden - sondern direkt von der NASA, durch NASA Konstrukteure und in NASA Fabriken.
Ich war zu sehr drauf fixiert als das mir klar war was es hier bedeutet
Ach du Spielverderber