1) "NASA has identified modifications to the VAB and mobile launcher needed to support the SLS as high risks to the GSDO Program". Wie kann denn sowas passieren...?
Das hängt mit dem ICPSU (Interim Cryogenic Propulsion Stage Umbilical, Verbindung ML-zur Oberstufe des SLS zusammen), der sich als kritisches Element in dem Bau des ML herausgestellt hat. Dieser relativ komplexe Arm muss beim Start des SLS möglichst schnell "wegschwenken", was die Ingenieure vor einige Probleme gestellt hat, zumal es bei Bodentests Verzögerungen gegeben hat.
3) "Limited flight computer processing power required adjustments in software to conform to the hardware limitations". Also das kann ma ja wohl auch nur als eklatanten Planungsfehler bezeichnen. Ist für mich als ITler auch relativ schwer nachvollziehbar, wie ich mit so einem Gerät und den damit verbundenen Steuer- und Regelungsssystemen moderne Hardware an die Grenze bringen kann (ich weiß schon, das Flughardware keine PC Hardware ist, aber trotzdem). Was wollen die denn da bauen..
Strahlungsgehärtete Elektronik. Das Problem, das man hier hat, ist es, die Avionik ausreichend resistent gegen Strahlung zu konstruieren, wie sie ja bei solchen Flügen auftritt. Deshalb muss man auf Spezialbauteile zurückgreifen, die erstens ziemlich aufwendig in der Herstellung sind (da hat es 2013 bei EFT-1 einen Engpass gegeben, wenn ich mich richtig erinnere) und zweitens relativ leistungsschwach verglichen mit heutiger "irdischer" Elektronik sind. Für EM-1 wird man etwa einen IBM PowerPC 750FX-Prozessor in den vier Flugcomputern von Orion einsetzen, die ihre Markteinführung 2002 hatten, was die Rechenpower im Vergleich zu "PC Hardware" natürlich begrenzt.
Jetzt gab es wieder einen Regierungswechsel
- als erstes soll versucht werden, die SLS beim ersten Flug gleich bemannt fliegen zu lassen
Das wird in einer Studie untersucht und steht noch lange nicht fest. Gerade der besagte Bericht merkt ja an, dass wegen Sicherheitsbedenken z.B. vom ASAP diese Schnapsidee reichlich unwahrscheinlich ist.
- auf einmal hat der Aufbau einer Raumstation ausserhalb der Erdumlaufbahn höchste Priorität.
Nicht auf einmal. Die NASA hat sich dazu schon lange vorher seit geraumer Zeit zum Beispiel mit Konzepten wie dem Deep Space Habitat und verschiedene Unternehmen damit beauftragt, eigene Konzepte für eine solche Station auszuarbeiten, intern hat man auch genau darauf hingearbeitet. Das wurde bisher lediglich nicht offen nach außen kommuniziert.
Die ESA ist Schuld, dass es zu Verzögerungen bei Orion kommt.
http://dailycaller.com/2017/04/16/europeans-delay-trumps-plan-to-send-astronauts-back-to-moon/
Das Zitat kann ich in der OIG-Studie aber nicht finden.
Hier ist es, das besagte Problem ist aber schon länger bekannt:
As we reported in September 2016, the Orion service module has undergone design changes and as a result will be delivered to NASA at least 5 months, but possibly up to 10 months, later than planned. Because the new Orion service module differs from the module flown during the first Orion test flight in December 2014, assembly, integration, and processing of the new module may delay the transfer of Orion to the GSDO Program for integration with the SLS.
Der Bericht ist tatsächlich recht interessant, die Handlungsempfehlung sind auch soweit richtig und wichtig. Ein integrierter Plan für das Processing von EM-2, stärker auf die Kosten bei der Marsmission zu achten, mit internationalen Partnern und kommerziellen Unternehmen stärker zusammenarbeiten. Der Bericht gibt einen schönen Überblick, vor welchen Herausforderungen ESD momentan steht. Zugleich ist aber wichtig anzumerken, dass diese Probleme allesamt lösbar sind, da hier der Vergleich mit Constellation aufkam. Die Entwicklung von Orion, SLS und GSDO verläuft wesentlich besser und ist auch wesentlich weiter fortgeschritten als bei jedem bisherigen geplanten Shuttle-Nachfolger. Es ist möglich, dass es zu Verzögerungen und Budgetüberschreitungen kommt, aber diese Überschreitungen werden aller Wahrscheinlichkeit nach zumindest bei EM-1 eher geringfügig sein.
Gruß
Martin