Der EU/ESA-Space Council - mein Kommentar:
Den letzten EU/ESA Space Council (Nov. 2020) hatte ich noch unter EU-SpacePolicy gepostet, diesmal hier unter ESA, da deren News deutlich umfangreicher erschien. Mit Astronauten, Euclid-Aufnahmen, Space Debris, Cargo-Vehicle-Verträgen ist Raumfahrt doch sehr viel konkreter.
Auf EU Seite war IRIS2 tatsächlich außen vor (da wollte man den laufenden Beschaffungsprozess nicht thematisieren) und zum Weltraumgesetz gab es nichts zu berichten, außer das Nachhaltigkeit ein Ziel ist.
Ein Info-Schnippel war für mich zumindestens, dass (obwohl UK bei Copernicus wieder dabei ist) das nicht für die Schweiz gilt, die wollen erst wieder für 2028 prüfen, ob man Geld dafür hat.
Sowohl EU als auch ESA und die Mitgliedsstaaten wollen die Wettbewerbsfähigkeit stärken, sowohl die Industrie als ganzes durch Raumfahrt, als auch die Space-Industrie selbst.
Letztere hält man zwar für vielfach excellent, aber bzgl. Wettbewerbsfähigkeit von Launchern sind da ja reichlich Zweifel angebracht und auch die (Kommunikations-)Satellitenindustrie schwächelt, weil das große Geschäft mit GEO-Satelliten an Bedeutung verliert.
Man kann sich für die deutsche Position begeistern, die mehr Wettbewerb fordert und den Paradigmenwechsel für mehr Industrieverantwortung feiert, aber auf dem Prüfstand der (internationalen) Wettbewerbsfähigkeit hat sie noch nicht viel vorzuweisen.
Frau Christmann jedenfalls hofft auf private Investitionen und das der Staat als Ankerkunde auftreten soll. Ich denke, man sollte ein Key Performance Indikator (KPI) auswerten, wie sich aktuell diese Aufträge quantifizieren, denn wie das mit einer restriktiven Haushaltspolitik zusammengeht, ist mir schleierhaft.
Auf der anderen Seite interessant die Postition Frankreichs, wie sie CNES-Chef Baptiste in einem Interview ausführt. Da hat man sich mit der neuen Wettbewerbsorientierung mehr oder weniger arrangiert (europäische Programme gäbe es dann zwar noch, wenn Unternehmen das entsprechend gestalten, aber nicht mehr durch staatliche Kooperationen). Dh. in Zukunft werden die Unternehmen entscheiden, wo und wie entwickelt und produziert wird (vertikal/horizontal) und der Geo-Return-Ansatz der ESA dann keine Rolle mehr spielen kann. (Für kleine Programme werden das kleine Unternehmen sein, für große Programme dann auch große Unternehmen).
Jedenfalls ist der Gegensatz zwischen Wettbewerb und Geo-Return von der ESA oder der deutschen Seite noch nicht gelöst.
Ok, zurück zum konkreten - die Cargo-Vehicle-Competition Entscheidung ist interessant und zT. überraschend, denn eine Kapsel-Lösung von Thales Alenia Italy hatte ich nicht auf dem Schirm. Über die ist allerdings auch auf der Thales-Webseite nicht viel zu lesen. Lt. ESA-Chef Aschbacher hatten 5 Firmen Angebote eingereicht. Welche Kriterien zu der Entscheidung geführt haben die einen auszuwählen und andere abzulehnen (es war ja wohl keine Lotterie), ist mir noch unklar. Jedenfalls kann es nicht das Coolness-Kriterium sein und das ATV/ESM-Knowhow spielte wohl keine Rolle. Frühestens Ende 2025 zum nächsten ESA Budget-Council wird man einschätzen können, wie realistisch ein kommerzieller Cargo-Return-Service ab 2028 sein wird (sofern der nicht wieder SpaceX-Dragon heißen soll).
CNES-Chef Baptiste Interview:
https://www.latribune.fr/entreprises-finance/industrie/aeronautique-defense/spatial-nous-sommes-en-train-de-rentrer-dans-un-monde-nouveau-philippe-baptiste-pdg-du-cnes-997958.htmlChristmann-Statement:
https://x.com/DLR_SpaceAgency/status/1793639680799637508