Das hat nun gar nichts mit Arbeitswillen und „Privatwirtschaft“ vs. „(angeblicher) Beamtenmentalität“ oder irgend sowas zu tun.
Ich schrieb "deswegen bin ich Maschinenbauer geworden und bin nicht z.B. in den Staatsdienst gegangen". Das hat nichts mit Arbeitswillen zu tun, nur mit dem Maß an Freiheit, welches einem im
Normalfall (mit etwas Glück) begegnen kann.
Ich habe übrigens noch immer die Einführung der Druckbehälterverordnung (siebziger Jahre) in den Knochen. Es gab damals deutschlandweit keinen Ansprechpartner, der einem verbindliche Auskunft zur Auslegung mancher Paragraphen geben konnte. "Warten sie auf die ersten endgültigen diesbezüglichen Gerichtsentscheide, zuvor werden sie niemanden finden, der dazu etwas Verbindliches sagt" - war die für mich absurde Standardaussage. Der Staat verbreitete verbindliche strafbewehrte Vorschriften, und war nicht in der Lage, sie verbindlich auszulegen! Für mich Kafka in Reinkultur. Danach habe ich mich lieber der Softwareentwicklung gewidmet, ich wollte u.A. nicht ständig mit einem Bein im Gefängnis sitzen. Das nur als kleine Erklärung. Auch in diesem Bereich liegen immer noch die Probleme deutscher (nicht nur) Wirtschaft - muß ich aktuelle Beispiele nennen? Ist den Leuten denn nicht klar, daß man mit einer soliden
Umsetzung von Vorschriften erst beginnen kann, wenn deren
endgültige Inhalt (und dessen Auslegung) klar ist?
Du hast, glaub ich, nicht verstanden, was ich eigentlich sagen wollte.
Den Unterschied zwischen Software-/Hardwareprojekten habe ich, glaube ich, schon verstanden. Der Aufwand ist bei "hardwarebehafteten Projekten" selbstverständlich viel höher, als bei Software. Trotzdem kommt man zu Lösungen manchmal nur dann, wenn man es auch da ausprobiert und daraus lernt.
Es gibt da noch einen anderen interessanten Aspekt: Auch ein außergewöhnlich intelligenter Mensch ist nur in der Lage Zusammenhänge, Chancen und Risiken bis zu einer gewissen Tiefe sinnvoll zu analysieren. Danach ist auch er überfordert und die Fehlerhaftigkeit ist auch bei ihm schon zu hoch. Dann hilft nur zu beginnen, oder eben nicht. Gute Intuition hilft.
Steht man am Anfang eines komplexen Projektes, reicht das dann z.B. bis zu einer theoretischen Ebene "7" oder "14", nur um dem einen
Namen zu geben. Der Rest bleibt im Dunkeln. Fängt man aber mit dem Projekt an, und es kommt (sagen wir mal in Ebene "5") zu Problemen, stehen dem gleichen "Entscheider" (oder seinem Team) wieder "frische" 7 oder 14 Ebenen zur Verfügung. Damit läßt sich dann schon viel besser umgehen, als wenn man sich noch in Ebene "0" befindet und dort kein "Bedarf" offensichtlich ist. Und man gleichzeitig noch alle Verästelungen aller anderen Zweige mitdenken muß.
Auch in der Softwareentwicklung kommt es doch oft vor, daß man erst während der Arbeit eine ursprünglich nicht bedachte Möglichkeit entdeckt. Darf man dann direkt mit den Anwendern zusammenarbeiten, kann das Ergebnis optimiert werden.
Jeder schon gelöste Teilbereich / Zweig entlastet die Hirne und bringt so frische Kräfte mit sich. Der Volksmund hat dafür schon ewig den Spruch "kommt Zeit, kommt Rat"
Klar, eine Garantie für einen gangbare Lösung gibt es auch dann nicht, das ist das "Restrisiko".