Wie lange würde es wohl dauern eine weitere Crew-Dragon Kapsel zu produzieren?
Wie lange hat es denn jeweils bei den bisherigen gedauert?
Ich versuche mal das immer wieder vorkommende Thema einmal aus der Praxis allumfassend zu beschreiben.
Meine Erfahrungen liegen zwar schon einige Jahrzehnte zurück, aber eine rechnergestützte Fertigungssteuerung gab es damals auch schon.
Ganz allgemein kann man sagen, daß die Lieferzeiten bei komplexen Produkten von folgenden Faktoren abhängen:
dem
zuletzt verfügbaren (gelieferten / nachbearbeiteten / hergestellten) Einzelteil
+ der erforderlichen Test-/Montagezeit des zuletzt eingetrudelten Einzelteils
+ den Montage- /Testzeiten aller erst
danach noch zu montierenden Einzelteile
+ der Test-/Abnahmezeit des komplette Endproduktes (oft auch zunächst der Untergruppen)
+ den Transportmöglichkeiten
Die Verfügbarkeit der Einzelteile werde ich hier jetzt nicht aufdröseln, es gibt im Prinzip für jedes Einzelteil einen eigenen ähnlichen "Baum", nur daß sich das Drama manchmal irgendwo beim Zulieferer abspielt.
Beliebt ist auch die Komplikation, daß bei der Montage nicht alle papiermäßig verfügbaren Teile auch
wirklich vorhanden und/oder verwendbar sind. Und nach der Montage auch verwendbar
bleiben. Hier kann es manchmal böse Überraschungen geben, die können die anvisierte Herstellungszeit problemlos verdoppeln. (Und für graue Haare sorgen.)
Man erstellt aus allen bekannten Zeiten oft einen "kritischen Pfad-Plan", der eine schnelle Auskunft liefert, welche Schritte besondere Aufmerksamkeit verdienen und wo es lockerer (=wie üblich) angegangen werden kann.
In der Regel versucht man natürlich die Lagerhaltung so zu steuern, daß man eine vernünftig erscheinende Anzahl von Einzelteilen immer vorrätig hat. Hier gibt es natürlich auch Fehleinschätzungen, wenn man z.B. nicht eingeplante Ersatzteile braucht oder durch Konstruktionsänderungen schon gefertigte Teile unbrauchbar werden. Wenn man bei der Rohmaterialbestellung beginnen muß, sieht es übel aus.
Es gibt also in aller Regel
keine immer gleichen Herstellungszeiten. Und es ist auch problematisch, von einem Fall auf weitere zu schließen. Oft ist es dann auch so, daß eine kleine Anzahl sehr schnell fertiggestellt werden kann, weitere dann aber eine lange Fertigungzeiten haben. Wenn man sich irgendwann entschließt
kein Komplettprodukt mehr auf Lager zu legen, geht man besser noch einmal die minimalen Lagerbestände der Einzelteile durch (bei denen ein "Lagerauftrag" ausgelöst wird), um es zu kompensieren.