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hier der Artikel nochmal auf Deutsch:
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Privatraketen starten von Cape Canaveral aus
Mondmissionen und Katastrophen nahmen hier ihren Anfang. Jetzt wird Cape Canaveral fürs schnöde Geschäft geöffnet: Ein Billig-Raketenanbieter darf hier starten. Reiche Touristen starten hier schon seit einiger Zeit, um bei Ausflügen in die Schwerelosigkeit ihren Magen auf die Probe zu stellen.
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Die US Air Force lässt private Raketenbetreiber eine Startrampe in Cape Canaveral benutzen. Der Raumfahrtbahnhof im US-Bundesstaat Florida soll für die nächsten fünf Jahre dem Unternehmen SpaceX offenstehen, wie die Luftwaffe mitteilte.
AFP
Falcon 1: Im vergangenen Frühjahr stürzte der Prototype in den Pazifik, dieses Jahr soll Falcon 9 starten
Die kalifornische Firma SpaceX, eine Art All-Startup, will mit ihren Falcon-Billigraketen - sie sind überwiegend aus Standardkomponenten gefertigt - den Kilopreis für Transporte in die Erdumlaufbahn drücken. Wenngleich dies bislang nur ein Plan ist, bedeutet die Mitnutzung des prestigeträchtigen Standorts einen bedeutenden wirtschaftlichen Vorteil: Die US-Regierung verlangt von Auftragnehmern für Raketenstarts, dass sie von der Ost- wie der Westküste aus Nutzlast in den Orbit transportieren können.
Bislang verfügte SpaceX nur über Startrampen im Westen der USA, im kalifornischen Vandenberg, und auf dem Kwajalein-Atoll im Pazifik. Vergangenen März war die Falcon 1 kurz nach dem Start explodiert.
Billige Nutzlast und Spaß-Milliardäre ins Orbit
Sollte der Jungfernflug der Falcon 9, der in der zweiten Jahreshälfte von Florida erfolgen soll, erfolgreicher verlaufen, könnte SpaceX die Konkurrenz aufmischen. Zunächst würde sie in Wettbewerb mit der Orbital Sciences Corporation geraten, die kleine Transporte ins All vornimmt. Später käme außer der europäischen Arianespace auch die United Launch Alliance aus den USA ins Visier des Newscomers. Es handelt sich dabei um den gemeinsamen Raketenbetreiber von Lockheed Martin und Boeing. Diese Unternehmen sind die beiden Topausrüster des Pentagon, das nun die Rampe an SpaceX vermietet.
Beobachter erwarten, dass wachsender Wettbewerb und das Engagement privater Firmen Nutzlast- und Touristen-Transporte ins erdnahe All beflügeln wird. Auf beiden Sektoren gibt es eine rege Nachfrage - und der Raumfahrtbahnhof Cape Canaveral könnte für die Milliardäre der Welt zusehends das werden, was die nahen Disney-Freizeitparks fürs gemeine Volk sind.
Gestern erst startete der schwerbehinderte britische Physiker Stephen Hawking von Florida aus zu einem Parabelflug in einer umgebauten Boeing 727, in dem die zahlenden Gäste mehrmals kurzzeitig das Gefühl der Schwerelosigkeit genießen konnten. Die von innen gepolsterten Flieger sind auch als Kotzbomber bekannt, weil die wilden Sturzflugkurven selten ohne Eindruck auf das Bauchgefühl der Passagiere bleiben.
"Es war wundervoll"
"Es war wundervoll", sagte der Wissenschaftler anschließend. "Ich hätte immer weiter machen können." Nachdem der an den Rollstuhl Gefesselte seinen kurzen Schwebetripp im Vorfeld als politisches Statement für mehr Weltraumtourismus verkauft hatte, war es nur wenig überraschend, dass er hinzufügte: "Ich denke, die Menschheit hat keine Zukunft, wenn sie nicht ins Weltall fliegt."
Hawking hat seinen ersten echten Flug ins All schon geplant: Wenn Richard Bransons Weltraum-Tourismustouren unter dem Namen Virgin Galactic im Jahr 2009 starten, will der Physiker mit dabeisein. Schon im vergangenen Jahr hatte er der BBC gesagt: "Mein Ziel ist es, ins All zu fliegen - vielleicht wird mir Richard Branson dabei helfen."
Den Parabelflug musste Hawking übrigens nicht bezahlen - normalerweise kostet ein Ausflug in die Schwerelosigkeit über 2700 Euro, die wurden dem Physiker aber erlassen. Auch ein regulärer Flug mit Bransons Weltraum-Linie könnte selbst für den Bestsellerautoren Hawking etwas teuer kommen: Momentan wird der Preis für eine Tour bis in 140 Kilometer Höhe mit etwa 140.000 Euro angegeben.
Quelle:www.spiegel.de