Ja, die Technologieentwicklung überlässt SpaceX ein paar Praktikanten, da kommt dann so etwas raus wie die Falcon 1, die mangels Retroraketen und Prallblechen (Systeme, die seit 50 Jahren obligatorisch sind) einen Fehlstart nach dem anderen hinlegt. Sorry, aber das ist keine Lösung.
Ich sehe bei einem Marsflug massive Probleme, da gibt es weitaus mehr offene Punkte, als den meisten hier klar sein dürfte. Zuallererst die Frage, womit fliegt man zum Mars. Einige hier scheinen ja zu denken, das man direkt mit der Oberstufe der MCT zum Mars fliegt. Einfach eine Dragon daran montieren und los geht es. Dann landet man direkt mit der MCT-Oberstufe auf dem Mars, bleibt etwas dort und fliegt nach einer Weile wieder damit zurück. Klingt toll, ist aber leider praktisch unmöglich. Das fängt schon mit dem eigentlichen Flug zum Mars an. Ohne eine Marsflug-Kombination wird es nicht gehen. Man kann nicht Menschen zig Monate ohne Schwerkraft durch den Raum jagen. Nach 9 Monaten ohne Schwerkraft könnte ein Mensch bei Ankunft auf dem Mars nicht mal seinen Raumanzug tragen, geschweige denn selbst aus einer Kapsel wie der Dragon aussteigen. Selbst bei der geringen Schwerkraft auf dem Mars würde es Wochen dauern, ehe die Astronauten normal gehen, geschweige denn arbeiten könnten. Ohne Schwerkraft auf dem Flug geht es daher nicht. Da Star Trek aber noch etwas hin ist, besteht die einzige Möglichkeit für künstliche Schwerkraft in einer Rotation. Mit einer Kapsel wird das schwierig, also braucht man dafür eine Art kleine Raumstation. Diese braucht man aber eh, denn zum einen benötigt man noch einen speziell abgeschirmten Raum zum Schutz der Astronauten vor der Strahlung von Sonneneruptionen und zum anderen brauchen die Astronauten auch etwas Platz und wenigstens ein Minimum an Privatsphäre. Nicht zu vergessen, das natürlich auch Wasser und Lebensmittel für mehrere Jahre mitgeführt werden müssen, der Platz in einer Dragon würde also keinesfalls genügen. Für das Einbremsen in den Marsorbit sowie den Rückflug zur Erde kann man dann auch effiziente Triebwerke wie Ionentriebwerke oder VASIMR verwenden, wodurch sich der Treibstoffmassenanteil deutlich reduzieren lässt.
Auch eine Landung und Rückstart mit einer MCT-Oberstufe ist unmöglich. Das fängt schon beim Triebwerk an. Ein Hauptstromtriebwerk hat eine fest definierte Startsequenz, die zum Teil über Monate hinweg ausgearbeitet wurde. So ein Triebwerk kann man nicht einfach nach ein paar Monaten auf dem Mars mal wieder starten und erwarten, dass es richtig funktioniert. Zudem ist ein Hauptstromtriebwerk als Rückstarttriebwerk viel zu kompliziert. Von diesem Triebwerk hängt das Leben der Astronauten ab, daher muss dieses Triebwerk so betriebssicher wie möglich sein. Es muss zudem über Monate den Bedingungen auf dem Mars trotzen können, also Temperaturen von 0 °C bis -100 °C, Staubstürmen, aggressiven Chemikalien im Marsstaub (Perchlorate) usw. Deswegen würde ich für die Landung und den Rückstart zwei verschiedene Systeme verwenden, also eine reine Landefähre und eine reine Rückstartfähre. Bei letzterer würde ich aus Gründen der Betriebssicherheit sogar zu einem Feststoffantrieb tendieren. Wenn man das Aluminium im Treibstoff durch Lithium oder Beryllium austauscht, könnte man die Leistung eines Feststoffantriebs vermutlich auf das Level eines Flüssigkeitstriebwerks mit lagerfähigen Treibstoffen anheben. Unter den Bedingungen auf dem Mars ist der Feststoffantrieb vermutlich leichter zu lagern (da er bis zur Verwendung hermetisch verschlossen sein kann) als ein Flüssigkeitstriebwerk.
Insgesamt betrachtet stellt ein Flug zum Mars aktuell sehr hohe Ansprüche und etliche technische Probleme, die noch nicht zufriedenstellend gelöst sind. Man braucht für den Flug zwangsweise eine Marsflugkombination in Form einer kleinen Raumstation, welche im Erdorbit montiert wird. Zudem müssen Habitate, Labore und Rückstartfähre vorher auf dem Mars gelandet werden. Allein um das alles zu bauen und auf dem Mars zu landen braucht man ein umfassendes Technologieprogramm. Eine einzelne Firma ist hier vollkommen überfordert, selbst für ein Land wie die USA sind die Kosten dafür nicht leicht zu stemmen, immerhin fallen auch langfristige Kosten für weitere Flüge, Versorgung und Personenaustausch an. SpaceX allerdings fliegt in den nächsten 20 Jahren bemannt lediglich in den LO oder gewaltig auf die Fresse, aber keinesfalls zum Mars.
Ich sehe auch die Verwendung von Methan als Treibstoff eher kritisch. Einen Großträger benötigt man lediglich zum Aufbau der Marsflugkombination im Erdorbit. Für den Start zum Mars würde ich eine cryogene Oberstufe verwenden, die erst kurz vor dem Start zuletzt angekoppelt wird. Alles weitere würde ich mit Ionen- oder VASIMR-Triebwerken durchführen, also auch das Einbremsen in den Marsorbit und den Rückstart aus dem Marsorbit zur Erde. Lediglich die Landefähre würde ich mit einem normalen Flüssigkeitstriebwerk auf Basis lagerfähiger Treibstoffe ausstatten. Für die Rückstartfähre würde ich aus Gründen der Betriebssicherheit Feststoff verwenden. Methantriebwerke braucht man in dieser Kette nicht. Für die Oberstufen eines Großträgers verwendet man LH2, für die Startstufe entweder ebenfalls LH2 oder Kerosin, unterstützt von Feststoffboostern. Die Technik eines Großträgers existiert seit über 40 Jahren, schon die Saturn 5 hätte man mit zusätzlichen Boostern auf bis zu 200 t LO Nutzlast steigern können. Wenn man unbedingt zum Mars will, sollte man lieber erst einmal in ein grundsätzliches Technologieprogramm investieren und nicht in ein überflüssiges Methan-Triebwerk. Methan bringt einfach zu wenig, es ist deutlich aufwendiger zu handhaben als Kerosin / LOX und dabei bei weiten nicht so leistungsfähig wie LH2 / LOX.
Auch die NASA wird für ein Methan-Triebwerk keine Verwendung haben, zumindest nicht bei einem Träger wie SLS. Dort kommt nur ein sehr gut getestetes und extrem zuverlässiges Triebwerk in Frage. Damit fallen die Triebwerke von SpaceX schon mal raus, denn die konnten gerade bei der Zuverlässigkeit bisher nicht unbedingt überzeugen. Abgesehen davon sollte man bei einem Großträger wie dem SLS nur auf bewährte Technik setzen. Gerade beim Einsatz als Booster kommt es zudem nicht auf das letzte bisschen Leistungsfähigkeit an, daher würde ich auch das NK-33 ausschließen, da dieses Triebwerk technisch deutlich komplexer als das F-1 ist.