Fragen des Obama Transition Teams an die NASA

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tobi453

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Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« am: 30. November 2008, 13:32:40 »
Das Transition Team der Obama Administration hat einige Fragen an die NASA gestellt:
1) Was sind die Kurz- & Langzeiteinsparungen durch eine Einstellung von Ares I, Orion und/oder Ares V.
2) Was kostet es den Ares I Jungfernflug von 2015 auf 2013 zu beschleunigen?
3) Was kostet und wie lange dauert es Orion auf Delta IV oder Atlas V zu starten?
4) Was kostet es Orion auf internationalen Trägerraketen wie Ariane 5 oder H-IIA zu starten?
5) Was kostet COTS-D?
6) Was kostet es das Shuttle bis 2015 zu fliegen und die ISS bis 2020 zu betreiben?
7) Was kostet es die 15 Earth-Science Missionen, die vom National Research Council vorgeschlagen wurden, durchzuführen?

Nicht gefragt werden:
1) Was bringt es kostenmäßig das Shuttle & ISS Programm einzustellen.
2) Was wird durch die Einstellung von den Wissenschaftsprogrammen (z.B MSL und JWST) eingespart?

Quelle:
http://www.space.com/spacenews/spacenews_summary.html#BM_3

Die Fragen lassen schon einen ersten Schluss zu, in welche Richtung Obama die NASA leneken will. MSL und JWST werden also schon mal eher nicht eingestellt werden, weil nicht danach gefragt wurde. Kritisch dürfte es jedoch bei Ares I zu werden. Auch wenn Orion meiner Meinung nach niemals auf einem nicht-US Träger gestarten werden wird.

klausd

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Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #1 am: 30. November 2008, 13:52:43 »
Zum Thema andere Rakete sagt Precourt (Executives at Alliant Techsystems (ATK), the Edina, Minn.-based prime contractor for the Ares 1 main stage)

Zitat
"Ares passed [preliminary design review] several months ago," Precourt said. "Alternatives that could be brought to the table today don't get a pass on that because NASA requirements are going to need to be met ..." Preliminary design review, he said, "is not a couple-of-months effort. It puts Ares a few years ahead of any alternatives at this point."

Also quasi meint er damit, dass das Ares-Programm soweit fortgeschritten ist, dass jede Entscheidung zu einer anderen Rakete eine Verzögerung des Constellation Programms bedeuten würde.
Er erwartet außerdem, dass Obama's Team zur gleichen Lösung kommt wie die NASA.

Offline Petronius

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Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #2 am: 01. Dezember 2008, 10:09:23 »
Mal ein paar Fragen zu Atlas V und Delta IV:

- Reicht die Nutlastkapazität eigentlich für die Orion?

- Würde die Qualifizierung als bemannter Träger möglich ein, oder steht zuviel dagegen?

- Wie sieht es mit den Startanlagen aus, kann man umrüsten oder muss man völlig neue bauen?

*

Offline Schillrich

  • Raumcon Berater
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Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #3 am: 01. Dezember 2008, 10:24:50 »
Mein Kenntnisstand zu DELTA und ATLAS aus NASA-Analysen ist:

  • Sie fliegen als Satellitenträger bisher auf optimierten "hochgeschwungenen" Aufstiegsbahnen. Für das "man-rating" müssten sie auf niedrigeren Bahnen fliegen, um bei einem Abbruch die Belastungen für die Besatzung in Grenzen zu halten. Dadurch verlieren beide Träger Nutzlastkapazität und müssten neu optimiert werden --> neue Oberstufen.
  • Das Schub-Gewichts-Verhältnis beim Start ist anscheinend v.a. bei DELTA-IV-Heavy relativ gering (F/G = 1.16, wenn ich mich recht erinnere). Dadurch sind einer neuen Oberstufenintegration schon enge Grenzen bei der Masse gesetzt, wenn man nicht auch die Hauptstufen umarbeiten möchte.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

Crest

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Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #4 am: 01. Dezember 2008, 11:56:29 »
Und wie sieht's bei der Ariane 5 aus? Nicht dass ich glauben würde, die Amerikaner würden ihre Orion-Kapsel jemals auf einer Nicht-Amerikanischen Rakete starten. Aber wenn die Frage in der Liste vom Obama-Team schon auftaucht, dann sollte man sie auch beantworten  ;).

Speedator

  • Gast
Re: NASA
« Antwort #5 am: 12. Dezember 2008, 18:41:16 »
Griffin sieht anscheinend seine Felle davonschwimmen.
Anscheinend rechnet er sowieso nicht mehr damit, dass er unter Obama die NASA führen wird, sodass er sich deutlich undiplomatisch gibt und so versucht etwaige Anfeindungen gegen 'sein Baby' Constellation im Keim zu ersticken.


Gegenüber dem 'Transition Team' von Obama scheint er sich angeblich recht unkooperativ zu geben. Es soll ein erhitztes Gespräch Lori Garver, dem Leiter des 'space transition team', gegeben haben, worauf er direkt mit Obama sprechen wollte. Außerdem soll den NASA-Mitarbeitern genau festgelegt worden sein, was sie dem Team mitteilen dürfen und was nicht. Und er habe Führungskräfte gewarnt das Mondprogramm zu kritisieren.

Siehe Quelle: Transitioning NASA: Tensions high between Griffin, transition team

Er hat wohl ernorme Sorge, dass das Programm im wesentlichen gestrichen wird.

NASA Watch hat dazu ein paar Reaktionen eingefangen: Response to Griffin Transition Team Comments , Griffin Responds - Partially

Zum Transition Team speziell siehe auch den Thread hier im Forum: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA


Des weiteren äußerte es sich bzgl. des  Vorgehens gegen die globale Erwärmung relativ 'konservativ'. Zwar erkenne er deutlich an, dass sich die Erwärmung vollzieht, aber fragt sich auch, ob man sich 'anmaßen' sollte das heutige Klima als das beste für die Erde zu definieren. Und er zweifelt, dass die Menschheit in der Lage ist das Klima konstant zu halten. Dem würde die Geschichte der Erdentwicklung ja auch widersprechen.

Siehe das Interview: NASA Chief Questions Urgency of Global Warming

In diesem Zusammenhang muss man sehen, dass das umfassende Programm, welche Obama gegen die globale Erwärmung anstrebt, der NASA nun ja auch in gewissem Sinne das Budget streitig macht.

Mittlerweile hat er Bedauern darüber geäußert, dass er diese persönliche Ansicht öffentlich gemacht hat, da es nunmehr wohl ein eher politisches Thema als ein technisches ist. Ob er wohl wirklich nicht vondie politischen Reichweite dieses Statements gewusst hat? Ein Schelm, wer böses dabei denkt ;)
« Letzte Änderung: 12. Dezember 2008, 18:41:57 von Speedator »

gorgoyle

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Re: NASA
« Antwort #6 am: 13. Dezember 2008, 01:16:30 »
Griffin ist auf jeden Fall ein guter Mann und ich halte es für einen Verlust wenn er gehen müßte.   Sein Constelaltion-Programm ist von beeindruckender Leistungsfähigkeit und Flexibelität.  Das Transition-Team scheint mir seltsam wenn es seinen Unmut erregt und lässt mich nichts gutes hoffen.  Aber man muß ebend abwarten und zugucken. ^^

tobi453

  • Gast
Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #7 am: 30. Dezember 2008, 21:02:40 »
Und es geht weiter! ::)

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Obamas Transition Team hat nun Kontakt mit der ULA aufgenommen um informiert zu werden, in wiefern die ULA das Weltraumprogramm unterstützt. Das Transition Team hat inzwischen Dokumente von der ULA erhalten, in denen steht, dass mit EELVs ein erster bemannter Flug 2013 und für $3,4 Milliarden weniger möglich wäre. Das sind natürlich keine unbedingt objektiven Zahlen. ;)

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Ein Nachteil (oder auch Vorteil, je nachdem wie man es seht;) ) der EELVs ist auf jeden Fall, dass weniger Mitarbeiter nötig sind als bei Ares I und so würde es zu einem großen Jobverlust in Florida kommen.


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Mike Griffin hat inzwischen auch mit Robert Stevens, dem CEO der Lockheed Martin Corp. gesprochen und ihn aufgefordert die Versuche Ares I durch das Bewerben der eigenen Trägerraketen zum Scheitern zu bringen einzustellen.

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Griffin ist schon seit längem der Meinung, dass die Probleme bei Ares I übertrieben werden und dass das Ganze eine Verschwörung ist der EELV-Unterstützer ist, Ares I zum Scheitern zu bringen.

Quelle:
http://www.orlandosentinel.com/news/space/orl-nasa3008dec30,0,3322725.story

Das ganze ist inzwischen ja schon ziemlich heftig. Mal gespannt, was Obama denn dann entscheidet, wenn er im Amt ist. ;)

Edit: Zitate gelöscht.
« Letzte Änderung: 21. April 2009, 23:50:41 von Speedator »

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Offline MR

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  • 2113
Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #8 am: 31. Dezember 2008, 12:31:42 »
Ich glaube, da muss man kein Prophet sein, um zu sagen, wie es weiter geht:

Sowie Obama den Laden übernommen hat darf Griffin gehen. Das Constellation Programm wird gestrichen, als einziges bleibt die Orion Kapsel übrig, die per modifizierter EELV (Atlas 5 Heavy?) gestartet wird und nur noch zur Versorgung der ISS verwendet wird. Die Frage nach weiteren Shuttle Flügen und einer Vorverlegung des Orion Einsatzes deutet darauf hin, das Obama plant, sofort mit dem Ende des Shuttles Orion zur ISS Versorgung einzusetzen, so das man nicht auf russische Kapseln angewiesen sein wird.

Unsinnige Mond- und Marsausflüge sind gestrichen, hoffentlich wird dann unter Obama auch der Kahlschlag im wissenschaftlichen Programm rückgänig gemacht.

Hofi

  • Gast
Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #9 am: 31. Dezember 2008, 20:14:09 »
Zitat
Also quasi meint er damit, dass das Ares-Programm soweit fortgeschritten ist, dass jede Entscheidung zu einer anderen Rakete eine Verzögerung des Constellation Programms bedeuten würde.
Hi!

Das stimmt ja. Warum sollte man das ARES-Projekt jetzt abbrechen, oder von einem anderen verdrängen lassen, wenn man schon so gut wie fertig bzw. mitten in der Arbeit ist?
Bis jetzt wurden Millionen in ARES investiert. :-? :-X

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Offline redmoon

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  • 4283
Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #10 am: 31. Dezember 2008, 20:45:54 »
Hallo,

das passt jetzt zwar nicht direkt zum Thema "Fragen des Obama Transition Teams an die NASA", aber da das wir hier sowieso etwas in Richtung Spekulationen über die Zukunft abgleiten.....

Was Politiker im Rahmen eines Wahlkampfes sagen und was dann nach der erfolgten Wahl in die Realität umgesetzt wird, muss ja bekannter weise leider nicht immer identisch sein.....Wie auch immer, hier sind die Aussagen, welche Barack Obama während des US-Präsidentschaftswahlkampfes zum Thema bemannte und unbemannte Raumfahrt getätigt hat :  

http://www.planetary.org/programs/projects/advocacy_and_education/space_advocacy/obama.html

Wir können ja einmal sehen, in welchem Umfang und in welcher Form das ab seiner Amtseinführung umgesetzt werden wird.

Momentan befindet sich Obama noch im Urlaub auf Hawaii, aber vorher wurde noch diese Botschaft aufgenommen, in der er über das Thema Wissenschaft spricht :  

http://martianchronicles.wordpress.com/2008/12/20/obamas-weekly-address-science/

So, und das soll es dann auch für diese Jahr von mir gewesen sein. Euch allen einen guten Rutsch in das Internationale Jahr der Astronomie!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

Hofi

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Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #11 am: 01. Januar 2009, 10:55:21 »
Hi!

Zitat
My vision will build on the great goals set forth in recent years, to maintain a robust program of human space exploration and ensure the fulfillment of NASA's mission. Together, we can ensure that NASA again reflects all that is best about our country and continue our nation's preeminence in space.

Das hört sich ja nicht gerade schlecht an. :D Aber ich glaube nicht, dass sich in nächster Zeit viel machen lässt. Obama hat größere Probleme. (Finanzkriese, ...) Ein Erfolg in der Raumfahrt wäre aber trotztem toll zum "würzen". ;)

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Offline MR

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  • 2113
Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #12 am: 01. Januar 2009, 16:07:13 »
Zitat
Hi!

Das stimmt ja. Warum sollte man das ARES-Projekt jetzt abbrechen, oder von einem anderen verdrängen lassen, wenn man schon so gut wie fertig bzw. mitten in der Arbeit ist?
Bis jetzt wurden Millionen in ARES investiert. :-? :-X

Es wurden eher Millionen zum Fenster rausgeworfen. Man hat die Probleme beim Einsatz eines SRBs vollkommen unterschätzt und auch die Flugkonfiguration mehrmals geändert (SSME -> J2X, 4 Segment SRB -> 5 Segment SRB).

Rückwirkend betrachtet ist es vollkommen unsinnig, warum man für ARES 1 einen komplett neuen Träger entwickeln musste und nicht auf die bereits zur Verfügung stehenden EELV Träger gesetzt hat.

Unter Obama liegen die Prioritäten jetzt sichtbar anders als bei Bush, offensichtlich will man die ISS doch intensiver nutzen und dafür lieber sinnfreie Flüge zum Mond hinten anstellen. Dafür braucht man aber ein Transportmittel für die ISS (Coats ist da keine Option). Da gibt es kaum eine andere Möglichkeit als den Shuttle noch ein paar Missionen fliegen zu lassen und dann mit Orion weiterzumachen. Eine 5-jährige Pause der bemannten Raumfahrt scheint für Obama keine Option zu sein. Immerhin hat man die ISS zu 80 % bezahlt und will sie dann auch, ohne auf die Hilfe der Russen angewiesen zu sein, nutzen.

Hofi

  • Gast
Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #13 am: 01. Januar 2009, 16:30:33 »
Hi!

Nach dem Challenger-Unglück wurde von Feynman vorausgesagt, dass alle 50 Flüge ein solches Unglück geschehen würde. Genau das ist auch eingetroffen. Ist die Frage, wieviel Obama riskieren will. Wenn er beauftragt, die Shuttles weiterhin starten zu lassen, kostet ihn das bei der nächsten Wahl etliche Stimmen wenn Amerikaner im Shuttle sterben....
Jetzt liegt es also an den Chefs, ob sie es wagen, die eigentlich schon *alten* Shuttles aufzugeben, oder ein neues Programm zu entwickeln.
Wenn man die Shuttles weiterfliegen lässt, kommt man mit ARES und dem Constellation-Programm nicht unbedingt schneller weiter.

Bitte behaltet im Hinterkopf, dass die Landung auf dem Mond als *ERSTER* für die Amerikaner ein Prestigeprojekt ist. Sie haben es schon geschafft. Jetzt verlangt der amerikanische Nationalstolz, dass sie es noch einmal schaffen.
« Letzte Änderung: 01. Januar 2009, 16:31:05 von Hofi »

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Offline MR

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  • 2113
Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #14 am: 01. Januar 2009, 17:32:25 »
Fragen wir uns doch erst mal, ob überhaupt jemand das Constellation Programm braucht. Die heutige Situation kann man nicht mit der in den Sechzigern vergleichen. Die politischen Vorraussetzungen sind komplett anders. Damals ging es darum, die Ehre eines Landes zu retten, das durch Sputnik und Gagarin bis auf die Knochen blamiert wurde. Heute geht es vielleicht eher darum, ob man wirklich am Programm eines Präsidenten festhält, der die USA weit mehr als Sputnik und Gagarin zusammen blamiert hat. Zudem hat Constallation praktisch keinen Nutzen. Die Amerikaner haben damals so wenig auf dem Mond gefunden, das sie ein Drittel der geplanten Landungen gestrichen haben. Warum also zum Mond zurück? Oder weiter zum Mars? Aktuell reicht das Geld nicht mal, um alle geplanten Marssonden zu bauen und zu starten. Wie will man da erst bemannt zum Mars kommen (ganz abgesehen, das Orion gar nicht auf einen Flug zum Mars ausgelegt ist)?

Daneben wird man sich in den USA sicher auch fragen (gerade im Angesicht der Wirtschaftskrise), warum man 100 Milliarden für eine Raumstation ausgegeben hat, und diese jetzt den Russen und Europäern überlassen soll und dafür ein neues Milliarden Programm für eine überflüssige Rückkehr zum Mond anleiert. Klar, der wissenschaftliche Output der ISS ist eher gering aber immer noch weit höher als der einer Rückkehr zum Mond.

Gerade angesichts der derzeitigen Wirtschaftslage in den USA ist ein neues Mondflugprogramm finanziell kaum machbar. Da lieber die Shuttles noch 2 oder 3 Jahre fliegen lassen und danach die ISS mit EELF/Orion versorgen und betreuen. Die Astronauten, die den Shuttle fliegen, wissen welches Risiko sie eingehen. Das Shuttle hat nun mal nur eine LOC von 80. Und auch Sojus ist nicht so sicher, wie das immer hingestellt wird (LOC 100?), das zeigen die beiden Crewverluste bei Sojus und mehrere fast Verluste. Ob man das Shuttle noch 3 Jahre länger fliegen lässt oder die Astronauten mit Sojus zur ISS bringt, spielt da eigentlich kaum eine Rolle. Auch ein Flug mit Sojus ist alles andere als Risikofrei.

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Offline tul

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Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #15 am: 01. Januar 2009, 18:18:10 »
Zitat
Warum also zum Mond zurück? Oder weiter zum Mars? Aktuell reicht das Geld nicht mal, um alle geplanten Marssonden zu bauen und zu starten. Wie will man da erst bemannt zum Mars kommen (ganz abgesehen, das Orion gar nicht auf einen Flug zum Mars ausgelegt ist)?

Einzelne Apollo Missionen haben Grabungen an unterschiedlichen Stellen durchgeführt und insgesamt 381 kg Bodenproben mitgebracht. Wenn man das automatisieren wollte, könnte das sehr schwierig und noch teuerer werden.  Zum Vergleich: Luna 20 und 24 brachten jeweils nur 50 und 170 Gramm Mondgestein zurück. Hinzu kommt, dass Apollo 17 einen ausgebildeten Geologen an Bord hatte.

Zum Thema Mars: Würde man eine Tiefenbohrung  in dem Marseis durchführen, und zwar falls vorhanden bis zu mehreren hundert Metern, könnte man die ganze Klimageschichte des Planeten analysieren. Es gibt zwar den Vorschlag 2018 eine unbemannte Tiefenbohrungsmission zu starten. Das Ziel der Mission ist aber nur eine Tiefe von maximal 50 Metern.
Für größere Tiefen braucht man eine bemannte Mission mit den zugehörigen Spezialisten, um auch auf Schwierigkeiten besser reagieren zu können. Außerdem der Vorteil ausgebildete Geologen und Mikrobiologen auf dem Mars zu haben wäre gigantisch.

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Offline MX87

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Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #16 am: 01. Januar 2009, 18:30:36 »
Zitat
Zudem hat Constallation praktisch keinen Nutzen. Die Amerikaner haben damals so wenig auf dem Mond gefunden, das sie ein Drittel der geplanten Landungen gestrichen haben.

FALSCH!

Die Missionen wurden aus Kostengründen gestrichen. Man wollte als erster auf dem Mond sein und man schaffte es, schon die nachfolgenden Mondmissionen haben bei der amerikanischen Öffentlichkeit kaum Interesse ausgelöst. Sehr bekanntes Beispiel ist die Apollo 13-Mission die erst durch ihr Unglück überhaupt auf breites Interesse stoß.
Außerdem war Apollo ein wahrhaftiges Kind des Kalten Krieges und die Wissenschaft bei den Missionen letztendlich auch nur "Passagier". Die Astronauten waren bis auf eine Ausnahme früher Angehörige von Luftwaffe oder Marine (genauer: Piloten dieser Militärbereiche) und erst der letzte Mensch auf dem Mond. Die eine Ausnahme war Harrison Schmitt, er war bis heute der einzige Wissenschaftler auf dem Mond.

Tatsache ist dass wir heute mehr über den Mars wissen als über unseren Erdtrabanten.

Zitat
Aktuell reicht das Geld nicht mal, um alle geplanten Marssonden zu bauen und zu starten. Wie will man da erst bemannt zum Mars kommen (ganz abgesehen, das Orion gar nicht auf einen Flug zum Mars ausgelegt ist)?

Eine Orionkapsel wird wohl kaum zum Mars fliegen. Ein Marsraumschiff  muss man sich eher als eine Art "Raumstation mit großem Triebwerk" vorstellen. Orion bekommt in solch einer Mission eher die Rolle eines Erde-Orbit-Taxis für die Besatzung.

Zitat
Daneben wird man sich in den USA sicher auch fragen (gerade im Angesicht der Wirtschaftskrise), warum man 100 Milliarden für eine Raumstation ausgegeben hat, und diese jetzt den Russen und Europäern überlassen soll und dafür ein neues Milliarden Programm für eine überflüssige Rückkehr zum Mond anleiert. Klar, der wissenschaftliche Output der ISS ist eher gering aber immer noch weit höher als der einer Rückkehr zum Mond.

Ich finde zwar nicht dass die Rückkehr zum Mond sinnlos ist aber dennoch gilt für alle großen Schritte der bemannten Raumfahrt: Alles Politik ;)

Zitat
Die Astronauten, die den Shuttle fliegen, wissen welches Risiko sie eingehen. Das Shuttle hat nun mal nur eine LOC von 80. Und auch Sojus ist nicht so sicher, wie das immer hingestellt wird (LOC 100?), das zeigen die beiden Crewverluste bei Sojus und mehrere fast Verluste. Ob man das Shuttle noch 3 Jahre länger fliegen lässt oder die Astronauten mit Sojus zur ISS bringt, spielt da eigentlich kaum eine Rolle. Auch ein Flug mit Sojus ist alles andere als Risikofrei.

Die Astronauten kennen zwar das Risiko aber dennoch würde ich es nicht so "leichtfertig" hinnehmen und das Shuttle weiter fliegen lassen. Nur  weil sie das Riskio kennen müssen sie nicht im Zweifelsfalle "verheizt" werden.
Das Problem des Shuttles ist folgendes: Selbst nach fast 30 Jahren ist es eine der kompliziertesten Maschinen die von Menschenhand gebaut wurden. Diese komplizierte Technik bringt demnach auch ein erhöhtes Risiko mit sich. Das Shuttle ist der Erfahrung nach tatsächlich ziemlich zuverlässig aber die "Macken" des Entwurfs (Schaumstoff am Haupttank, Hitzeschild usw) haben wir dennoch bis heute nicht im Griff.
Die beiden Crewverluste bei Soyuz passierten in der Frühzeit des Programms und in beiden Fällen wurden diese Schwachpunkte (zB Druckanzüge in der Landephase nach dem zweiten Verlust) ausgemerzt. Soyuz ist im Moment das verlässlichste Raumfahrzeug das wir haben. Die "fast Katastrophen" der Soyuz dagegen würde ich in Relation auch nicht überbewerten, da gab es auch beim Shuttle so manche Situation die einem die Haare zu Berge stehen lassen könnten. Allein "gefährlichste Testflug der Welt" STS-1 spricht schon von der Tatsache dass er bemannt war Bände ;)

Die Kapseltechnologie wie Soyuz ist wesentlich beherrschbarer, flexibler (nicht an den Erdorbit gebunden) und wirtschaftlicher als die Shuttletechnologie.
"Whoopie! Man, that may have been a small one for Neil, but that's a long one for me."

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Offline MR

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Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #17 am: 01. Januar 2009, 19:31:08 »
Zitat

FALSCH!

Die Missionen wurden aus Kostengründen gestrichen. Man wollte als erster auf dem Mond sein und man schaffte es, schon die nachfolgenden Mondmissionen haben bei der amerikanischen Öffentlichkeit kaum Interesse ausgelöst. Sehr bekanntes Beispiel ist die Apollo 13-Mission die erst durch ihr Unglück überhaupt auf breites Interesse stoß.
Außerdem war Apollo ein wahrhaftiges Kind des Kalten Krieges und die Wissenschaft bei den Missionen letztendlich auch nur "Passagier". Die Astronauten waren bis auf eine Ausnahme früher Angehörige von Luftwaffe oder Marine (genauer: Piloten dieser Militärbereiche) und erst der letzte Mensch auf dem Mond. Die eine Ausnahme war Harrison Schmitt, er war bis heute der einzige Wissenschaftler auf dem Mond.

Sorry, hatte diesen Teil etwas polemisch formuliert. Grund für das Streichen der 3 Apollo Missionen war allerdings nicht Sparsamkeit (die Raumschiffe und Trägerraketen waren bereits alle bezahlt, man konnte nur die eigentlichen Flugkosten sparen) sondern das Desinteresse der Bevölkerung an den weiteren Missionen und vor allem die Angst, bei einem weiteren Unfall eine Crew zu verlieren. Das durfte beim Prestigprojekt Apollo keinesfalls passieren. Das Apollo keine wissenschaftlichen Ziele verfolgte, sollte ja allgemein bekannt sein.


Zitat
Die Astronauten kennen zwar das Risiko aber dennoch würde ich es nicht so "leichtfertig" hinnehmen und das Shuttle weiter fliegen lassen. Nur  weil sie das Riskio kennen müssen sie nicht im Zweifelsfalle "verheizt" werden.
Das Problem des Shuttles ist folgendes: Selbst nach fast 30 Jahren ist es eine der kompliziertesten Maschinen die von Menschenhand gebaut wurden. Diese komplizierte Technik bringt demnach auch ein erhöhtes Risiko mit sich. Das Shuttle ist der Erfahrung nach tatsächlich ziemlich zuverlässig aber die "Macken" des Entwurfs (Schaumstoff am Haupttank, Hitzeschild usw) haben wir dennoch bis heute nicht im Griff.
Die beiden Crewverluste bei Soyuz passierten in der Frühzeit des Programms und in beiden Fällen wurden diese Schwachpunkte (zB Druckanzüge in der Landephase nach dem zweiten Verlust) ausgemerzt. Soyuz ist im Moment das verlässlichste Raumfahrzeug das wir haben. Die "fast Katastrophen" der Soyuz dagegen würde ich in Relation auch nicht überbewerten, da gab es auch beim Shuttle so manche Situation die einem die Haare zu Berge stehen lassen könnten. Allein "gefährlichste Testflug der Welt" STS-1 spricht schon von der Tatsache dass er bemannt war Bände ;)

Die Kapseltechnologie wie Soyuz ist wesentlich beherrschbarer, flexibler (nicht an den Erdorbit gebunden) und wirtschaftlicher als die Shuttletechnologie.

Theoretisch ist die Kapsel in Punkto Sicherheit dem Shuttle deutlich überlegen. Aber dennoch, wenn ich sehe, wie viele Probleme und brenzlige Situationen es bei Sojus gab und gibt und wie wenige es eigentlich beim Shuttle gab (trotz der fehleranfälligen und komplizierten Technik) so halte ich das Risiko, die Shuttles noch 2 oder 3 Jahre weiter zu fliegen, für durchaus vertretbar. Auch bei Sojus kann jederzeit etwas katastrophal schief gehen. Die Probleme bei der Landung bei den lezten Flügen zeigt ja auch bei Sojus, das man auch nach 40 Jahren noch nicht alle Schwachstellen der Kapsel kennt.

Es kommt halt darauf an, was man will. Will man noch mal zum Mond, dann braucht man die Shuttles nicht, opfert aber dafür praktisch die ISS (was bei Bush durchaus gewollt war, da er eh die ISS nur als Klotz am Bein ansah). Will man aber die ISS noch weiter sinnvoll nutzen, dann kann man nicht 5 Jahre ohne eigenen Zugang zur ISS auskommen (besonders angesichts der zunehmenden politischen Spannungen zwischen Russen und Amerikanern). Da man Orion nicht auf 2010 vorziehen kann, müssten halt die Shuttles noch etwas länger fliegen. Bedenken wegen der Sicherheit sind zwar verständlich, aber wenn man danach geht, müssten die Shuttles eigentlich sofort aus dem Verkehr gezogen werden.

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Offline KSC

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 7812
Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #18 am: 01. Januar 2009, 20:42:27 »
Eine Diskussion darüber, ob Kapsel Konzepte wie Sojus oder Orion wirtschaftlicher oder sicherer sind als die Shuttle Technologie ist sinnlos.
Beide Konzepte sind für spezifische und unterschiedliche Anwendungen konzipiert.
Es macht ja nun auch keinen Sinn zu behaupten, ein Kleinwagen wäre wirtschaftlicher als ein 40 Tonnen LKW. Jedes der Konzepte hat sein Vor- und auch seine Nachteile und Risiken.

Was die Obama Administration wirklich vor hat, ist meiner Meinung nach noch nicht ab zu schätzen.
Der wirtschaftliche Druck kann beides bewirken: Einstellen des Programms um Kosten zu sparen,  oder das Programm weiter zu führen um nicht noch mehr Arbeitsplätze zu gefährden.
Weil nach der Wahl vor der Wahl ist, denke ich es wird nach guter alter “Politiker Weisheit” einen Mittelweg geben. Das Programm wird nicht gestoppt um Arbeitsplätze nicht zu gefährden, aber zeitlich gestreckt um Kosten zu sparen ;-)

Gruß,
KSC

tobi453

  • Gast
Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #19 am: 01. Januar 2009, 21:25:48 »
Hallo,

apropos Sicherheit: Wenn man die oft benutze Rechnung "Erfolgreiche Flüge/Gesamzahl der Flüge" nimmt, dann ist das Shuttle sicherer als die Soyuz. Warum?

Das Shuttle hat 2 Katastrophen bei 123 Flügen, also eine Zuverlässigkeit von 98,37%.

Die Soyuz hat 2 Katastrophen bei 100 Flügen, also eine Zuverlässigkeit von 98,00%.

Das Shuttle hat eine Start und eine Landekatastrophe, die Soyuz hat 2 Landekatastrophen. Allerdings war der letzte Soyuzflug mit tödlichem Ausgang im Jahre 1971, die letzte Shuttlemission mit tödlichen Ausgang 2003.

Ich halte diese Art der Beurteilung der Zuverlässigkeit allerdings für nicht sehr aussagekräftig.

Tobi
« Letzte Änderung: 01. Januar 2009, 21:27:29 von tobi453 »

Speedator

  • Gast
Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #20 am: 02. Januar 2009, 00:29:26 »
Zitat
Tatsache ist dass wir heute mehr über den Mars wissen als über unseren Erdtrabanten.
Und das obwohl da noch keine bemannte Mission hinführte. ;)

Hofi

  • Gast
Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #21 am: 02. Januar 2009, 09:21:50 »
Zitat
Die Amerikaner haben damals so wenig auf dem Mond gefunden, das sie ein Drittel der geplanten Landungen gestrichen haben.
Hi!

Ich verstehe deine Ansicht ja.
Wie wahrscheinlich schon herausgekommen ist, war Apollo zu einem großen Teil Propaganda. Der einzige Wissenschaftsastronaut war bei Apollo 17 dabei: Harrison Hagan Schmitt.
Die anderen Astronauten haben aber trotzdem einen Schnellkurs für Geologie, ... bekommen.

So weit ich weiß, wurde das Apollo-Programm nicht nur aufgrund des niedrigen wissenschaftlichen Outputs eingestellt. Schließlich hatten die Amerikaner ja schon viele Teile der Raketen und Kapseln. War es nicht schon wieder das fehlende Geld. (Vietnamkrieg) ;)

*

Offline Roland

  • ****
  • 345
Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #22 am: 02. Januar 2009, 10:45:45 »
Bemannte Raumflüge sind völlig sinnlos! Wir sollten alle Programme sofort einstellen.Und zu was auf Endeckungsreise gehen-ist doch Blödsinn!!!

jakda

  • Gast
Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #23 am: 02. Januar 2009, 10:56:33 »
Zitat
Und zu was auf Endeckungsreise gehen-ist doch Blödsinn!!!

Gut, dass es Menschen mit anderer Meinung gab, sonst würden wir heute noch in Höhlen um unser Feuer sitzen...

Grüße
jakda...

*

Offline Schillrich

  • Raumcon Berater
  • *****
  • 19601
Re: Fragen des Obama Transition Teams an die NASA
« Antwort #24 am: 02. Januar 2009, 11:03:01 »
Ich glaube, da fehlten Ironie-Tags ... oder smilies.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)