Hi!
So weit ich weiß haben es Amateure geschafft, kurze Zeit mit der MIR in Kontakt zu treten. Dürfen sie das eigentlich? Wenn nein, warum sind dann die Kanäle nicht verschlüsselt?
Natürlich dürfen Funkamateure das, aber nur auf den Frequenzen die ihnen per Genehmigung (Lizenz) von den Behörden erlaubt wurden.
Man mag es kaum glauben, aber bereits im November 1988, also mit der dritten russischen Crew auf der MIR, wurde dort eine Amateurfunkstation errichtet!! Also alles vollkommen legal...
Wie der Name schon sagt, arbeitete diese Funkeinrichtung offiziell auf Amateurfunk-Frequenzen und auch nur im Sinne der Vorschriften.. also nicht-kommerzielle Nutzung, keine Inhalte die dem Amateurfunk widersprechen.
Es gab 2 entscheidende Gründe, warum sich die sowjetischen Behörden damals dafür entschieden haben eine Amateurfunkstation in der MIR aufzubauen.
Erster und wichtigster Punkt: Sollte die normale Kommunikation mit der Bodenstation ausfallen, gibt es immer noch ein Notfunkgerät. Weltweit gibt es unzählige Funkamateure, die praktisch rund um die Ohr, an jedem Ort der Welt zur Verfügung stünden um im Notfall wichtige Informationen weitergeben zu können.
Zweitens: Man wollte den Kosmonauten eine Alternative bieten, um z.B. in Ihrer Freizeit den Kontakt zur Erde nicht zu verlieren und mit Funkamateuren zu plaudern. Tatsächlich wurde dies sehr intensiv genutzt und es wurden sogar feste Freundschaften später geschlossen und es gab teilweise sogar eine sehr große Fangemeinschaft.
Vladimir Titov (U1MIR), Musa Maraov (U2MIR) und Valery Polyakov (U3MIR) waren 1988 die ersten Kosmonauten, die in Starcity ein entsprechendes Amateurfunktraining bekamen, dabei auch ihre Amateurfunklizenz gemacht haben und später viele Verbindungen mit Funkamateuren in aller Welt getätigt haben. Mehr als 40 Kosmonauten haben dies später genauso gemacht. Auch heute noch werden die Kosmonauten und Astronauten in StarCity trainiert, um die Amateurfunkeinrichtungen der ISS nutzen zu können.
Während früher wirklich jeder Funkamateur die Gelegenheit hatte einmal mit den Kosmonauten/Astronauten auf der MIR oder ISS zu reden, wurde das Thema "Amateurfunk auf der ISS" inzwischen von den Raumfahrtorganisationen instrumentalisiert und hauptsächlich für Kontakte mit Schulen genutzt. Damit sollen Schüler und Studenten bereits möglichst früh an die Themen Raumfahrt, Wissenschaft und natürlich auch Amateurfunk gebracht werden.
Hin und wieder gehen die Raumfahrer aber auch mal neben den offiziellen Terminen ans Funkgerät.
Als Anekdote noch: Als damals die UDSSR zusammenbrach und es zum Putsch kam, war für einige Tage der Amateurfunk sogar die einzige Informationsquelle für die Kosmomauten. Auf den offiziellen Kanälen war nur Schweigen und die Kosmonauten machten sich ernsthaft sorgen. Funkamateure besonders in Australien und anderswo informierten sie daher ausführlich über die Tumulte und den Stand der Dinge, natürlich machten sich die Kosmonauten ersthafte Sorgen, ob man sie nicht da oben einfach vergessen würde. Hier war der Amateurfunk, natürlich ungeplant, eine sehr wichtige Lebensader...
So, dass war jetzt vielleicht etwas Off-Topic.. deswegen noch dies:
Aber ich will nicht vergessen zu erwähnen, dass auf der damaligen MIR schon AX.25 Protokolle der Funkamateure für digitalen Datenübertragung und Mailbox-Betrieb (Packet Radio Store&Forward) eingesetzt wurden. Auch das damalige MIR-Telemetriesystem (50 baud oder so, hauptsächlich für medizinische Daten) wurde gegen einen sogenannten TNC (Terminal Node Controller) mit 1200 Baud ausgetauscht.. ich bin daran nicht uschuldig 8-)
Gruß Peter,
der hier schon länger mitliest und sich endlich registriert hat..