Deutsche Alleingänge

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m.e.

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Deutsche Alleingänge
« am: 15. September 2007, 19:17:05 »
Guten Tag zusammen,

in den letzten paar Monaten hab ich vermehrt über Pläne der deutschen Weltraumindustrie und DLR etc gelesen auf eigene Faust, d.h. im nationalen Alleingang Projekte wie eine Mondsonde und ein Mondteleskop zu realisieren.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,472173,00.html

Ich persönlich halte das für keine so gute Idee und zöge es vor wenn wir uns stattdessen verstärkt in der ESA engagieren würden, d.h. auch budgetmäßig bischen mehr Butter bei die Fische packten.

Was haltet ihr davon?

Gruß, Malte

Speedator

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Re: Deutsche Alleingänge
« Antwort #1 am: 15. September 2007, 23:24:43 »
Gibt es auch hier einen Artikel zu: Deutschlands Beitrag zur Monderforschung

Sicherlich wären europäische oder auch internationale Projekte wünschenswert.
Aber da es dort immer wieder zu Schwierigkeiten kommt und viele Länder ihre nationalen Pfründe umklammern, geht es auch in Deutschland zum Teil wohl nur so voran, damit überhaupt was klappt.

Re: Deutsche Alleingänge
« Antwort #2 am: 16. September 2007, 08:49:59 »
Guten Morgen,

manchmal kann ein eigenständiges Vorpreschen auch gut sein. Wenn es gemacht wird, kann es dann als Initialzündung wirken und andere motivieren mitzumachen, so dass es am Ende doch international und größer wird.
\\   //    Grüße
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m.e.

  • Gast
Re: Deutsche Alleingänge
« Antwort #3 am: 16. September 2007, 23:23:18 »
Hallo,

Zitat
Gibt es auch hier einen Artikel zu: Deutschlands Beitrag zur Monderforschung

Sicherlich wären europäische oder auch internationale Projekte wünschenswert.
Aber da es dort immer wieder zu Schwierigkeiten kommt und viele Länder ihre nationalen Pfründe umklammern, geht es auch in Deutschland zum Teil wohl nur so voran, damit überhaupt was klappt.

Aber es gibt ja auch sehr viele positive Beispiele, wie  etwa Mars/Venus Express, ESO und so, bei denen die Zusammenarbeit mehr als hervorragend klappt. Ich denke, diese Initiative ist  hauptsächlich durch die Lobbyarbeit der dt. Industrie zustande gekommen, man muss es nicht unbedingt im Alleingang machen.

Zitat
Guten Morgen,

manchmal kann ein eigenständiges Vorpreschen auch gut sein. Wenn es gemacht wird, kann es dann als Initialzündung wirken und andere motivieren mitzumachen, so dass es am Ende doch international und größer wird.

Problematisch könnte es dann werden, wenn andere Länder merken, dass die Vorprescher schon den gesamten Missionsablauf festgelegt und nur mehr Platz bleibt für einen kleinen Beitrag durch das interessierte Land. Könnte abschreckend wirken. Letztendlich spricht auch nichts dagegen, dasselbe Programm im Rahmen der ESA durchzuziehen. Dann dauert es halt länger und die dt. Industrie kriegt weniger ab. Der Preis für den Alleingang sind eine aufgeblähte Weltraumindustrie die auch weiterhin mit Aufträgen versorgt werden müsste um sie am Leben zu halten und evtl. irritierte Partnerländer in der ESA, die sich ebenso ermutigt fühlen werden, auf eigene Faust Missionen durchzuziehen. Das alles könnte der Anfang eines Partikularismus der Länder sein, der nicht sehr förderlich sein wird für das Zusammenwachsen des europäischen Weltraumindustriesektors.

MfG,

Malte

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Offline paygar

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Re: Deutsche Alleingänge
« Antwort #4 am: 17. September 2007, 00:11:44 »
@m.e.
Ich denke, diese Initiative ist  hauptsächlich durch die Lobbyarbeit der dt. Industrie zustande gekommen, man muss es nicht unbedingt im Alleingang machen.

Da kann ich dir wiedersprechen ein Forscher der an dem LEO-Projekt beteiligt ist, sagte dass die Idee von den Forschungseinrichtungen und deren Mitarbeiter kamen.
Das Problem an ESA-Projekten ist, dass die Aufträge nach dem Mitgliedsbeitrag des jeweiligen Landes bemessen werden, Deutschland liegt nach Frankreich an zweiter Stelle. Das Problem ist aber, wenn ein Land sich an einem bestimmten Projekt nicht beteiligen will, dann muss es das auch nicht.
Als vor einigen Jahren das Aurora-Projekt gestartet wurde, hat Deutschland die dümmliche Entscheidung  getroffen sich daran nicht zu beteiligen. Dadurch würden jetzt aber Forscher die an früheren, jetzt abgeschlossenen, Projekten mitarbeiteten arbeitslos, oder müssten in andere Länder gehen um ihr Know-how weiterhin zu nutzen, dieses würde unserem Land fehlen.
Außerdem findest du wirklich das wir zuviel Geld in Raumfahrt stecken? Nur um damit die Industrie zu sponsorn? Außer EADS Astrium und Alcatel Alenia Space (jetzt glaub ich heißt es Thales Space) gibt es in Europa keinen großen Weltraumkonzern und die Stellen vornehmlich kommerzielle Satelliten her, die nicht aus Steuergeldern bezahlt werden.
Und noch was, auch andere Länder starten eigene Missionen, ohne dass die ESA direkt an der Geldvergabe beteiligt ist (wie bei LEO). Zum Beispiel Corot um nur eines der vielen Beispiele zu nennen, welches von der CNES, der franz. Weltraumagentur geplant und genutz wurde/wird.

paygar


« Letzte Änderung: 17. September 2007, 01:43:40 von paygar »
"To invent an airplane is nothing. To build one is something. But to fly is everything." --Otto Lilienthal

m.e.

  • Gast
Re: Deutsche Alleingänge
« Antwort #5 am: 17. September 2007, 13:58:10 »
@paygar:
Zitat
Da kann ich dir wiedersprechen ein Forscher der an dem LEO-Projekt beteiligt ist, sagte dass die Idee von den Forschungseinrichtungen und deren Mitarbeiter kamen.
Das muss ja nicht unbedingt ein Widerspruch sein. Wenn man so einen Wissentschaftler fragt, was denn ein schönes Projekt für ihn wäre, wenn die entsprechende politische/budgetmäßige Unterstützung vorhanden wäre, kann der sicherlich auf Anhieb ein paar Projekte nennen. Diese Projekte stehen ja permanent im Raum wenn es um Monderkundung geht, sie sind relativ offensichtliche Schritte um Wissenschaft am Mond zu betreiben. Entscheidend ist, dass es jetzt offenbar die politische Unterstützung dafür gibt. Hier spielt vermutlich auch eine Rolle, dass, wie du sagtest, die Wissenschaftler, die im Rahmen von Aurora Arbeit gefunden hätten, unterbeschäftigt sind, solange es das LEO Programm noch nicht gibt. Das hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm, mit Aurora. Vielleicht ist es ja doch nicht nur die Lobbyarbeit der Industrie gewesen, aber sie hat bestimmt einen entscheidenden Anteil gehabt. Was Wissenschaftler gerne verwirklichen möchten wird ja selten, nur weil sie es wollen, umgesetzt.

Zitat
Außerdem findest du wirklich das wir zuviel Geld in Raumfahrt stecken?
Im krassen Gegenteil. Habe ich im ersten Post auch geschrieben. Wir sollten viel mehr Geld in die Raumfahrt stecken und zwar im Rahmen der ESA.
Zitat
Nur um damit die Industrie zu sponsorn?
Wie gesagt, meine These aus dem vorigen Post, dass die Industrie allein durch Lobbyarbeit diese Entscheidung herbeigeführt hat, ist zu einseitig. Ich finde Raumfahrt sollte definitiv gefördert werden um unser Wissen zu vergrößern. Dass es momentan nur über die Inanspruchnahme der großen Player in der Weltraumindustrie geht ist ein ganz anderes Fass.

Zitat
Und noch was, auch andere Länder starten eigene Missionen, ohne dass die ESA direkt an der Geldvergabe beteiligt ist (wie bei LEO). Zum Beispiel Corot um nur eines der vielen Beispiele zu nennen, welches von der CNES, der franz. Weltraumagentur geplant und genutz wurde/wird.
Ich sehe das problematisch.  Ich finde es einfach falsch und auch nicht gerade clever so eigennützig vorzupreschen. Nachher steht man mit seinem Programm isoliert da, weil sich niemand anders beteiligen will. Was nun? Wenn man das Projekt dsann durchzieht, ist es gut fürs nationale Prestige (und natürlich die Forschung) wenn es gelingt. Anderweitig, falls die Mission fehlschlägt, hat man die ganze Häme: Das Risiko, dass die fehlgeschlagene Mission Budgetstreichungen nach sich zieht ebenso wie die Verantwortung für den Fehlschlag lässt sich minimieren, je mehr Partner im Boot sitzen.

Mein Hauptargument sollte aber eigentlich sein, dass durch die ESA Zusammenarbeit Ressourcen gebündelt werden können. Durch die Aufrechterhaltung von vielen "kleinen" nationalen Forschungs-/Industriebereichen in den einzelnen Ländern entstehen Mehrfachstrukturen, was an sich ineffizient ist.  Ich fürchte, nachdem ja nun die Weltraumaktivitäten nicht mehr durch das Forschungs-, sondern das Wirtscahftsministerium koordiniert werden, dass wir uns von dem Pfad der europäischen Zusammenarbeit entfernen und der Schwerpunkt in Zukunft eher auf Schutz der heimischen Industrie gelegt werden könnte, auch natürlich als Reaktion auf die Alleingänge der Franzosen, Engländer und so.

MfG, Malte

Sebastian_K.

  • Gast
Re: Deutsche Alleingänge
« Antwort #6 am: 17. September 2007, 15:20:58 »
Zitat
Guten Morgen,

manchmal kann ein eigenständiges Vorpreschen auch gut sein. Wenn es gemacht wird, kann es dann als Initialzündung wirken und andere motivieren mitzumachen, so dass es am Ende doch international und größer wird.

Nicht das die Raumfahrt sich genau so entwickelt hatt.  ;)

Ich denke man sollte beides umsetzen-anstreben, die Forschung und Entwicklung in internationaler, europäischer Kooperation und auf nationaler Ebene. :)

Gruß
Sebastian



Re: Deutsche Alleingänge
« Antwort #7 am: 17. September 2007, 16:59:58 »
@Sebastion
Du hast Recht ... so ging es mal los, mit Vorpreschen ;).

@m.e.
Der Kooperationsgedanke ist schön, aber Kooperation führt nicht zwangsläufig zu mehr Effizienz oder Kostenersparnissen. Im Allgemeinen wächst der Koordinierungsaufwand und damit die Kosten. Außerdem werden meist immer noch vollständige eigenständige Kapazitäten (Produktion, Forschung) aufrecht erhalten. Kein Land möchte ja zu abhängig vom Rest sein.
Als Beispiel kann man sich die europäische Luftfahrtindustrie anschauen. Der Eurofighter ist ein multinationales Projekt. Entwicklung und Produktion sind in dieser Struktur insgesamt teurer, als würde nur ein Land all diese Flugzeuge entwickeln und produzieren. Der einzige Vorteil ist, dass die Kosten pro Land geringer ausfallen (sollen). Insgesamt sind sie aber enorm. Das Gleiche gilt für Airbus. Erst jetzt versucht man aus den vielen nationalen Airbustöchtern einen echten integrierten Konzern zu schaffen ... und schwupps müssen Standorte geschlossen und Arbeiter entlassen werden. Wenn so ein multinationales Produkt dann auch noch multinational genutzt wird (Tornado, NH-90, Tiger, Eurofighter ...) wird es noch schlimmer. Bei jeder geplanten Änderung müssen auch alle Partner mit einbezogen werden ... das dauert ... und kostet ... dabei möchte man bei der Logistik dann ja auch Synergieeffekte zwischen den Partnern nutzen ...

Also:
Multinationalität ist kein Garant für Effizienz und Synergie ... es ist wohl eher sogar das Gegenteil der Fall.

Ach ja, Galileo ist auch noch so ein Glanzstück europäischer Kooperation ... ;)
« Letzte Änderung: 17. September 2007, 20:41:48 von Schillrich »
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Spaceflightfanatic

  • Gast
Re: Deutsche Alleingänge
« Antwort #8 am: 17. September 2007, 18:34:10 »
Hallo,

also ich denke man muß erst mal abwarten wie das ganze Projekt finanziert werden soll. Die Bereitschaft für Raumfahrt Geld auszugeben ist in Deutschland meiner Meinung nach leider nicht sehr ausgeprägt.  :-[

Deshalb fürchte ich, daß das Projekt nicht zu stande kommt!

Grüsse!

m.e.

  • Gast
Re: Deutsche Alleingänge
« Antwort #9 am: 17. September 2007, 19:40:03 »
@Schillrich:
Zitat
Der Kooperationsgedanke ist schon, aber Kooperation führt nicht zwangsläufig zu mehr Effizienz oder Kostenersparnissen. Im Allgemeinen wächst der Koordinierungsaufwand und damit die Kosten. Außerdem werden meist immer noch vollständige eigenständige Kapazitäten (Produktion, Forschung) aufrecht erhalten. Kein Land möchte ja zu abhängig vom Rest sein.

Du hast schon rehct, unter den gegebenen Umständen ist es genau so.  Das ist ja gerade das Riesenproblem das eine weitere Integration der Weltraumindustrie wie auch anderer Märkte zurzeit verhindert: Nationalstaatlicher Partikularismus. Dennoch macht hier ein Vorpreschen keinen Sinn, da es das Pfründe-schützen nur verstärken wird. Ob das jetzt so passieren wird oder nicht, wird sich zeigen, aber wenn es nach mir ginge sollte sich die Bundesregierung besser für eine verstärkte Zusammenarbeit und eine weitere Integration des WEltraumsektors und des Militärindustriesektors stark machen. Das ist natürlich ein schwieriges Thema da hier vitale Verteidigungsinteressen der Nationalstaaten betroffen sind.

Zitat
Als Beispiel kann man sich die europäische Luftfahrtindustrie anschauen. Der Eurofighter ist ein multinationales Projekt. Entwicklung und Produktion sind in dieser Struktur insgesamt teurer, als würde nur ein Land all diese Flugzeuge entwickeln und produzieren. Der einzige Vorteil ist, dass die Kosten pro Land geringer ausfallen (sollen). Insgesamt sind sie aber enorm.[...]
Also:
Multinationalität ist kein Garant für Effizienz und Synergie ... es ist wohl eher sogar das Gegenteil der Fall.
Als generelles Gegenargument stimmt das sicherlich, allerdings lässt du hier die Proportionen der Länder außer acht. Ein einzelner EU-Staat hätte eine enorme Bürde die Entwicklungskosten/Herstellungskosten zu tragen. Dieser Staat würde an die anderen EU-Länder verkaufen. Unter diesen Umständen wäre es sicherlich effizienter als im Kooperationsfall. Doch wie realistisch ist so eine Annahme? In der Realität gibt es viele kleien Staaten in der EU für die der Kosteneinsparungseffekt DAS Argument für die Zusammenarbeit bei der Entwicklung des Eurofighters ist.
Die (für mich) einzig vernünftige Antwort auf dein Argument ist eine vertiefte Integration, so dass man wirtschaftlich gesehen tatsächlich von einem einzigen integrierten Markt ausgehen kann. Bevor wir dass nicht haben, macht eine Kooperation der Nationalstaaten bei solchen Megaprojekten Sinn und um diesen vereinten Markt zu schaffen sind nationale Alleingänge kontraproduktiv.

Zitat
Ach ja, Galileo ist auch noch so ein Glanzstück europäischer Kooperation ... ;)
Hier ist aber denk ich nicht so sehr die ESA bzw. die Nationalstaaten Schuld, als vielmehr die ausführenden Industriekonzerne. Die Art und Weise wie sich die Herstellerkonsortien bei der Galileo Geschichte verhalten haben ist ausgeartet da hier probiert wurde, die Aufteilung der einzelenen Anteile den Herstellern zu überlassen, oder? Schlicht gesagt: Hier haben nicht Nationalstaaten kooperiert sondern Industriekonsortien gegeneinander "gespielt" was in die Hose ging, soweit ich mich erinnere. Hier ist einfach der Vergabeprozess durch die mangelhafte Durchführung gescheitert, das spricht aber nicht gegen ein Kooperation der Nationalstaaten im Allgemeinen. Sie muss halt gut durchdacht und ausgewogen sein, solange noch kein integrierter Markt vorhanden ist.

MfG

Re: Deutsche Alleingänge
« Antwort #10 am: 18. September 2007, 17:20:09 »
Hallo m.e.,

ich wollte nicht den Kooperationsgedanken an sich anprangern. In seiner Optimalform führt er zu einem höheren Nutzen. Ich wollte vielmehr an Hand von Beispielen die realen Probleme aufzeigen, die sich ergeben. Kooperation allein garantiert nicht per se das Optimum.
\\   //    Grüße
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Speedator

  • Gast
Re: Deutsche Alleingänge
« Antwort #11 am: 18. September 2007, 18:06:05 »
Und genau das ist das Problem. Kooperation sind in der Theorie immer sehr schön geregelt. In der Praxis sieht das immer gleich ganz anders aus, soweit die Partner auch konkurrierende Interessen haben und/oder größere Organisationsstrukturen vorhanden sind. Allein die diversen politischen "Alleingänge" der Sarkozy-Mannschaft in den letzten 14 Tagen zeigen, dass sich die politische Umwelt bzgl. des ersten Punktes in letzter Zeit weiter negativ entwickelt.

hibi

  • Gast
Re: Deutsche Alleingänge
« Antwort #12 am: 18. September 2007, 22:37:24 »
@speedator

Dem kann ich leider nur beipflichten

m.e.

  • Gast
Re: Deutsche Alleingänge
« Antwort #13 am: 19. September 2007, 16:14:35 »
Hallo,
Mag ja sein dass es im Moment so aussieht dass man seine eigene Industrie besser schützen sollte. Langfristig wird darunter aber Europas Wettbewerbsfähigkeit leiden und genau aus diesem Grund sollte Deutschland mit gutem Beispiel voran gehen und auf eine verstärkte Kooperation hinarbeiten und keine Alleingänge starten.

Gruß, Malte

Speedator

  • Gast
Re: Deutsche Alleingänge
« Antwort #14 am: 19. September 2007, 22:03:41 »
Ja, das ist halt momentan extrem naiv. Es klingt halt wirklich gut, aber ist an der Realität vorbei. Ich bin auch für internationale Kooperationen, aber unter den aktuellen Umständen sind solche Schritte ein probates Mittel. Es ist ja nun auch in gänze keine ganze Abschottung. Nur in Teilbereichen gibt es den nationalen Alleingang. Ein Mix ist unter den gegebenen Umständen wohl das beste was man machen kann.

m.e.

  • Gast
Re: Deutsche Alleingänge
« Antwort #15 am: 20. September 2007, 19:21:06 »
Zitat
Ja, das ist halt momentan extrem naiv. Es klingt halt wirklich gut, aber ist an der Realität vorbei.
Klar gehört auch ne Spur Idealismus zu meiner Forderung. Ich finde, mit ein bischen mehr politischem Willen und dem Gewicht von Deutschland und anderen Ländern die sich zu Kooperation bekennen, sollte es möglich sein, diesen "Trend" umzukehren. Natürlich wurden die Weichen  für Deutschland bereits mit der Entscheidung zum Nichtmitwirken an Aurora gestellt, diese Entscheidung ist sicherlich auch nicht aus purer Dummheit gefällt worden oder weil sich die Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern sos chwergängig gestaltete. Soll heißen, die Gründe für deutsche Alleingänge sind eher in Deutschland zu sehen und nicht so sehr als Reaktion auf Alleingänge anderer Länder, ist zumindest mein Eindruck.
 
Bleibt zu hoffen, dass Deutschlands Weltraumpolitik nicht noch weiter auf den Pfad des partikularismus gerät und sich (evtl sogar noch bei Aurora) wieder mehr bei der ESA einbringt, falls das noch möglich ist und nicht alle Projekte schon vergeben sind. Ich seh auch, das dazu momentan der politische Wille zu fehlen scheint. Nenn es "extrem naiv", aber das Thema liegt mir halt am herzen ;)

Gruß, Malte

Speedator

  • Gast
Re: Deutsche Alleingänge
« Antwort #16 am: 20. September 2007, 22:26:04 »
Wollte dich mit dem Begriff nicht angreifen, ich habe nur gesagt dass es extrem naiv wäre sowas real umzusetzen. Ich habe schon verstanden, dass du dir das nur als ideologischen Ideal ansiehst. Und ich denke die Schuld dafür bei Deutschland zu suchen ist auch ein wenig sehr kurz gefasst. Im übrigen sind sie ja auch bei Aurora dabei. Sie haben allerdings nicht zu allem ja und ahmen gesagt(will damit nicht sagen, dass das richtig war(ist sowieso eine höchst subjektive Frage)), galt Aurora ja sowieso für viele seit Anfang an als Papiertiger. Das klingt mir jetzt so nach "Aurora - der Beginn des deutschen Sonderwegs". Solche Alleingänge wie du sie jetzt in diesem Beispiel von Deutschland anprangerst sind in anderen ESA-Staaten bereits(oder weiterhin) Praxis. Diese nationale Mission ist vielmehr eine Reaktion Deutschlands auf diese "neue"Tendenz, um nicht ganz den Anschluss zu verlieren. Ich will nicht sagen, dass Deutschland keinerlei Schuld trifft, aber ich glaube von einem deutschen Sonderweg oder auch nur von einem besonderen nationalen Vorpreschen kann man hier nicht wirklich sprechen. Wenn muss man das ganze im internationalen Kontext diskutieren und auch sehen, dass ein "mit gutem Beispiel vorangehen" durch die Deutschen(wie schon praktiziert), von anderen Nationen mit Wohlwollen gesehen wird, sich da aber auch ein wenig Hohn hineinmischt, weil man sich selber lieber auf "nationale Leader" konzentriert und das Geschenk gern mitnimmt.

m.e.

  • Gast
Re: Deutsche Alleingänge
« Antwort #17 am: 21. September 2007, 02:41:21 »
Also, erstmal einmal möchte ich sagen, dass ich mich was Aurora angeht nicht besonders auskenne, sondern viel mehr davon ausging dass wir (Deutschland) uns daran jetzt gar nicht beteiligen, da ich sowas auch noch im Hinterkopf hatte. Expertise ist das nicht wirklich, zugegeben.  Umsomehr wolte ich hier nochmal betonen was mir sehr wichtig ist (sollte jetzt langsam klar geworden sein), dass wir als Deutsche uns quasi als gute Europäer verhalten sollten und zusammen rotten sollten im Rahmen der Esa, sonst enden wir noch isoliert wie die Engländer. Das soll jetzt auch nicht unbedingt eine Polemik gg. die Engländische Weltraumindustrie an sich sein, sondern ich finde die Art und Weise erst vorzupreschen und dann nachher Partner einsammeln zu wollen die sich noch beteiligen wollen von Grund auf falsch, da es davon zeugt, dass man erstmal siene eigenen Interessen sieht, danach erst die Interessen der anderen und das im Wege steht  für eine Konsolidierung der europäischen Industrie auf diesem Gebiet, was (und das ist verdammt wichtig) an sich (jetzt mal rein theoretisch gesprochen) die beste Art und Weise ist, Industriegüter herzustellen (nämlich im Verbund).
@ Speedator:
Ich fühl mich nicht persönlich angegriffen durch deine Sichtweise, die natürlich die Sichtweise die offensichtlich momentan für die deutsche Politik vorherrscht (bin wie gesagt absoluter noobie was aurora und all das das angeht), widerspiegelt. Es freut mich vielmehr hier auch die Argumente gegen eine Kooperation zu hören. Meine Argumenttation als Ganzes wäre ohne euren Input in dieser Form vll. gar nicht zustande gekommen (wirkt ja auch ein wenig sprunghaft und holprig).
Nichtsdestotrotz denke ich, dass die Hauptargumente für mehr Kooperation in Weltraumsektor ganz gut rübergekommen sind, (wie auch die dagegen) und das war mein Hauptanliegen, nämlich dass die nationalen Alleingänge an sich lamentabel sind, solange keine Nation bereits irgendwelche Alleingänge gestartet hat. Das zumindest habe ich aus allen Beiträgen mehr oder minder herausgelesen.
Hoffe hiermit keinem zu stark auf den Schlips getreten zu sein ;)
Malte

Speedator

  • Gast
Re: Deutsche Alleingänge
« Antwort #18 am: 21. September 2007, 03:04:33 »
Wollte noch anmerken, dass ich da nicht die deutsche Sichtweise vertrete. Wollte nur betonen, dass man das alles halt nicht so Schwarz-Weiß sehen darf. Diese Utopie, dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen und Erfolg haben, hält sicher jeder hier für wünschenswert, aber man muss halt auch die Realitäten im Auge haben. Das ist ein wenig wie mit dem Weltfrieden ;).