Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge

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Offline Schillrich

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Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #100 am: 03. September 2025, 09:59:45 »
... aber das mit "nach einer Erdumrundung im Orbit kann eine Rakete problemlos wieder am Startort landen" stimmt halt einfach nicht. Und da brauchen wir auch gar nicht drauf warten, bis es uns SX vorführt, das wissen wir schon heute, ganz einfach weil es eben ein Naturgesetz ist, und daran kommt auch SX nicht vorbei.
Alle Flugbahnen die nicht aktiv angetrieben werden, sind ballistisch. Innerhalb der Atmosphäre kommen aerodynamische Kräfte dazu, Luftreibung, Widerstand, Auftrieb.
Das, was hier diskutiert wird ist die Möglichkeit, nach quasi einer Erdumrundung wieder am Startplatz zu landen. Eine Erdumrundung geht nur mit einer größtenteils ballistischen, also antriebslosen Flugbahn. Am Anfang hat man den Start, also angetrieben vom Boden bis in eine Höher außerhalb der dichten Atmosphäre, am Ende hat man eine Abbremsung (angetrieben) auf eine Abstiegsellipse deren tiefster Punkt innerhalb der dichten Atmosphäre liegt. Dazwischen liegt der antriebslose ballistische Flug. Dieser ballistische Flug um die Erde ist durch die Gravitation an eine Bahnebene eines Großkreises gekoppelt.
Man kann beim Start die Inklination, also die Neigung der Bahnebene zum Äquator so wählen, dass der Start in nordöstlicher Richtung erfolgt, also in den aufsteigenden Abschnitt der Bahnebene, sodass nach einer Umrundung der nachfolgende absteigenden Abschnitt der Bahnebene in südöstlicher Richtung den Startpunkt überfliegt,  da die Erde sich während der Umrundung dahin weitergedreht hat. Siehe z.B.


(https://images.raumfahrer.net/up083104.png)

Etwas unterhalb von Grönland kreuzt sich der aufsteigende Abschnitt des ersten Orbits mit dem absteigenden Abschnitt des zweiten Orbits. Solch eine Kreuzungspunkt kann man in den Startpunkt schieben durch geeignete Wahl der Inklination. Einen zweiten Kreuzungspunkt gibt es gegenüber südlich von Australien. Startet man am Kreuzungspunkt, dann gelangt man nach einer Umrundung wieder dorthin zurück ohne die Bahnebene zu verlassen.

Danke proton01 für das Posting. Ich habe hier was gelernt. Man startet im aufsteigenden Ast in eine etwas erhöhte Inklination vom Startplatz aus und muss die Flugzeit (das Phasing) so abstimmen, das der absteigende Ast des nächsten Orbits dann gerade wieder über dem gewanderten Startplatz liegt. Bei der Geometrie der Trajektorie hatte ich hier einen "Hänger", aber zumindest dass man es über die Flugzeit/das Phasing machen muss, war klar.

Der Vergleich mit den polaren 1-Orbit-Missionen des STS von Vandenberg passt praktisch nicht/nur bedingt. Für diese Missionen konnten sie so einen Orbit nicht wählen, da sie ja polar über die UdSSR fliegen wollten. Dafür brauchte STS aktive Crossrange, um dann nach Vandenberg zurückzukommen.
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Offline alepu

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Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #101 am: 03. September 2025, 10:57:13 »
Hätte ich wirklich nicht für möglich gehalten!
Aber wenn das tatsächlich so funktioniert, Hut ab.

Offline proton01

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Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #102 am: 03. September 2025, 11:47:14 »
Ich hatte verstanden es geht darum ob Starship bei einem Testflug nach in etwa einem Umlauf einen repräsentativen Eintritt in die Atmosphäre mit anschließender Landung demonstrieren kann. Das wäre mit 27° Inklination usw. machbar.

Natürlich würde das nicht das Aussetzen von Nutzlasten demonstrieren, falls diese auf deutlich unterschiedliche Bahnen gebracht werden sollten.
Natürlich gibt es für den Flug diverse Randbedingungen die eingehalten werden müssen wie Überflugsverbote (entweder aus Sicherheit oder politisch bedingt), Sichtbarkeit zu Bodenstationen, usw. Das muss man dann klären. Aber das Fazit von Hugo "Eine Landung nach 1 Orbit am Startpunkt ist somit mit dem Starship nicht möglich." ist so schlichtweg falsch. Es geht.

Damit es geht müssen einige Randbedingungen eingehalten werden. Natürlich wird es dadurch zum Spezialfall, aber das ist letztendlich jeder Flug, der ein Ziel erreichen will, egal ob ich Satelliten an bestimmten Punkten in bestimmte Orbits aussetzen will, ob ich an bestimmten Pukten landen will, ob ich zum Mond fliegen will oder sogar zum Mars, jeder Fall ist für sich individuell. Ich fahre ja auch nur auf den Straßen die mich zum Ziel bringen und keine Umwege in die verkehrte Richtung.

Wer das kritisiert kann gerne eine allgemein gültige (jede Inklination, jederzeit, usw.) und machbare Lösung präsentieren.

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Offline alepu

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Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #103 am: 03. September 2025, 12:39:08 »
O.k. mal angenommen das funktioniert tatsächlich, ist es auch sinnvoll?
Normalerweise wird da ja erst der Booster eingefangen und hängt dann erstmal einige Zeit an den Fangarmen, bzw. steht auf oder neben dem Start-/Fangtisch.
Solange es also noch keine betriebsbereite 2. Fang-Anlage nebendran gibt, besteht wohl gar keine Notwendigkeit dafür das Schiff schon nach 1 1/2 Stunden am Startort landen zu lassen, im Gegenteil.

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Online James

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Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #104 am: 03. September 2025, 12:57:28 »
Nun ja.
Der zugrunde liegende Gedanke war ja: ist es prinzipiell, also ist es von der Orbitmechanik her, überhaupt möglich nach ungefähr einen Orbit nach Starbase zurückzukehren?
Ohne über die Crossrange zu verfügen, welche das Shuttle bot.  JA.
Da mußte man sich von dem Gedanken lösen, das das alles im aufsteigenden Ast (oder von mir aus absteigenden Ast) von Statten geht, aber dann: JA
(wenn man diese Lösung findet).

Alles andere ist ja eine andere Fragestellung.

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Online James

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Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #105 am: 03. September 2025, 13:10:40 »
Aber ich könnte ja auch eine andere Frage stellen.
Ich war ja ursprünglich sehr skeptisch ob diese Punkt zu Punkt Flüge überhaupt so uneingeschränkt möglich wären.
Wiederum von der Orbitalmechanik her betrachtet. Also nicht weil es von irgendeiner "Kugelgeometrie" immer Verbindungen von A nach B gäbe.
Ich schätze man wird solch weite Flüge auch nur über orbitale oder fast orbitale Trajektorien verwirklichen können, da man lange Freiflugphasen brauchen wird.
Die Orbitalmechanik wird man nicht außer Acht lassen können.
Für zwei beliebige Punkte auf dem Globus, ist die Bahnebene für mich noch schwerer vorstellbar als wenn Start und Landepunkt ident sind.
Nachdem das aber sogar auch geht, könnte ich glauben das auch zwei beliebige Punkte über irgendeinen Orbit verbindbar sind.
Ob das auch geht?

Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #106 am: 03. September 2025, 14:11:35 »
Also hatte die Frage mit Flügen Punkt zu Punkt nur wenig zu tun.

Dafür muss ja höchstens weniger als der 1/2 Erdumfang umflogen werden.

Das am weitesten entfernte Ziel liegt  auf dem Globus immer genau gegenüber. Mit Start gegen die Erddrehung kommt das Ziel dem Fluggerät noch ein Stück entgegen.

Also neue Frage:

Ist es bei Flügen PzP energetisch nicht günstiger nur soweit erforderlich den ballistischem Teil des Flugs außerhalb der Atmosphäre zu legen und auf einen Orbit zu verzichten?

Kurze Flüge mit wenig bzw. keinem ballistischen Anteil könnten vielleicht ganz innerhalb der Atmosphäre stattfinden?

Wie weit wären solche kurzen Flüge?
Ggf. auch ohne Booster?

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Offline Schillrich

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Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #107 am: 03. September 2025, 14:31:43 »
...
Ist es bei Flügen PzP energetisch nicht günstiger nur soweit erforderlich den ballistischem Teil des Flugs außerhalb der Atmosphäre zu legen und auf einen Orbit zu verzichten?

Kurze Flüge mit wenig bzw. keinem ballistischen Anteil könnten vielleicht ganz innerhalb der Atmosphäre stattfinden?
...

Das ist jetzt vielschichtig/mehrdimensional in der Bewertung.

(Gleit-)Flüge in der Atmosphäre: Der Widerstand erzeugt Verluste. --> Der Flugkörper braucht mehr Energie, je länger und je schneller er so fliegt. --> Führt (bei begrenzter Energie oder zu optimierendem Energiebedarf) zu eher sinkenden Geschwindigkeiten je weiter es gehen soll.

Ballistische Flüge über der Atmosphäre: Sind für globale/große Entfernungen (aber einem Schwellenwert) energetisch günstiger ... und schneller.

Am Ende hängt es von den Anforderungen ab: kurze Flugzeit? Hohe Nutzlast? Manövrierfähigkeit? Thermische Belastung? ...
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Offline Gecko.

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Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #108 am: 03. September 2025, 16:00:30 »
@proton, du hast das um 11.47 genau richtig zusammengefasst.
Ich freue mich, dass nun mehr oder weniger alle überzeugt sind (oder sich nicht mehr trauen -? :) )
Es wäre ja auch zu merkwürdig gewesen, wenn SpaxeX solche 1-Umkreisungs-Testflüge ankündigt und dann geht es grundsätzlich gar nicht. Wie, auf welcher Bahn und ob mit Crossrange oder anderen "Tricks" letztlich geflogen werden wird, sehen wir dann 2026 "bei Flug 13 bis 15".

O.k. mal angenommen das funktioniert tatsächlich, ist es auch sinnvoll?
Normalerweise wird da ja erst der Booster eingefangen ... Solange es also noch keine betriebsbereite 2. Fang-Anlage nebendran gibt
Ich tippe auf: Start von Pad B, Fangen mit Pad A.
Falls ein V3-Booster auch mit Pad A gefangen werden kann, vielleicht auch umgekehrt.
Sinnvoll ist für SpaceX alles, was Daten bringt und weitere Meilensteine.
Und würden sie es nicht für sinnvoll erachten, würden sie es ja auch nicht ankündigen.

Für zwei beliebige Punkte auf dem Globus, ist die Bahnebene für mich noch schwerer vorstellbar als wenn Start und Landepunkt ident sind. ...
Ob das auch geht?
Ja, das war die Sache mit "jede zwei beliebiPunkte sind auf einer Kugel durch immer genau eine Bahnebene zu verbinden".
Oder Proton01´s "Kreuzungen der auf- und absteigenden Äste".
Und dann kommen in der Praxis wieder die Probleme mit drehender Erde, Start- und Landephase (je kürzer die Strecke, desto stärker) usw. hinzu. das macht aber nur die Berechnung schwieriger, das grundsätzliche "ja" bleibt erhalten.


Also hatte die Frage mit Flügen Punkt zu Punkt nur wenig zu tun.
Doch. Exakt dasselbe Problem.
Dies ist nur ein Spezialfall davon, wenn Start- und Zielpunkt identisch sein sollen.

Dafür muss ja höchstens weniger als der 1/2 Erdumfang umflogen werden.
Das am weitesten entfernte Ziel liegt  auf dem Globus immer genau gegenüber. Mit Start gegen die Erddrehung kommt das Ziel dem Fluggerät noch ein Stück entgegen.
Ja, das wurde zuvor schon erläutert.
Siehe "pro- und retrograd".

Also neue Frage:
Ist es bei Flügen PzP energetisch nicht günstiger nur soweit erforderlich den ballistischem Teil des Flugs außerhalb der Atmosphäre zu legen und auf einen Orbit zu verzichten?
Kurze Flüge mit wenig bzw. keinem ballistischen Anteil könnten vielleicht ganz innerhalb der Atmosphäre stattfinden?
Vorsicht, da lauert wieder die Verwechslung von "transatmosphärisch" und "orbital".
Orbital wird wohl kaum einer dieser Flüge gehen, warum auch.
Transatmospärisch aber sicher schon, sobald man mindestens ein paar 1000 km fliegen will (und drunter ist jedes Flugzeug einfacher und flexibler), schon allein um den Luftwiderstand zu minimieren.

Das kann dann aber auch eine sehr deutlich suborbitale Flugbahn sein, also eine flache Halbellipse. Wenn man gar nicht in den Bereich orbitaler Geschwindigkeiten muss, spart das nicht nur jede Menge Starttreibstoff, sondern macht den Wiedereintritt auch einfacher.

Nicht vergessen, wie dünn die Atmosphäre ist im Vergleich zur zurückgelegten Strecke. Flug 10, gerade nicht orbital, war um 200 km hoch, ist aber über 20.000 km weit geflogen.

Wie weit wären solche kurzen Flüge?
Ggf. auch ohne Booster?
Nein, das Ship allein kann das nicht. Aber weder Booster noch Ship müssten immer vollgetankt werden.
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Offline proton01

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Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #109 am: 03. September 2025, 17:11:28 »
@proton, du hast das um 11.47 genau richtig zusammengefasst.
Vielen Dank für's Lob. Ich hab versucht es anschaulich zu erklären. Mit Kepler'schen Bahelementen o.ä. herumdiskutieren macht es nur kompliziert.

Also neue Frage:
Ist es bei Flügen PzP energetisch nicht günstiger nur soweit erforderlich den ballistischem Teil des Flugs außerhalb der Atmosphäre zu legen und auf einen Orbit zu verzichten?
Kurze Flüge mit wenig bzw. keinem ballistischen Anteil könnten vielleicht ganz innerhalb der Atmosphäre stattfinden?
Vorsicht, da lauert wieder die Verwechslung von "transatmosphärisch" und "orbital".
Orbital wird wohl kaum einer dieser Flüge gehen, warum auch.
Transatmospärisch aber sicher schon, sobald man mindestens ein paar 1000 km fliegen will (und drunter ist jedes Flugzeug einfacher und flexibler), schon allein um den Luftwiderstand zu minimieren.

Das kann dann aber auch eine sehr deutlich suborbitale Flugbahn sein, also eine flache Halbellipse. Wenn man gar nicht in den Bereich orbitaler Geschwindigkeiten muss, spart das nicht nur jede Menge Starttreibstoff, sondern macht den Wiedereintritt auch einfacher.

Nicht vergessen, wie dünn die Atmosphäre ist im Vergleich zur zurückgelegten Strecke. Flug 10, gerade nicht orbital, war um 200 km hoch, ist aber über 20.000 km weit geflogen.

Wenn ein solcher Flug einmal um die Erde und wieder landen durchgeführt wird dann doch deshalb, um zu demonstrieren dass der atmosphärische Eintritt und Flug mit präziser Landung funktioniert. Dafür braucht man dann aber fast Orbitalgeschwindigkeit (es wird ja abgebremst), sonst ist es nicht repräsentativ.

PzP um den halben Globus herum geht energetisch am besten mit dem Antipodalbomber von Sänger.

Offline Gecko.

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Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #110 am: 03. September 2025, 18:55:15 »
Mit Kepler'schen Bahelementen o.ä. herumdiskutieren macht es nur kompliziert.
Das habe ich an manchen Antworten gemerkt :)

Wenn ein solcher Flug einmal um die Erde und wieder landen durchgeführt wird dann doch deshalb, um zu demonstrieren dass der atmosphärische Eintritt und Flug mit präziser Landung funktioniert. Dafür braucht man dann aber fast Orbitalgeschwindigkeit (es wird ja abgebremst), sonst ist es nicht repräsentativ.
Ja klar.
Außerdem will SpaceX ja weiterhin testen, ob orbital klappt und vor allem der Wiedereintritt mit Orbitalgeschwindigkeit.
Nur fürs Fangen üben könnte ein Ship auch ohne Booster einen Hopser machen, so wie SN5.
Wundert mich zwar, dass das nicht versucht wird, das wäre doch eine gute Zwischenübung solange der Rest noch nicht fertig ist, und ganz ohne Mexiko-Überflug. Aber man hat wohl andere Pläne.

PzP um den halben Globus herum geht energetisch am besten mit dem Antipodalbomber von Sänger.
... nur würde den das US-Miliär nicht kaufen, im Gegenteil, Trump würde 90% Zoll drauf legen :)
Aber war der nicht Schienenstarter und nicht wiederverwendbar mangels Hitzeschild?
(Der Bomber, nicht Trump, der hat sich ja leider als wiederverwendbar rausgestellt)

Das mit dem PzP-Transport wurde lustigerweise schon (jahre-)lang hier diskutiert:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=15768.0
aber da ging es um Kosten, Sicherheit, Logistik, Klimafolgen, Anwendungen - und nie hat einer damals auch nur angezweifelt, dass das bahngeometrisch überhaupt geht... :)

Und damals ging es auch noch, im BFR-Überschwang, um Passagierflüge, nun eher um Massencargo fürs Militär.
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Online James

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Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #111 am: 03. September 2025, 21:27:03 »
Für zwei beliebige Punkte auf dem Globus, ist die Bahnebene für mich noch schwerer vorstellbar als wenn Start und Landepunkt ident sind. ...
Ja, das war die Sache mit "jede zwei beliebiPunkte sind auf einer Kugel durch immer genau eine Bahnebene zu verbinden".
Ich kann es mir aber nicht vorstellen.
Wenn es so klar ist:
Startort London und Zielort Cape Canaveral. London: 51° 31′ N , 0° 7′ W; KSC: 28° 23′ N , 80° 36′ W, Von London aus geht schon mal nichts kleiner 51° 31′.
Das sind zwei beliebige Punkte.
In welche Orbitebene mit welcher Inklination müsste man starten?

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Online James

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Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #112 am: 04. September 2025, 00:15:21 »
Von London aus geht schon mal nichts kleiner 51° 31′.
Was egal sein dürfte, weil man warscheinlich eh einen leicht retrograden polaren Orbit ansteuern wird müssen, so daß man nach fast einem gesamten Orbit auf das KSC stoßen wird, welches einem horizontal ein Stück entgegen gekommen ist.

Dafür muss ja höchstens weniger als der 1/2 Erdumfang umflogen werden.
Wie man an dem Beispiel sieht kann, meines Erachtens, trotzdem so ziemlich ein voller Orbit benötigt werden.

Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #113 am: 04. September 2025, 07:46:04 »
Man möge mir den Vergleich verzeihen, aber ich glaube, es ist so am einfachsten zu erklären.
Von London nach Cape Canaveral würde ein Starship genau so fliegen, wie eine V2 von Peenemünde nach London.
Rein technologisch!

Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #114 am: 04. September 2025, 08:25:50 »
Zitat
Also hatte die Frage mit Flügen Punkt zu Punkt nur wenig zu tun.
Doch. Exakt dasselbe Problem.
Dies ist nur ein Spezialfall davon, wenn Start- und Zielpunkt identisch sein sollen.

Vielleicht ist mir was wichtiges entgangen. Ich hab’s so verstanden:  In diesem Strang wird die Möglichkeit diskutiert verschiedene Fähigkeiten bei einem konkreten Flug zu demonstrieren ohne die Erde mehrfach zu umrunden.
(Orbithöhe und -geschwindigkeit + Wiedereintritt + Landung auf Startanlage)

Bei PzP in meiner Ergänzungsfrage ging es nur darum zwei beliebige Punkte auf dem Globus mit dem geringsten Energieaufwand (wenig Treibstoff=viel Nutzlast) zu verbinden.
Wenn dann Start und Ziel am gleichen Punkt stattfinden sollen muss die Erde nicht umrundet werden. (auch Spezialfall, macht natürlich für Cargo keinen Sinn)

Meine Frage zielte darauf ab, ab welcher Entfernung eine (oder mehr) Umrundung(en) energetisch günstiger ist(sind) als eine Landung nach weniger als 1/2 Umrundung.

Wie gesagt: Zusatzfrage
« Letzte Änderung: 04. September 2025, 13:48:59 von guldentaler »

Offline Gecko.

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Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #115 am: 04. September 2025, 09:11:23 »
Von London aus geht schon mal nichts kleiner 51° 31′.
Was egal sein dürfte, weil man warscheinlich eh einen leicht retrograden polaren Orbit ansteuern wird müssen, so daß man nach fast einem gesamten Orbit auf das KSC stoßen wird, welches einem horizontal ein Stück entgegen gekommen ist.

Viel einfacher.
Ein Direktflug fast wie ein Flugzeug, ja, eben "V2-mäßig".
Nämlich so 220 Grad SW von London 7000 km direkt nach Florida (das in dieser Zeit etwas entgegen kommt, also eher gleich nur ca 215 Grad). Das ist retrograd, aber weniger als eine viertel Umrundung. (Die 220 Grad sind auf der Windrose, keine Bahn-Inklination).

Prograd wären es 40 Grad NO, dann über Osteuropa, Naher Osten, Australien, Pazifik, Mexiko nach Florida. Polar geht das mE nach nicht mit weniger als einer Umrundung.

Vorstellen kann ich mir das gut, Bahn und Inklination berechnen und visualisieren müsste es jemand anders.

Wobei ich nicht abschätzen kann - @guldentaler -  ob der Mitnahmeeffekt der Erdumdrehung bei ohnehin transatmosphärischen Flügen nicht so groß ist, dass es sich fast immer lohnt, prograd zu fliegen (oder halt gar nicht bei Kurzstrecken), denn die längere Flugstrecke geschieht ja dann "cruising" ohne Energiezufuhr, anders als bei Flugzeugen. Die Masse der Energie geht beim Start drauf, und der ist prograd deutlich "billiger". Danach ist es dann fast egal.

Übrigens, würde Starship so langsam fliegen wie ein Jet, aber dennoch transatmospärisch (ja, ich weiß, geht nicht), dann müsste es von London (völlig kontraintuitiv) nach SSO starten, denn nach 7-8 Flugstunden ist Cape Canaveral durch die Erddrehung schon weiter östlich als es London beim Start war. Gilt für das Flugzeug im Prinzip auch, aber das muss ja durch die sich mitdrehende Atmosphäre fliegen, was den Effekt nicht nutzbar macht.
« Letzte Änderung: 04. September 2025, 12:10:11 von Gecko. »
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Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #116 am: 04. September 2025, 09:23:14 »
Ich habe jetzt noch mal an den Anfang dieses Themas zurück gescrollt, weil ich das Gefühl habe, dass die Ausgangsfrage verschieden aufgefasst würde und daraus eine z. T. merkwürdige Diskussion entstand. Leider ist in Post 1 schon alles voll im Gange...🙄

Offline Gecko.

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Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #117 am: 04. September 2025, 09:51:45 »
Leider ist in Post 1 schon alles voll im Gange...🙄
Siehe Antwort 38
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Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #118 am: 13. September 2025, 01:22:26 »
Hallo,

ich war heute auf dem Open Day der ESA in Darmstadt. Ich habe mich ein bisschen durchgefragt und hatte letztlich einen Mitarbeiter der "Flight Dynamics" (das sind die, die sich um Bahnberechnungen kümmern) auffinden können.

Ich hab angefangen ihm das Thema, zu dem ich eine Frage habe zu schildern (eben das, worüber hier ausführlich diskutiert wurde). Seine erste Antwort war: "Wenn man nach dem Start im Orbit seitlich zur Flugbahn feuert, kann man die Inklination ändern und so den seitlichen Versatz durch die Erddrehung ausgleichen". Ich habe dann nachgefragt, wie es aussieht, wenn man den Treibstoff dafür nicht hat und ob es möglich sei, vom Start weg in eine Inklination zu starten, die nach einer Umrundung wieder direkt über den Startplatz führt. An der Stelle hat er dann gesagt, dass er leider keine Zeit mehr habe und er sich auch um andere Besucher und deren Fragen kümmern müsse.

Tja, letztlich also keine neuen Erkenntnisse. Schade, aber auch verständlich, dass er nicht genug Zeit hatte. Es waren wirklich viele Besucher da und alleine schon den Hintergrund meiner Frage zu erläutern, war halt (zumindest für mich) nicht in wenigen Sekunden möglich.

Kleines, aus meiner Sicht interessantes Erlebnis: Das Cyber Security Operations Center der ESA hatte abgeklebte Scheiben, so dass man nicht hineinschauen konnte. Ist, finde ich, auch sehr verständlich und wunderte mich nicht. War auch die Abteilung mit dem höchsten Sicherheitslevel, dass mir dort begegnet ist. Allerdings waren die Abklebungen etwas nachlässig angebracht, es gab einen minimalen Sichtschlitz am Rahmen der Scheibe. Ich habe mal versucht durchzuschauen und einige große Bildschirme gesehen... und auf dem größten Bildschirm an der Wand war irgendeine fette Fehlermeldung mit einem dicken roten X (die ich aber nicht weiter entziffern konnte) zu sehen... ich musste mal schmunzeln  ;P

Gruß
Excalibur
Wenn Du mit dem Finger auf jemand anderen zeigst, schaue Dir Deine Hand an. Du wirst feststellen, dass drei Finger auf Dich selbst gerichtet sind.

Offline Gecko.

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Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #119 am: 25. September 2025, 12:54:35 »
Nachtrag zu möglichen Startrichtungen:

SpaceX hat die FAA um Genehmigung neuer Flugbahnen für den Start und die Landung von Starship gebeten:
"...würde vorsehen, dass Starship von Südtexas aus in nordöstlicher Richtung startet und Nordflorida überquert."
 
https://arstechnica.com/space/2025/09/starship-will-soon-fly-over-towns-and-cities-but-will-dodge-the-biggest-ones/

Grafik dazu:
https://cdn.arstechnica.net/wp-content/uploads/2025/09/launchtraj.jpg

Wer es ganz genau wissen will, hier das PDF der FAA:
https://www.faa.gov/space/stakeholder_engagement/spacex_starship/20250919_Draft-Tiered-EA-for-Additional-Trajectories-and-Starship-RTLS_508.pdf

Zweite neue Startoption SW über Jamaica.
Zudem eine alternative Lande-Trajektorie nach Boca Chica parallel zur US-Mexiko-Grenze, über die Millionenstadt Chihuahua, bzw. nahe San Diego und Phoenix.

Geht wohl doch schneller als ich gedacht hätte, mit dem Überflug über dicht besiedelte Gebiete, insbesondere Florida!
Nix mit "No-Go!"

Aber die Flugrichtung passt nicht, man würde über Florida starten. Das ist ein NO-GO.
Erstens wird auch das irgendwann möglich sein, genauso wie im jedem Fall zwangsläufig Landung über Mexiko.
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