Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge

  • 119 Antworten
  • 18874 Aufrufe

Offline thunder5

  • ***
  • 179
Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #75 am: 02. September 2025, 02:01:34 »
Verstehe nicht was daran so schwierig ist:
Ruhende Erde: egal in welche Richtung man startet, man kommt nach einem Orbit am Startpunkt wieder raus.
Rotierende Erde: man kommt immer noch am selben Punkt raus, aber die Erde hat sich darunter weggedreht. Egal in welche Richtung man startet kommt man nach einem Orbit niemals am Startpunkt raus.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit Radius null - und das nennen sie ihren Standpunkt. (David Hilbert, deutscher Mathematiker 1862-1943)

*

Offline alepu

  • *****
  • 13015
Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #76 am: 02. September 2025, 07:31:18 »
Ich verstehe auch nicht was daran nicht zu verstehen ist, aber hab's aufgegeben...

Online Hugo

  • *****
  • 5352
Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #77 am: 02. September 2025, 08:03:21 »
Ich biete weiterhin jedem an, ein TLE-Dataset hier zu posten, welches einen Kurs zeigt. Wenn der möglich sein soll, kann man den ja hier posten, muss ja keiner "geheim" halten, wie dieser Orbit aussieht.

Offline proton01

  • *****
  • 1976
Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #78 am: 02. September 2025, 08:13:00 »
Verstehe nicht was daran so schwierig ist:
Ruhende Erde: egal in welche Richtung man startet, man kommt nach einem Orbit am Startpunkt wieder raus.
Rotierende Erde: man kommt immer noch am selben Punkt raus, aber die Erde hat sich darunter weggedreht. Egal in welche Richtung man startet kommt man nach einem Orbit niemals am Startpunkt raus.
Wenn man es genau auf einen Orbit bezieht, also 360° in Bezug auf die Richtung zum Frühlingspunkt (siderischer Orbit), dann stimmt die Ausage. Aber wenn man nur das Prinzip meint, dann geht es natürlich mit etwas mehr als einem Orbit, sprich zusätzlich die Wegstrecke vom aufsteigenden (Süd nach Nord) bis zum absteigenden (Nord nach Süd) Abschnitt des Orbits. Bei 90 Minuten Umlaufzeit wären des etwas mehr als 380°. Vielleicht ist die Bezeichnung synodischer Orbit nicht ganz richtig, aber bem Mond wäre es so ähnlich.

Offline Gecko.

  • *****
  • 872
Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #79 am: 02. September 2025, 08:15:15 »
Egal in welche Richtung man startet kommt man nach einem Orbit niemals am Startpunkt raus.
Nach genau einem Orbit.
Es gibt aber immer einen Großkreis, der durch einen beliebigen anderen zweiten Punkt geht.
Wäre das der gewünschte Zielpunkt, muss man entlang dieses Großkreises fliegen, pro- oder retrograd.
Was ist daran nun so schwer zu verstehen?
"Vorsicht mit Sarkasmus" lt. Netiquette - Diclaimer: Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten und Teile der Bevölkerung verunsichern

Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #80 am: 02. September 2025, 08:29:11 »
Eine Bahn um ein Massezentrum unterliegt als allererstes grundsätzlich immer den gleichen physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Die Frage ist nur, wo Apo- und Pergäum liegen.
Man kann weiter oder kürzer werfen. Mehr nach links, mehr nach rechts.
Wenn ich mir die Geometrie überlege, kann ich Gecko vollkommen folgen. Und auch das Argument, dass ICBMs das ja auch können, ist valide. Der Knackpunkt ist, glaube ich, ein anderer.

Wenn man von Boca-Chica nach Boca-Chica wollte, müsste man eine Inklination kleiner als der Breitengrad haben, damit man "weiter" und "mehr rechts" werfen würde. Das ist bekanntlich in der Tat mit Mehraufwand in Form von delta-V verbunden. Die Rückkehr zum Startpunkt ist insofern ein Sonderfall, als man den Flug eigentlich immer anders lösen würde. Nämlich durch retrograden Flug. Ein ICBM (blödes Beispiel, weil man ja selten sich selbst zerstören möchte) würde entweder den kurzen Hop à la "New Shephard" machen oder retrograd fliegen, um den Startpunkt mit weniger als einer Umrundung zu erreichen.

Und bei Punkt-zu-Punkt ist genaus dieses weniger als eine Umrundung der springende Punkt: Man würde ja niemals, um von San Francisco nach Tokio zu fliegen, prograd starten. Das macht man retrograd. Man sucht ja immer die kürzere Verbindung zwischen zwei Punkten (Erddrehung in diesem Fall mit eingerechnet). Also bedient man (Längengrad + 180°W - Erddrehung) retrograd und (Längengrad + 180°E + Erddrehung) prograd.

Quintessenz: Man kann den Startpunkt wieder erreichen. Retrograd. Oder prograd nur mit ordentlichem Inklinationsabbau.

[edit: Präzisierung des San Francisco/Tokio-Beispiels]

Offline proton01

  • *****
  • 1976
Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #81 am: 02. September 2025, 08:55:59 »
Ich biete weiterhin jedem an, ein TLE-Dataset hier zu posten, welches einen Kurs zeigt. Wenn der möglich sein soll, kann man den ja hier posten, muss ja keiner "geheim" halten, wie dieser Orbit aussieht.
Probier's mall hiermit:

STARSHIP SIMULATED ORBIT
1 99999U 25200A   25243.95000000  .00000000  00000-0  00000-0 0  9990
2 99999 027.0000 300.0000 0000001 000.0000 000.0000 15.99999999    01

Ich weiß nicht wie man hier ein Bild einbindet. Aber bei Orbitron funktioniert es.

Offline Gecko.

  • *****
  • 872
Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #82 am: 02. September 2025, 09:13:53 »
@HansPfaall, super, solche Antworten hatte ich mir gewünscht! Du analysierst das Problem einen Schritt weiter und gehst tatsächlich auf die vorgebrachten Argumente ein.

Du hast da einen validen Punkt mit dem "Sonderfall Startpunkt = Zielpunkt", weniger geometrisch, aber eben in der Praxis:

Stimmt natürlich, die "einfachste" und kürzeste Methode ist die von New Shepard, die hüpft hoch, gleicht die paar Kilometer aus, die sich die Erde in den paar Minuten gedreht hat, und landet "am Startpunkt". Dann hat SpaxeX also bereits einen "Flug zum Startplatz mit weniger als zwei Orbits" bereits 2020 geschafft, mit SN5! :)
Ist durchaus ernst gemeint, denn das ist letztlich tatsächlich eine der Lösungen der Bahngleichungen für unser Problem!
Danke, HansPfaall, da wäre ich so nicht drauf gekommen.

Die zweite Lösung, retrograd, macht auch sofort logischen Sinn (hatte ich ja auch mehrfach für allgemeinen Ort-zu-Ort-Transport erwähnt), ist aber ebenfalls in der Praxis für Starship für die Landung am Startort nicht sinnvoll.

Man würde ja niemals, um von San Francisco nach Tokio zu fliegen, prograd starten. Das macht man retrograd. Man sucht ja immer die kürzere Verbindung zwischen zwei Punkten (Erddrehung in diesem Fall mit eingerechnet). Also bedient man (Längengrad + 180°W - Erddrehung) retrograd und (Längengrad + 180°E + Erddrehung) prograd.
Genau. Wenn man die kürzeste Verbindung sucht. In der Praxis wird es wahlweise die billigste/treibstoffsparendste=nutzlastoptimierendste Verbindung sein, das kann wegen des Erddrehungs-Mitnahme-Effekts bei Start gen Osten auch deutlich mehr als 180 Grad prograd sein.
(Oder womöglich, wenn man es sehr eilig hat, mit deutlich höherem Energieaufwand >180° retrograd, weil einem da der Zielpunkt schon "entgegen kommt", aber dabei geht es wohl nur um einige wenige Minuten; ich denke, dieser Fall ist in der Praxis irrelevant. Nur der Vollständigkeit halber.)

Zitat
Quintessenz: Man kann den Startpunkt wieder erreichen. Retrograd. Oder prograd nur mit ordentlichem Inklinationsabbau.
Stimme dem zu, wenn die Einschränkung lautet: "mit weniger als einer Erdumkreisung", wobei auch meine Geometrien sich darauf bezogen haben.
Jetzt müssten wir weiter denken, wie das bei "etwas mehr als einer Erdumkreisung, aber weniger als zwei" aussieht. Eine weitere Lösung der Gleichung sollte z.B. der "aufsteigende Ast" a la proton01 sein.
"Vorsicht mit Sarkasmus" lt. Netiquette - Diclaimer: Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten und Teile der Bevölkerung verunsichern

Offline trallala

  • *****
  • 1063
Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #83 am: 02. September 2025, 09:49:10 »
Zwischendurch einfach mal ein Lob an alle Beteiligten, dass bei dieser langen und auch durchaus konträren Diskussion ein zivilisierter Diskussionsstil gewahrt bleibt. Man sieht gelegentlich, dass das nicht einfach ist, aber alle schaffen es. Super!  :)
So wird das Problem geklärt werden können.

Offline Gecko.

  • *****
  • 872
Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #84 am: 02. September 2025, 10:53:09 »
Bin sehr gespannt auf die Visualisierung der Flugbahn, die Proton01 gepostet hat.
Vielleicht sieht das dann auch so aus - ich habe da auch was gefunden, und zwar eine Flugbahn nach Boca Chica zum Landen nach einer Umrundung:

https://forum.nasaspaceflight.com/index.php?action=dlattach;topic=62494.0;attach=2359490;image
Quelle:
forum.nasaspaceflight.com/index.php?topic=62494.msg2667449#msg2667449
Zugegeben, das ist nicht offiziell, aber wer so ein Programm hat, dürfte auch damit umgehen können. Leider ohne konkrete Flugbahndaten, soweit ich das sehe.

Zeigt die Verlängerung der Flugbahn Westaustralien-Hawaii nach Boca Chica von leicht Nordwesten kommend über Nordmexiko.

In der zugehörenden Diskussion geht es zwar hauptsächlich um die beste Route, um dichtbesiedeltes Gebiet zu vermeiden.
Doch es zeigt meines Erachtens zwei Dinge:

1. Landen nach +/- einmaliger Umkreisung ist prinzipiell möglich und offenbar auch so geplant (und ich habe auch nie etwas anderes gehört!).

2. Der "Versatz" = nötige Crossrange im Beispiel ist hier nur 370 km, nicht 2000 km (Verschiebung des Zielortes in zwei Stunden), wie immer mal behauptet wurde.
Ist ja auch logisch, weil sich durch die vergleichsweise niedrige Inklination der Bahn ein sehr spitzwinkliges Dreieck zwischen Flugbahn, Breitengrad und Zielort ergibt, und wir eben nur die schmale Seite kompensieren müssen, nicht die lange. Pythagoras...
Das haben wir bisher übersehen.

370 km Crossrange sollte demnach für Starship problemlos möglich sein. Ob mit einem seitlichen Schubser beim Deorbit Burn des Ships, und dann erst recht aerodynamisch beim Landeanflug, über tausende km Flugstrecke. Wozu hat das Flügelchen.

Bisher hatten wir über "Flüge mit Crossrange" ja noch gar nicht diskutiert, weil pauschal gesagt wurde, Starship hätte null bis minimale Fähigkeiten dazu. Das habe ich auch einfach mal geglaubt, und damit fielen all diese Optionen weg. Nun bin ich da nicht mehr so sicher und es eröffnet ganz neue Möglichkeiten der Bahnwahl.

Zum Glück muss Starship auch nicht in einer bestimmten Richtung reinkommen (im Gegensatz zum Shuttle, das am Flugende exakt längs zur Landebahn einfliegen musste) - Starship fällt die letzten paar 100 m nahezu senkrecht und landet ja auch so.

Nur als Disclaimer:
Keine Ahnung, wie korrekt diese Daten sind und ob SpaxeX wirklich so eine Flugbahn plant.
Scheint aber realistisch.
Was es auch nicht beweist: Dass es keine noch stärker optimierten Flugbahnen mit weniger
Crossrange geben könnte (die aber ggf. wegen Risikominimierung nicht gewählt werden).
"Vorsicht mit Sarkasmus" lt. Netiquette - Diclaimer: Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten und Teile der Bevölkerung verunsichern

Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #85 am: 02. September 2025, 10:56:53 »
@Gecko: Gerne!  ;)

Ich glaube, der Fall mit prograd mit etwas mehr als einer Umrundung, hat das Problem, dass der projizierte Sinus auf der Landkarte gestreckt werden müsste, damit das funktioniert.
Bin gerade nicht sicher, ob das durch Verringerung der Inklination erfolgen könnte, oder ob man schlicht schneller fliegen müsste als es die Bahn eigentlich erfordert.
Beides würde aber irgendwie dazu führen, dass es nicht mehr zu der ursprünglichen Bahn passen würde.

Die zentrale Frage, die ich mir momentan stelle, ist: Wie kann ich die Phase der Bahn ändern? Weil das brauche ich ja, wenn ich mich in der Betrachtung wieder auf die Geometrie beschränke.

[edit: Die Visualisierung von Proton01s Bahn interessiert mich auch...]

Offline Gecko.

  • *****
  • 872
Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #86 am: 02. September 2025, 11:42:48 »
Die zentrale Frage, die ich mir momentan stelle, ist: Wie kann ich die Phase der Bahn ändern? Weil das brauche ich ja, wenn ich mich in der Betrachtung wieder auf die Geometrie beschränke.

Schneller Gedanke, abseits reiner Bahnberechnungen, in der Praxis:
Eventuell duch Variation der Bahn-Anteile, die nicht ballistisch sind.

Wir betrachten ja bisher immer idealisiert eine Umlaufbahn und schauen, wann wir einen Punkt überfliegen (statt zu landen). Das ist eine gute erste geometrisch-mathematische-bahnmechanische Vereinfachung, aber ein beträchtlicher Teil des Fluges bei nur einer Umkreisung sind Beschleunigungs- und Bremsphase.

1. Beim Start durch Schubsteuerung (= schon ganz am Anfang mitgegebene minimale Inklinationsänderung, die sich über 42.000+ km ordentlich aufsummiert)

2. Durch Variation der Brenndauern = Geschwindigkeiten in unterschiedlichen Bahnphasen, sowohl Booster als auch Ship. Unterschiedliche Bahngeschwindigkeit erzeugt sofort auch geänderte Bahndaten. (Nicht seitlich = in der Projektion auf den Großkreis, aber in der Projektion auf die sich drehende Erde, weil ich dann zu anderen Zeiten über anderen Punkten bin.)

3. Form des Orbits: Wir haben ja immer idealisiert kreisförmige Orbits gedacht (verleitet durch das Bild der "Großkreise"), aber es ist ja nur die Projektion auf den Großkreis, während Starship eine mehr oder weniger stark elliptische Bahn fliegt. Elliptische Bahnen bedingen ständige Geschwindigkeitsänderungen (Kepler!), und auch das kann man ggf. passen wählen (beim Start über den sich über die Zeit ändernden Startwinkel zur Senkrechten, und auch über die Brenndauer/Endgeschwindigkeit).

4. Erneut über Schubsteuerung beim Deorbit-Burn

5. Beim atmosphärischen Bremsen - mit steilerem oder flacherem Anstellwinkel und früherem oder späteren Deorbit Variation der Geschwindigkeiten und Dauern.

1 und 4 machen zusätzlichen Crossrange, aber das wollen wir ja gern vermeiden, schon aus energetischen Gründen.

2, 3 und 5 ändern durch Variation der Geschwindigkeit die Bahn bzw. die Zeit bis zu einem bestimmten Bahnpunkt und damit, wie weit sich die Erde in dieser Zeit gedreht hat, und damit, über welchem Ort man sich befindet bis hin zur Landung.

Mehr oder weniger alles davon in Kombination wird SpaceX wohl ohnehin bereits nutzen, um einem Punkt vor Westaustralien so sekunden- und cm-genau anzusteuern. Wird künftig nicht anders sein. Solche Bahndaten sind absolut nicht mehr trivial.

Mein Verdacht ist allerdings, dass die meisten der oben aufgeführen Optionen hauptsächlich die Geschwindigkeit verringern, was zu mehr Versatz führen müsste, während wir ja weniger möchten. Also wird so die Phase in die falsche Richtung verändert, wenn ich nicht ganz falsch denke?
"Vorsicht mit Sarkasmus" lt. Netiquette - Diclaimer: Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten und Teile der Bevölkerung verunsichern

Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #87 am: 02. September 2025, 11:53:25 »
Die zentrale Frage, die ich mir momentan stelle, ist: Wie kann ich die Phase der Bahn ändern? Weil das brauche ich ja, wenn ich mich in der Betrachtung wieder auf die Geometrie beschränke.

Schneller Gedanke, abseits reiner Bahnberechnungen, in der Praxis:
Eventuell duch Variation der Bahn-Anteile, die nicht ballistisch sind.
Darauf können wir uns auf jeden Fall einigen, denn in den ballistischen Phasen kann sich ja per Definition nichts ändern. Sie sind ja antriebslos.
(ok - idealisiert betrachtet. Reibungsverluste gibt es ja auf jeden Fall, aber das Gedankenmodell soll ja einfach bleiben.)

Offline Gecko.

  • *****
  • 872
Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #88 am: 02. September 2025, 12:01:20 »
Darauf können wir uns auf jeden Fall einigen, denn in den ballistischen Phasen kann sich ja per Definition nichts ändern
Ja, klar.
Ich meinte das im Kontrast zu der bisherigen Diskussion "welche Flugbahn brauchen wir", die idealisiert schon am Startpunkt und bis zum Zielpunkt unverändert mit den gleichen Parametern versehen war, oft auf einen simplen Kreisorbit reduziert, und sich weitgehend auf Inklinationen beschränkte, die beim Start vorgegeben waren.
Das ist halt zu einfach /  zu vereinfacht gedacht.
"Vorsicht mit Sarkasmus" lt. Netiquette - Diclaimer: Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten und Teile der Bevölkerung verunsichern

Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #89 am: 02. September 2025, 12:05:28 »
Das ist halt die Frage, wieviel "Eingreifen" man im Verlauf des Flugs zulassen möchte.
Ich denke, der Zielpunkt ließe sich wahrscheinlich am einfachsten beeinflussen, wenn man die Triebwerke am höchsten Punkt der Bahn zünden würde.
Der Reiz der Aufgabe liegt ja nicht zuletzt darin, dass wir anfangs davon ausgegangen waren, dass man während des Flugs keine Energie mehr reinsteckt.
Mit einem üppigen Energiebudget lässt sich ja so einiges bewerkstelligen. Interessant ist, ob's auch mit wenig (oder ohne) geht...  ;)

Offline Gecko.

  • *****
  • 872
Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #90 am: 02. September 2025, 12:39:45 »
Das ist halt die Frage, wieviel "Eingreifen" man im Verlauf des Flugs zulassen möchte.
Ich denke, der Zielpunkt ließe sich wahrscheinlich am einfachsten beeinflussen, wenn man die Triebwerke am höchsten Punkt der Bahn zünden würde.
Der Reiz der Aufgabe liegt ja nicht zuletzt darin, dass wir anfangs davon ausgegangen waren, dass man während des Flugs keine Energie mehr reinsteckt.
Mit einem üppigen Energiebudget lässt sich ja so einiges bewerkstelligen. Interessant ist, ob's auch mit wenig (oder ohne) geht...  ;)

Das eine ist die theoretische Betrachtung als idealisiertes Gedankenexperiment, angestoßen durch die Pauschalbehauptung "Landung in Boca Chica geht nur mit mehr als einer Umkreisung". Das ist wichtig zum grundsätzlichen Verständnis. Mache ich auch gern mit. War ja auch der erste, der widersprochen hat :) 
Meiner Ansicht nach ist das geklärt, aber das mögen sicher nicht alle teilen.

Das zweite ist die Frage, wie es in der Realität aussieht, und da kommt zwangläufig eine ausgedehnte Start- und Landephase hinzu. Mit reichlich Energie-Zufuhr und Abbau.

Jetzt stellt sich die Frage, kann man die Bahn und damit den Wunsch-Zielort ohne zusätzliche Energie beeinflussen, allein durch Wahl der richtigen Zeiten, Abflugparameter und Schub-Intensitäten. In gewissen Grenzen natürlich, in unseren Fall um die Abweichung durch die Erddrehung.
Oder muss man immer zusätzliche Energie = Treibstoff = Verlust von Nutzlastkapazität investieren, wenn man den Zielort auf diese Art ändern möchte.
Und geht das auch ausschließlich über die "laufenden" Bahnparameter oder muss am Ende zudem noch massiv in Crossrange investiert werden.

Ich kann geometrisch und kausal mitdenken, aber Bahndaten und Gleichungen mathematisch zu lösen oder grafisch berechnen zu lassen geht über meine Fähigkeiten. An der Stelle müssten andere übernehmen...
"Vorsicht mit Sarkasmus" lt. Netiquette - Diclaimer: Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten und Teile der Bevölkerung verunsichern

Offline proton01

  • *****
  • 1976
Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #91 am: 02. September 2025, 12:49:06 »
Bin sehr gespannt auf die Visualisierung der Flugbahn, die Proton01 gepostet hat.
siehe:  (wird anscheinend nicht angezeigt, sollte aber runtergeladen werden können)

https://magentacloud.de/s/pYZ7gRdqM9rG4YZ

Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #92 am: 02. September 2025, 13:08:09 »
Danke! Das sieht für mich überzeugend aus.
Ich kann halt leider auch nur so lange mitdenken und -diskutieren, wie das mit physikalischem Grundverständnis und gesundem Menschenverstand geht.  :"‑)

Offline Gecko.

  • *****
  • 872
Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #93 am: 02. September 2025, 14:08:46 »
Bin sehr gespannt auf die Visualisierung der Flugbahn, die Proton01 gepostet hat.
siehe:  (wird anscheinend nicht angezeigt, sollte aber runtergeladen werden können)
Habs mal hier gelagert:

https://c.gmx.net/@324560210871976179/lUwhR4rPaxwXCdOgMVVCNw





Sieht sehr überzeugend aus. Vielen Dank.

Start mehr leicht nördlich über Florida (FAA...), dann über Australien, nicht über Indonesien (hatten die nicht den Überflug verboten, wie immer das funktionieren soll?), Hawaii und dann ähnlich wie in der von mir ausgegrabenen Landeanflug-Grafik über Nordmexiko.

Und, du hattest Recht, der Schnittpunkt der "Äste" muss offenbar über dem Startplatz liegen und die Flugbahn genau so gelegt werden.

Das ist ja auch prograd, da die Stelle, an der sich die Bahn zu wiederholen beginnt, westlich vor Baja California liegt, und der Startplatz eben so 2000 km westlich gewandert ist.

Ja, nach genau einer Umrundung wird der Startplatz somit um 2000 km verfehlt, aber der folgende absteigende Ast trifft ihn dann. Ganz Spitzfindige könnten nun sagen, "aha, doch mehr als eine Umrundung", ja, ok, 1,05 mal. Aber eben nicht 2, 3 oder ein Tag später.

Jetzt bitte ich die, die meinten, das geht nicht, um Stellungnahme.
Ist überhaupt nicht hämisch gemeint, im Gegenteil, ich möchte sichergehen, dass hier kein Denkfehler drin ist, und falls doch, verstehen, worin der dann liegt. Zumal ich eure Argumente auch nicht so recht verstanden hatte.


Edit:  Bild sichtbar gemacht.
« Letzte Änderung: 02. September 2025, 14:46:26 von -eumel- »
"Vorsicht mit Sarkasmus" lt. Netiquette - Diclaimer: Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten und Teile der Bevölkerung verunsichern

Offline proton01

  • *****
  • 1976
Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #94 am: 02. September 2025, 15:06:31 »

Ja, nach genau einer Umrundung wird der Startplatz somit um 2000 km verfehlt, aber der folgende absteigende Ast trifft ihn dann. Ganz Spitzfindige könnten nun sagen, "aha, doch mehr als eine Umrundung", ja, ok, 1,05 mal. Aber eben nicht 2, 3 oder ein Tag später.
Ganz Spitzfindigen könnte man antworten:  "Genau ein Orbit um die Erde, alle 360 Längengrade der Erde genau einmal überflogen."
Das ist halt der Unterschied zwischen der siderischem Orbitdauer (bezogen auf die Sterne bzw. auf die Orbitebene, üblicherweise wird der Frühlingspunkt als Referenz benutzt) und der synodischen (auf den umflogenen Himmelskörper bezogen) Orbit.

Offline Gecko.

  • *****
  • 872
Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #95 am: 02. September 2025, 16:47:04 »
Ganz Spitzfindigen könnte man antworten:  "Genau ein Orbit um die Erde, alle 360 Längengrade der Erde genau einmal überflogen."
"good catch" in doppelter Hinsicht :)
"Vorsicht mit Sarkasmus" lt. Netiquette - Diclaimer: Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten und Teile der Bevölkerung verunsichern

Online Hugo

  • *****
  • 5352
Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #96 am: 02. September 2025, 19:45:55 »
Probier's mall hiermit:

STARSHIP SIMULATED ORBIT
1 99999U 25200A   25243.95000000  .00000000  00000-0  00000-0 0  9990
2 99999 027.0000 300.0000 0000001 000.0000 000.0000 15.99999999    01




Bei diesem simuliertem Orbit gibt es am 06.09. eine gute Konstellation.

Was ist das besondere an diesem Orbit?
  • Die Inklination vom Orbit ist mit 27 Grad minimal größer als die nördliche Breite vom Startplatz mit 26 Grad. Es ist also ein Spezialfall.

Was sieht man im Video?
  • 03:13:36 UTC - Das Video beginnt
  • 04:47:13 UTC - 2 Umläufe vor dem Start - Die Flugbahn verläuft leicht südlich vom Startplatz. Aber die Flugrichtung passt nicht, man würde über Florida starten. Das ist ein NO-GO.
  • 06:22:29 UTC - 1 Umlauf vor dem STart - Die Flugbahn verläuft leicht nördlich vom Startplatz. Aber die Flugrichtung passt nicht, man würde über Florida starten. Das ist ein NO-GO.
  • 07:57:46 UTC - Die Flugbahn verläuft über den Startplatz. Die Flugrichtung passt grob. Sie geht direkt über Kuba, in Realität würde man minimal südlich an Kuba vorbeifliegen.
  • Somit ist ein Start um 07:57 möglich, bzw. da man langsam startet, findet der Start 5-8 Minuten früher statt.
  • 09:33:19 UTC - 1 Umlauf nach dem Start verläuft die Bahn weit weg vom Startplatz.

Man könnte jetzt sagen:
  • An einem Punkt am Boden, 1 Grad kleiner als die Inklination, gibt es am Boden mehrere Überflüge im Bodenpfad

Aber es gibt weitere Punkte, welche man beachten muss:
  • Die Startrichtung für das Starship erlaubt keine Starts über Florida
  • Dieser Speziallfall gilt nur für Orbits mit 27 Grad Inklination, welche für die Nutzlast i.d.R. unbrauchbar sind

Fazit:
  • Eine Landung nach 1 Orbit am Startpunkt ist somit mit dem Starship nicht möglich.

Dazu kommen noch andere Punkte:
  • Macht man - so wie bei Flug 10 - keine Bremszündung, kann man nur Satellitendummys absetzen, da diese mit dem Starship wieder in die Atmosphäre eintreten werden
  • Für echte Satelliten benötigt man 45 bis 60 Minuten vor der Landung eine Bremszündung.

Offline Gecko.

  • *****
  • 872
Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #97 am: 02. September 2025, 20:34:04 »
Ja, das sieht genauso aus, wie das, was wir heute nachmittag schon grafisch als Flugbahn hatten und beweist, dass es geht. Danke für die nochmalige Bestätigung.

Ich verstehe nur jetzt deine Anmerkungen dazu nicht:

> Die Inklination vom Orbit ist mit 27 Grad minimal größer als die nördliche Breite vom Startplatz mit 26 Grad. Es ist also ein Spezialfall.
Jeder Punkt-zu-Punkt-Orbit ist ein Spezialfall; es gibt ja immer nur je eine pro- und einen retrograde Flugbahn; genau wie vorhergesagt. Das bestätigt doch die Annahmen.

> Aber die Flugrichtung passt nicht, man würde über Florida starten. Das ist ein NO-GO.
Erstens wird auch das irgendwann möglich sein, genauso wie im jedem Fall zwangsläufig Landung über Mexiko.
Zweitens ist das ein politischer Grund, das hat nichts mit einer bahnmechanischen Beweisführung zu tun.
Niemand hat gesagt, dass SpaceX das in absehbarer Zeit so machen wird.

> in Realität würde man minimal südlich an Kuba vorbeifliegen.
Wieso? Und warum sollte das eine Bedingung sein?

>Die Startrichtung für das Starship erlaubt keine Starts über Florida
siehe oben. Die Startrichtung erlaubt das sehr wohl, die FAA vielleicht nicht, aber die ist nicht Teil der Bahngleichung...

>Dieser Speziallfall gilt nur für Orbits mit 27 Grad Inklination, welche für die Nutzlast i.d.R. unbrauchbar sind
Darum ging es auch nicht, sondern um die prinzipielle Frage, ob es grundsätzlich möglich ist, nach nur einer Umrundung zu landen. Nutzlasten waren gar nicht gefragt.

>Fazit: Eine Landung nach 1 Orbit am Startpunkt ist somit mit dem Starship nicht möglich.
Das ist mit den vor dir nun neu eingeführten politischen und Sat-Aussetzen-Bedingungen vielleicht so, aber das war nie Teil der Frage und der seitenlangen Diskussion.
Du biegst Dir das so zurecht, dass es weiterhin zu deiner pauschalen Ablehnung passt!

>Macht man - so wie bei Flug 10 - keine Bremszündung, kann man nur Satellitendummys absetzen, da diese mit dem Starship wieder in die Atmosphäre eintreten werden
Niemand hat gefordert, dass auf so einem Flug irgendwas ausgesetzt werden muss. Und niemand hat gefordert, dass keine Bremszündung gemacht wird. Im Gegenteil, wenn du nachliest: es ging immer entweder um Ort-zu-Ort oder um Nutzlast/gewünschten Orbit.

Keine Frage, bei echten Nutzlasttransporten wird man anders fliegen wollen und müssen, da ja dann ein "Zwischenziel", nämlich ein Wunschorbit erreicht werden muss. Landung dann nach mehr Umläufen. Das hat auch niemand in Frage gestellt. Betrifft das hier diskutierte Problem aber nicht.

Die zwischenzeitlich geführte Diskussion um zusätzliche Bahnänderungen durch Start- und Landephase hat das Thema längst weiter vertieft und weitere Möglichkeiten aufgetan.

Ich verstehe nicht, was Du mit deinen spontan eingeführten Einschränkungen "beweisen" willst. Die ursprüngliche Frage, und nur um die geht es, ist positiv zu beantworten:
Landung am Startplatz nach einem Umlauf ist technisch-physikalisch möglich.

Auch wenn mancher selbstsicher schreibt "nein, kann man nicht und die Begründungen dafür wurden zigmal gegeben. Wer anderes behauptet, ist ... schlichtweg falsch", ohne es sachlich zu begründen, denn das ist nun seinerseits als schlichtweg falsch widerlegt.
"Vorsicht mit Sarkasmus" lt. Netiquette - Diclaimer: Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten und Teile der Bevölkerung verunsichern

Offline thunder5

  • ***
  • 179
Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #98 am: 02. September 2025, 21:52:13 »
Man lernt nie aus.
Es geht, zwar mit einigen Tricks, aber es geht.
Jetzt wo ich es weiß hätte ich auch selber drauf kommen können, da damals beim Gemini-Programm (Gemini VIII) bereits ähnliches gemacht wurde. Hier musste zwar nach einem Orbit ein Zielsatellit eingeholt werden, aber das geht ja auch nur wenn die Orbits ziemlich ähnlich sind und die Entfernung nicht zu groß.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit Radius null - und das nennen sie ihren Standpunkt. (David Hilbert, deutscher Mathematiker 1862-1943)

Online Hugo

  • *****
  • 5352
Re: Suborbitale Punkt-zu-Punkt Flüge
« Antwort #99 am: 03. September 2025, 08:44:02 »
Niemand hat gefordert, dass auf so einem Flug irgendwas ausgesetzt werden muss.
Und niemand hat gefordert, dass keine Bremszündung gemacht wird.
Die Bedingungen im Zitat in Beitrag #1 in diesem Thread haben noch vom echten Starship gesprochen.