Kontakt mit einer Bodenstation muss nicht unbedingt stattgefunden haben. Chang’e 6 besaß bzw. besitzt ein sehr hohes Maß an Autonomie. Selbst wenn beide Relaissatelliten (die ursprüngliche Elsternbrücke und Elsternbrücke 2) durch einen koronalen Massenauswurf oder was auch immer ausgefallen wären, hätte sich die Sonde selbstständig eine geeignete Landestelle auf der Rückseite des Mondes suchen, etwas Regolith zusammenkratzen, in die Mondumlaufbahn starten, mit dem Orbiter autonom koppeln und den Probenbehälter hinüberschieben können. Wenn der Orbiter hinter dem Mond hervorgekommen wäre, hätte ihn das
Chinesische Tiefraumnetzwerk zurück zur Erde geleitet.
Es ist durchaus denkbar, dass der Orbiter weitgehend autonom zum L2-Punkt geflogen ist, vom Tiefraumnetzwerk über die Telemetrie, die Du hörst, als Bakensignal VLBI-verfolgt und nur dann eingreifend, wenn der Flugkörper vom Weg abkommt. Wenn wir hypothetisch annehmen, dass wir derzeit eine Technologieerprobung für das
Lauschprojekt sehen, bei dem ab 2030 fünf Satelliten in drei Gruppen zum L2-Punkt gebracht werden und ein optisches Interferometer bilden sollen - also spähen und nicht lauschen - dann könnte der Orbiter eine dieser drei Bahnen geflogen sein (wohl die grüne):
Bild:
Qian-Xuesen-Labor für WeltraumtechnologieZum Einschwenken in den Halo-Orbit müsste aber wohl doch irgendein Steuertriebwerk gezündet haben, mit einer Geschwindigkeitsveränderung, die man über den Doppler-Effekt hätte beobachten können müssen ...