ABL Space Systems ist ein 2017 gegründetes Unternehmen, das an einer Trägerrakete namens
RS1 arbeitet. CEO der Firma ist der ehemalige SpaceX-Mitarbeiter Harry O'Hanley und CFO (Chief Financial Officer) der Morgan-Stanley-Alumni Dan Piemont.
Der Markt an Small-Launch-Unternehmen ist ja bekanntlich sehr unübersichtlich und voller Aspiranten, ABL sticht daraus allerdings mittlweweile allein deshalb hervor, weil sie nach eigenen Angaben bereits voll finanziert sind (weit über den ersten Flug heraus). Und das mit 49 Mio USD an eingeworbenem Kapital (unter anderem von Lockheed Martin Ventures) und Aufträgen in einem ähnlichen Volumen von Air Force Research Laboratory und AFWERX (USAF-Programm mit dem Ziel, eine Innovationskultur innerhalb des Dienstes zu fördern). Laut CFO Piemont hat man bis zum integrierten Test der zweiten Stufe im letzten Oktober lediglich 25 Millionen ausgegeben. Ein der Firma sehr wichtiger Punkt (mit dem sie bis zu 75% der Kosten sparen wollen) ist vertikale Integration; Von der Software über die Avionik bis zu den Triebwerken macht man möglichst viel selbst. Bei letzterem setzt man auch stark auf 3-D-Druck, wobei man allerdings wohl auch darauf geachtet hat, das Triebwerk (bzw. seine Komponenten) so zu konstruieren, dass man mit handelsüblichen Druckern auskommt. Von den momentan etwa 105 Angestellten kommen übrigens neben dem Chef (der die Entwicklung der Gridfins geleitet hatte) noch mehr von SpaceX, unter anderem aus dem Team, das die erste Wiederaufbereitung eines Boosters durchführte.
Die Rakete selber ist zweistufig, 27 Meter hoch, knapp über 1,8 Meter im Durchmesser und hat eine Nutzlast von 1350 Kilogramm in einen niedrigen Erdorbit (875 kg in einen SSO) Die erste Stufe hat 9 E2-Triebwerke (Gasgenerator, RP-1/LOX), die zweite Stufe ein vakuumoptimiertes E2-Triebwerk. Einen ersten Start plant man bereits für einen Zeitram von März bis Juni diesen Jahres von Vandenberg aus. Man sei dabei, die Terminplanung mit der Range zu finalisieren und das könne den Start ins zweite Quartal verzögern. Einer der wichtigsten zuvor noch zu absolvierenden Meileinsteine ist ein Test der Oberstufe über die volle Brennzeit, dies soll demnächst, wie alle vorigen Tests auch, auf dem Geländer der Edwards Air Force Base erfolgen. Der Start selbst soll übrigens nicht von einer festen Rampe erfolgen sondern, ähnlich wie bei ICBM, vom Auflieger eines LKWS:
Alle andere für den Start nötige Infrastruktur ist in Standardcontainern untergebracht und kann somit problemlos hin und her transportiert werden. Dass man demzufolge neben einer Genehmigung lediglich eine betonierte Fläche zum Starten der Rakete (ein Start soll übrigens 12 Mio USD kosten) benötigt wird wohl auch mit ein Grund sein, warum die Airforce interessiert ist.
Wie weit man konkret mit dem ersten Flugartikel ist wird nicht klar (wenn der Flug wirklich demnächst erfolgen soll müsste man zumindest die Herstellung eigentlich bereits abgeschlossen haben), die Website der Firma glänzt auch eher mit hübschen Bildern und Aufmachung als Informationen, Michael Sheetz hat jedoch, im Rahmen des von ihm zum Unternehmen verfassten Artikels, ein Bild eines fertig geschweißten Tanks einer Erststufe gepostet:
Quellen:
https://spacenews.com/small-launch-startup-abl-secures-over-90-million-in-new-funding-and-air-force-contracts/https://spacenews.com/abl-space-systems-tests-launch-vehicle-stage/https://www.cnbc.com/2021/01/08/rocket-startup-abl-space-aims-for-first-rs1-launch-in-a-few-months.htmlhttps://twitter.com/thesheetztweetz/status/1347624926291791872https://ablspacesystems.com/Die Firma ist übrigens auch auf Twitter vertreten, hat aber seit ihrem Beitritt vor über drei Jahren lediglich einen einzigen Tweet verfasst. Dagegen ist selbst Astra ein offenes Buch bzgl. soziale Medien...