Das Profil der Probenrückführmission Chang’e 6 der
Nationalen Raumfahrtbehörde Chinas (im internationalen Sprachgebrauch meist ohne Bindestrich geschrieben, in jener Form aber hier nur schwer findbar) hat sich im Laufe der Jahre mehrfach geändert. Am 21. Juli 2023 wurde anläßlich des 54. Jubiläums der amerikanischen Mondlandung ein aktualisiertes Konzept der
Internationalen Mondforschungsstation vorgestellt, die mittlerweile keine Station mehr ist, sondern ein integriertes System mit über die gesamte Mondoberfläche verteilten Komponenten. Diese Zeichnung ist irreführend - die Sonden wurden nur zusammengerückt, um sie alle auf das Bild zu bringen:
Bild:
CNSAWas man auf dem Bild erkennen kann, ist, dass Chang’e 6, Chang’e 7 und Chang’e 8 die Basisversion (基本版) der Mondstation bilden, die in den 2030er Jahren um weitere Komponenten wie Mobilfunkmasten, Sonnenkraftwerke etc. zu einer hochgestuften Version (升级版) erweitert wird. Alles rein robotisch.
Chang’e 6 soll im Mai nächsten Jahres mit einer schweren Trägerrakete vom Typ
Langer Marsch 5 vom
Kosmodrom Wenchang auf der tropischen Insel Hainan gestartet werden und 5 Tage später beim Mond eintreffen. Nach etwa 3 Wochen dauernden Bahnänderungsmanövern soll sie am südlichen Rand des
Apollo-Kraters landen, der seinerseits im nordöstlichen Teil des
Südpol-Aitken-Beckens auf der Rückseite des Mondes liegt. Dort kommen drei Landestellen in die nähere Wahl:
Bild:
NAOC (das Kreuz im
Von-Kármán-Krater ist die Landestelle von
Chang’e 4)
An allen drei Landestellen gibt es interessante Dinge zu entdecken. Die Wissenschaftler von den Nationalen Astronomischen Observatorien werden im Laufe der folgenden Monate eine der drei auswählen. Der konkrete Landeort wird dann von der Sonde je nach den Bodengegebenheiten (Felsbrocken, kleine Krater) autonom bestimmt:
https://www.nature.com/articles/s41550-023-02038-1Der Lander besitzt folgende Nutzlasten:
-
Radon-Detektor aus Frankreich
-
Detektor für negativ geladene Ionen aus Schweden
- Laser-Retroreflektor aus Italien
Dazu kommt noch ein auf dem Orbiter mitgenommener
Cubesat aus Pakistan.
Der eigentliche Zweck der Mission ist, 2 kg Bodenproben zu entnehmen, sowohl Baggerproben von der Oberfläche als auch ein bis zu 2m langer Bohrkern, der, verpackt in einen Aramid-Schlauch ("Kevlar") aufgewickelt wird wie eine Wurst.
Bild:
CNSWenn das alles klappt, bringt eine Aufstiegsstufe wie 2020 bei
Chang’e 5 die Bodenproben zu dem in der Mondumlaufbahn wartenden Orbiter, wo die Matrjoschka-mäßig ineinandersteckenden Bagger- und Wurstbehälter mit einer Art Zahnstangen-Ratschenmechanismus in eine wie eine kleine Sojus-Kapsel aussehende Landekapsel hinübergeschoben werden, die vom Orbiter zur Erde zurückgebracht wird und genau 53 Tage nach dem Start in der Inneren Mongolei landen soll.
Bild: CNS
Ich werde diesen Beitrag nach einiger Zeit nicht mehr ändern können, werde aber, solange ich mich in Deutschland befinde, den Wikipedia-Artikel zu der Mission möglichst immer auf dem neuesten Stand halten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Chang%E2%80%99e_6