Dazu möchte ich aber jetzt auch mal was anmerken:
Raumstation ROS: Im Gegensatz zur ISS ein gut durchdachtes Konzept
Irgendwie scheint mir das eine menschliche Eigenart zu sein, das man das was man hat, nicht schätzt, und irgendwas was man nicht, hat so toll findet.
Ich wäre sehr gespannt, wenn ROS existieren würde, ob sich dann die Stimmung nicht auch trüben würde.
Die Nachteile werden erst dann so richtig auffallen, wenn das Ganze im Betrieb wäre (ich nehme aber auch an daß es beim Luftschloß bleibt, und damit kann man es hervorragend idealisieren).
Das ganze Ding hat doch auch einen zentralen Knoten, den man gar nicht tauschen kann. Ja er ist viel einfacher, aber nicht funktionslos. Auch der altert.
Und auch auf den wird bei jedem Docking mechanischer Stress ausgeübt. Ich vermute nicht das er unendlich halbar ist. Und dann?
Außerdem hat der zentrale Knoten nur drei Raumrichtungen in denen Module angekoppelt werden können. Die ISS hat aber deutlich mehr Komponenten als sechs.
Wie könnt ihr nur so was "mickriges" Konzept wie dieses mit der ISS vergleichen?
Und in Ermangelung des Truss hat man auch keine Platzierungsmöglichkeit für ausreichend große photovoltaische Panele und für die Lagerhaltung von Komponenten.
Und wer weiß auf was man noch für Nachteile kommen würde.
Es wird doch immer ein Abwägen von Vorteilen und Nachteilen sein. Und irgendwelche Nachteile nimmt man in Kauf.
Die ISS kommt in die Jahre, hat sich aber gegenüber der ursprünglichen Planung sehr gut gehalten.
Das Ganze hier ist in gewisser Weise eine Phantomdiskussion - wir alle wissen, dass das mit der ROS noch länger dauern wird. Nichtsdestotrotz ist es besser, die Konzepte anhand von praktischen Beispielen zu diskutieren, als nach allgemeinen Gesichtspunkten.
Alepu hat Dir ja schon ausführlich geantwortet, ich möchte das aber noch etwas konkretisieren.
Als die Ingenieure der
Chinesischen Akademie für Weltraumtechnologie das Konzept für die
Chinesische Raumstation erarbeiteten, haben sie sich sowhl die Mir als auch die ISS genau angesehen. Das Resultat der Analyse findest Du hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Yang_Hong#Chinesische_RaumstationAuf der anderen Seite ist das Konzept der ROS von der CSS beeinflusst:
Bild: CAST
Bild: Roskosmos
Das hat nichts mit Ideenklau zu tun, sondern die chinesischen und russischen Ingenieure stehen auch jenseits der offiziellen Zusammenarbeit ihrer jeweiligen Behörden in ständigem persönlichen Kontakt. Die Horizonterweiterung ist von beiden Seiten gewollt.
Nun zu der Knotenschleuse. Die ist am Wissenschaftlich-Energetischen Modul befestigt. Den Knoten an sich kann man zwar nicht tauschen, aber das NEM. Jedes einzelne Modul ist, bevor es angekoppelt wird, ein eigenständiger Raumflugkörper, der sich nach dem Aussetzen von der Trägerrakete erst einmal zur Station bewegen muss. Und wenn das Modul nach 10 Jahren oder wann auch immer defekt oder veraltet ist, muss es sich auch in den Südpazifik stürzen. Wenn das erste NEM ausgewechselt werden muss, schiebt man die anderen Module mit einem modernen Äquivalent der Lyappa-Arme ein Stück weg, fährt das NEM rückwärts aus der Parklücke heraus, manövriert das neue NEM hinein und koppelt die Module wieder an.
(Bei der CSS sollten ursprünglich ganze T-Elemente ausgewechselt werden, aber nachdem das Weltraumschrott-Problem unerwartet ernst wurde, hat man dort diesen Sommer ein ähnliches Konzept ausgearbeitet)
Da die besuchenden Raumschiffe nicht am Knoten selbst, sondern am vorderen und hinteren Ende der ROS andocken, ist der auf die Kugelschleuse ausgeübte Stress geringer als man glaubt. Der in Richtung des Bewegunsgvektors gerichtete Stoß überträgt sich zwar durch die Module, die lateralen Komponenten vom immer etwas schiefen Andocken werden aber über die Länge der Module schwächer.
Das ist einer der Gründe, warum eine kleine Raumstation einer großen überlegen ist. Eine Raumstation muss ständig bewegt werden, nicht nur für Bahnanhebungsmanöver, sondern auch - und das immer öfter - um Weltraumschrott auszuweichen. Je schwerer eine Station ist, desto mehr Schubkraft muss dafür aufgewendet werden, vor allem bei kurzfristig angesetzten und rasch ablaufen müssenden Ausweichmanövern. Der mechanische Stress auf die Modulröhren ist bei der ISS wesentlich größer als bei einer kleinen und leichten Raumstation. Die Module von ROS und CSS haben von vornherein eine höhere Lebenserwartung als die der ISS.
Bei Raumstationen gilt: je mickriger, desto besser. Bei der CSS wird die Mickrigkeit soweit getrieben, dass die Begleitmodule nur noch zum Betanken andocken. In den unendlichen Weiten des Weltalls würdest Du sie wahrscheinlich gar nicht sehen. Das ultimative Bonsai-Prinzip.
Die Effizienz von photovoltaischen Paneelen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verbessert. Dank Dreischicht-Galliumarsenid-Solarzellen erzeugt die CSS mit 574 m² Solarzellenfläche 38,2 kW elektrische Leistung, was ausreicht, um die Lebenserhaltungssysteme für 6 Personen (beim Schichtwechsel 12) und die Laborschränke in 6 Modulen zu betreiben. Alles ganz ohne Truss.
Die ISS hat sich zweifellos gut gehalten, aber sie wurde nie für eine Erneuerung konzipiert. Die ROS schon. Die ISS kann am Ende ihrer Betriebszeit nur entsorgt werden. Die ROS kann notfalls auch 100 oder 200 Jahre betrieben werden. Da die Module ausgewechselt werden, ist die Lebensdauer der Station nicht durch die Lebensdauer der Module begrenzt.