"Wir haben beschädigte Dichtungen gefunden und Material davon hat Leitungen verstopft"
"Teflonmaterial von kleinen Ventilen war verbogen und hat den Fluß behindert"
Was soll man davon halten? Wenn das stimmt gibt es bei Boeing ein krasses Qualitätsproblem. Wer hat da die Endabnahme gemacht?
Jetzt kann man sagen, wann hat Boeing zuletzt ein Raumschiff gebaut. Von der Apollo oder Shuttlezeit ist natürlich keiner mehr da. Ok. Orion, aber da gab es auch Probleme. Und dann will man allen Ernstes beim nächsten Artemis-Start da Menschen reinsetzen?
Das Thema habe ich gestern überlesen und liefere daher noch etwas Senf aus meiner lange vergangenen Berufspraxis nach
Bei dem erwähnten Teflonmaterial kann es m.M.n. entweder um
- bei der Montage abgescherte Teile von "O-Ringen" oder ähnlichen Ringdichtungen gehen
oder
- zerlegtes Teflonband, welches bei mehrfacher Montage im Gewinde bleibt und beim nächsten Einschrauben ins System gedrückt wird
Dieses "verbogene Teflonmaterial" dürfte ein Übersetzungsproblem sein. Es geht hier vermutlich mehr um abgescherte Fasern oder noch eher um Fasern aus PTFE gedichteten Gewinden. Es geht wohl auch nicht um die Behinderung vom "Fluß", sondern im Gegenteil eine "Behinderung der Dichtheit". Solche feinen PTFE Fasern werden normalerweise von der Strömung mitgerissen, bleiben dann aber leicht an Engstellen (Ventilsitze!) hängen und verhindern so später die vollständige Dichtheit der Ventile.
Hier gewinnt wieder das Thema
"Wiederverwendung" an Bedeutung. Bei Einmalverwendung wird (wenn PTFE Band als Gewinde-Dichtmittel verwendet wird) das Außengewine einmalig "eingewickelt", montiert und "gut ist". Undichtigkeiten sind sehr selten und die Gewindeverbindung wird danach nie wieder getrennt.
Bei der
Wiederverwendung, nehme ich an, müssen solche Verbindungen aber manchmal wieder
demontiert werden! Weil vielleicht ein Ventil ersetzt oder überprüft werden soll, Wenn man dabei so einen schönen umwickelten Gewindenippel wieder herausschraubt, bleibt immer etwas "zerfasertes PTFE" im Innengewinde hängen. Ich kenne keine zuverlässige Methode, die Fasern wieder komplett aus dem Gewinde herauszubekommen. Speziell bei Teilen die verbaut bleiben müssen und schlecht zugänglich sind. Üblich sind gebogene Nadeln, mit denen man den Gewindegang "nachfährt" und gleichzeitig versucht zu verhindern, daß etwas "ins Loch" fällt. Hier ist extrem zuverlässiges Personal wichtig, es ist eine Fronarbeit.
Wenn man dann den frisch umwickelten Gewindenippel wieder reinschraubt, drückt man dabei unweigerlich die verbliebenen alten PTFE Reste aus dem Innengewinde ins System. Das Unglück nimmt seinen Lauf. Diese Fasern können natürlich leicht irgendwo im System ohne Schaden anzurichten hängen bleiben. Sie können sich aber auch jederzeit lösen und an engster Stelle (Venilsitze!) hängen bleiben. Ein einmaliger Test muß das Problem daher nicht unbedingt entdecken.
Ich wundere mich etwas, daß man dort grundsätzlich mit PTFE gedichteten Gewinden arbeitet. Falls es der Fall ist. Vielleicht ist es bei Helium notwendig, keine Ahnung. Oder "man hat es immer schon so gemacht". Oder es hängt von den verwendeten Komponenten ab. Oder es ist alles auch ganz anders, ich gebe ja nur meine Erfahrung mit dem verdammten PTFE-Dichtband weiter