Das Ende der ISS, Alternativen zur Versenkung Meer

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Box123

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Das Ende der ISS, Alternativen zur Versenkung Meer
« am: 20. Oktober 2018, 19:49:09 »
Hallo,

als Raumfahrt-Laie habe ich mal eine Frage (Bitte nicht böse sein wenn das eine blöde Frage ist):

Laut Wikipedia soll die ISS aktuell bis 2024 im Dienst bleiben und dann kontrolliert zum Absturz gebracht werden. Wäre es nicht viel sinnvoller der ISS einen Schubs Richtung Mond zu geben? Dort könnte sie beim Bau der ersten Mondbasis als Rohstoff und Ersatzteillager dienen. Selbst wenn nur ein Bruchteil der Hardware, der Module etc. wiederverwendet werden könnte, wäre das immer noch weit besser als die ISS einfach im Meer zu versenken. Wenn ich nur an die Energie denke die es gekostet hat, das Teil da hoch zu bringen. Außerdem steht auf Wikipedia sogar, dass dieses "kontrolliert zum Absturz bringen" bedeutet, Rakenantriebe nach oben zu schaffen die die ISS abbremsen (z.B. mit dem Cygnus Raumtransporter), d.h. der Aufwand das Teil zum Mond zu bringen ist wahrscheinlich gar nicht viel größer als es abzubremsen nur der Kraftvektor ist ein anderer. :-). Vielleicht muss man etwas mehr Treibstoff einplanen. Aber sonst spricht doch nichts dagegen. Was meint ihr?

Danke für ernstgemeinte Kommentare!

Gruß,
Box123

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Offline Roland

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Re: Das Ende der ISS, Alternativen zur Versenkung Meer
« Antwort #1 am: 20. Oktober 2018, 20:21:40 »
Hallo Box123,willkommen im Forum;
Nun ,das Ding wiegt um die 400 Tonnen und ist recht filigran aufgebaut.Man müsste es von ca.7 auf 11,2km pro Sekunde (ca.40000 km/h)beschleungen um aus dem Orbit heraus zu kommen.Ich glaube nicht daß die Struktur das mitmacht und ich kenne nichts,was die Station mit ihren 400 Tonnen so beschleunigen könnte. Am Mond müsste abgebremst und ein Orbit eingeschlagen werden. Dieses Gebilde ist für sowas einfach nicht gebaut.Um aus dem Orbit auf die Erde zu kommen reicht schon eine relativ geringe Geschwindigkeitsänderung.Man muss ja nur das Gleichgewicht von Erdanziehung und Fliehkraft stören.

Re: Das Ende der ISS, Alternativen zur Versenkung Meer
« Antwort #2 am: 20. Oktober 2018, 21:05:18 »
Hallo box123

Ich sehe das so wie Roland. Das Vorhaben ist ein energetischer Albtraum. Man muesste rein physikalisch von 7.66km/s auf ca. 10,6km/s  (Transferorbit) beschleunigen und dann mit weiteren 0,8km/s delta V in den Mondorbit eintreten. Der energetische Aufwand fuer herkömmliche Raketen ist gigantisch. Dazu kommt, der Treibstoff und eine entsprechende Dockingstation muessten auch erst ins Weltall geschafft werden. Dann stellt sich die Frage der strukturellen Integrität. Es waere ein Disaster wenn die ISS bei diesem Stunt auseinanderbrechen wuerde. Dann haben wir ein nicht unerhebliches Muellproblem und last but not least, die Station ist fuer den low earth orbit konzipiert, wo sie partiell noch durch das Erdmagnetfeld geschützt ist. Die ISS dann vielleicht Jahre als Ersatzteilspender um den Mond kreiseln zu lassen, duerfte die Station vollständig brutzeln. Und in 2025 ist Sarja z.B. 27 Jahre alt.

Ich finde den Vorschlag ehrenwert, aber in 2025 wird es Zeit loszulassen und die Station in den endgültigen Ruhestand zu schicken.

PS: Vielleicht hat ja einer von den Experten Lust, das mal grob zu berechnen. Wuerde mich auch interessieren.

Re: Das Ende der ISS, Alternativen zur Versenkung Meer
« Antwort #3 am: 20. Oktober 2018, 21:29:43 »
Ich finde den Vorschlag ehrenwert, aber in 2025 wird es Zeit loszulassen und die Station in den endgültigen Ruhestand zu schicken.

Sag das mal dem derzeitigen Senator von Texas. Der kämpft aktuell darum den ISS Betrieb bis 2030 zu verlängern.  ::)

Re: Das Ende der ISS, Alternativen zur Versenkung Meer
« Antwort #4 am: 20. Oktober 2018, 21:49:43 »
Ich finde den Vorschlag ehrenwert, aber in 2025 wird es Zeit loszulassen und die Station in den endgültigen Ruhestand zu schicken.

Sag das mal dem derzeitigen Senator von Texas. Der kämpft aktuell darum den ISS Betrieb bis 2030 zu verlängern.  ::)

Was erstaunlich ist, weil die Blondine aus dem weißen Haus das Ding lieber gestern als heute mit seiner neuen Spaceforce vom Himmel pusten wuerde. Mein Post war so zu verstehen, dass wenn die ISS nur noch bis 2024 fliegen soll, weil danach zu alt, dann besser ab in den Pazifik, als zum Mond. Sollte sich der Einsatz aber auch nach 2024 als moeglich erweisen, na dann zeigt mein Daumen straff nach oben. Da bin ich auch dafuer. ISS ist auch Voelkerverstaendigung.

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Offline tomtom

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Re: Das Ende der ISS, Alternativen zur Versenkung Meer
« Antwort #5 am: 20. Oktober 2018, 21:57:22 »
Sehr schön, denn die ISS ist technisch bis mind. 2028 zertifiziert, evtl. 2030.

"Niemand hat die Absicht, die ISS zu versenken." Es ist "nur" geplant, die ISS ab 2025 zu kommerzialisieren und dann keine Kosten mehr zu übernehmen.
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

Re: Das Ende der ISS, Alternativen zur Versenkung Meer
« Antwort #6 am: 20. Oktober 2018, 22:01:02 »
Der Energieaufwand bis zum Mond ist übrigens die eine Sache. Das hat hier mal einer in der Tat versucht grob abzuschätzen (kann man drüber streiten): https://space.stackexchange.com/questions/23478/how-much-energy-would-it-require-to-get-the-iss-to-the-moon

Dazu kommt dann aber noch:
- Man müsste ebenfalls sehr energieintensiv die Inklination der Station vorher verändern, um überhaupt zum Mond fliegen zu können!
- Außerdem ist die Station für den Betrieb im Schutz des Erdmagnetfelds ausgelegt. Im Mondorbit herrschen vollkommen andere Strahlungsbedingungen. Da wollte ich nicht in einem dünnen Aluzylinder arbeiten wollen, von der Elektronik mal ganz abgesehen.

Und die technischen Herausforderungen mal außer Acht gelassen: Wer würde sein altes Auto am Ende seiner Lebenszeit (sagen wir mit >250.000 km auf dem Buckel) in möglichst großem Abstand vom nächsten Pannendienst betreiben wollen??  :o
Douglas Adams: "In an infinite universe, the one thing sentient life cannot afford to have is a sense of proportion."

Re: Das Ende der ISS, Alternativen zur Versenkung Meer
« Antwort #7 am: 20. Oktober 2018, 22:16:32 »
Danke fuer den Link, aber ich bin jetzt positiv ueberrascht. Nur 607t Treibstoff? Ich haette eher 6070t geschätzt. Bei der Strahlung sind wir uns ja einig. Aber meine 250.000km Schrottmuehle will ich auch nicht mehr im pannendienstfernen Raum betreiben, ich will sie ausschlachten und ne neue Werkstatt eröffnen.

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Offline Terminus

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Re: Das Ende der ISS, Alternativen zur Versenkung Meer
« Antwort #8 am: 20. Oktober 2018, 23:28:54 »
Rein von der Energie- und Kraftstoffbetrachtung her finde ich einen ganz wesentlichen Aspekt, dass die ISS mit ihren paar hundert Tonnen nun schon mal im Orbit ist und da schon so schnell herumfliegt, dass sie nicht herunterfällt :) . Gegenüber jeder noch so neuen Station, die ja nun mal immer noch auf der Erdoberfläche gebaut und dann mühsam hochgehievt und beschleunigt werden muss, wäre das doch schon mal ein ganz beträchtlicher Vorteil :) . Das einzige, was bei der ISS an zusätzlichem Verbrauch hinzu käme, wäre IMHO diese Inklinationsanpassung, zugegeben.

Über die Energiesituation hinaus sticht natürlich das Argument, dass die ISS nicht dafür vorgesehen ist, in der Strahlungsumgebung des Mondorbits eingesetzt zu werden.

Auch noch andere Dinge dieser "nicht-dafür-gebaut"-Kategorie kommen sicher dazu, zum Beispiel die kürzere Beschaffungszeit für Ersatzteile im Notfall.

Re: Das Ende der ISS, Alternativen zur Versenkung Meer
« Antwort #9 am: 21. Oktober 2018, 09:42:12 »
Sehr schön, denn die ISS ist technisch bis mind. 2028 zertifiziert, evtl. 2030.
"Niemand hat die Absicht, die ISS zu versenken." Es ist "nur" geplant, die ISS ab 2025 zu kommerzialisieren und dann keine Kosten mehr zu übernehmen.
Genau, das sehe ich auch so!

Und bitte hört jetzt auf die ISS tot zu reden, da kommt bei mir voll der Frust auf.
Denkt besser mal über eine Erweiterung bzw. vergrößerung der ISS nach.
Da kann man einiges machen z.B. mit Bigelow-Modulen.

Offline rok

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Re: Das Ende der ISS, Alternativen zur Versenkung Meer
« Antwort #10 am: 21. Oktober 2018, 10:36:11 »
Man benötigt aktuell ca. 2,5 Menschen, die permanent für die Instandhaltung/Wartung/Reparaturen sorgen, diese müssten dann nicht in einen niedrigen Erdorbit, sondern jeweils zum Mond befördert werden. Und wenn die ISS nicht mehr permanent "bemannt" betrieben wird, wird man sie nur noch im Raumanzug betreten können, falls man oder Experimente durchführen oder evtl. einfach nur Material ausbauen möchte.

Der Betrieb der ISS ist nach wie vor ein Zeichen für eine gute wissenschaftliche internationale Zusammenarbeit über alle ideologischen Grenzen hinweg, daher wäre ihr Absturz/Versenkung schon ein sehr schlechtes Symbol, aber es ist aus ökonomischer Sicht offenbar sinnvoller, eine "aufblasbare" Station mit aktueller Technologie in einen Mondorbit zu bringen.

Re: Das Ende der ISS, Alternativen zur Versenkung Meer
« Antwort #11 am: 21. Oktober 2018, 11:02:10 »

Der Betrieb der ISS ist nach wie vor ein Zeichen für eine gute wissenschaftliche internationale Zusammenarbeit über alle ideologischen Grenzen hinweg, daher wäre ihr Absturz/Versenkung schon ein sehr schlechtes Symbol, aber es ist aus ökonomischer Sicht offenbar sinnvoller, eine "aufblasbare" Station mit aktueller Technologie in einen Mondorbit zu bringen.

Gibt es da denn schon neue Informationen zu Bigelow? Ich dachte das Projekt wäre gestorben.

Offline rok

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Re: Das Ende der ISS, Alternativen zur Versenkung Meer
« Antwort #12 am: 21. Oktober 2018, 11:14:11 »
Das ist eigentlich nicht mein Thema, suche mal unter Bigelow hier im Forum.

Re: Das Ende der ISS, Alternativen zur Versenkung Meer
« Antwort #13 am: 21. Oktober 2018, 11:21:19 »
Ich meinte das als Bezug zum vorherigen  Post, wegen aufblasbaren Modul zum Mond. Oder gibt es da andere Hersteller?

Oder anders gefragt, wie kommst du auf
Zitat
aber es ist aus ökonomischer Sicht offenbar sinnvoller, eine "aufblasbare" Station mit aktueller Technologie in einen Mondorbit zu bringen.

Offline Avatar

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Re: Das Ende der ISS, Alternativen zur Versenkung Meer
« Antwort #14 am: 21. Oktober 2018, 12:38:40 »
Es ist sicher sinnvoller eine Wegwerfstation wie die Skylab hoch zu schießen, sich nicht um die Wartung kümmern zu müssen und daher 100% forschen zu können. Wenn sowas wie die SLS endlich fertig wäre wäre das eine sinnvolle Nutzlast.

Micha

Re: Das Ende der ISS, Alternativen zur Versenkung Meer
« Antwort #15 am: 21. Oktober 2018, 13:08:27 »
Interessant an dieser Diskussion, welche Aspekte in so einer Diskussion auftauchen, an die man selber gar nicht denkt. Schoene Diskussion. Macht Spaß.  :)

Aber jetzt meine Frage, die mich wuschig macht. Muss man wirklich die Inklination anpassen, oder reicht es nicht, das Apogaeum so gezielt anzuheben, dass man den Mond auf einer anderen Inklination kreuzt? Wo ist mein Denkfehler?

Re: Das Ende der ISS, Alternativen zur Versenkung Meer
« Antwort #16 am: 21. Oktober 2018, 13:57:53 »
Du hast keinen Denkfehler.
Klar kann man die ISS auch von der gegenwärtigen Inklination aus zum Mond bringen.
Vielleicht liegt der Denkfehler eher bei mir, denn ich denke der Nachteil wäre dann für alle späteren Versorgungsflüge spürbar, da diese in dem Fall wesentlich mehr Treibstoff brauchen würden, um die Station im Mondorbit anfliegen zu können.
Dass man bei den Apolloflügen keine solche Inklination gewählt hatte, hatte ja seinen Grund... ;)
Douglas Adams: "In an infinite universe, the one thing sentient life cannot afford to have is a sense of proportion."

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Offline Sensei

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Re: Das Ende der ISS, Alternativen zur Versenkung Meer
« Antwort #17 am: 21. Oktober 2018, 15:11:08 »
Btw: Beim dem SF Buch, welches ich gerade lese (Amalthea/7 eves) wird die 'ISS' zum 'Mond' gebracht :)

@Topic: es lohnt sich einfach nicht diese Station noch zum Mond zu bewegen. Da wäre ein Anheben in einen Friedhofsorbit WESENTLICH sinnvoller. So könnte man die Geräte oder auch einfach das Material der ISS in Zukunft noch ausschlachten.

Re: Das Ende der ISS, Alternativen zur Versenkung Meer
« Antwort #18 am: 21. Oktober 2018, 20:17:03 »
Du hast keinen Denkfehler.
Klar kann man die ISS auch von der gegenwärtigen Inklination aus zum Mond bringen.
Vielleicht liegt der Denkfehler eher bei mir, denn ich denke der Nachteil wäre dann für alle späteren Versorgungsflüge spürbar, da diese in dem Fall wesentlich mehr Treibstoff brauchen würden, um die Station im Mondorbit anfliegen zu können.
Dass man bei den Apolloflügen keine solche Inklination gewählt hatte, hatte ja seinen Grund... ;)

Dann lassen wir die Denkfehler mal weg. Ich weigere mich sowieso, auf dem Gebiet irgendwelches Fachwissen als mein eigen zu nennen. Im Gegenteil, ich hoere Euch da gerne zu. Im Endeffekt ist die Diskussion ja sowieso hypothetisch, weil alleine schon aus anderen Gruenden die ISS nie zum Mond fliegen wird.