Nachdem meine Session abgelaufen war, ist mein Text zur Erläuterung leider im Nirwana verschwunden. :'( Also nochmal neu:
AF447 aus meiner Sicht:
Das Flugzeug war im Reiseflug in großer Höhe, die Staurohre setzten sich mit Eispartikeln zu. Damit standen keine Sensordaten über die Fahrt (Geschwindigkeit gegenüber der Umgebungsluft, "Airspeed") mehr zur Verfügung. Der Autopilot meldete das und schaltete auf Handsteuerung. Die Piloten machten nicht, was eigentlich vorgeschrieben war - also Ausfall der Airspeed-Sensoren ansagen, entsprechende Liste abarbeiten, sondern versuchten den Autopiloten wieder zu aktivieren. Letztlich guckten sie auf die verbliebenen Daten und steuerten nach deren Interpretation. Dabei kam es zu einem Strömungsabriss, den sie nicht rechtzeitig bemerkten, weil das Flugzeug dank Airbus-Flugsteuerung selbst im Deep-Stall noch halbwegs schlüssig auf Steuereingaben reagierte. In der entsprechenden Procedure, die sie eigentlich hätten aufrufen sollen, hätten sie per Flightstick eine bestimmte "Längsneigung" laut Horizontanzeige einnehmen und eine vorgegebene Triebwerksleistung einstellen sollen. Sinn dieses Manövers ist, einen Abriss der Strömung zu vermeiden, der dann passiert, wenn der Anstellwinkel (AoA) für die jeweilige Höhe und Fahrt außerhalb der Toleranzwerte gerät. Dieses Toleranzband ist bei modernen Flugzeugen in großer Flughöhe sehr gering ("Coffins Corner"). Mit den vorgegebenen Parametern bleibt die Maschine steuerbar und sinkt auf unkritische Höhe, wo das Toleranzband breiter und die Luft möglicherweise wärmer ist.
Bei AF447 geriet die Maschine in einen Low-Speed-Stall. Die Piloten konnten sich nicht entscheiden, ob Low- oder Highspeed-Stall vorliegt, nachdem sie wegen des rasanten Sinkflugs den Strömungsabriss feststellten. Das tragische ist, dass die Maschine AoA-Sensoren hatte, welche auch korrekte Meßwerte lieferten. Diese wurden aber nur vom Flugsteuerungssystem intern verarbeitet, eine AoA-Anzeige auf den Flight Displays war optional vom Käufer des Flugzeugs bestellbar. Eine solche Anzeige hätte vermutlich die Situation garnicht erst entstehen lassen und wäre selbst nach dem Stall noch sinnvoll gewesen, weil dann die Reaktion auf die Stick-Eingaben erkennbar gewesen wäre und der PIC einfach den Stick weiter gedrückt gehalten hätte, bis der AOA wieder im sinnvollen Bereich ist. (Wie gesagt, nur meine höchst persönliche Interpretetion, als "Hobby-Flieger", der damals auch den Untersuchungsbericht gelesen hatte.)
Mein Fazit: Wenn schon ausgebildetes Personal an Bord von Irgendewas ist, sollte es erstens sinnvolle Rohdaten angezeigt bekommen und zweitens die Möglichkeit haben, die Automatik zu übersteuern. Ansonsten passiert das, was bei AF447 passiert ist - erst passiert eine Katastrophe und anschließend setzen sich die Programmierer hin und beziehen das voher nicht bedachte Szenario in ihre Überlegungen ein.