Die sowjetisch-bulgarische Mission
Erst nach einer längeren Pause ging im Februar 1979 wieder eine Stammcrew (Ljachow/Rjumin) an Bord von Saljut-6, und am 10. April des Jahres startete schließlich mit Sojus-33 eine sowjetisch-bulgarische Mannschaft, um das Interkosmosprogramm fortzuführen.
FlugbesatzungKommandant: Nikolai Rukawischnikow
Forschungskosmonaut: Georgi Iwanow
DoublecrewKommandant: Juri Romanenko
Forschungskosmonaut: Alexander Alexandrow
Rukawischnikow war nunmehr der erste Energija-Ingenieur, der tatsächlich als Kommandant eines Raumschiffs zum Einsatz kam. Sein bulgarischer Partner war Georgi Iwanow. Ursprünglich hieß er Kakalow, doch weil das Wort Kakalow im russischen eine obszöne Bedeutung hat, musste er seinen Familiennamen in Iwanow ändern.
Erneut war eine achttägige Mission geplant. Beim Anflug an die Raumstation kam es jedoch zu einer schwerwiegenden Triebwerkspanne: Bei der letzten Zündung brannte die Brennkammer des Haupttriebwerks seitlich durch und es wurde unbrauchbar. Durch den seitlich entweichenden Triebwerksstrahl wurde zu allem Unglück auch noch das Reservetriebwerk bzw. dessen Leitungssystem beschädigt. Eine Kopplung mit der Raumstation war damit unmöglich geworden.
Zum Einleiten der Landung musste man nun voll auf das vermutlich beschädigte Reservetriebwerk setzen – eine andere Alternative hatte man nicht. Im 31. Umlauf wurde die Rückkehr eingeleitet. Das Reservetriebwerk konnte zum Glück gestartet werden, doch wie bereits befürchtet erzeugte es nicht den vollen Schub und die Bremsverzögerung war kleiner als üblich. Geplant war eine Brenndauer von 188 Sekunden, nach Ablauf dieser Zeit wurde das Triebwerk aber nicht automatisch abgestellt sondern es feuerte weiter. 25 Sekunden über der geplanten Zeit schaltete Rukawischnikow das Triebwerk schließlich von Hand aus.
Die Bremswirkung mit dem angeschlagenen Reservetriebwerk war zum Glück ausreichend. Beim folgenden ballistischen Wiedereintritt musste die Crew allerdings Andruckbelastungen von bis zu 10 g aushalten.
Die nächtliche Landung von Sojus-33 erfolgte nach offiziellen Angaben 320 km südöstlich von Dsheskasgan, wobei die Zielabweichung bei nur 15 km gelegen haben soll. Dieser Wert erscheint bei einer ballistischen Rückkehr zumindest zweifelhaft. Zwar bestand theoretisch die Möglichkeit, dass sich die zu geringe Bremswirkung des Triebwerks und die anschließende ballistische Rückkehr weitgehend kompensierten, sodass man das vorgesehene Zielgebiet dennoch getroffen hat, doch das wäre dann der blanke Zufall gewesen. Rukawischnikow jedenfalls äußerte später in einem Interview, dass sie die Kapsel selbstständig verlassen hätten und dass die ersten beiden Hubschrauber der Bergungstruppen 25 Minuten nach der Landung am Ort des Geschehens eingetroffen sind. Auch diese relativ lange Zeitspanne spricht nach meiner Meinung gegen nur 15 km Zielabweichung. Ich kann mich da aber irren?
Im Zusammenhang mit der Rückkehr von Sojus-33 noch ein paar Worte zu dessen Triebwerkssystem.
Bei den alten Sojus-Raumschiffen (bis Sojus-40) wurde das Triebwerkssystem KTDU-35 verwendet. Das KTDU-35 war im Heck des Servicemoduls eingebaut und bestand aus einem Einkammer-Haupttriebwerk SKD (
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) sowie aus vier Steuerdüsen.
Das Einkammer-Haupttriebwerk SKD (S5.60) erzeugte eine Schubkraft von 4,09 kN, das Zweikammer-Reservetriebwerk DKD (S5.35) konnte 4,03 kN Schub erzeugen. Die vier im Winkel von 45 Grad zur Längsachse feuernden Steuerdüsen konnten je 98 N Schubkraft generieren. Betrieben wurden die Triebwerke mit den Treibstoffkomponenten UDMH und Salpetersäure, wobei die Treibstoffe über Ventile und Rohrleitungen aus den Kugeltanks zu den einzelnen Düsen gelangten.
Anordnung der Triebwerksdüsen des Triebwerkssystems KTDU-35 eines Sojus-Raumschiffs.
Bildquelle:
https://www.kosmonavtika.com/vaisseaux/soyouz/tech/kdu/kdu.html