Ich habe ganz klar Option 3 gewählt, alles andere wäre völlig unrealistisch (ausgenommen, Trump stellt die SLS-Entwicklung ein).
Ich gehe bei der Entwicklung eines so komplexen Systems wie BFR/BFS von einer Entwicklungszeit von 10 Jahren aus, wobei dies die ersten Testflüge mit einschließt.
D.h. nach diesen 10 Jahren hat man ein funktionierendes System und kann an die Serienproduktion bzw. regelmäßige Starts in eingefrorener Konfiguration gehen.
Das setzt allerdings voraus, dass man "alles" (Geld, Manpower...) daran setzt und vor allem nicht durch gravierende Probleme oder Fehlstarts gehindert wird.
Nimmt man an, dass für Testflüge zwei Jahre gebraucht werde und das System bereits seit ungefähr zwei Jahren (ernsthaft, d.h. mit ausreichend Manpower) in Entwicklung befindet, könnte ein erster Teststart in gut 6 Jahren also 2023 stattfinden.
Da ist SLS in der Konfiguration Block 1 mit Orion als EM-1 schon geflogen.
Allerdings tritt es dann schon mit SLS Block 1B und entweder Europa Clipper oder EM-2 in Konkurrenz.
Wie das ausgeht ist noch nicht ausgemacht.
Allerdings sind für SpaceX noch gewaltige Hürden zu nehmen.
Während bei SLS schon die Flugtriebwerke für EM-2 getestet werden, gibt es von Raptor meines Wissens noch nicht mal einen Prototypen, der geplanten Größe.
Von der Struktur rechne ich mit den geringsten Problemen bei der Erststufe, es sei denn diese soll auch weitgehend aus Karbonmaterial statt Alulegierung bestehen.
Die Tanks in Karbon sind mindestens ambitioniert, es gab EINEN Prototypen (sicherlich nicht exakt in der Konstruktion die später fliegen wird).
Da muss es erst mal die ganze Konstruktion geben und dann viele, viele Tests.
Die Tanks sollen ja nicht einmal sondern viele mal halten.
Die Oberstufe/BFS ist aber meiner Meinung die größte Herausforderung.
Da diese zwar vertikal landen soll, aber offensichtlich in der Atmosphäre (von zwei verschiedenen Himmelskörpern!) auch "fliegen" soll (also als gesteuerter Auftriebskörper wirken soll), ist das für SpaceX im Gegensatz zu einer klassischen Rakete "Neuland" (an dem sie allerdings schon ungefähr 2 Jahre arbeiten).
Dass so etwas funktionieren kann zeigen ja Shuttle, X-37B und Dreamchaser, aber das sind auch Beispiele die zeigen wie aufwändig eine entsprechende Entwicklung ist.
Außerdem hat SpaceX bisher noch nichts über einen Supersynchronen GTO hinausgeschossen und dann im "Deep Space" gesteuert und kontrolliert, geschweige denn wieder zurückgeholt.
Also auch wieder totales Neuland.
Außerdem kann auch SpaceX nicht unbegrenzt Ressourcen und vor allem Manpower in diese Entwicklung stecken, zumindest jetzt noch nicht.
EM hat ja angekündigt, dass nach F9 Block 5, Dragon 2, FH und Fairing Reuse diese Entwicklungen eingefroren werden und alle Entwickler sich dann auf BFR/BFS stürzen werden.
Allerdings ist bisher nur F9 Block 5 für "Ende 2017" mit einem Erststart angekündigt.
Bis alle "Features" umgesetzt sind und zuverlässig funktionieren wird es bestimmt Ende 2018 oder später.
Bei der Fairing-Wiederverwendung ist es auch recht still geworden, das wird sicherlich auch 2018/2019 bis die erste Wiederverendung stattfindet und braucht dann noch ein bis zwei Jahre bis alles klappt und es sich zuverlässig rechnet.
Die FH wird, wenn LC40 endlich fertig wird und die Umbauten an LC39A für die FH nicht mehr gravierend sind, Ende 2017 / Anfang 2018 erstmals starten, allerdings ist das eher ein Prototyp.
Bis die FH regelmäßig in Block 5-Konfiguration startet vergehen bei der eher geringeren Startfrequenz (im Vergleich zur F9) mindestens zwei Jahre (vorausgesetzt es kommt nicht zu einem RUD, das würde sicherlich noch mal ein Jahr extra kosten).
Die Dragon 2 soll 2018 erstmals starten, den regulären Betrieb sehe ich ab Ende 2019 (wenn alles gut geht).
Wenn man alles zusammen nimmt, können sie erst ab 2020 (wenn kein Fehlschlag dazwischen kommt) alle Entwicklungs-Ressourcen auf BFR/BFS zu richten.
Bis dahin ist SLS in seiner ersten Inkarnation schon gestartet.
Wie es danach aussieht ist allerdings offen...
Viele Grüße
Rücksturz