Ich war vor kurzem mit meiner Frau im neuen ESO Planetarium "ESO Supernova" in Garching:
https://supernova.eso.org/germany/(Bild: Axel Nantes, noch vor der Fertigstellung aufgenommen)
Das futuristische Gebäude mit Planetarium und großem Ausstellungsbereich wurde letztes Jahr eröffnet.
Es wurde im wesentlichen durch die Klaus Tschirra Stiftung gGmbH finanziert:
https://www.klaus-tschira-stiftung.de/Die Ausstellung wurde mit Unterstützung des Heidelberger Instituts für theoretische Studien konzipiert.
https://www.h-its.org/de/Betrieben wird die ESO Supernova durch die ESO, die ihr Hauptquartier unmittelbar neben dem neuen Gebäude hat.
Im Eröffnungsjahr 2018 waren die Planetariumsshows zur Einführung noch kostenlos, jetzt kosten sie für alle 5 € pro Person.
Im Vergleich zu anderen Planetarien ist das eher günstig bzw. entspricht das den dortigen ermäßigten Preisen.
Das Planetarium erreicht man aus München am besten per U-Bahn, die U-Bahnhaltestelle "Garching Forschungszentrum" ist nur 4 min. Fußweg entfernt.
Für Autofahrer steht ein Parkplatz zur Verfügung, der an dem Sonntag an dem wir dort waren völlig ausgereicht hat.
Im Eingangsfoyer befinden sich Kasse, Info und Shop und von da aus gelangt man auch ebenerdig ins Planetarium.
Generell ist das Gebäude komplett barrierefrei konzipiert.
Vom Foyer gelangt man auch in die Ausstellung, die sich über eine lange spiralförmige Rampe einmal nach oben schraubt und dann im zweiten Teil wieder nach unten, so dass man wieder im Foyer landet.
Der Eintritt zur Ausstellung ist kostenlos!
Dazu muss man sagen, die Ausstellung ist sehr umfangreich und sehr gut gemacht, wirklich auf allen Kanälen (viele kurze Texte, Bilder (Wand, Boden, Decke, Aufsteller...), Hörstationen, Mitmachstationen, interaktive Smart-Screens, Videoeinspieler, Simulatoren zum mitmachen und und und...
Ich hab ca. 1/3 gelesen und habe über eine Stunde gebraucht.
Wenn man alles lesen und mitmachen will, sollte man 2,5 bis 3 Stunden einplanen.
Wenn man nur die Überschriften liest, sich die Bilder anschaut und ein paar Hörstationen bzw. Videos mitnimmt kann man es auch in 45 min. schaffen.
Das ganz hat aber einen (kleinen) Haken, es richtet sich an die Durchschnittsbevölkerung.
Das passt auch gut für kleine, mittlere und große Leute, da für unterschiedliches Alter passendes "Futter" parallel angeboten wird, man kann also problemlos mit der ganzen Familien hingehen, es ist für jeden ansprechend und was dabei.
Allerdings ist der Mehrwert für erfahrene Raumfahrer und Astronomie-Profis mit entsprechender Vorbelastung nicht ganz so hoch.
Es ist auf jeden Fall schön anzusehen, aber wenn man nicht zu viel Zeit hat, würde ich empfehlen durch die erste Hälfte nur durchzulaufen (einmal hoch) und überhaupt erst bei der Mitte richtig einzusteigen (die absteigende Spirale) und die Texte zu lesen.
Zusätzlich gibt es momentan noch eine Wechselausstellung zum Thema "Laser, Licht, Leben" zu Geschichte und Anwendung der Lasertechnologie, sowie ihrer Rezeption in Kunst und Kultur.
Wie lange diese Ausstellung noch läuft konnte ich nicht herausfinden, auch auf der Website ist noch keine Nachfolgeausstellung angekündigt.
Diese Laser-Ausstellung ist auch sehr interessant, wobei die begehbare und spielbare "Licht-Harfe" natürlich das "Highlight" dieser Ausstellung ist.
Bei dieser "Harfe" werden die klassischen Saiten durch Laser-Strahlen ersetzt.
Unterbricht man einen Laserstrahl wird ein Ton erzeugt, jeder Strahl repräsentiert eine andere Tonhöhe.
Praktisch jeder Besucher, ob jung oder alt, musste fast zwangsweise das Instrument ausprobieren.
Da der Bereich der Wechselausstellung sich direkt neben dem Kassenbereich befindet, frage ich mich allerdings wie lange die Mitarbeiter/innen das aushalten...
Im Foyer kommt das wie dauerndes Kaufhaus- oder Aufzugs-Gedudel an...
Die Show war eine klassische digitale Planetariumsvorstellung.
Einen analogen Zeiss-Projektor gibt es nicht.
Wobei die Kuppel nicht senkrecht über den Zuschauern angeordnet ist sondern schräg, vor und über den Zuschauerrängen, die ebenfalls ansteigend angeordnet sind.
Was vom Sitzen her angenehmer ist, allerdings sollte man versuchen Plätze nicht ganz vorne zu wählen.
In der zweiten Reihe mussten wir den Kopf auf den leicht schräggestellten Sitzen extrem nach hinten überstrecken, wenn wir alles sehen wollten.
Am besten rechtzeitig vorher auf der Website Plätze buchen, die Vorstellungen sind meist sehr gut ausgebucht.
Was so nicht auf der Website stand, ich aber als sehr positiv empfand, die erste Hälfte (von ca. 1 Stunde) war eine Live-Vorführung von Sternbildern und warum die ESO den Himmel beobachtet.
Wenn ich es richtig verstanden habe, arbeitet die sehr gut englisch Sprechende Moderatorin im Hauptberuf als Wissenschaftlerin bei der ESO.
Gerne hat sie auch Fragen der Gäste beantwortet und die Show an die Wünsche angepasst.
(Selbstverständlich werden alle Shows auch in deutscher Sprache angeboten, man muss vorher im Programm nachschauen wann welche Show in welcher Sprache (deutsch oder englisch) angeboten wird.)
Der eigentliche Film auf der 180°-Kuppel-Projektion handelte von den Planeten des Sonnensystems und ihrer Erforschung (gibt natürlich auch zahlreiche andere Programme, man muss natürlich nehmen was zu einem bestimmten Zeitpunkt angeboten wird).
Das war sehr schön und beeindruckend anzusehen (außer man reagiert empfindlich auf schnelle Kamerafahrten durch tiefe Mars-Täler oder durch Saturnringe, meine Frau hat diesen Teil der Vorführung mit geschlossenen Augen verbracht
).
Lästig fand ich, dass bei diesem "Film" bei jedem Planeten mit realen Forschungssonden begonnen wurde (sehr schön) und am Ende immer Astronauten auf dem Himmelskörper unterwegs waren.
Beim Mars lasse ich mir das noch eingehen, aber ich befürchte keiner der auch ganz jungen Zuseher wird das noch auf Europa oder gar Io erleben.
Generell habe ich den Eindruck dass Gebäude, Ausstellung und Planetarium architektonisch, technisch und von der didaktischen Konzeption momentan an der Spitze dessen stehen, was heute möglich ist!
Kleines Manko ist das Thema "Pausenverpflegung".
Es gibt kein Cafe oder ähnliche Gastronomie, nur einen Lunch-Bereich mit Automatenstation im Untergeschoss.
Man darf dort aber auch selbst mitgebrachte Getränke und Lebensmittel verzehren.
WARNUNG: Es gibt nur Kaltgetränke und Snacks, KEINEN Kaffee!
Während wir da waren, war dann auch noch der Getränkeautomat defekt...
Das ist dann aber auch schon jammern auf hohem Niveau, bei allem was das Planetarium, Gebäude und insbesondere Ausstellung angeht kann man nur eine absolute Empfehlung aussprechen!
Die Mitarbeiter/innen sind ausgesprochen freundlich, hilfsbereit und insgesamt hat es trotz der Größe einen familiären Charakter.
Das ESO Supernova ist von Mittwoch bis Freitag von 9:00 bis 17:00 Uhr und Samstag / Sonntag von 12:00 bis 17:00 Uhr geöffnet.
Montag und Dienstag ist geschlossen.
Viele Grüße
Rücksturz