Zu der Thematik "Rettung von Saljut 7" gab es auch schon mal ein paar Informationen im Sojus-Raumschiff Thread.
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=10017.msg268597#msg268597Anbei noch ein paar Überlegungen zur Annäherung, Kopplung etc. die bei genauer Betrachtung der netfilm.ru Filmausschnitte zum Vorschein gekommen sind:
Zunächst zum Filmtitel „?
?
“ -- Brauchen den Sieg. Der Filmtitel erinnert mich an den Titel eines Liedes „???
??
?
“ Wir brauchen einen Sieg – das ist aus dem Film „Weissrussischer Bahnhof“. 1970er Jahre WK II Veteranen – Kriegserinnerungsverarbeitung.
In dem Lied werden der tragische und triumphierende Schein kombiniert – oder auch – das ist ganz dunkelblauer russischer Blues.
Ich weiß nicht ob dieser dramatische Bezug bei der Wahl des Filmtitels gewollt ist, wäre mal interessant zu wissen.
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So nun zum Raumfachlichen…
Aus den Filmausschnitten lassen sich einige Schlussfolgerungen ziehen, die die Gesamtsituation besser beschreiben.
Der rechte Sitz im Sojus Raumschiff war ausgebaut. Damit konnte der mittig sitzende Pilot einmal das zentrale Steuerpult bedienen und durch das Periskop schauen (Endanflug + Kopplung). Zusätzlich hatte er auf der rechten Seite am Bullauge eine Visiereinrichtung und das Laserdistometer und darunter separate Steuerhebel.
Damit konnte er bei der Heranführung an die Station das rechte Fenster in Verbindung mit Visier und Messgeräten nutzen, um die Station „im Auge zu behalten“, den Abstand und Abstandsveränderungen/Geschwindigkeitsveränderungen hinreichend genau zu ermitteln um die Sojus bis zu einem sicheren Abstand an Saljut 7 heranzubringen, bei dem erst mal keine Kollisionsgefahr bestand – aber nach dem Umschwenken mittels Periskop die Station ausreichend gut sichtbar war. Im Prinzip musste ja eine „blinde“ Drehung beim Übergang von „Grob-„ auf „Feinannäherung“ erfolgen.
Im Film werden ja beide Annäherungsvarianten geübt.
Fenster rechte Seite – mit Visier ganz oben; Laserdings mittig im Fenster und unten die Steuerhebel zu der Seitenvariante
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Testaufbau „von außen“ – oben Visier und unten Laserdings
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Visiereinrichtung mit Fokus auf dessen Kontur
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Visiereinrichtung mit Fokus auf Fadenkreuz
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Danach kommt im Film noch die Darstellung des Trainings mit dem zentralen Steuerpult und Periskop mit Stationsmodell im Blickfeld.
Das Bild ist sehr dunkel – aber man kann das zentrale Pult erkennen.
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Zur Zusatzausrüstung am Seitenfenster:
Im Prinzip ist eine ähnliche Anordnung – Visier, Laserdings, Bedienpult und Hebel auch in den aktuellen Sojus Typen zu erkennen.
Unterschied: heute ist das im Orbitalmodul - und das hat dafür ein Fenster und eine Ausbeulung bekommen.
Bei Fenster und Ausbeulung kommt Erinnerung an LOK! Da gab es das auch schon mal.
Das Vergleichsbild ist leider um 90° gedreht – man kann das aber erkennen. Unter dem Fenster ist wieder ein Bedienpult mit Steuerhebel an der Seite. Beim LOK hat es ja Sinn gemacht direkten optischen Kontakt nach vorne bei der Annäherung an das LK zu haben. Die Steuer- und Navigationseinrichtung für das Lunar Orbit Rendezvous war da ja planmäßig in der Orbitalsektion.
Bildquelle:
http://www.astronautix.com/s/soyuz7k-lok.htmlZu dem Steuer- und Bedienteil in der Sojus Orbitalsektion habe ich leider keine weiteren Informationen. Vielleicht können da die Spezialisten was ergänzen.
Entsprechende Ausführungen Nutzung von Laserentfernungsmessung bei LOK Einsatz im Lunar Orbit finden sich hier:
http://www.energia.ru/ktt/archive/2015/03-2015/03-06.pdfWeitere Beschreibungen zur Laserabstandsmessung im Sojus Umfeld und erste und folgende Einsatzvarianten:
Im Dokument (Link unter den Bildern) findet man insbesondere ab Seite 7 konkrete Beschreibungen:
U.a. wird der besondere Einsatz des Laserdistometers LPR-1 im Sojus Raumschiff mit Premiere bei Sojus T-13 (Saljut-7) und einem zweiten Einsatz bei Sojus T-15 (Saljut-7 – MIR – Saljut-7) beschrieben.
Da Saljut-7 beim letztmaligen Besuch mit Sojus T-15 ja schon wieder längere Zeit unbemannt war, so war es naheliegend gleich mal die bewährte Reservevariante der Annäherung mit zu berücksichtigen.
Bzw. entsprachen die jeweiligen Transferbahnen Station zu Station nicht den „normalen“ Annäherungsflugbahnen, so dass mit dem Laserdistometer hier wertvolle Zusatzinformationen „vor Ort“ gewonnen werden konnten.
Bei der Ankunft von Sojus T-14 war Saljut-7 ja wieder bemannt und so war der „normale Systemanflug“ geplant und wurde auch so durchgeführt.
Weiterhin wird dargestellt, dass in der danach (nach Sojus T-15) folgenden Modifizierungsvariante Sojus TM die Beule mit dem Bullauge in Verbindung mit einem zweiten Arbeitsplatz für alle Raumschiffe zur Anwendung kam.
Dort kam und kommt dann die neue Variante des Laserdistometers LDI-11 mit besseren Messeigenschaften zum Einsatz.
Interessant ist die Darstellung eines unbeschichteten Bereiches des Bullauges für den LDI-11 Einsatz, da die Beschichtung sonst große Absorption bei einer Wellenlänge von 1,54 Mikrometer hat.
Bildquelle (Seite 9 und Seite 11) und Dokumentenlink:
http://www.technomag.bmstu.ru/file/out/654689Meist ist bei den aktuellen Missionen eine Videokamera in der Orbitalsektion direkt am Bullauge angebracht - damit werden die tollen farbigen Aufnahmen gemacht und es kommt manchmal, je nach Lichteinfall zu tollen Spiegeleffekten.
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Zu dem im Sojus-Thread angeführten Bericht von Nickolai Belakovski bezüglich Sojus T-13 gibt es noch eine umfassendere Variante (mehrere Seiten), die er bei ars technica veröffentlicht hat.
https://arstechnica.com/science/2014/09/the-little-known-soviet-mission-to-rescue-a-dead-space-station/dksk