Das ist aber ein Vergleich von Äpfeln mit Gurken! Bei der Mig 25 besteht der Rumpf aus Stahl, bei der SR-71 aus Titan. Aluminium ist für Fluggeschwindigkeiten über Mach 2.5 nicht mehr nutzbar, da es hohen Temperaturen durch die Luftreibung nur ungenügend widerstehen kann. Nach deiner Logik dürfte keine Rakete Aluminium verwenden. Stattdessen bestehen die meisten Träger aus Aluminium. Auch die Zelle und Tanks der F9 bestehen zum großen Teil aus Aluminium.
Das ist auch kein Problem. Die F9 erreicht die hohe Geschwindigkeit erst in großer Höhe, wo die Aufheizung gering ist. Beim Deorbit Burn wird bereits ein Teil der Geschwindigkeit abgebaut. Die restliche Aufheizung ist so gering, das die Zelle bereits durch eine geeignete Farbe ausreichend geschützt werden kann. Außerdem fliegt die Rakete mit den Triebwerken voran in die dichten Schichte der Atmosphäre zurück. Die Triebwerke aus Stahl oder einem anderen wärmebeständigen Metall verkraften die Hitze ohne Probleme.
BO konnte mit der New Sheppard bereits die Software für die Steuerung, das Landeverfahren und das BE-3 Triebwerk ausführlich testen. Sie haben dadurch bereits bei der Entwicklung der New Glenn eine weit bessere Position als SpaceX. Bei der Falcon 1 gab es keine Landung, selbst bei den ersten Flügen der F9 wollte man noch per Fallschirm landen. Erst als das nicht funktionierte, entwickelte man das jetzt praktizierte Verfahren. BO dagegen hat bereits jetzt sehr viel Erfahrung mit der Landung. Wie groß die Stufe ist oder wie schnell sie fliegt, spielt dabei erst mal keine Rolle.
Beim ersten Satz sind wir uns schon mal einig.
Es hat verschiedene Gruende, warum Alulegierungen bei Kampfjets nicht verwendet werden, bei der Falcon9 aber sehr wohl zum Einsatz kommen. Der wichtigste ist der fuerchterliche Waermeausdehnungskoeffizient fuer Aluminium. Wir erinnern uns an Bi-Metallstreifen als Waermesensoren aus frueheren Tagen. In Flugzeugen muessen auch bewegliche Teile noch funktionieren und die Aussenform muss auch noch an die sich nichterwarmenden Komponenten, wie Passagierkabine, passen. Die Wearmeausdehnung muss also minimiert werden. Ein Punkt, der fuer die Raketen in Form simpler aufeinandergeschweisster Aluroehren nahezu voellig ohne Bedeutung ist. Sollte New Sheppard aus einem Stueck bestehen, dann sind sie nochmal ein Stueck weiter von den realen Einsatzbedingungen entfernt. PS: Die Concorde hat sich im Flug meines Wissens um 10cm ausgedehnt.
Zweiter Punkt. Im Gegensatz zu Militaerjets, muessen Raketenbooster keine hohen G-Belastungen abkoennen. Das ist in der Kombination ALU-Hitze-G-Force kaum zu managen. Raketenbooster muessen keine Luftkaempfe aushalten.
Wenn wir von einigen 100 Grad sprechen, dann reden wir von den Peaks an den kritischen Stellen. Ein Raketenbooster heizt sich da besonders auf, wo es eh schon richtig heiss ist, an der unteren Stirnflaeche der Rakete. Die thermische Belastung des dahinter liegenden Booster ist im Vergleich laecherlich gering. Der Raketenantrieb wird also gar keinen extremen Belastungen bei der New Sheppard ausgesetzt. Genau das ist aber zwingend erforderlich. Um die Materialen zu testen, muss man sie ans Limit und darueber hinaus bringen. Das passiert bei der New Sheppard nicht annaehernd, denn verglichen mit Stirnflaeche, Leermasse der Booster und der geflogenen Geschwindigkeiten beim re-entry, ist die Flaechenbelastung oder der notwendige Energieeintrag auf die Stirnflaeche etwa 10-15 mal hoeher als bei New Sheppard und da rechne ich wohlwollend schon mit reduzierter Geschwindigkeit ueber den re-entry burn und lasse die erforderliche Propellantmenge aus der Gleichung raus, sonst wirds noch drastischer. Wo BO also da reale Testerergebnisse hernehmen will, muss mir mal jemand erklaeren. Ich glaube uebrigens, dass SpaceX bei den nicht gelandeten Boostern, sehr wohl Tests im Extrembereich durchgefuehrt hat, wie die “erfolgreiche” Wasserlandung gezeigt hat. Vermutlich hat man dort auch re-entries getestet, bis die Stufen thermisch ueberlastet wurden. Nur so kann man realistische Daten gewinnen. Und Ergo, der Entry Burn ist genau dazu da, beim Wiedereintritt die Rakete so zu verzoegern, dass diese thermischen Ueberbelastungen nicht auftreten, danach beschleunigt die Gravitation den Booster wieder und er muss gesagte Belastungen aushalten. Eine New Sheppard muss das nicht. Vom Selbstest, statts mit 30 mit 90 oder 100 km/h in die Betonmauer zu fahren, rate ich ab.
Und was die Landung der New Sheppard anbelangt, man stelle sich da nochmal knapp 50m Aluminium oben drauf vor. So wie die kleine Sheppard bei der Landung noch rumtaenzelt, moechte ich nicht auf der Stena sein, wenn die New Glenn in einer stuermischen Nacht auf einer schaukelnden Platform landet.
Vieles wird BO am Computer simuliert haben, hat SpaceX natuerlich auch, aber das Brot wird gebrochen, wenns unter Realbedingungen ans Eingemachte geht und da hat BO Stand heute, leider noch gar keine Erfahrungen.