Heute vor 50 Jahren starb der erste Mensch bei einem Raumflug:
Credit: RKI Wladimir KomarowEs war die Zeit des Wettlaufs ins All.
Mit der R-7 hatten die Sowjets eine Trägerrakete, die ein Raumschiff in den Orbit befördern konnte.
Damit erreichten sie zwischen 1961 und 1965 die ersten großen Erfolge in der Raumfahrt:
- Erster Mensch im Weltraum -
Wostok-1 (1961)
- Erster gleichzeitiger Raumflug -
Wostok-3 und
Wostok-4 (1962)
- Erste Frau im Weltall -
Wostok-6 (1963)
- Erstes mehrsitziges Raumschiff -
Woschod-1 (1964)
- Erster Ausstieg ins All -
Woschod-2 (1965)
Die sowjetische Regierung genoss diese Erfolge.
Für sie war das der Beweis, dass der Kommunismus allen anderen überlegen ist.
Die Amerikaner waren unvorbereitet - sie hatten keine so starke Rakete, die einen Orbit erreichen konnte.
Aber sie nahmen die Herausforderung an und arbeiteten am Problem.
Schon 1965 konnten sie die Führung übernehmen, weil ihre Agena Oberstufe und die Gemini Raumschiffe im Orbit lenken konnten, was Rendezvous und Kopplungsmanöver ermöglichte.
Sie arbeiteten bereits an noch größeren Raketen und dem Apollo Raumschiff, mit den sie zum Mond fliegen wollten.
Doch dann kam es zu dem Unfall, bei dem die drei
Apollo-1 Raumfahrer starben.
Das warf sie fast zwei Jahre zurück.
Jetzt drängte die sowjetische Regierung, endlich wieder die Führung in der Raumfahrt zu übernehmen.
Sie hatten ein neues Riesenraumschiff gebaut - mit 14 m Länge so groß wie ein Bus: Die Sojus.
Sojus-1 sollte mit einem Raumfahrer starten - am nächsten Tag Sojus-2a mit Dreierbesatzung.
Die beiden Raumschiffe sollten sich treffen, ankoppeln und zwei Raumfahrer sollten umsteigen und mit dem anderen Raumschiff landen.
Drei unbemannte Testflüge schlugen fehl.
Triebwerke ließen sich nicht zünden, Orbits wurden nicht erreicht, die Rakete explodierte auf der Rampe, Luft entwich aus der Kapsel, Hitzeschutz durchgebrannt ...
Doch die Regierung drängte, zu Ehren des 50. Jahrestages der Oktoberrevolution wollten sie endlich den Triumph.
Die Techniker warnten, sie waren nicht bereit, wollten noch nachbessern, einstellen, testen.
Backup Juri Gagarin intervenierte und forderte eine Verschiebung des Starts.
Aber was die Partei sagt, wird sein!
Am 23. April 1967 startete Wladimir Komarow mit dem neuen Raumschiff Sojus-1.
Nach dem Start entfaltete sich ein Solarpaneel nicht und die Sensoren für die Lagebestimmung mittels Sonnenstand funktionierte nicht.
Dadurch konnte das Raumschiff nicht ausgerichtet und stabilisiert werden.
Ohne Ausrichtung konnte auch das entfaltete Solarpaneel nur wenig Strom liefern.
Der Kurzwellensender war ausgefallen, weshalb Funkkontakt nur über UKW lief, wenn Sojus direkt über der Sowjetunion war.
Die Mission wurde abgebrochen, Sojus-2a gar nicht erst gestartet.
Aber wie sollte man zur Landung (Deorbit) bremsen, wenn sich das Raumschiff wegen der Defekte nicht ausrichten lässt?
Komarow war ein erfahrener Raumfahrer und Testpilot.
Es gelang ihm per Handsteuerung, das Raumschiff auszurichten.
Die Handsteuerung nach Sicht erforderte jedoch Tageslicht und er musste auf der Nachtseite bremsen, um in der Sowjetunion zu landen.
Also richtete er das Raumschiff schon bei Tageslicht aus und versuchte Abweichungen über eine halbe Erdumkreisung mit Hilfe des Gyroskops zu kompensieren.
Natürlich war das nicht perfekt möglich und der Eintrittskurs hatte eine Abweichung von 8°.
Das führte zu einem holprigen ballistischen Eintritt, aber eine Landung war möglich.
Doch dann kam das nächste Problem: Der Hauptfallschirm kam nicht aus dem Fallschirm-Container heraus.
Beim Aufbringen des ablativen Hitzeschutzes auf der äußeren Abdeckung des Fallschirmbehälters war die Klappe offenbar nicht dicht und der Fallschirm nicht ausreichend abgedeckt.
Dadurch konnte ein Lösungsmittel in den Fallschirmbehälter eindringen und sich dort verfestigen.
Der Fallschirm war festgeklebt und der Gleitwiederstand an den Containerwänden durch Ablagerungen erhöht.
Der Reservefallschirm kam zwar heraus, geriet aber in den Windschatten des Hilfsfallschirms und konnte sich nicht entfalten.
Sojus-1 schlug mit 145 km/h hart auf dem Boden auf.
Wladimir Komarow war sofort tot.
Sie hatten ihn mit einem unfertigen Raumschiff losgeschickt!
Dummerweise war Sergej Koroljow im Jahr zuvor gestorben.
Er hätte vermutlich den Start verhindert, denn er sagte ganz klar an:
"Wir starten die Raumschiffe dann, wenn sie einsatzbereit sind, und nicht, wenn irgendein Jubiläum ansteht" Spiegel-Artikel vom 1.5.1967