Woschod-Programm

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Wilga35

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Woschod-Programm
« am: 11. Mai 2016, 14:33:21 »
Hallo,

dank Andreas´ Engagement findet man jetzt in der Mediengalerie zahlreiche Fotos zu Wostok / Woschod. Zu Woschod gibt es allerdings noch keinen Tread, deshalb eröffne ich zu dem Thema mal einen.
Zwar war das Woschod-Programm nur sehr kurz und umfasste nur zwei bemannte Flüge, dennoch hat es einen festen Platz in der Raumfahrtgeschichte bekommen, und dass vor allem wegen der dabei erzielten Erstleistungen. Beispielhaft dafür ist Leonows Ausstieg aus Woschod-2.
Eigentlich war das Programm mehr eine Notlösung, denn die Fertigstellung des neuen Sojus-Raumschiffs hatte sich deutlich verzögert, während die Amerikaner innerhalb des Gemini-Projekts ein allumfassendes Flugprogramm mit einem manövrierfähigen Raumschiff zur Vorbereitung der geplanten Mondlandung angekündigt hatten.
Um dennoch im Spiel zu bleiben und den Amerikanern wenigstens etwas entgegensetzen zu können, entschloss man sich im OKB-1, das Wostok-Raumschiff zu einem mehrsitzigen Raumschiff zu modifizieren. Im Prinzip beruhte Woschod also auf dem Wostok-Raumschiff und unterschied sich vor allem äußerlich nur wenig vom Vorgängermodell. Im Gegensatz zu Gemini war Woschod aber nach wie vor nicht manövrierfähig.
Über den wahren Charakter des Woschod-Raumschiffs wurde die Öffentlichkeit im Unklaren gelassen, vielmehr wurde suggeriert, dass es sich um eine völlige Neukonstruktion handelt. Vor allem aus dem Grund wurden damals auch keine Fotos von Woschod veröffentlicht, denn dann wäre der Schwindel offensichtlich geworden.
Mit jeweils nur einem Tag waren die Flüge der beiden Woschod relativ kurz. Die Rückkehr der Kosmonauten musste im Gegensatz zu Wostok in der Kapsel erfolgen, denn es war unmöglich, mehrere Kosmonauten aus der Kapsel zu katapultieren. Das für eine weiche Landung konstruierte Bremsraketensystem hat aber gute Dienste geleistet, sodass alle Kosmonauten die Landung unversehrt überstanden haben.
Bemerkenswert bei Woschod-1 und 2 war auch der weit nördlich gelegene Ort der Landung:

- Woschod-1: 54 Grad, 2 Minuten Nord; 68 Grad, 8 Minuten Ost
- Woschod-2: 59 Grad, 34 Minuten Nord; 55 Grad, 28 Minuten Ost

Kein weiteres bemanntes sowjetisch/russisches Raumschiff landete soweit nördlich wie diese beiden Kapseln. Ob Woschod-1 dabei die Landezone verfehlt hat ist nicht bekannt, Woschod-2 verfehlte dagegen den Zielpunkt deutlich und landete in der nordrussischen Taiga. Das lag vor allem an einer Verzögerung von 48 Sekunden bei der manuellen Zündung des Bremstriebwerks.
Allerdings ist die immer wieder genannte Abweichung von 2000 Kilometer zum geplanten Landeplatz definitiv falsch. Zum einen legte das Raumschiff während der besagten 48 Sekunden nicht eine derart große Strecke zurück, zum anderen hätte bei 2000 Kilometer Abweichung die planmäßige Landezone irgendwo in der Ukraine oder im Asowschen Meer liegen müssen, was unrealistisch ist.
Boris Tschertok nennt in seinen Memoiren (Raketen und Menschen, Band "Heiße Tage des kalten Krieges", Seite 255) eine Abweichung vom geplanten Zielpunkt von 368 Kilometern, was auch in Anbetracht der 48 Sekunden Bremsverzögerung reell sein dürfte.

Gruß, Wilga35

Wilga35

  • Gast
Re: Woschod-Programm
« Antwort #1 am: 11. Mai 2016, 14:44:17 »
Hier noch zwei Fotos der gelandeten Woschod-Kapseln:



Woschod-1 mit Schleifspur im Stoppelfeld.



Woschod-2 nach der Landung in der Taiga.

Diese und andere Woschod-Fotos wurden erst nach dem Ende der Sowjetunion öffentlich gemacht, vorher fand man dazu praktisch nichts.

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Offline roger50

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #2 am: 11. Mai 2016, 16:00:24 »
Moin,

ja, das Woschod-Programm war bis etwa 1990 geheimnisumwittert. Bis NPO Energia dann ein heute "berühmtes" Buch herausbrachte, in denen es klare Photos von Woschod (und erstmals auch der N-1 Trägerrakete) gab.

Zitat
Um dennoch im Spiel zu bleiben und den Amerikanern wenigstens etwas entgegensetzen zu können, entschloss man sich im OKB-1, das Wostok-Raumschiff zu einem mehrsitzigen Raumschiff zu modifizieren
.

Diese "Entscheidung" war aber unfreiwillig. Sergey Korolew, der mit seinem Team damals bereits am Sojus-Raumschiff arbeitete, sah sich dem 'sanften' Druck des Staats- und Parteichecfs Nikita Chruschtschows ausgesetzt, den an der Raumfahrt in erster Linie Propagandaerfolge interessierten.

Deshalb mußte Korolew in einem Crash-Programm die Woschod entwickeln. Und die Zeit fehlte dann später für Sojus.....

Die beiden Flüge der Woschod waren für die Kosmonauten sehr gefährlich, denn es gab keinerlei Rettungssystem für die Besatzungen. Wostok hatte wenigstens die Schleudersitze, aber die mußten entfernt werden, um die 2-3 Couches für die Kosmonauten unterbringen zu können.

Gruß
roger50

P.S.: Schön, daß wir jetzt einen Thread für dieses Programm haben.

Offline proton01

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #3 am: 11. Mai 2016, 20:13:57 »
Die früheste Darstellung von Woßchod als Derivat von Wostok, die ich auf die Schnelle finden kann, ist von 1979 im Buch "Moskau militarisiert den Weltraum" von Rolf Engel (Seite 183).
Das früheste Foto in einem russischen Buch ist von 1981 in "Sowietskaja Kosmonawtika", vom Maschinostroenie Verlag, nicht von Energia.

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Offline roger50

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #4 am: 11. Mai 2016, 23:50:31 »
N'abend,

...hätte schreiben sollen: nach meiner Erinnerung... :-[

Gruß
roger50

Wilga35

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #5 am: 11. Mai 2016, 23:51:30 »
@proton01,
zweifellos hast Du recht, es gab zu Sowietzeiten auch schon entsprechende grafische Darstellungen. Meine Worte "praktisch nichts" bezogen sich auf reale Missionsfotos, ich habe das sicher etwas missverständlich formuliert.

Gruß,  Wilga35

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Offline roger50

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #6 am: 12. Mai 2016, 02:12:24 »
Moin,

hier mal ein Bild von Woschod-1 auf der Rampe:



Ich stelle es aus einem bestimmten Grund ein:

Hey, HausD, du hast tolle Beschreibungen der unterirdischen Installationen der R-7 Rampe eingestellt. Wie wäre es denn mal mit einem historischem Überblick über die überirdischen Konstruktionen seit der R-7 bis heute?

Da gab es sehr viele unterschiedliche Vorrichtungen bis zum heutigen Aussehen.... 8)

Gruß
roger50

Re: Woschod-Programm
« Antwort #7 am: 12. Mai 2016, 08:17:36 »
Hier gibt es einen Artikel:
http://www.raumfahrer.net/raumfahrt/bemannt/wosschod.shtml
Bitte an die Moderatoren: Verlinkung herstellen.
Danke.

Offline proton01

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #8 am: 12. Mai 2016, 10:13:44 »
N'abend,

...hätte schreiben sollen: nach meiner Erinnerung... :-[

Gruß
roger50

@proton01,
zweifellos hast Du recht, es gab zu Sowietzeiten auch schon entsprechende grafische Darstellungen. Meine Worte "praktisch nichts" bezogen sich auf reale Missionsfotos, ich habe das sicher etwas missverständlich formuliert.

Gruß,  Wilga35

Liebe Freunde,  das sollte keine Kritik und kein Vorwurf sein.
Ich finde es ja prima wenn ihr dies reichlich historische Thema aufbringt und die verfügbaren Infos sammelt.
Reale Missionsfotos ist ein schwieriges Thema. Die EVA-Fotos von Leonow sind ein Mix aus Flugfotos und Fotos vom Training. Die Bilder aus dem Inneren der Kapseln können genauso vom Training stammen.

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Offline roger50

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #9 am: 12. Mai 2016, 12:25:32 »
Moin,

wir sind inzwischen mächtig off-topic. Bitte laßt uns hier beim Woschod-Programm bleiben.

Wir könnten die generelle Diskussion "Sinn und Notwendigkeit von Rettungssystemen" in den Frage/Antwort-Bereich schieben....

Gruß
roger50

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Offline Schillrich

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #10 am: 12. Mai 2016, 12:55:44 »
Ich teile den Thread gleich auf ...

Aber zu Woschod: Leider waren dieses Raumschiff und seine Missionen wohl eher verschwendete Ressourcen, um der kurfristigen propagandistischen Erfolge Willen. Während die USA mit Gemini eine echte, systematische Weiterentwicklung auf die Beine gestellt haben, mit der sie ihre Technologie auf ihr Ziel zutrieben, hat Woschod wohl Sojus verzögert ... vielleicht dadurch noch ein Nagel im Sarg des sowjetischen Mondprogramms.
\\   //    Grüße
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Offline Schillrich

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #11 am: 12. Mai 2016, 13:00:10 »
Die Diskussion zu Rettungssystemen ist jetzt hier:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=14318.msg362458#new
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Offline F-D-R

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #12 am: 12. Mai 2016, 13:26:32 »
Ich teile den Thread gleich auf ...

Aber zu Woschod: Leider waren dieses Raumschiff und seine Missionen wohl eher verschwendete Ressourcen, um der kurfristigen propagandistischen Erfolge Willen. Während die USA mit Gemini eine echte, systematische Weiterentwicklung auf die Beine gestellt haben, mit der sie ihre Technologie auf ihr Ziel zutrieben, hat Woschod wohl Sojus verzögert ... vielleicht dadurch noch ein Nagel im Sarg des sowjetischen Mondprogramms.

... Da ist was dran an dieser Betrachtungsweise .....

Wilga35

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #13 am: 12. Mai 2016, 14:40:36 »
Ich teile den Thread gleich auf ...

Aber zu Woschod: Leider waren dieses Raumschiff und seine Missionen wohl eher verschwendete Ressourcen, um der kurfristigen propagandistischen Erfolge Willen. Während die USA mit Gemini eine echte, systematische Weiterentwicklung auf die Beine gestellt haben, mit der sie ihre Technologie auf ihr Ziel zutrieben, hat Woschod wohl Sojus verzögert ... vielleicht dadurch noch ein Nagel im Sarg des sowjetischen Mondprogramms.

Glaube ich eher nicht. Die Kugelkabine und das Geräteteil wurden damals in Serie produziert und kamen vor allem für die Zenit-Aufklärungssatelliten zum Einsatz. Die paar Kabinen und Geräteeinheiten für das Woschod-Programm fielen da sicher kaum ins Gewicht.
Auch die R-7 Raketen in ihren verschiedenen Versionen wurden in großen Stückzahlen hergestellt, und auf die fünf zusätzlichen Raketen für das Woschod-Programm wird es kaum angekommen sein.
Ob die zusätzliche Arbeit an den Woschods ursächlich für die Verzögerungen bei der Fertigstellung des Sojus-Raumschiffs waren, wage ich zu bezweifeln. Schließlich lag ja der Grundentwurf in Form der Wostok-Kapsel bereits vor. Und so gravierend dürfte der Aufwand nicht gewesen sein, um aus Wostok das mehrsitzige Woschod-Schiff zu machen.
Ob die Weiterentwicklung überhaupt sinnvoll war steht dabei auf einem anderen Blatt. Eher nicht, denn langfristig brachten die Woschod-Flüge garnichts. Kurzfristig schon, man hatte ein paar nette Propagandaerfolge aufzuweisen und konnte sich mit weiteren kosmischen Erstleistungen brüsten. Nur das zählte.

Gruß, Wilga35

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Offline Schillrich

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #14 am: 12. Mai 2016, 15:05:54 »
Bei den Ressourcen für den reinen Bau fiel das wohl wirklich kaum ins Gewicht. Die Raketen wurden für die Satellitenstarts gebaut, ebenso die Zenit-Satelliten.

Aber das Raumschiff zu verändern (weiterzuentwickeln), zu testen (es gab ja Testflüge), zu qualifizieren, sicher zu machen ... das ist Aufwand, den wahrscheinlich nicht "jeder" leisten konnte, sondern Experten bedurfte. Experten sind meist eine begrenzte Ressource und hinterlassen irgendwo eine Lücke. Da muss man sich fragen, wo man sie am besten/produktivsten einsetzt. Wären sie in der Sojus-Mannschaft besser eingesetzt gewesen?
\\   //    Grüße
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Offline F-D-R

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #15 am: 12. Mai 2016, 15:25:30 »
... und wenn man sich die Woschod-1 so ansieht, dann ist das ein Graus, wie man hier das Leben der drei mutigen Männer aufs Spiel gesetzt hat. Allein die Instrumentenanordnung muss für die Bedienung eine Katastrophe gewesen sein. Die Bilddatenbank zu Woschod-1 folgt übrigens.
Und nicht umsonst hat sich der Konstrukteur selber in die Kugel-Kiste für den Flug gesetzt (Feoktistow).
Eben unerschütterliches Vertrauen in die eigene Arbeit und Technik.

Offline proton01

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #16 am: 12. Mai 2016, 15:49:07 »
Ich teile den Thread gleich auf ...

Aber zu Woschod: Leider waren dieses Raumschiff und seine Missionen wohl eher verschwendete Ressourcen, um der kurfristigen propagandistischen Erfolge Willen. Während die USA mit Gemini eine echte, systematische Weiterentwicklung auf die Beine gestellt haben, mit der sie ihre Technologie auf ihr Ziel zutrieben, hat Woschod wohl Sojus verzögert ... vielleicht dadurch noch ein Nagel im Sarg des sowjetischen Mondprogramms.
Immerhin haben sie dabei eine EVA durchgeführt, das Verfahren getestet, den Raumanzug erprobt, usw. Sonst hätte es beim Umstieg zwischen Soyuz 4 und 5 mögicherweise mehr Probleme gegeben. Und die Woßchod Flüge wurden durchgeführt zu einem Zeitpunkt, an dem die Sojus Kapsel nicht bereit stand für bemannte Flüge. Insofern war es keine Verschwendung aus meiner Sicht.
« Letzte Änderung: 12. Mai 2016, 17:13:07 von proton01 »

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Offline roger50

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #17 am: 12. Mai 2016, 16:24:51 »
Moin,

Und die Woßchod Flüge wurden durchgeführt zu einem Zeitpunkt, an dem die Sojus Kapsel nicht bereit stand für bemannte Flüge. Insofern war es keine Verschwendung aus meiner Sicht.

Es war sicherlich eine Verschwendung an menschlichen Ressourcen, denn das selbe Team, welches das Woschod-Raumschiff unter enormen Zeitdruck entwickeln und bauen mußte, stand nicht mehr für die Arbeit an Sojus zur Verfügung. Mit den bekannten Fehlern in den ersten Sojus-Testflügen (unbemannt/bemannt) .... :(

Man schaue nur mal auf den Zeitrahmen:

Das Dekret von Staats- und Parteiführung zur Durchführung des Woschod-Programms wurde am 13.April 1964 unterschrieben. Insgesamt wurden 9 Raumschiffe bewilligt, in den Versionen 3KV (3er Crew)und 3KD (2er Crew + Luftschleuse).

Am 6.10.64, nur 6 Tage vor dem ersten bemannten Flug, erfolgte der erste 3KV-Teststart (Kosmos-47). Der 2.unbemannte Testflug (3KD, Kosmos-57) dann am 22.2.65, knapp 1 Monat vor Woschod-2.

Entwicklung, Bau und Flug von 4 Raumschiffen in weniger als einem Jahr....

Es waren offenbar noch ein weiterer unbem. Testflug und 4 bemannte Flüge geplant. Darunter Anfang 1966 ein 18-tägiger Dauerflug (Woschod-3) und ein Flug mit rein weiblicher Besatzung (Woschod-5). Zumindest bis 1966 also arbeitete man noch intensiv an weiteren Flügen. Woschod-3 wurde gestrichen, weil die 4 Tage, die der Flug länger als Gemini-7 gedauert hätte, keinen Propagandaerfolg mehr geliefert hätte. Und die späteren Mission wurden nach dem Tod von Sergei Korolow sofort gecancelt.

Nur wenige Monate später, am 28.11.66 startete dann bereits die erste unbemannte Sojus-Kapsel, die zahllose Fehler aufwies. Was ich u.a. auf die jahrelange "Ablenkung" der Entwicklungsteams durch Woschod zurückführe.

Gruß
roger50

Wilga35

  • Gast
Re: Woschod-Programm
« Antwort #18 am: 12. Mai 2016, 18:18:47 »
Es waren offenbar noch ein weiterer unbem. Testflug und 4 bemannte Flüge geplant.

Hallo roger50,

bei dem von Dir angesprochenen weiteren unbemannten Testflug handelt es sich um Kosmos-110 (3KW Nr. 5) mit den beiden Hunden Weterok und Ugoljok. Der Flug diente primär der Vorbereitung des Langzeitfluges von Woschod-3 mit zwei Kosmonauten. Kosmos-110 startete am 22. Februar 1966 (kurz nach Koroljows Tod) und war für 25 Tage angesetzt, wurde aber wegen des schlechten Gesundheitszustandes der Hunde sowie einer sich tendentiell verschlechternden Bordatmosphäre drei Tage vorzeitig, am 16. März 1966 beendet. Die Hunde waren aufgrund des hohen Apogäums von 904 km einer starken Strahlenbelastung ausgesetzt und starben beide wenige Wochen nach dem Flug.
Daraufhin wurde die bemannte Mission Woschod-3 zunächst immer weiter verschoben und schließlich stillschweigend ganz abgesetzt. Das war dann auch das Ende des gesamten Woschod-Programms, und im ZKBEM (ex OKB-1) konzentrierten sich nunmehr alle Anstrengungen auf die Fertigstellung des Sojus-Raumschiffs.

Gruß, Wilga35

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Offline F-D-R

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #19 am: 13. Mai 2016, 08:09:10 »
Die (nicht geflogene) Woschod-3 sollte nach meiner Kenntnis im Energia-Museum stehen. Bild folgt - Bitte etwas Geduld.

Übrigens, wenn hier von "Verschwendung" die Rede ist, finde ich: Das ist vielleicht nicht das richtige Wort.
Sagen wir mal lieber: Nicht optimal eingesetzte Kapazitäten, bedingt durch die Unterordnung an die politischen Vorgaben.

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Offline Schillrich

  • Raumcon Berater
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  • 19592
Re: Woschod-Programm
« Antwort #20 am: 13. Mai 2016, 08:16:32 »
Nicht optimal eingesetzte Kapazitäten ist aber nur ein Euphemismus für Verschwendung... ;)

Ich erinnere mich gerade an die 80er Jahre, als ich mich als Kind das erste Mal in die sowjetische Raumfahrt eingelesen hatte. Von Woschod kannte ich keine echten, guten, vollständigen Abbildungen, nur diese eine nichtssagende Innenansicht. Mir kam das aber irgendwie komisch vor: ein neues Raumschiff (da neuer Name), dass sogar 3 Mann tragen kann (warum dann noch Sojus?) ... und dann nur zwei Flüge? ... das hat sich dann erst viel später für mich aufgelöst.
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jakda

  • Gast
Re: Woschod-Programm
« Antwort #21 am: 13. Mai 2016, 16:55:47 »
Die Verwendung des Begriffs "Verschwendung" ist oberflächlich und nicht konstruktiv.
Warum? Weil es eine reine Beurteilung aus heutiger Sicht ist, ohne auf die historischen Vorgaben und Zwänge einzugehen,
aber als Wort eine sehr starke (Ab-)Wertung ist...

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Offline F-D-R

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #22 am: 13. Mai 2016, 19:38:38 »
Ja mit der deutschsprachigen feinfühligen Wortwahl ist das so eine Sache ..... .

Hier nun die Bilder, von denen ich glaube, es ist Woschod-3. Ich hatte mich damals bei dem relativ kurzen Auffenthalt im Museum nicht um dieses Exponat gekümmert und mehr durch Zufall fotografiert.
Man war ja froh, überhaupt in die Halle reinkommen zu dürfen. Und man wusste nicht, was einen konkret erwartet.

   
« Letzte Änderung: 13. Mai 2016, 21:39:26 von F-D-R »

Trillian

  • Gast
Re: Woschod-Programm
« Antwort #23 am: 13. Mai 2016, 20:17:52 »
Der Spiegel hatte 1973 eine Serie mit den Titel "Die geheime Geschichte der sowjetischen Raumfahrt".
In der Ausgabe 32/1973 kann man etwas über Wostok bzw. Woschod lesen. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41955464.html
mfg.

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Offline Schillrich

  • Raumcon Berater
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Re: Woschod-Programm
« Antwort #24 am: 13. Mai 2016, 21:06:30 »
Der Konus auf der Kapsel ... war der für den Fallschirm der Kapsellandung? Oder hatten sie dort andere/weitere Dinge eingebaut?
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