Tja, was genau ist Abprallen? Im engeren Sinne ist damit ja der
elastische Stoß zweier fester Körper gemeint. Das kann man so verallgemeinern, dass Abprallen ein
wie auch immer gearteter Stoß ist, bei dem zwei Körper aufeinander Druckkräfte ausüben, die von einer oder mehreren Kontaktstellen ausgehen. Entscheidend ist jedenfalls das Element der Druckkraft.
Ihr sagt nun, dass es sich beim "Abprallen" eines zu flach in eine dünne Atmosphäre eintretenden Körpers nicht um einen Stoß handelt, sondern um aerodynamischen Auftrieb. Okay, dann sind die Details des Impulsaustausches zwischen den Körpern folgende: Die Luft, die oberhalb des eintretenden Körpers strömt, übt eine
Zugkraft auf ihn aus, die ihn nach oben beschleunigt, aus der Atmosphäre hinaus - während die Luftteilchen hinter dem Körper nach unten beschleunigt werden. (Man stelle sich die Kapsel ersatzweise als ein Flugzeug mit Tragflächen vor.) Letztlich ist es ein Impulsaustausch wie beim Stoß auch. Keine Kraft ohne Gegenkraft.
Mir fällt gerade noch ein ähnliches Phänomen ein und das haben wir auch alle schonmal gemacht, nämlich wenn wir einen flachen Stein über einen See flitschen: Der Stein trifft auf die Wasseroberfläche auf und scheint von ihr wieder abzuprallen, mehrmals nacheinander, manchmal sogar bis zum anderen Ufer. Natürlich ist auch das kein Abprallen im engeren Sinne, also kein elastischer Stoß zweier fester Körper(*). Trotzdem wird niemand behaupten wollen, dass es sich hier um aero- bzw. fluiddynamischen Auftrieb handelt, denn der Stein taucht nicht in das Wasser ein und wird also nicht von ihm
umströmt, sondern er "schwimmt" auf dem Wasser und kann also nur Druckkräfte von unten erfahren. Haben wir hier also einen Stoß zwischen einem festen und einem flüssigen Körper?
Ich will damit jetzt nicht unbedingt sagen, dass auch das Abprallen einer zu flach eintretenden Raumkapsel von der Atmosphäre mit dem "Flitscheffekt" erklärt werden kann. Ich will damit nur zeigen, dass es viele Möglichkeiten gibt, Impuls auszutauschen.
(*) genau genommen erfährt zumindest der Stein tatsächlich eine kleine elastische Verformung. Die Wasserteilchen hingegen reagieren auf die Druckkräfte von oben mit Strömungen, Wirbeln und Erwärmung.