Zur Zeit gibt es in Merritt Island - KSC - Cape Canaveral ein vertrautes Geräusch zu hören:
Den Überschall-Knall oder Sonic Boom.
Früher kündigte er landende Space Shuttles an und die Leute an der Space Coast hatten ihn schon vermisst.
Als das Space Shuttle damals eingestellt wurde, fielen 15000 Arbeitsplätze weg.
Die Leute dort lieben diesen Sonic Boom!
Sie gehen dann raus ins Freie, um ihn nicht zu verpassen und den Sound zu genießen.
Wenn es am Cape knallt, ist das gut für sie - zeugt es doch von Aktivität - und das sichert Arbeitsplätze in der Region.
In letzter Zeit sorgen die Sonic Booms bei der Landung der Falcon Raketenstufen wieder für Zuversicht.
Vom 21. August bis Anfang September 2017 gibt es sogar mehrere Sonic Booms am Tag zu hören,
denn jetzt läuft "Sonic Booms in Atmospheric Turbulence" (SonicBAT) im Kennedy Space Center.
Aber ich will etwas weiter ausholen:
Nicht überall hört man den Überschallknall gern, wie am Cape.
In vielen Ländern ist er sogar verboten, weil sich manche Leute erschrecken könnten - und wegen Lärmbelastung.
Auch in den USA ist der Sonic Boom über Land verboten.
Der Überschallknall entsteht, wenn sich ein Luftfahrzeug mit Überschall-Geschwindigkeit bewegt.
Dabei ist der Knall nicht nur kurz und zufällig an irgendeiner Stelle zu hören.
Es ist eine Schockwelle, die das Flugzeug die gesamte Strecke hinter sich her zieht
- man hört ihn über der ganzen Flugstrecke bis zu einer bestimmten Breite:
Credit: NASA Die Airlines haben ein Problem damit, denn ihre Kundschaft legt größten Wert auf kurze Reisezeiten.
Viele Leute fliegen keine Langstrecken, weil sie meinen, sie halten es nicht aus, zehn Stunden oder länger im Flugzeug zu sitzen.
Wäre die Reisezeit kürzer, würden sie fliegen.
Nach der Stilllegung des letzten Überschall-Passagierflugzeuges Concorde gibt es einen neuen Bedarf an Überschall-Flugzeugen.
Aber die Airlines würden keine Genehmigung mehr für Überschall-Flüge bekommen.
Deshalb arbeiten die Flugzeug-Hersteller daran, die Flugzeuge leiser zu machen - den Sonic Boom zur eliminieren, oder zumindest stark zu dämpfen.
Die Schockwelle entsteht an Kanten - an der Flugzeug-Spitze und am Ende der Triebwerke (deshalb Twin Sonic Boom).
Um den Übergang in der Strömung geschmeidiger zu machen,
hat Gulfstream die Teleskop-Nase entwickelt:
Credit: Gulfstream Weitere Merkmale zur Geräuschdämpfung sind eng anliegende Delta-Flügel:
Credit: Lockheed Martin und veränderte Triebwerkskonstruktionen:
Boeing hat die Triebwerke sogar oben auf den Flügeln montiert:
Credit: Boeing Die Entwicklung wird wohl in diese Richtung gehen:
Image Credit: Frassanito & Associates Künstlerische Darstellung Die NASA hat Lockheed Martin beauftragt, dieses Flugzeug zu bauen:
Credit: NASA/Lockheed Martin Die Hersteller arbeiten also an leiseren Überschall-Flugzeugen und die Modelle wurden auch schon im Windkanal getestet.
Um den Sonic Boom leiser zu machen, muss man ihn zunächst genau verstehen.
Wie und wo genau entsteht er?
Wie breitet er sich aus?
Wie wird er auf dem Weg zum Boden durch die Atmosphäre verändert?
Welche Faktoren wirken sich aus?
Credit: NASA Das soll nun mit SonicBAT ermittelt werden, was bereits Ende Juli
im Armstrong Flight Research Center in Edwards, Kalifornien dürchgeführt wurde.
Dabei stellte man fest, dass die Schockwellen von den unteren Luftschichten (etwa bis 1 km Höhe) stark verändert werden.
Man sucht jetzt einen Weg, dieses Phänomen zur Geräuschdämpfung nutzbar zu machen.
Aber auch Temperatur, Wind und Feuchtigkeit der Luft haben einen beträchtlichen Einfluss.
Bei den Tests in Kalifornien war die Luft sehr trocken.
Deshalb will man unbedingt nochmal in feuchter Luft testen.
Hier bietet sich das Kennedy Space Center mit Ozean, vielen Seen und Feuchtgebieten an:
CXredit: NASA