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Was ich in diesem Zusammenhang immer wieder lese ist, dass entsprechende Vorbilder ("Role Models") fehlen.
Das ist der Punkt an dem die Initiative "Die Astronautin" auch hauptsächlich ansetzt.
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Brauchen wir wirklich Role-Models, also Symbolpolitik? Wenn mich ein Thema interessiert und ich mich darin verwirklichen will, muss ich mich da auf einen Vormacher beziehen? Oder kann ich von selbst, aus mir hier aus, auf den Punkt kommen und meine eigene Motivation finden? Mal umgekehrt: wenn ich als Mann Kindererzieher sein möchte, brauche ich dann "Vorbilder" in dem Beruf ... die durch/zur Symbolik eingestiegen sind? Oder kann ich mich einfach selbst, frei, souverän entscheiden und entwickeln? Ich sage klar: Letzteres!
Rücksturz hat oben "Role models" mit "Vorbilder" übersetzt, das finde ich wesentlich treffender als den abstrakten Begriff "Symbolpolitik".
Natürlich ist es schön, wenn sich jemand "selbst, frei, souverän" für eine solche Ausbildung entscheiden, durchziehen und Erfolg damit haben kann. Nur ist leider nicht jeder junge Mensch so frei und souverän (und sei es, weil die Eltern und Freunde einer/m mit ihren Vorstellungen reinreden). Die Übergänge sind da fließend und nicht für jede/n ist das so "einfach". Ein Perfektionismus wie "Astronautinnen, die sich nicht 100%ig selbst, frei, souverän für eine solche Laufbahn entschieden und entwickelt haben, wollen wir nicht" wird viele abschrecken. Zumal die Freiheit und Souveränität ja auch gar nicht notwendig sind, eine gute Astronautentätigkeit auszuüben - da kommt es eher auf andere Skills an.
Ich denke, dass es für eine junge Frau sehr motivierend sein dürfte, den Weg einer oder gerne auch mehrerer halbwegs erfolgreicher Astronautinnen als Vorbilder mitzuverfolgen und zumindest zu
versuchen, es ihnen gleichzutun, auch gegen Widerstände in ihrem Umfeld. Ich stelle mir vor, dass dann ein Gefühl entsteht "Ich finde es so toll, was diese Frau macht! Ich verstehe sie so gut,
dass ich glaube, ich könnte das auch! Ich will auch so werden wie die!"
Bei uns Männern ist das schon so selbstverständlich, den zahlreichen Vorbildern von John Glenn bis Alexander Gerst nachzueifern, dass "wir" schon gar nicht mehr darüber nachdenken. Warum soll das bei Frauen anders sein? Warum sollen sie nicht auch ihre Vorbilder haben dürfen?