Argumente gegen die Raumfahrt?

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Superbus

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Argumente gegen die Raumfahrt?
« am: 21. Januar 2016, 11:03:50 »
Hallo zusammen,

ich bin neu hier und wollte mich euch einmal vorstellen: Mein Name ist Raphael und ich besuche zurzeit den 11. Jahrgang eines Gymnasiums in Niedersachsen.

Aktuell steht meine Facharbeit im Seminarfach "Astronomie und Raumfahrt" mit dem Thema "Investition in die Zukunft? - Raumfahrt im Spiegel der Kritiker" an.
Dabei möchte ich diskutieren, ob wir Menschen die Raumfahrt brauchen, oder ob wir uns lieber anderen Dingen widmen sollten.

Natürlich findet man viele Quellen, die für die Raumfahrt sprechen, aber bei der Gegenseite bräuchte ich ein wenig Hilfe.

Hat jemand von euch noch interessante Quellen, die gegen die Raumfahrt sprechen und die die bekannten Argumente, wie den hohen Kostenaufwand, weiter erörtern und beschreiben?
Auch würden mich Quellen interessieren, die die technischen Errungenschaften behandeln. Hat die vielleicht jemand etwas parat oder kann mit Tipps geben, wo ich weiter suchen könnte?

Ich würde mich jedenfalls sehr darüber freuen!

Mit freundlichen Grüßen,

Raphael alias Superbus

*

Offline tomtom

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Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #1 am: 21. Januar 2016, 11:19:21 »
Willkommen im Forum,

Natürlich findet man viele Quellen, die für die Raumfahrt sprechen, aber bei der Gegenseite bräuchte ich ein wenig Hilfe.

Scherzkeks, wir sind Fans und keine Gegner. ;)

Wir haben eher damit zu kämpfen, das irgendwelche Leute die Raumfahrt für unnütz halten.
« Letzte Änderung: 21. Januar 2016, 12:55:25 von tomtom »
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

Superbus

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Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #2 am: 21. Januar 2016, 11:42:27 »
Willkommen im Forum,

Natürlich findet man viele Quellen, die für die Raumfahrt sprechen, aber bei der Gegenseite bräuchte ich ein wenig Hilfe.

Schwerzkeks, wir sind Fans und keine Gegner. ;)

Nein wirklich? Ne, Spaß :D

Wie du sagtest, ihr habt damit zu kämpfen, dass irgendwelche Leute die Raumfahrt für unnütz halten. Da dachte ich, dass ihr vielleicht bekannte Gegner und/oder (deren) Quellen kennt, die mir weiterhelfen könnten.

Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #3 am: 21. Januar 2016, 12:00:15 »
Naja, tomtom hat natürlich Recht - dass Du hier eigentlich falsch bist.

Wer frägt schon einen Metzger nach Argumenten für Vegetarismus? ;-)

Aber hier im Forum wollen wir ja ALLEN helfen :-P

Ein beliebtes Totschlag-Argument ist natürlich das liebe Geld. Mit jedem Dollar das man beim Start sprichwörtlich in Rauch aufgehen lässt, könnte man in Afrika ein Kind einen Tag lang vorm Verhungern bewahren. Raumfahrt tötet also kleine Kinder in Afrika. Oder Schulen. Oder Geld für die Forschung gegen Krebs und gegen AIDS.

Alles ist sinnvoller und humaner als der Wunsch von Männern, die in die Geschichte eingehen wollen.

Offline Kryo

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Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #4 am: 21. Januar 2016, 12:31:18 »
Eigentlich gibt es nur das eine Argument. Geld könnte man scheinbar sinnvoller einsetzen.Das ist natürlich aus dem politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Kontext herausgerissen.

Mir würden tausend Sachen einfallen, die man sich sparen könnte um im Gegenzug dafür zu sorgen, dass alle Menschen gleich ernährt werden.

Offline Spacesepp

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Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #5 am: 21. Januar 2016, 13:06:29 »
Mir würde vielleicht noch die Umweltverschmutzung einfallen und das Leute Angst davor haben, das ihnen Trümmer auf den Kopf fallen könnten. Quellen kenn ich da keine. Ich behaupte mal, das die Mehrheit der Leute die gegen Raumfahrt sind, sich recht wenig Wissen darüber angeeignet haben. in erster Linie ist es immer das Unverständinss wenn man von den Hohen Kosten hört, das können viele nicht nachvollziehen. Fernsehn schaun die aber alle und die Meisten haben auch Handys.... :P
Unter Experten ist eher der Streit bemannt, oder eben nicht, verbreitet.

Vielleicht schauts du mal bei youtube die negativen comments von Raketenstars an, da kann man auch "Anregungen" finden.

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Offline cullyn

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Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #6 am: 21. Januar 2016, 13:30:37 »
Eigentlich alle mir bekannten Argumente gehen nicht gegen Raumfahrt im Allgemeinen, sondern gegen spezielle Teilaspekte, die nicht allgemein zutreffen.

Z.B. Kosten bemannte Raumfahrt gegen Nutzen => Unbemannt viel billiger, aber nicht alles machbar.
Dafür ist Langzeit-Weltraumschrott weniger ein Problem der bemannten als der unbemannten Raumfahrt. Der Schrott der bemannten Raumfahrt wird von heute wird zum Grossteil in deinem Leben von alleine runter fallen. Dadurch ist das zwar immer noch nicht zu 100% ausgeräumt, aber kein Problem, dass wir heute unseren Enkeln etwas unlösbares aufladen. Bei unbemannter Raumfahrt lässt sich dieses Argument schwerer ausräumen.
Schrott der von oben auf die Erde fällt ist so selten, weil es eine ordentliche Grösse oder Materialbeschaffenheit benötigt, damit der Schrott nicht schon in der Atmosphäre verglüht. Viele Körper im Orbit werden nie wieder die Erde berühren.

Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #7 am: 21. Januar 2016, 14:03:32 »
Die Mehrheit der auf diesem Planeten lebender Menschen, haben kein oder ein geringes Fachwissen über die Raumfahrt. Sie erfahren von den Geschenissen im All nur durch die Medien, welche bekanntlich lieber "das Schlechte" an der Raumfahrt propagieren.

Fazit: Obwohl man von der Raumfahrt keine Ahnung hat, spricht man sich gegen sie aus.

Offline TWiX

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Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #8 am: 21. Januar 2016, 14:13:20 »
Hui, das ist doch mal eine interessante Prämisse für ein Raumfahrt-Forum  :)
Nun, wie schon erwähnt sprechen natürlich die immensen Kosten gegen die Raumfahrt. Besagtes Geld ist vielleicht besser in erdgebundene R&D-Projekte investiert, wenn man denn auf Erkenntnisgewinn aus ist. Die 8 oder 9 Milliarden Dollar des JWST könnten auf der Erde sicherlich das ein oder andere Entwicklungsprogramm finanzieren, beispielsweise bzgl. Elektroautos.
Dann wäre da noch der pazifistische Gedanke, Weltraumfahrt und Militär waren immer und sind eng verknüpft. Jede Trägerrakete ist mehr oder weniger auch eine potenzielle Interkontinentalrakete. Militärische Technologie und Raumfahrttechnologie sind gerade im bereicht Raketentechnik eng verknüpft. Man kann zwar auch argumentieren, dass die Raumfahrt dem Militär das Wasser/Geld abgräbt und so den Frieden sichert, aber man kann auch anders herum sagen, dass die Raumfahrt den Militärs den Weg bereitet, wie z.B. in Indien, wo man aus einer zivilen Trägerrakete eine Mittelstreckenrakete fürs Militär ableitete
Der dritte Punkt sind die Risiken, die in der Raumfahrt immer wieder eingegangen werden (müssen). Sei das der Start mit radioaktivem Material an Bord (und es gibt immer ein Restrisiko, dass da was passieren kann), die Möglichkeit des Verlusts von Menschenleben bei der bemannten Raumfahrt oder die Risiken durch Weltraumschrott, Kontamination fremder Himmelskörper oder giftige Stoffe, die bei Starts (erfolgreichen wie auch, in erhöhtem Maße, Fehlschlägen) austreten können. Da zum Beispiel das UDMH, das unter anderem in der Proton Verwendung findet
Aktuelle Meldungen aus Raumfahrt und Astronomie: www.raumfahrer.net

Offline TWiX

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Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #9 am: 21. Januar 2016, 14:19:59 »
[...]
Fazit: Obwohl man von der Raumfahrt keine Ahnung hat, spricht man sich gegen sie aus.
Ist zwar Off-Topic, aber tun sie das tatsächlich?
Also ich kenne (leider) niemanden, der so denkt. Da hätt` ich mal wieder ne amüsante Diskussion mit so jemandem :)
Ich glaube, dass für die meisten Raumfahrt einfach unterhalb der Wahrnehmungsschwelle abläuft und wenn dann mal was in den Nachrichten drüber läuft, sind die zwei typischsten Gedanken:"Ach wie toll/schön!" oder "So teuer? damit könnte man doch...". Sie treffen dann zwar in dem Moment Aussagen über die Raumfahrt, aber ohne sich mit ihr zu beschäftigen. Und wenn sich Leute explizit gegen die Raumfahrt aussprächen, würden sie sich ja schon damit beschäftigen, ne ;)
Es fehlt halt das Bewusstsein dafür, was Raumfahrt zum heutigen Stand der Technik/Gesellschaft beigetragen hat.
Aktuelle Meldungen aus Raumfahrt und Astronomie: www.raumfahrer.net

Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #10 am: 21. Januar 2016, 15:38:57 »
Danke dass du mich darauf aufmerksam machst. Meine Formulierung ist so nicht korrekt.

Offline Leoclid

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Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #11 am: 21. Januar 2016, 18:50:52 »
Eventuell bringen auch einige Kritiker das Argument an, wir sollten uns einfach mit unserer Erde beschäftigen.
Nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern weil es uns nichts anzugehen habe, was außerhalb der Athmosphäre abläuft.
Klingt verrückt, aber ich habe schon so etwas gehört.

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Offline tomtom

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Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #12 am: 21. Januar 2016, 19:29:17 »
Kritiker finden sich unter Journalisten, Wissenschaftler, Politiker und die Gesellschaft im allgemeinen.

Manche Journalisten sehen da vielleicht eine Story, die Aufmerksamkeit bekommt, weil Technikkritik oder Kostenkritik relativ leicht ankommt.
Raumfahrt, insbesondere bemannte, ist praktisch immer Großtechnik, weil es einfach Anspruchsvoll ist, dort hinzukommen und das möglichst sicher.

Ein Wissenschaftler im Bereich Technikkritik ist Johannes Weyer, TU Dortmund, der als Soziologe in den 90er Jahren neben den hohen Kosten für Großtechnik und die schleichende Militarisierung kritisierte und den Kosten/Nutzen thematisierte.
 https://eldorado.tu-dortmund.de/bitstream/2003/34311/1/1999_Weyer_Raumfahrt%20als%20Gegenstand%20der%20Technikfolgenabsch%C3%A4tzung.pdf

Manche Wissenschaftler wollen lieber ihr Fachgebiet gefördert wissen. Z.b. Wolfgang Hillebrandt, Max-Planck-Institut für Astrophysik.

Aktuell argumentiert analog zu Hillebrandt der UK-Astronom Prof. Martin Rees zu Wort. Der kann sich der Faszination von Tim Peake`s Raumflug aber nicht entziehen und erklärt: wir bewundern Menschen, die ungewöhnliche und schwierige Dinge tun.
http://www.telegraph.co.uk/news/science/space/12100514/Prof-Sir-Martin-Rees-human-spaceflight-is-it-worth-the-money-and-risk.html

Das DLR macht eine Kosten/Nutzen-Analyse zur ISS, aber die wird erst veröffentlicht, wenn Minister Gabriel sich eine Meinung gebildet hat.
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Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #13 am: 21. Januar 2016, 21:10:07 »
Was denke ich ein interessanter Aspekt ist, den es sich lohnt herauszuarbeiten, ist der gesellschaftliche Gewinn der (insbesondere bemannten) Raumfahrt.

Denn man muss klar sagen, der wissenschaftliche Vorteil gegenüber unbemannter Raumfahrt ist sicherlich deutlich kleiner als die Kostenunterschiede. Von diesem Aspekt ist also Kritik an der bemannten Raumfahrt gut nachvollziehbar. Trotzdem muss bedacht werden, was für Auswirkungen z.B. die Mondlandung auf das Selbstbild der Menschen hatte und noch heute hat. Und das hat nicht nur kulturelle sondern auch wirtschaftliche Auswirkungen, denn ich kann mir gut vorstellen, dass das viele Menschen inspiriert hat, sich in einer technischen Fachrichtung auszubilden.
Ebenfalls zu nennen sind hier auch die Bilder von Alexander Gerst. Solche emotionalen Blicke sind nur bei bemannter Raumfahrt möglich und haben viele Menschen beeindruckt!

Ein weiteres Beispiel dafür ist auch das Space Shuttle. Viel zu teuer und unsicher, man kann sich vom wirtschaftlichen Standpunkt nur wundern, dass es überhaupt so lange geflogen ist. Und trotzdem ist es einfach ein absolut faszinierendes Stück Technik. Die Starts sind einfach imposant und begeistern mehr als ein "einfacher" bemannter Sojus Start obwohl die Sojus viel günstiger und sicherer ist, als es das Shuttle war.

Aber auch unbemannte Raumfahrt hat diesen Aspekt. Es ist sicher ein valides Argument, zu fragen, warum man so viel Geld für eine Sonde zum Pluto oder zu Ceres oder Tschuri ausgibt, Orte die in den nächsten (paar) hundert Jahren niemand betreten wird. Was ist also der Gewinn, hochauflösende Fotos von deren Oberfläche zu haben, und rechtfertigt das die Kosten?
Ich persönlich würde zwar hier schon ja sagen, weil sich daran wissenschaftliche Konzepte überprüfen lassen, die auch auf andere Himmelskörper anwendbar ist, trotzdem ist das kein wissenschaftliche Fortschritt der sich in was "sinnvolles"(aka wirtschaftlichs) ummünzen lässt.
Aber die Bilder sind einfach beeindruckend und sorgen dafür, dass man sich als Menschheit ganz andere Fragen über das Sonnensystem und die eigene Macht darin stellt. Insofern denke ich, dass man bei solchen Überlegungen immer die gesellschaftlichen Auswirkungen von Raumfahrt berücksichtigen sollte.

Vieleicht gibt das dir ja neue Denkanstöße, Quellen dazu kann ich dir leider keine geben...
"Dragon 2 is designed to be able to land anywhere in the solar system. Red Dragon Mars mission is the first test flight." - Elon Musk

Offline Spacesepp

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Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #14 am: 21. Januar 2016, 21:31:47 »
Mal als Beispiel hier noch ein paar Sprüche, die ich schon selber von Gegnern der Raumfahrt gehört habe. Wobei Gegner ist halt so eine Sache, wie ja schon auch von Anderen geschrieben wurde, wissen halt viele nicht bescheid und hören immer nur die Milliarden die da verschwendet werden.

"Das ist im Grunde Altreifenverbrennung (denke das bezog sich auf Feststoffraketen) das die da betreiben, der Planet ist eh schon so versaut, jetzt müssen die ihren Dreck da oben auch noch verteilen."
"Ich versteh nicht was des da oben soll, des Geld könnte man doch viel besser wo anders hernehmen".
"So ein Schwachsinn, was soll denn das, wohin wollen die den fliegen, brauchen wir das, wir haben genügend andere Probleme, da müssen die da rumeiern und nix kommt dabei raus"

Also wie man sieht, viel Unverständnis.

Mein  Post am Anfang, das Leute Angst davor haben das ihnen was von oben drauf fällt, bezog sich weniger auf Reste aus der Umlaufbahn, aber gerade in Asien kann ich mich an ein, zwei Vorfälle erinnern wo Menschen ums Leben kamen, weil ihnen die Rakete ins Dorf geknallt ist. Also für Anwohner im Bereich der Startrampen besteht denke ich ein gewisses Risiko.
Gerade wenn Nationen, oder auch Privatunternehmen mit der Raumfahrt beginnnen und am Basteln sind ist das Risiko. Da könnte man argumentieren, das Raumfahrt viel zu gefährlich ist und man das lieber bleiben lässt Die Verantwortung und das Geld für Entwicklung und Bau den Nationen und Firmen überlässt die das schon können. Auch wenn es für eine Nation Prestige bedeutet selbstständig mit einer eigenen Trägerrakete und vielleicht noch mit eigenen Astronauten ins All zu fliegen, könnte man sagen, nein das machen wir nicht, das ist zu teuer und zu gefährlich, es macht keinen Sinn das selber zu erledigen. Bezahlen wir lieber die Russen, oder Amis dafür.  ;)

oder Europäer, Inder, Chinesen... ;D

Offline rok

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Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #15 am: 22. Januar 2016, 07:32:26 »
Moin Superbus,

ich hab mir auch erst überlegt, soll ich jemanden, der Argumente gegen mein (na nennen wir es mal) Hobby sammelt, auch noch mit Begründungen füttern. Ich hab dennoch mal überlegt und es gibt eigentlich nur Gründe für die Raumfahrt, teilweise sind die hier bereits genannt. Das einzige Gegenargument sind die Kosten von etlichen Milliarden weltweit.

Allerdings nur, wenn ich einigermaßen sicher wäre, dass Gelder, die aus Raumfahrtprojekten abgezogen würden dann sinnvoller auf der Erde verwendet werden. Als bekennendem "Gutmenschen" fallen mir da spontan viele Projekte ein, allerdings habe ich meine Zweifel, dass die freiwerdenden Mittel sinnvoller verwendet werden, sondern eher der Bankenrettung, der Subventionierung irrsinniger Industrieprojekte, der Bewaffnung oder der Mehrung des Wohlstandes von Leuten dienen, die ohnehin schon genug haben.

Die Raumfahrt hat da einen vergleichsweise geringen negativen Einfluss auf die irdische soziale und ökologische Umwelt, erhält aber viele Arbeitsplätze insbesondere im Bereich fortschrittlicher Technologien.

Ich fürchte, du hast da ein Thema, zu dem es wenige Gegenargumente gibt. Falls du welche hier diskutieren möchtest, jederzeit gerne, dann ersparst du dir bei der Vorstellung deiner Facharbeit evtl. erhebliche Kritik von Befürwortern der Raumfahrt.

Robert

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Offline HausD

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Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #16 am: 22. Januar 2016, 11:27:32 »
Moin Superbus,
Das einzige Gegenargument sind die Kosten von etlichen Milliarden weltweit ...
Die DB (Deutsche Bank) hat in einem Jahr 6,7 Milliarden Verlust hinbekommen ... gibt es Argumente gegen die Raumfahrt Banken?   (dpa-SZ heute)
... zum Nachdenken, HausD

Superbus

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Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #17 am: 22. Januar 2016, 16:10:24 »
Ersteinmal vielen vielen Dank für die rege Beteiligung und die vielen Beiträge. Da waren viele Denkanstöße und spannende Gedanken dabei, die mir mit Sicherheit weiterhelfen. :)

Offline rok

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Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #18 am: 22. Januar 2016, 16:52:01 »
Tja HausD, die einzelne DB ist halt "systemrelevant", anders als die Raumfahrtindustrie.

Und ich frag mich, was ist das für ein System.

Robert

Offline Collins

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Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #19 am: 22. Januar 2016, 18:14:29 »
Hallo Superbus,
die meisten Argumente sind ja hier schon genannt wurden. Das Proplem der Raumfahrt ist das meist mit dem Start oder der Nennung von einzelnen Projkten gleich die Summe genannt wird die es gekostet hat.

Die Frage ist jedoch über welchen Zeitraum?! der wird oft nicht genannt, denn kennen nur Fans und Inseider die sowas von Anfang an begleiteten/beobachten.

Wenn mann sich jedoch den Jahreshaushalt der Raumfahrt anschaut und mal dem Militär oder den Sozialhaushalt vergleicht ist der Betrag nicht so hoch wie viele glauben. Sie hören nur eine einzelne Summe von einer Ausgabe von einen Projekt, der beim Militär oft der Geheimhaltung unter liegt. Google mal Miltär Ausgaben USA/Raumfahrt USA und Rechne mal den Prozentualen Unterschied aus.

Mfg Collins
Zeige mir einen Helden und ich zeige dir eine Tragödie dazu
Wir sind alle sehr unwissend, aber bei jedem ist es etwas anderes, was er nicht weiß. Albert Einstein.

klausd

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Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #20 am: 22. Januar 2016, 19:08:18 »
Das Problem besteht doch in der öffentlichen Wahrnehmung bei allen hohen Geldbeträgen. Es fehlt einfach die Vorstellung, wie schnell z.B. eine Million Euro weg sind. All incl. sprechen wir mal bei qualifiziertem Personal von konservativen 600€ (geht noch DEUTLICH mehr!) pro Arbeitstag (inkl. Arbeitsplatz, Personalabteilung, Gebäude, Krankheitsausfall, Marge, usw. usw.).

Will man jetzt nur 10 Leute ein Jahr lang beschäftigen, gehen wir mal von 200 Arbeitstagen aus (Urlaub, Krankheit, Feiertage usw. ), sind das 1,2 Millionen Euro. Bamm! Und die versinken nicht irgendwo im Meer, das sind am Ende gezahlte Gehälter. Zumindest in der Raumfahrtbranche wo quasi alles reguliert und staatlich ist frisst sich da kein Unternehmenschef 60 Milliarden Dollar an wie bspw. ein Herr Gates.

Da müssen der Bevölkerung einfach mal ganz allgemein die Augen geöffnet werden, was hinter so angeblichen Summen steckt. Gar nicht mal so viel. Hier grade mal 10 Leute für ein Jahr... Und damit baut man keine Ariane 6 und auch keinen Flughafen  ;) ... Denn ja, eine Erfolgsgarantie gibt es selten. Irgendjemand vermasselt immer irgendwas. Und dann dauert es länger. Es wird teurer.

Viele Grüße,

Klaus

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Offline -eumel-

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Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #21 am: 23. Januar 2016, 00:57:25 »
Es ist sinnvoll, in Forschung und Raumfahrt zu investieren.
Die dazu erforderlichen Institute und Industrien nebst hochqualifiziertem Personal müssen jedoch über Jahrzehnte aufgebaut und erhalten werden. Mitarbeiter müssen jeden Monat den Lohn für ihre Arbeit erhalten, was sich bei vielen Beteiligten summiert.
In diesem Sinne ist die Raumfahrt gewiss nicht teuer.
Es ist unfair, der Raumfahrt bei jedem Projekt die Gesamtkosten über Jahre vorzuwerfen. 
Man schreibt schließlich auch nicht in jedem Artikel, was alle Bankangestellten oder alle Staatsdiener zusammen im Jahr verdienen.

Banken und Industrie wollen gern schon vorher beziffern, wieviel Gewinn ein Projekt einbringen wird.
Das ist bei Forschung und Raumfahrt aber nicht planbar, was viele verunsichert.
Kulturelle Werte und Wissensgewinn sind nicht in €-Beträgen ausdrückbar. 

Andere Bereiche, für die unvergleichbar viel mehr Geld ausgegeben wird - wie etwa Militär, Verwaltung und Soziales - können auch keine Gewinnbilanz vorlegen.

Es gehört zum Wesen der Menschheit, seine Umgebung zu erforschen um Zusammenhänge zu verstehen.
Zu unserer Umgebung gehört auch der Weltraum - schließlich leben wir mittendrin und er wirkt auf uns ein.
Das Wissen, das wir durch die Raumfahrt gewinnen, wird für das Überleben der Menschheit von entscheidender Bedeutung sein.
In diesem Sinne kann Raumfahrt überhaupt nicht zu teuer sein!
Investieren wir das nicht, werden wir aussterben, wie die Dinosaurier.

Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #22 am: 23. Januar 2016, 10:43:13 »
Es ist sinnvoll, in Forschung und Raumfahrt zu investieren.
...
Investieren wir das nicht, werden wir aussterben, wie die Dinosaurier.

Erzähl dass doch mal einer Mutter, die Ihr verhungertes Kind in den Armen hält.

Die Menschheit ist über 10.000 Jahre sehr gut ohne Raumfahrt ausgekommen.

Und die Dinosaurier wären auch ausgestorben, selbst wenn Sie damals schon einen MCT gehabt hätten.

Offline rok

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Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #23 am: 23. Januar 2016, 12:02:19 »
Ja Nebulon,

die Tatsache, dass immer noch jedes Jahr Millionen Kinder und auch Erwachsene sterben, weil sie keinen Zugang zu Trinkwasser, Nahrung oder medizinischer Versorgung haben ist ein humanitäres Verbrechen.

Aber ich denke, dass man deutlich mehr Geld bspw. aus der Besteuerung von Millisekunden-Aktientransaktionen (also reiner Zockerei mit der Hoffnung auf einen maximalen Gewinn) bekommt, als ausgerechnet eine zukunftsorientierte Technologie runterzufahren.

Selbstverständlich würden wir auch heute noch einen Einschlag wie vor ca. 65 Mio Jahren nicht überleben, weil es noch keine Technologie gibt, die einen derart großen Asteroiden vom Kurs abbringen kann. Aber wenn man nicht zumindest mit ersten Schritten anfängt, also bspw. die Erkundung von potentiellen "Gefährdern", werden wir dies auch in Zukunft nicht schaffen.

Robert

Re: Argumente gegen die Raumfahrt?
« Antwort #24 am: 23. Januar 2016, 12:28:58 »
Ja Nebulon,

die Tatsache, dass immer noch jedes Jahr Millionen Kinder und auch Erwachsene sterben, weil sie keinen Zugang zu Trinkwasser, Nahrung oder medizinischer Versorgung haben ist ein humanitäres Verbrechen.

Aber ich denke, dass man deutlich mehr Geld bspw. aus der Besteuerung von Millisekunden-Aktientransaktionen (also reiner Zockerei mit der Hoffnung auf einen maximalen Gewinn) bekommt, als ausgerechnet eine zukunftsorientierte Technologie runterzufahren.

Selbstverständlich würden wir auch heute noch einen Einschlag wie vor ca. 65 Mio Jahren nicht überleben, weil es noch keine Technologie gibt, die einen derart großen Asteroiden vom Kurs abbringen kann. Aber wenn man nicht zumindest mit ersten Schritten anfängt, also bspw. die Erkundung von potentiellen "Gefährdern", werden wir dies auch in Zukunft nicht schaffen.

Robert

Man sollte vieles anders machen, da bin ich bei Dir, Robert :-) Aber es hat sich nun mal so entwickelt, weil wir Menschen so sind wie wir sind.

Es liesse sich vielleicht sogar darüber diskutieren, ob so Asteroideneinschlag der uns Menschen auslöscht in den nächsten Jahren nicht vielleicht das Beste wäre, was dem Planeten überhaupt nur passieren könnte?!

Nach den Dinosauriern und dem Homo Sapiens würden in ein paar Millionen Jahren vielleicht Lebewesen enstehen, die den Job hier noch besser machen als die Vorgänger.

Wir können keine anderen Planeten besiedeln und somit die Menschheit retten. Dagegen spricht die Physik und die Ökonomie. Alle Planeten ausser dem Mars sind besiedelungstechnisch unerreichbar und der Mars könnte im Optimalfall erst in 1000 Jahren terraformt werden - wenn überhaupt.

Dann haben wir aber auf zwei Planeten das gleiche Elend, wie wir es bisher nur auf einem haben.

Die Probleme die wir zu lösen haben, sind hier - nicht im All.