Folgende Projekte von der ESA zum Thema Mond habe ich auf der IAC mitbekommen
HERACLES
Sample Return Mission zusammen mit JAXA. (siehe
https://www.esa.int/Our_Activities/Human_Spaceflight/Exploration/Landing_on_the_Moon_and_returning_home_Heracles )
Jaxa stellt dabei den Rover (und Landestufe?), ESA die Aufstiegsstufe und Samplebox. Die Rover sollen dabei über Telecommanding vom Gateway gesteuert werden, die Samplebox über den Robotischen Arm des Gateways gesammelt und zusammen mit der Crew zurück zur Erde gebracht werden. Der optimistische Zeitplan basiert aktuell auf Landung 2026, Rückkehr 2027.
Airbus will dazu ihr modulares Aufstiegsstufen-Konzept GAMMa anbieten.
GATEWAY
Aktuell sind die internationalen Gespräche soweit, dass die ESA das ESPRIT Modul bereitstellt und federführend beim Internationalen Habitat Modul ist (JAXA ebenfalls involviert). Das Hab würde in Bremen gebaut werden, ESPRIT in Toulouse.
ESPRIT soll über einen auffüllbaren Xenontank, eine Science Luftschleuse und externe Slots verfügen sowie Thermalkontrolle fürs Gateway und Kommunikation zur Mondoberfläche bereitstellen. Vormals waren die meisten dieser Aufgaben Teil des PPE, welches nun aber auf einem kommerziellen Launcher und nicht als Secondary auf SLS fliegen soll und deshalb leichter werden musste.
ESPRIT soll als zweites Element zum Gateway fliegen. Geplant ist 2023 zusammen mit dem Utility Modul der NASA auf EM-3. Das Internationale Habitat Modul soll das erste der beiden Habitate sein und folgt auf ESPRIT 2024. Zum Launcher wurde nichts gesagt, in einer gezeigten Animation wurde es aber von einer Orion ans Gateway gedockt, daher gehe ich mal davon aus, dass es EM-4 sein soll.
ISRU DEMO MISSION
Aktuell läuft eine Studie zu einer ISRU Demo Mission auf dem Mond. Ziel ist es, trinkbares Wasser und atembaren Sauerstoff ohne externe Substanzen (also nur Regolith und Energie) herzustellen. Dabei sollen kommerzielle Transportsysteme verwendet werden (ich denke vor allem auf den Mondlander bezogen) und das Budgetlimit liegt bei 250 Millionen €. Die Mission soll 2025 fliegen.
Alle 3 (bzw. 4 wenn man die beiden Gateway Module einzeln betrachtet) Missionen befinden sich aktuell in Studienphase und hoffen auf eine Genehmigung und Finanzierung beim CM19. Man wird wohl davon ausgehen können, dass nicht alle 4 Konzepte genehmigt werden. Als Streichkandidaten stehen für mich HERACLES und als zweites das Habitat Modul ganz oben. Heracles benötigt einfach sehr viele getrennte Elemente und solang das Gateway nicht absolut sicher ist, ist das Risiko wohl zu hoch, es als zentrales Element der Mission einzuplanen. Auch zwei Module fürs Gateway, plus das ESM wären eine ungewöhnlich große Beteiligung der ESA, während JAXA kaum etwas bereitstellen würde. Aktuell wurde ja noch mit der russischen Luftschleuse geplant, wenn die sich aber zurückziehen, dann würde das eventuell für JAXA interessant werden. Ich gehe aber eher davon aus, dass man das Habitatmodul an JAXA abgeben wird. Auch, weil Frankreich wohl mehr für ESPRIT lobbyieren wird, als Deutschland fürs Habitat.
Zusätzlich zu den dedizierten Missionen habe ich noch zwei Vorträge über wissenschaftliche Payloads zum Mond gehört. Zum einen ging es um das PROSPECT Paket, welches als europäischer Beitrag auf Luna-27 fliegen wird, zum anderen um das bei OHB in Entwicklung befindliche LUVMI (ausgesprochen: Love Me), welches die volatilen Stoffe im Regolith messen soll. Die ersten Flugmöglichkeiten wären auf einer Mission von iSpace oder bei der ISRU Demo Mission, jeweils unter Voraussetzung der Finanzierung.
Außerdem habe ich einen Vortrag über das PILOT System gehört, welches für die Landenavigation und hazard avoidance, also der Erkennung und dem Ausweichen von Gefahren, für Mondmissionen verantwortlich ist. Es wird ebenfalls ein europäischer Beitrag zu Luna-27 sein.
Desweiteren gab es in einem Panel ein paar Infos zu den verschiedenen Plänen zum 3D-Drucken auf dem Mond. Dazu wurden hier auch schonmal Studien verlinkt. Es gab nicht allzu viel neues, interessant war aber, dass im Rahmen einer Studie bereits unter Vakuum- und Thermalbedingungen eine 1.5 Tonnen schwere Wabenstruktur aus Regolith-Simulant und Bindemittel bedruckt wurde. Sah ziemlich gut aus. Aktuell versucht man, vom Bindemittel wegzukommen und nur Regolith und Energie zu verwenden.