CS hat einen weiteren Artikel über den Start veröffentlicht (englisch):
http://copenhagensuborbitals.com/nexo-1-guidance-navigation-control/Als eine Hauptursache für das Versagen des Antriebs nach etwa 22 sec. wird die zu starke Erwärmung des LOX während der langen Standzeit vor dem Start angegeben, bedingt durch den Nachtank-Vorgang und Schiffe, die sich nicht an die Sperrgebietsregeln gehalten haben.
Da das LOX-Abblasventil nicht korrekt funktionierte, entstand im Tank ein Druck von ca. 10 bar, der sowohl das Befüllen des Tanks mit Helium als Druckgas verhinderte, als auch das Kochen des LOX. Dadurch wurde der Sauerstoff im Tank überkritisch (Siedeverzug durch einen zu hohen Gasdruck) und ging bei einer Druckentlastung (also beim Einströmen in die Brennkammer) bereits teilweise in den Gaszustand über. Dadurch wurde eine Mischung aus LOX und GOX in den Brennraum gesprüht, wodurch sich das Gemisch zu sehr in Richtung Ethanol-Überschuss entwickelte. Durch den fehlenden Gegendruck aus dem Triebwerk wurde dadurch zuviel Treibstoff in die Brennkammer gefördert, so dass der eigentliche Aussetzer dann durch den Mangel an Ethanol entstand. Das Problem einer ungeregelten LOX- und Treibstoff-Zufuhr, die nur durch das He-Druckpolster erzeugt wird, sollte ohnehin bei Nexø-II geändert werden durch ein "Pressure Management".
Als Folge der mangelhaften Verbrennung nahm der Druck im Brennraum zu einem frühen Stadium ab, das wurde von der Bordelektronik als Sensorfehler interpretiert, woraufhin auf ein zeitbasiertes Standardprogramm umgeschaltet wurde, in dem zu diesem Zeitpunkt die Schirmauslösung nicht vorgesehen war. Die versuchte manuelle Schirm-Auslösung versagte dann aufgrund von Fehlern in der Kontrollbox.
Beide Fehler traten auf, weil das Equipment in dieser Zusammenstellung nicht getestet wurde. Insbesondere die LOX-Problematik wurde vorher nicht erkannt, da es zwar ca. 30 Triebwerkstests gegeben hatte, diese fanden aber nicht als Hot Fire Test in der Rakete, sondern in einer Konstellation mit externen Tanks statt.
Die wesentlichen Daten konnten während des Fluges empfangen werden und zeigen eine perfekte Steuerung trotz der geringen Triebwerksleistung, auch die restliche Hardware hat einwandfrei funktioniert, trotzdem wird der Nexø-II-Flug erst nächstes Jahr erfolgen.
Die Rakete ist mit einer Geschwindigkeit von 530 km/h aufgeschlagen, dabei ist leider die Elekronik mitsamt weiteren gespeicherten Daten in eine Tiefe von 75 m versunken, aber das Gerät selber kann jetzt jedenfalls genau untersucht werden.
Robert
edit:
Ich hatte den vorherigen Artikel nicht erwähnt, in dem die Vorbereitungen und Probleme im Vorfeld des Starts und eine erste Einschätzung der Fehlfunktionen beschrieben werden (englisch):
http://copenhagensuborbitals.com/nexo-flew-fell-back/