Es kommt darauf an, wie man die Mission auslegt. Vielleicht verwendet man einen schon entwickelten Bus, den man lediglich modifiziert. Auch bei den Instrumenten könnte man eine ganze Reihe von bereits entwickelten Instrumenten einsetzen. Ich vermute, dass man versucht, speziell die Daten zu gewinnen, die bei Galileo wegen der ausgefallenen Hauptantenne entfallen mussten und die von JUNO nicht erfasst werden. Das sind vor allem die optischen Beobachtungen durch hochauflösende Kameras und IR- und UV-Spektrometer. Wenn man so viel wie möglich von anderen Missionen übernimmt, halte ich eine Mission in diesen Kostengrenzen zwar für ambitioniert, aber doch für machbar.
Kritisch ist vor allem der Strahlenschutz. Io liegt mitten in den Strahlungsgürteln des Jupiters, die Sonde muss also sehr viel Strahlung einstecken, selbst wenn man sich mit kurzen Vorbeiflügen begnügt (ein Orbiter würde nur ein paar Wochen überleben). Da die heutige Elektronik weniger strahlentolerant ist die Elektronik von Galileo, braucht man eine sehr starke Abschirmung. Die Flugbahn im Jupitersystem legt man vermutlich so an, das man die Sonde die meiste Zeit im äußeren Jupitersystem hält (wo die Strahlung noch gering ist) und sie nur für die Vorbeiflüge an Io für ein paar Stunden ins innere Jupitersystem fliegen lässt. Wenn man sich ansieht, was Galileo in der letzten Missionsphase (GMM) an Strahlung abbekommen hat, kann man sich vorstellen, wie gut die Abschirmung sein muss, damit die Sonde mindestens 8 Vorbeiflüge funktionsfähig übersteht.
Ein Fragezeichen ist aber noch hinter der benötigten Trägerrakete. Die Sonde soll nur 1500 kg wiegen und mit einem Erdvorbeiflug 4 Jahre bis zum Jupiter unterwegs sein. Mit einer (teuren) Atlas V 551 könnte man die Sonde direkt starten, da man aber einen zusätzlichen Erdvorbeiflug absolvieren will, dürfte man wohl einen kleineren Träger einplanen (Atlas V 421 ? ? ?), um die Kosten zu senken. Offenbar ist die um 1,5 Jahre längere Flugzeit billiger als ein stärkerer Träger. Vermutlich hat ULA dann aber bereits ihren neuen Träger (Atlas 6 ? ? ?) im Einsatz, so das man heute noch nicht sagen kann, wie die Startrakete genau aussieht.
Wissenschaftlich halte ich die Mission für sehr sinnvoll und lohnend. In meinen Augen ist Io der interessanteste Mond des gesamten Planetensystems. Eine Mission ausschließlich zu Io ist überfällig. Bei Galileo musste sehr viel entfallen, vor allem die Bilder. Gerade von Io konnte man nur eine Handvoll guter Bilder gewinnen, da man die Sonde erst recht spät in der Mission bis zu Io lenkte und dann durch die hohe Strahlung immer wieder Ausfälle auftraten. Cassini und New Horizon waren lediglich Vorbeiflugsonden mit völlig anderen Zielen und auch JUNO wird kaum in der Lage sein, gute Bilder der Jupitermonde zu liefern. Bleibt zu hoffen, dass diese Mission tatsächlich eine Chance bekommt und nicht wieder der X-ten Mars- oder Asteroidenmission der Vorzug gegeben wird...