Gestern gab es am MPS in Göttingen einen Vortrag zum Touch-down von Philae am 12. Nov 2014:
Rosetta-Seminar am MPS, Göttingen
27.03.2015 13:30 h - 14:30 h
Thema : Philae Landing - Schedule and Technical Aspects
Redner : Dr. Reinhard Roll (MPS)
bei dem es um die Gesamtauswertung aller verfügbaren Messdaten und Modellierungen bei diesem ersten Oberflächenkontakt ging.
Zusammenfassung der wichtigsten Punkte:
- der Vergleich der Rotationsgeschwindigkeit vor dem touchdown und später im Weiterflug zeigt, dass der Zuwachs an Rotationsgeschwindigkeit größer ist, als durch das Herunterfahren des Drallrads erklärt werden kann; es muss beim Touchdown also zusätzlich Drehmoment auf Philae ausgeübt worden sein;
- das Aufsetzen erfolgte auf einer lokal geneigten Fläche ( ca 13 Grad in Nord-Süd-Richtung und ebensoviel in Ost-West-Richtung)
- der erste Bodenkontakt (Fuß #1) erfolgte auf deutlich festerem/härterem Material als bei den beiden anderen Füßen (#2 und #3); bei Fuß #1 fuhr die Eisschraube etwa 3 cm aus (erkennbar auf CIVA-Bildern), bei Fuß #2 bzw #3 ist kein Ausfahren der Eisschrauben erkennbar. Fuß #2 grub sich etwa 17 cm tief in die Oberfläche ein, Fuß #3 etwa 24 cm; Fuß #1 dagegen nur weniger als 1 cm.
- die Neigung des Geländes, verstärkt durch das unterschiedlich tiefe Einsinken der Füße, bewirkte eine Horzontalkomponente der Geschwindigkeit beim Weiterflug, kombiniert mit einer Nutationsbewegung, hervorgerufen durch die Kippung des noch laufenden Drallrads. Diese Nutation bewirkte eine veränderliche Schräglage des gesamten Landers beim Weiterflug, was zu zusätzlichen Bodenkontakten von Landegestell-Füßen führte (dies erklärt, warum auf den OSIRIS-Bildern des Aufsetzorts nicht nur drei sondern mehr Abdrücke von Füßen zu sehen sind !)
- die Modellierung der Aufsetzdynamik mit SIMPACK läßt auf folgende Bodeneigenschaften bei Fuß #2 und #3 schließen: Dichte = 0,25 g/cm³, Porosität > 90 % !
Gruss HHg