Wernher von Braun- ein guter Schulname?

  • 32 Antworten
  • 16627 Aufrufe
*

Offline fl67

  • *****
  • 2591
Re: Wernher von Braun- ein guter Schulname?
« Antwort #25 am: 23. Juni 2014, 01:22:54 »
Ja, von Braun hat viel für die Raumfahrt getan, aber er hat seine Karriere begann in der Waffenentwicklung – und zwar für einen der größten Massenmörder aller Zeiten. Es ist für mich nicht zu begreifen, wie man auf die Idee kommen kann, ein solcher Mensch habe Ehre verdient.
Soweit ich weiß hat Wernher von Braun seine Fheler Zeit seiner Lebens  nie Öffentlich bereut. sondern sogar behauptet. er habe nichts vom Massensterben in den KZ-Fabriken, wo seine Raketen gebaut wurden, gewusst.

I! Ja, er hatte die V2 Rakete entwickelt.
Was hat das mit Hitler zu tun?!  Nichts, die Nazis haben ihm nur beauftragt, diese V2 Rakete zu entwickeln.
Genau das hat es mit Hitler zu tun: von Braun hat für Hitler die V2 – eine Massenvernichtungswaffe – entwickelt.

ach naja nee, so einfach ist es halt auch nicht.....
Von Braun hatte ein Ziel: er wollte Raketen bauen, die ins All fliegen. Das kostete viel Geld. Und viel Geld gab's nur beim Militär. Deshalb hat er sich mit dem Militär eingelassen und erst in Kummersdorf und dann in Peenemünde Raketen entwickelt. Dass die Rakete als Waffe eingesetzt wurde, hat er hingenommen. Dass in Nordhausen Zwangsarbeiter unter menschenumwürdigen Umständen arbeiten und sterben mussten, hat er sicher gewusst. Auch das hat er hingenommen und vielleicht ignoriert. Er konnte auch nichts dagegen machen. So viel Macht hatte er nicht.
War er ein Nazi ? Ich glaube nicht. Er hat sich mit dem Regime arrangiert. Er war ein Opportunist, der sein Ziel verfolgte: Raketen bauen. Da gehörte dann auch dazu, dass er Mitglied der NSDAP und SS wurde. Hätte er das abgelehnt, hätte er Schwierigkeiten bekommen (die Gestapo hatte ihn ja auch schon mal festgenommen).
Man kann ihm sicher vorwerfen, ein Mitläufer gewesen zu sein, und kein Widerstandskämpfer. Das gilt dann aber für die meisten Deutschen im Dritten Reich.
Und man kann ihm auch vorwerfen, dass er später diese Fehler nicht wirklich bereut oder zugegeben hat. Er war eben Techniker, kein Politiker.

F.

Duc-Lo

  • Gast
Re: Wernher von Braun- ein guter Schulname?
« Antwort #26 am: 23. Juni 2014, 09:49:00 »
War er ein Nazi ? Ich glaube nicht. Er hat sich mit dem Regime arrangiert. Er war ein Opportunist, der sein Ziel verfolgte: Raketen bauen. Da gehörte dann auch dazu, dass er Mitglied der NSDAP und SS wurde. Hätte er das abgelehnt, hätte er Schwierigkeiten bekommen (die Gestapo hatte ihn ja auch schon mal festgenommen).
Man kann ihm sicher vorwerfen, ein Mitläufer gewesen zu sein, und kein Widerstandskämpfer. Das gilt dann aber für die meisten Deutschen im Dritten Reich.
Und man kann ihm auch vorwerfen, dass er später diese Fehler nicht wirklich bereut oder zugegeben hat. Er war eben Techniker, kein Politiker.

F.


Wie Fl67 gesagt hat, stimmt. Er war nur Mitläufer. Hätte er es nicht getan, wäre er nie der heutige Wernher von Braun. Er war kein Nazi , er war nur Raketenbauer. Dein Beitrag ist Top. Ich stimme mit dir überein.

*

Offline spacer

  • *****
  • 2653
Re: Wernher von Braun- ein guter Schulname?
« Antwort #27 am: 23. Juni 2014, 12:19:16 »
Hallo,

Man kann ihm sicher vorwerfen, ein Mitläufer gewesen zu sein, und kein Widerstandskämpfer. Das gilt dann aber für die meisten Deutschen im Dritten Reich.
Und man kann ihm auch vorwerfen, dass er später diese Fehler nicht wirklich bereut oder zugegeben hat. Er war eben Techniker, kein Politiker.
Das ist eine schockierende Beleidigung und Verleumdung der meisten damals lebenden Deutschen. Die meisten haben nämlich eben keine Massenvernichtungswaffen für Hitler gebaut.
Wernher von Braun verfolgte sein Ziel, Raketen (letztlich für die Raumfahrt) zu bauen mit allen Mitteln und ging dafür über tausende Leichen.
Wernher von Braun war wahrscheinlich kein überzeugter Nationalsozialist, aber ein war ein willfähriger Helfer Adolf Hitlers. 1941 reiste von Braun gemeinsam mit General Dornberger zum "Führerhauptquartier", um Hitler von den Fähigkeiten der neuen "Wunderwaffe" zu überzeugen. Ohne diese Engagement hätte Hitler die Mittel für die Raketenentwicklung wohl kaum aufgestockt, es wäre nicht zu über 3.000 Kriegseinsätzen der "Vergeltungswaffe 2" mit über 8.000 Toten gekommen.

An dieser Stelle möchte ich auch noch einen anderen Wissenschaftler zitieren, der in den 1940er Jahren einen schweren Fehler begangen hat, es später jedoch als den Fehler seines Lebens ansah, für Hitler an der Atombombe gearbeitet zu haben. Carl Friedrich von Weizsäcker sagte : "Unsere Ethik darf nicht hinter der Entwicklung unserer Technik zurückbleiben."
Wenn man es Technikern zugesteht, frei von jeder Ethik zu handeln, dann sehe ich schwarz für unsere Zivilisation.

Offline Ruhri

  • *****
  • 4042
Re: Wernher von Braun- ein guter Schulname?
« Antwort #28 am: 23. Juni 2014, 13:13:29 »
[...], es wäre nicht zu über 3.000 Kriegseinsätzen der "Vergeltungswaffe 2" mit über 8.000 Toten gekommen.

[...]

WIe "effizient" diese Waffe war, sieht man an den Menschenleben, die der Bau der unterirdischen Fabrik und die Produktion der Raketen gefordert hat. Das sind mindestens 12.000, womöglich aber sogar 20.000 Tote.  :-X

Wilga35

  • Gast
Re: Wernher von Braun- ein guter Schulname?
« Antwort #29 am: 23. Juni 2014, 15:23:32 »
Von Braun hatte ein Ziel: er wollte Raketen bauen, die ins All fliegen. Das kostete viel Geld. Und viel Geld gab's nur beim Militär. Deshalb hat er sich mit dem Militär eingelassen und erst in Kummersdorf und dann in Peenemünde Raketen entwickelt.

Das ist ja ein Phänomen bei vielen begnadeten Köpfen. Man hat ein Ziel, und ordnet dem Alles unter. Gleichzeitig sucht man sich einen potenten Geldgeber, und das ist nunmal meist der Staat oder das Militär.
Ebenso wie von Braun mit seinen Raketen hielten es auch viele andere: von Weizsäcker wollte die Atombombe und arbeitete für Hitler daran, Robert Oppenheimer war erfolgreicher und baute die Atombombe. Resultat: bekannt! Edward Teller wollte die Wasserstoffbombe und entwickelte sie auch. Geldgeber auch hier der Staat.
Sergej Koroljow wollte Raketen für den Weltraum und entwickelte zunächst mal Militärraketen für Stalin und später für Chruschtschow. Seine R-7 standen während der Kuba-Krise 1962 mit scharfen Kernsprengköpfen startbereit auf den Startrampen. Zum Glück siegte damals die Vernunft und seine Raketen kamen nicht zum Einsatz. Das konnte er aber im voraus nicht wissen. Ansonsten wäre er wohl auch schuldig geworden. Obwohl, den Einsatzbefehl für seine Raketen hätten ja Politiker und Militärs gegeben. Das wären dann die eigentlich Schuldigen gewesen.
Man sollte Wernher von Braun Gerechtigkeit wiederfahren lassen und seine damaligen Arbeiten im Kontext zu den damals herrschenden Verhältnissen bewerten. Heute sieht man natürlich viele anders als damals, die damalige Generation hatte aber nicht unser Nachkriegswissen.
Entwicklungsbeginn der A4-Rakete war 1936, ob sie jemals zum Kriegseinsatz kommen würde, wusste von Braun da mit Sicherheit noch nicht, ebenso wie Koroljow bei Entwicklungsbeginn der R-7 nicht abschätzen konnte, ob seine Rakete jemals als Waffe eingesetzt werden würde.

Wilga35

*

Offline fl67

  • *****
  • 2591
Re: Wernher von Braun- ein guter Schulname?
« Antwort #30 am: 04. Januar 2015, 14:47:21 »

GerdW

  • Gast
Re: Wernher von Braun- ein guter Schulname?
« Antwort #31 am: 04. Januar 2015, 18:47:25 »
Na dann von mir ein Link zum Ort des Geschehens, ich denke es gehört dazu: http://www.buchenwald.de/573/

*

Offline Volker

  • *****
  • 1060
    • Webseite
Re: Wernher von Braun- ein guter Schulname?
« Antwort #32 am: 05. Januar 2015, 13:01:21 »
Hallo,

Man sollte Wernher von Braun Gerechtigkeit wiederfahren lassen und seine damaligen Arbeiten im Kontext zu den damals herrschenden Verhältnissen bewerten. Heute sieht man natürlich viele anders als damals, die damalige Generation hatte aber nicht unser Nachkriegswissen.

Das stimmt wohl, aber dass er als Mitlaeufer und Entwickler einer Massenvernichtungswaffe im dritten Reich und deren Anfertigung mit Hilfe von KZ Haeftlingen (mit oder ohne seines Wissens sei jetzt mal dahingestellt), als NSDAP und SS Mitglied als Vorbild und somit als Namespatron einer Schule in Frage kommt, das würde ich dann doch verneinen.

Zitat von: Duc-Lo
Was hat das mit Hitler zu tun?!  Nichts, die Nazis haben ihm nur beauftragt, diese V2 Rakete zu entwickeln.

Nach der Argumentation hat Hitler den 2. Weltkrieg also ganz alleine zu verantworten, alle anderen sind nur Mitlaeufer oder koennen sich auf "Befehl von oben" berufen.

Zitat von: fl67
Man kann ihm sicher vorwerfen, ein Mitläufer gewesen zu sein, und kein Widerstandskämpfer. Das gilt dann aber für die meisten Deutschen im Dritten Reich.
Und man kann ihm auch vorwerfen, dass er später diese Fehler nicht wirklich bereut oder zugegeben hat.

Genau. Deshalb ist er aber auch als Vorbild ungeeignet, so wie die meisten Deutschen im Dritten Reich ja dann auch nicht  als Namesgeber für eine Schule in Frage kommen.

Gruss,
Volker
Forschung aktuell: Das Neueste aus Wissenschaft und Forschung