Hallo,
immer wieder beklagen sich deutsche und europäische Raumfahrt-Wissenschaftler darüber, dass die "Politik" nicht genügend Gelder für deren Arbeiten zur Verfügung stellt und die Finanzmittel stattdessen sogar kürzt oder dass ihre Arbeit in der Öffentlichkeit nicht bzw. kaum registriert wird.
Sehr geehrte Wissenschaftler/innen :
Damit habt Ihr leider recht! Gleichzeitig müsst Ihr Euch aber auch hinterfragen, warum dies denn der Fall ist!!!
Die ESA ist gerade dabei, eine ihrer bisher bedeutendsten planetaren Raummission nach mehr als zehn Jahren Flug durch das Weltall zu ihrem finalen Ziel zu dirigieren. Sollte dabei auch in den kommenden Wochen und Monaten wie bisher alles nach Plan verlaufen, so werden daraus einige "Firsts" resultieren. Die erste Landung auf einem Kometen ( Philae, geplant für den 11. November 2014 ) ist dabei lediglich einer von mehreren Punkten. Aus einem sehr berechtigten Grund wurde deshalb bezüglich der Rosetta-Mission Anfang dieses Jahres zunächst auch ein gewisser "Wirbel" im Internet erzeugt, der sich u.a. auch durch den entsprechenden
ESA-Blog manifestiert hat.
In diesem Blog wurden und werden dann auch immer wieder verschiedene aktuelle und immer wieder erneut kritische Ereignisse des Flugverlaufes und der Kommissionierungsphase zeitnah beschrieben sowie über die aktuellen Entwicklungen berichtet. Dort kann man dann auch viele relevante Fakten und Zahlen über Geschwindigkeiten, relative Entfernungen und Annäherungen nachlesen. Meine Bitte dazu : Macht so weiter! Jeder einzelne dieser Blog-Einträge ist lesenswert und informativ und liefert weitere Informationen zum aktuellen Status der Mission!!!
Was dort - und auch auf der entsprechenden Website der ESA - allerdings fehlt sind aktuelle Fotoaufnahmen des Kometen, welche derzeit sowohl von der OSIRIS-Kamera ( hierfür verantwortlich ist nicht die ESA ) als auch von den Navigationskameras der Raumsonde ( ESA-"Eigentum" ) angefertigt werden.
Warum sind "wir" so scharf auf entsprechende Aufnahmen? Wohl besser als alle Zahlen können entsprechende Aufnahmen verdeutlichen, dass sich Rosetta dem Kometen von Tag zu Tag etwas mehr nähert. Mit jeder Aufnahme wird somit erneut klar(er), dass die Sonde 'auf Kurs' ist. Zugleich können dadurch auch 'Amateure wie wir' den Fortschritt der Mission optisch erfassen und dadurch bedingt weiter von Tag zu Tag 'mitfiebern'.
Genau diesen Enthusiasmus könnte die ESA dann auch für ihre Öffentlichkeitsarbeit ausnutzen, durch welche letztendlich erreicht werden kann und soll, dass auch weiterhin Finanzmittel für die Weltraumforschung zur Verfügung gestellt werden. Die Ansätze
Sending a Signal... und
Amateur-Astronomen gehen definitiv in die richtige Richtung, sind meiner Meinung nach jedoch noch weiter ausbaufähig...
Eines der wissenschaftlichen Ziele der Kameras während der Annäherungsphase von Rosetta besteht z.B. darin, die exakte Rotationsperiode des Kometen zu bestimmen. Den Wissenschaftlern ist dies - okay, ganz vereinfacht beschrieben - dadurch möglich, indem sie die während der Annäherung zu erstellenden Fotos kalibrieren, anschließend untersuchen und dabei nach regelmäßig auftretenden Helligkeitsveränderungen suchen.
Wie genial wäre z.B. folgendes, von der ESA zu veröffentlichende Szenario :
"Hallo,
hier eine Sequenz von 30 Aufnahmen. Jedes dieser unkalibrierten Fotos ist mit verschiedenen Daten versehen ( sekundengenauer Aufnahmezeitpunkt, dazu aktuelle Entfernung von Rosetta zu dem Kometen, Wert der dabei gegebenen Winkelabstände zwischen Raumsonde, Komet und Sonne ). Ihr habt jetzt eine Woche Zeit, um uns mitzuteilen, wie lange der Komet braucht, um sich einmal vollständig um seine Rotationsachse zu drehen. Bitte ergänzt Eure Antwort mit einer kurzen Beschreibung Eurer Vorgehensweise.
Als Hauptpreis: Der Gewinner ist dazu eingeladen, am 11. November 2014 die Landung von Philae an einem unserer Kontrollzentren in Köln, Darmstadt oder Noordwijk live zu verfolgen... "
Keiner von uns interessierten Amateuren könnte bei dieser Fragestellung Ergebnisse liefern, die mit den wissenschaftlich begründeten Resultaten der Profis mithalten können, da uns hierfür die wirklich relevanten Daten zu diesen unkalibrierten Fotos fehlen würden. Somit wären unsere Antworten auch keine "Gefahr" für professionelle Publikationen. Aber wir wären zumindestens für kurze Zeit ein "gefühlter Teil der Mission" und würden Rosetta auch in den folgenden Monaten mit einem entsprechenden Enthusiasmus begleiten...
Das Wort "Schade" ist eigentlich definitiv nicht ausreichend, um zu umschreiben, welche Chance sich die ESA und die verschiedenen an Rosetta beteiligten europäischen Institute gerade entgehen lassen...
Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko