Durchaus, aber es erhöht die Komplexität und damit die Kosten. Eine fast baugleiche Alternativrakete ohne Booster mit der Leistung der schwersten Atlaskonfiguration wäre günstiger. Leichtere Nutzlasten wie die anderen Konfigurationen könnte diese natürlich ebenfalls befördern, notfalls mit einem Betongewicht. Meiner Meinung nach ist große Flexibilität eher ein Irrweg als ein Segen, zumindest was die Kosten angeht.
Sehe ich etwas anders. Würde man versuchen, die Leistung der 551 ohne Booster zu erreichen, brauchte die Grundstufe ein zweites Triebwerk. Wenn man sich dann die Startzahlen der Atlas ansieht, wie viele Nutzlasten mit der 401 ohne Booster starten, wäre ein zweites Flüssigkeitstriebwerk bei jedem dieser Flüge weitaus teurer als die zusätzlichen Booster und die etwas komplexere Hauptstufe. Aktuell ist das RD-180 zwar noch recht günstig, aber selbst wenn man es auch in Zukunft in Russland fertigt, würden die Kosten nach dem Auslaufen des aktuellen Vertrages deutlich ansteigen. 20 Mio für zukünftige Triebwerke sind da durchaus realistisch. Da ist die Lösung mit den Boostern billiger, zudem sorgt sie auch für eine Flexibilität, die anderen Trägern fehlt. Feststoffbooster sind preiswert, seit Jahrzehnten erprobt und sehr zuverlässig. SpaceX z.B. wird mit der Falcon 9 einige Probleme bekommen, weil die für viele Nutzlasten einfach zu klein ist. Anstatt einfach ein paar zusätzliche Booster anzufügen muss man dann die Falcon Heavy nehmen, die deutlich teurer ist.
Das funktioniert natürlich sehr gut, aber unterschiedliche Treibstoffe in den verschiedenen Stufen erhöhen die Komplexität und damit die Kosten. Was die Vorteile angeht, gegenüber RP-1 ist LNG erheblich günstiger und (das Öl schwindet dahin) besser verfügbar. Gegenüber LH2 ist LNG bei deutlich höheren Temperaturen und geringerem Materialaufwand erheblich einfacher und länger lagerbar.
Der Preis des Treibstoffs spielt bei Raketen praktisch keine Rolle, genau so die Verfügbarkeit. Hydrazin und co sind die teuersten Treibstoffe, die es gibt, dennoch werden sie immer noch eingesetzt. Genau so bei Feststoffboostern: Feststoff an sich ist sehr teuer, dennoch sind Feststoffbooster sehr billig. Das bisschen Kerosin, das pro Jahr für Raketenstarts eingesetzt wird, könnte man sogar synthetisch herstellen, ohne das es ins Gewicht fällt. Entscheidend ist nicht der Preis des Treibstoffs an sich, sondern die Systemkosten. Und da ist ein Kerosin-Triebwerk weniger komplex als ein Methan-Triebwerk und damit grundsätzlich billiger (bei gleichem Prinzip). Methan hat zwar etwas mehr Leistung, aber das wiegt den zusätzlichen Aufwand nicht auf. Bei einer Startstufe lohnt sich Methan nicht, der Zugewinn ist nicht annähernd so groß, das er die zusätzlichen Aufwand rechtfertigt (für eine Startstufe könnte man sogar Feststoff nehmen). Anders sieht es in der Oberstufe aus. Aber auch dort zieht Methan im Vergleich mit Wasserstoff klar den Kürzeren. Sicher ist Wasserstoff noch deutlich aufwendiger und teurer, aber bei der Oberstufe lohnt sich das. Dort schlägt der ISP voll durch. Saturn 5 und N1 hatten fast die gleiche Startmasse, aber trotz Hochleistungs- Hauptstromtriebwerken kam die N1 nur auf gerade mal 70 t, während die Saturn 5 nur mit Nebenstrom-Triebwerken auf über 120 t Nutzlast kam. Angesichts dessen, das man Wasserstoff in der Oberstufe mittlerweile gut beherrscht, lohnt sich der Einsatz von Methan in keiner Weise. Das man Wasserstoff nur eine begrenzte Zeit flüssig halten kann, ist für mich kein Nachteil. Die aktuelle Centauer schafft glaube ich 5 Stunden, das genügt für jede denkbare Nutzlast.