Ohne Weiteres ist es zwar nicht zu verstehen, wie durch den Einsatz zweier Filterräder die Bildebene verschoben werden kann, und bei diesem Team wird der Trick vermutlich auch geheim sein ,
...
Geht das nur mit der WAC, oder kann man auf diese Weise fast mikroskopische Aufnahmen mit der NAC machen?
@-eumel- :
Nein da ist nichts "Geheimes" dran - ich dachte nur, die Details seien evtl. zu trocken. Also:
die Optik der Kameras ist normal auf "unendlich" justiert d.h. (sehr) weit entfernte Gegenstände werden scharf auf dem Detektor abgebildet. Will man näher gelegene Dinge scharf abbilden, landet das scharfe Abbild weiter hinten (die Bildweite steigt); der Zusammenhang ist gegeben durch die bekannte Formel:
(1/Gegenstandsweite) + (1/Bildweite) = 1/Brennweite .
Wenn man nun in einem abbildenden Strahlengang eine planparallele Platte (wie zB ein Filter) hat, dann verschiebt sich die Fokusebene weiter nach hinten, und zwar (bei den üblichen Brechungsindizes) um etwa 1/3 der Dicke der Glas-/Filter-Platte.
Die OSIRIS WAC ist so justiert, dass der CCD in dieser Ebene liegt, also die Dicke der Filter berücksichtigt. (Da der Brechungsindex von Glas schwach wellenlängenabhängig ist, haben die verschiedenen Filter leicht unterschiedliche Glasdicke, damit für alle Filter das Bild auf dem CCD gleichermaßen scharf ist). Die Filter der WAC sind in zwei hintereinander liegenden Filterrädern untergebracht. Damit man nicht in die hässliche Lage kommt, dass ein Filter in Rad1 nur Licht durchlässt, das dann von dem Filter in Rad 2 blockiert wird (Resultat: zappenduster!), hat jedes Rad eine Position, an der kein Filter ist, sondern ein Loch - wenn also eines der Filter in Rad 1 benutzt werden soll, ist Rad 2 so eingestellt, dass das durch das Filter kommende Licht durch diese Loch in Rad 2 fällt; umgekehrt, wenn ein Filter von Rad 2 benutzt werden soll, mus Rad 1 so stehen, dass dort das Licht durch das Loch fällt. Es ist also immer nur 1 Filter im Strahlengang!
Wenn man nun (und das ist der Trick) BEIDE Filterräder so stellt, dass kein Filter im Strahlengang ist (also beide Löcher hintereinander stehen), dann fehlt die planparallele Platte im Strahlengang und ein weit entfernter Gegenstand würde in einer Bildebene scharf abgebildet, die VOR der CCD-Oberfläche liegt. Auf dem CCD (mit grösserer Bildweite) werden also jetzt Gegenstände scharf abgebildet, die eine kleinere Gegenstandsweite haben, also näher dran sind. Die Kamera wird also, durch die Herausnahme der Filterdicke, sozusagen kurzsichtig gemacht.
Daraus sieht man: in diesem Modus können keine Farb(filter-)aufnahmen gemacht werden - es darf ja keine Platte im Strahlengang sein- , sondern nur panchromatische.
Dieser Trick funktioniert nur bei der WAC (die jeweils eine Leerstelle (Loch) pro Filterrad hat); bei der NAC ist an diesen Stellen in den Filterrädern kein Loch gelassen sondern ein "klares" (nur AR-beschichtetes) Glas montiert, so dass man keine Situation herstellen kann, in dem die planparallele Platte aus dem Strahlengang heraus genommen ist.
Du siehst, die Beschreibung ist ein bißchen länger geworden; deshalb hatte ich mir das im ersten Post verkniffen...
Gruss HHg