Chinas Planung zur Monderforschung

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Offline Regnart

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #275 am: 04. Dezember 2024, 14:46:14 »
Über der Internationalen Mondforschungsstation der CNSA kann man auf diesem Bild von der Luft- und Raumfahrtausstellung Zhuhai (12.-17. November 2024) die für 2045 geplante Lunare Orbitalstation der CMSA sehen:


Bild: DSEL

Wenn man das Bild vergrößert, kann man erkennen, dass in der Mitte zwei Lanyue-Fähren zur Reinigung, Wartung und Betankung angekoppelt sind. Links an der Raumstation angekoppelt ist eine aus den Tiangong-Raumlabors abgeleitete Pendelfähre für den Transport der auf der Chinesischen Raumstation im erdnahen Orbit zugestiegenen Raumfahrer. Was sich hinter der Lunaren Orbitalstation schräg annähert kann man nur vermuten. Eventuell sind das frische Antriebsmodule für die Landefähren:


Bild: DSEL

In Wahrheit kreist die Lunare Orbitalstation natürlich nicht so dicht über dem Mond, sondern in einem entfernten rückläufigen Orbit, einer Ellipse mit Achsen (nicht Bahnhöhen!) von 76.900 km und 96.100 km:
https://de.wikipedia.org/wiki/Entfernter_r%C3%BCckl%C3%A4ufiger_Orbit#Zuk%C3%BCnftige_Anwendungen

Eigentlich müsste an mindestens einer der beiden Lanyue-Fähren bereits ein Antriebsmodul anmontiert sein, damit sie bei einem Ausfall der Fähre der auf dem Mond befindlichen Raumfahrer die Leute zurückholen kann (das ist einer der Gründe, warum man es bis zur Inbetriebnahme der Lunaren Orbitalstation nicht eilig hat, jedes Jahr eine bemannte Mondmission durchzuführen). Möglicherweise hat das Symmetriegründe - der entfernte rückläufige Orbit funktioniert so richtig eigentlich nur für ausdehnungslose Massenpunkte - oder man wollte die Sache für die Ausstellung einfach nicht zu kompliziert machen.
« Letzte Änderung: 04. Dezember 2024, 17:52:36 von Regnart »

Offline Regnart

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #276 am: 22. Dezember 2024, 12:23:59 »
Auf diesem Video vom Kosmodrom Wenchang kann man bei 0:48 sehen, dass das Raumfahrzeugmontage-Doppelhaus für die Changzheng 10 (rechts von den beiden weißen "Hochhäusern" für die Changzheng 7 und die Changzheng 5) schon zwei Drittel der Höhe erreicht hat:



Die Changzheng 10 ist mit fast 92 m in der Personenausführung rund 30 m höher als die anderen beiden Raketentypen.

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Offline alepu

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #277 am: 22. Dezember 2024, 17:23:38 »
Sicher nicht ohne Fehler (Regnart kann uns dazu sicher mehr sagen!), aber trotzdem ne schöne Zusammenfassung was da so geplant ist.


Offline Regnart

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #278 am: 22. Dezember 2024, 19:33:30 »
Meine Notizen zu den Dingen, die in diesem Video veraltet und falsch sind, umfassen eine DIN-A4-Seite. Es wäre am besten, wenn ein Moderator den Beitrag #281 und diesen hier einfach löscht. Alles was es zum bemannten Monderkundungsprogramm der Volksrepublik China seriös zu sagen gibt, steht hier in diesem Faden.

Offline Gecko.

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #279 am: 23. Dezember 2024, 11:42:13 »
Dann nutze doch Deine Liste, teile sie uns mit und korrigiere das Video hier, damit wäre allen mehr geholfen als durch Zensur unerwünschter Posts.
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Offline alepu

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #280 am: 23. Dezember 2024, 11:53:38 »
Ja, finde ich auch! Wäre doch schön, wenigstens die Hauptfehler hier einsehen zu können!
Glaube durchaus, daß hier im Faden schon alles drin steht, und wir sind dir Regnart auch sicher alle überaus dankbar für all deine diesbezügliche Arbeit, aber sind halt inzwischen 12 volle Seiten!

DF2MZ

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #281 am: 23. Dezember 2024, 12:30:25 »
Also ich hätte auch nicht die geringste Lust fehlerhafte Youtubereien zu korrigieren. Davon schwirrt einfach zuviel herum. Ich würde vielmehr anregen nicht einfach alles zu posten was einem über den Weg läuft, sondern nur das was man selber versteht und verifizieren kann.

Offline Regnart

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #282 am: 23. Dezember 2024, 13:01:36 »
Ganz genau. Hier nur die Fehler in der ersten Minute des Videos:

- Das Bild bei 0:29 zeigt Uralt-Anzüge.

- Die CMSA wird nicht 2029 sondern 2030 auf dem Mond landen.

- Das hat nichts mit dem 80. Geburtstag der Volksrepublik China zu tun. Eben um jegliche derartige Assoziation zu vermeiden, wird die Zahl 2029 von offiziellen Stellen nicht genannt.

- Die KPCh hält sich völlig aus der Terminplanung heraus. Das ist diametral entgegengesetzt zu Kennedys 1969 und Trumps 2024. Die Zeitangabe "bis 2030" wurde nicht von Politikern in die Welt gesetzt, sondern von Journalisten durch beharrliches Nachfragen von Ingenieuren in Erfahrung gebracht.


Raumfahrer.net ist eine Fansite und ich möchte niemandem den Spaß am Hobby verderben. Aber in diesem postfaktischen Zeitalter ist es nicht hilfreich, wenn in Beitrag #281 der Unsinn mit dem Aufenthalt von einigen Stunden auf der Mondoberfläche verbreitet wird, obwohl in Beitrag #278, also kurz darüber, die Routenplanung für den in Wahrheit dreitägigen Aufenthalt erläutert wird.

Hier der chinesische Mondanzug:



Es müsste eigentlich selbst einem Amerikaner auffallen, dass der Helm keine Scheinwerfer hat und oben vergoldet ist. Der Anzug ist also nicht für den Südpol, sondern für den Äquator gedacht. Hier zum wiederholten Mal die Landestellen:


Bild: CSU

Die liegen alle zwischen 20° nördlicher und südlicher Breite. Nix Südpol.

@ alepu
Das Wahre vom Absurden zu unterscheiden ist eigentlich ganz einfach. Wenn im Titel eines Artikels oder Videos "China" anstatt "CMSA", "CAST" oder was auch immer steht, handelt es sich um Raumfahrt-Pornografie. Dann musst Du ganz schnell wegklicken und die Browserchronik löschen. Auf gar keinen Fall weiterverbreiten!

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Offline alepu

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #283 am: 23. Dezember 2024, 14:30:21 »
Regnart und DF2MZ haben natürlich von ihrer Warte aus gesehen auch recht, aber wir sind hier halt weder alle Wissenschaftler noch alle Experten.
Das Video war als grobe Zusammenfassung und Diskussionsanregung gedacht, was ja auch erreicht wurde.
Es war von vorneherein klar, daß da reichlich Fehler drin sind, daher ja auch die Bitte an Regnart. 
Wenn ich das Alles selbst so 100%ig verstehen und verifizieren könnte, bräuchte ich mich hier im Forum nicht beteiligen, sondern könnte mich auf "Fachliteratur" beschränken. Gerade aus der Diskussion erwächst die Erkenntnis.
Ist mir klar, daß die Routenplanung vor kurzem geändert wurde, aber das Video ist eben auch nicht hochaktuell und wohl auch nicht von einem Wissenschaftler. Ausserdem besteht wohl durchaus die Möglichkeit, daß bis 2030 diese Routenplanung nochmal geändert wird, ebenso wie sie ja auch diesmal geändert wurde. Auch die Anzüge werden sich wohl noch ändern, kann mir zumindest nicht vorstellen, daß die Chinesen 2030 mit 6 Jahre alten Anzügen auf dem Mond landen.
Gerade in der Raumfahrt ist sicher nichts in Stein gemeißelt, speziell wenn es um die Zukunft geht.

Offline Gecko.

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #284 am: 23. Dezember 2024, 14:45:56 »
Wenn ich das Alles selbst so 100%ig verstehen und verifizieren könnte, bräuchte ich mich hier im Forum nicht beteiligen, sondern könnte mich auf "Fachliteratur" beschränken. Gerade aus der Diskussion erwächst die Erkenntnis.
Genau das wollte ich eben auch schreiben.
Dies ist doch ein Diskussionsforum, kein Ort, an dem nur verifizierte Fachaussagen zitiert werden dürfen. In der Raumfahrt ist vieles spekulativ und ändert sich ständig; bei Planungen vor allem über Jahrzehnte gibt es keine "ewigen Weisheiten".

Und gerade bei chinesischen Projekten glaube ich noch lange nicht alles, was offiziell verkündet wird. Auch ich bin Regnart sehr dankbar für die Infos, zu denen wir sonst wohl kaum Zugang hätten. Aber ob zB die "Partei" sich da komplett raushält kann wohl von hier überhaupt niemand verifizieren. China ist ein staff zentral geführtes Regime, in den letzten Jahrzehnten nur immer stärker, daher kann ich mir kaum vorstellen, dass die generelle Raumfahrtpolitik, die ja auch ein Ziel für China als Nation hat, davon ausgeschlossen sein soll.

(Im Umkehrschluss wäre das so, als würde der sinnfreie BILD-Artikel von letzter Woche dazu führen, dass wir hier nur noch offizielle SpaceX-Statements posten dürften und alles, was darin erzählt wird, als einzige Wahrheit an erkennen müssten)
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Offline rok

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #285 am: 23. Dezember 2024, 15:19:59 »
Ihr (beide) seht also nicht ein, dass Fachleute sinnvolleres zu tun haben, als den hier bewusst reingesetzten Müll zu korrigieren.
Das finde ich bedauerlich - höflich ausgedrückt.

Offline Regnart

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #286 am: 23. Dezember 2024, 17:04:53 »
Fragen zur chinesischen Raumfahrt beantworte ich gerne, aber ich habe wirklich Besseres zu tun, als die selben Dinge immer wieder zu erklären. Obiges Video startet beim falschen Ausgangspunkt - Weltraumrennen sind in China seit 1966 verboten (daher die Sprachregelung "chinesischer Rekord" bei dem neuen Weltrekord für Außenbordeinsätze - und biegt dann falsch ab (zum Südpol). Das gesamte Video ist von Anfang bis Ende jugendgefährdender Unsinn und hätte von den Youtube-Administratoren schon längst gelöscht werden müssen.

Das mit dem dreitägigen Aufenthalt wurde nicht vor kurzem geändert, sondern ergibt sich aus der Kombination von Bahnhöhe/Umlaufzeit des Mutterschiffs und der Eigenrotation des Mondes, genauso wie die Startfenster für die schnellen Flüge von Baikonur zur ISS. Wie in Abbildung 4 in diesem seriösen Artikel (kein "China" im Titel!) zu sehen ist, haben sich nach drei Tagen die Sinuskurven des Orbits, die man auf dem großen Bildschirm im Kontrollraum sehen kann, soweit verschoben, dass das Mengzhou Raumschiff wieder über der alten Stelle ist und das Koppelmanöver mit minimalem Zeit- und Treibstoffaufwand möglich ist:
https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.12.005&lang=zh
(Das Link braucht manchmal etwas, bis es lädt. Geduld!)

Daher beträgt bei den folgenden Missionen in der ersten Hälfte der 2030er Jahre die Aufenthaltsdauer auch immer ganzzahlige Vielfache von 3, also 6, dann 9.

Bei den Anzügen wird ständig am Gewicht gefeilt (daher gibt es im Raumfahrer-Ausbildungszentrum eine Vielzahl von Anzügen, von denen jederzeit einer ins All gebracht werden kann), die grundsätzliche Konstruktion wird jedoch nicht geändert, und das Ziel, für das sie konstruiert sind - Äquatorregion der erdzugewandten Seite - wird auch nicht geändert. Die Raumfahrer:innen, die 2030 auf dem Mond landen, tragen selbstverständlich keine 6 Jahre alten Anzüge, sondern unmittelbar vor der Mission für sie persönlich geschneiderte Maßanfertigungen. Bei Kosten von 3 Milliarden Yuan pro Mission sind 30 Millionen für einen Anzug Peanuts.

Bei chinesischen Projekten ist das, was ausländische Beobachter ohne Sprach- und Landeskenntnis glauben oder nicht glauben absolut irrelevant. Relevant ist einzig und allein, was die chinesischen Behörden, die chinesischen Staatsmedien und chinesische Fachzeitschriften mit Peer Review veröffentlichen. Der Chinese sagt zwar nicht immer alles, was er meint, aber er meint, was er sagt.

Die Volksrepublik China ist ein zentral geführtes Regime und die China Aerospace Science and Technology Corporation ist ein Zentral Verwaltetes Unternehmen. Die KPCh - in diesem Fall Xi Jinping persönlich - stellt über die Raumfahrttraum-Doktrin ("Raumfahrt ist Staatsräson") sicher, dass für Nationale wissenschaftlich-technische Großprojekte de facto unbegrenzte Mittel zur Verfügung stehen. Es kostet, was es kostet, es dauert, so lange es dauert.

Xi Jinping ist, wie viele ältere Chinesen, seit dem 24. April 1970 bekennender Raumfahrt-Fan und in seiner Funktion als Vorsitzender der Zentralen Militärkommission der oberste Chef der bemannten Raumfahrt (für die unbemannte Raumfahrt ist der Premierminister zuständig). Eben weil er, im Gegensatz zu Donald Trump, etwas von seinem Hobby versteht, hütet er sich, terminliche Vorgaben zu machen. Jiang Zemin, wohl der unfähigste Politiker der jüngeren chinesischen Geschichte, hat das 1999, als er die gleiche Position wie Xi innehatte, bei Shenzhou 1 versucht, und es ist nicht gut gelaufen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Shenzhou_1#Zeitdruck_und_technische_Probleme

Offline Gecko.

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #287 am: 23. Dezember 2024, 17:14:46 »
Ihr (beide) seht also nicht ein, dass Fachleute sinnvolleres zu tun haben, als den hier bewusst reingesetzten Müll zu korrigieren.
Das finde ich bedauerlich - höflich ausgedrückt.

Und ich finde es bedauerlich, dass jemand anderen unterstellt, bewusst Müll einzustellen und offenbar allen nicht-Fachleuten den Mund verbieten will.
Derjenige kann ja einen Blog aufmachen, in den er selbst das Hoheitsrecht hat und anderen den Zutritt verbieten kann.

(Liegen bei euch die Weihnachtsnerven schon so blank, dass andere Meinungen nicht mehr respektiert werden, dass um Löschung fremder Beitrge gebeten wird und sogar persönliche Angriffe gestartet werden? Frieden auf Erden und im All!)

Und jetzt wieder China (und "China" steht hier auch im Titel, ohne dass es, hoffentlich, unseriös ist...)
"Vorsicht mit Sarkasmus" lt. Netiquette - Diclaimer: Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten und Teile der Bevölkerung verunsichern

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Offline alepu

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #288 am: 23. Dezember 2024, 17:32:00 »
Ihr (beide) seht also nicht ein, dass Fachleute sinnvolleres zu tun haben, als den hier bewusst reingesetzten Müll zu korrigieren.
Das finde ich bedauerlich - höflich ausgedrückt.

Und ich finde es bedauerlich, daß hier eine so fachfremde Diskussion geführt werden muß.

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Offline Nitro

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #289 am: 23. Dezember 2024, 17:33:45 »
Bitte wieder zum Thema zurück. Weitere OT Beiträge werden von der Moderation gelöscht.
Bevor man einen Beitrag letztendlich abschickt sollte man ihn sich noch ein letztes Mal durchlesen und sich dabei überlegen ob man ihn genau in diesem Wortlaut auch Abends seinem Partner und/oder Kindern ohne Bedenken vorlesen würde.

Offline Regnart

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #290 am: 14. Februar 2025, 07:59:59 »
Die CMSA hat heute eine bis zum 8. März 2025 laufende Ausschreibung für lunare Fernerkundungssatelliten gestartet, die hochauflösende Aufnahmen des Terrains in Äquatornähe anfertigen sollen. Vorder- oder Rückseite des Mondes wurde nicht spezifiziert. Es sollen aber auch Informationen über die Verteilung von Erzen und Markermineralien (Biotit, Muskovit etc.) gesammelt werden, um bereits die erste bemannte Mondlandung sowie die weiteren Missionen zu unterstützen.

Teilnahmeberechtigt sind nur chinesische Firmen (inklusive Privatfirmen), die in den vergangenen drei Jahren einwandfrei ihre Steuern bezahlt haben und für Geheimprojekte zertifiziert sind:
https://www.cmse.gov.cn/xwzx/202502/t20250214_56299.html

Hier die angepeilten Landestellen, die alle zwischen 20° nördlicher und südlicher Breite liegen. Es sollen möglichst hochauflösende Informationen im Stile der Detailkarten von den Rimae Bode rechts gesammelt werden:


Bild: CSU

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Offline alepu

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #291 am: 14. Februar 2025, 19:15:21 »
Der neue Raumanzug für die Mondlandung soll "Wangyu = hinaus ins All blickend (?)" und der offene bemannte Rover "Tanuso = erforschen (?)" heißen.
(Die Namen sind im Artikel ins Englische übersetzt und davon von mir ins Deutsche übertragen worden, daher das (?) )

https://www.space.com/china-names-spacesuit-moon-rover-wangyu-tansuo

Offline Regnart

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #292 am: 14. Februar 2025, 19:44:53 »
Die Übersetzung ist im Prinzip richtig. Hier nähere Erläuterungen zu den Namen:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=6408.msg571832#msg571832

Aus gegebenem Anlass möchte ich hier erneut darauf hinweisen, dass es zwei chinesische Mondstationen gibt:

- Die unbemannte Internationale Mondforschungsstation (ILRS) der CNSA zwischen 80° und 85° südlicher Breite

- Die absolut uninternationale Bemannte Lunare Experimentierstation der CMSA zwischen 20° nördlicher und 20° südlicher Breite, auch bekannt als Äquatorialregion

Die heutige Ausschreibung wurde von der CMSA durchgeführt, die lunaren Erkundungssatelliten haben absolut rein gar nichts mit der ILRS zu tun. Die CNSA betreibt die Elsternbrücke-Konstellation mit eigenen lunaren Fernerkundungssatelliten. Dort können sich Ausländer jederzeit beteiligen, sie wurden mehrmals dazu eingeladen.

Wenn ich eine Vorhersage abgeben müsste, würde ich sagen, dass am Ende einer der CMSA-Satelliten von der auf Fernerkundungssatelliten spezialisierten Shanghaier Akademie für Raumfahrttechnologie kommen wird, ein weiterer von der Chang Guang Satellitentechnik GmbH, die mit einer sehr guten Optik bei den neueren Satelliten der Jilin-1-Konstellation aus einem sonnensynchronen Orbit eine Auflösung von 30 cm erreicht:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jilin_1#Sp%C3%A4tere_Satelliten

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Offline alepu

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #293 am: 14. Februar 2025, 23:24:53 »
Ist die bemannte Äquator-Station der CMSA nachwievor als eine Art "bedrückter Rover" geplant?

Offline Regnart

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #294 am: 15. Februar 2025, 08:43:58 »
Die CMSA beabsichtigt nach wie vor, ab etwa 2035 druckbeaufschlagte Bemannte Mobile Mondlabors (载人月面移动实验室) einzusetzen:


SAST

Der Ausdruck "bemannt" ist dabei allerdings etwas irreführend. Diese "Wohnmobile" fahren die meiste Zeit unbemannt und autonom mit einer Geschwindigkeit von 10 km/h über die äquatorialen Mare, entnehmen an Stellen, die die oben erwähnten Satelliten vorher ausspähen sollen, Bodenproben, zermahlen und analysieren das Material und verpacken es in Behälter. Der pakistanische Rover soll das 2028 bei der Mission Chang’e 8 erproben. Die Raumfahrer landen alle zwei Jahre, oder wann auch immer die Probenbehälter voll sind, mit der Lanyue-Fähre in einem sicheren Abstand von dem Labor. Das Labor rollt zur Fähre hin, richtet sich mit seiner aktiven Radaufhängung korrekt aus und koppelt dann mit einem flexiblen Tunnel an der Fähre an wie eine Fluggastbrücke. Die Raumfahrer klettern im Arbeitsanzug hinüber, holen die Proben für den Rücktransport zur Erde in die Fähre und tragen neue, leere Probenbehälter in das Labor. Dann schließen sie die Luke, das Labor macht sich wieder auf den Weg, und wenn es weit genug weg ist, hebt die Fähre ab:
https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.09.013&lang=zh

Die Lanyue-Fähre ist ab der Phase der Mobilen Mondlabors als "hochgradig mobil" kategorisiert. Da die Raumfahrer in dieser Phase die Mondoberfläche nicht mehr zu betreten brauchen, kann man sich das Gewicht von zwei 100 kg schweren Raumzügen, des 200 kg schweren Rovers und der 200 kg Gegengewicht auf der gegenüberliegenden Seite der Fähre sparen und stattdessen mehr Treibstoff mitnehmen. Die Fähre muss nicht zwangsläufig in den Mondorbit zurück, sondern kann auf einer suborbitalen ballistischen Flugbahn ein zweites Mondlabor ansteuern und auch dort die Proben einsammeln. Diese ballistische Hüpftechnik soll Ende 2026 bei der Mission Chang’e 7 erprobt werden. Das ist etwas fundamental anderes als die waagrecht fliegende Kleinsonde von IM 2.

Zwei oder drei Mobile Mondlabors können mit einem zusätzlichen Schleusenmodul in der Mitte auch zu einer quasistationären Einrichtung zusammengekoppelt werden. Das sieht dann etwa so aus (das linke ist ein CAST-Labor, die anderen beiden ein SAST-Modell):


Bild: CCTV 13/ed.HausD

Wie auf der Luft- und Raumfahrtausstellung Zhuhai im November erneut bestätigt wurde, wird 2045 die Lunare Orbitalstation in einem entfernten rückläufigen Orbit um den Mond stationiert. Die dient dann als Umsteige- und Rettungsstation für die Besatzung dieses, etwa ein- bis zweimal pro Jahr für bis zu 55 Tage besetzten Mondlabors:


Bild: SAST

Ab 2060 wird dann eine permanent besetzte Station aufgebaut, etwa so:


Bild: HIT

All das spielt sich in der Äquatorialregion zwischen 20° nördlicher und südlicher Breite ab.

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Offline alepu

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #295 am: 15. Februar 2025, 11:29:48 »
Danke Regnart für die wie gewohnt sehr genaue und aufschlußreiche Darstellung..

Wenn ich das richtig verstehe, ist es also garnicht geplant, daß diese druckbeaufschlagten Rover bemannt unterwegs sind.  ???
Kann mir aber vorstellen, daß die Astronauten ("Lunarnauten"?) mit so einem Rover  zumindest vom Lander zum Schleusenmodul/Station fahren werden.

Offline Regnart

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #296 am: 15. Februar 2025, 15:26:18 »
... Wenn ich das richtig verstehe, ist es also garnicht geplant, daß diese druckbeaufschlagten Rover bemannt unterwegs sind.  ???
Kann mir aber vorstellen, daß die Astronauten ("Lunarnauten"?) mit so einem Rover  zumindest vom Lander zum Schleusenmodul/Station fahren werden.

Theoretisch wäre es denkbar, dass Raumfahrer zumindest das CAST-Modell auch manuell durch schwieriges Gelände steuern. Das hat größere Räder und 居住舱体 bedeutet "Wohnkabine":


Bild: CAST

Zunächst ist das aber nicht vorgesehen, und die Mobilen Mondlabors haben auch keine Schleuse, wo man angestaubte Raumanzüge zurücklassen könnte. Der Einsatz als "Shuttlebus" ist aber tatsächlich geplant. Die Beschriftung 加压车 hier links bedeutet "druckbeaufschlagtes Fahrzeug":



Hier kannst Du das in der Draufsicht besser erkennen:



Damit erübrigen sich wieder die Raumanzüge. Bei den ersten Missionen sind die Raumanzüge alle maßgeschneidert, jeder Raumfahrer hat seinen eigenen. Im stationären Mondlabor gibt es dann zwei dort eigelagerte Anzüge zur allgemeinen Benutzung, so ähnlich wie jetzt auf der Raumstation. Das im oberen Bild (Erdgeschoß des Wohnmoduls) oben links ist die Luftschleuse (气闸舱). Die klobigen "Männchen" in dem linken grauen Tortenstück sind die dort aufbewahrten Raumanzüge, die dünneren Männchen sind zwei von oben gesehene Raumfahrer, die sich auf einen Ausstieg vorbereiten. Die dritte Person im 1. Stock ist nur zum Größenvergleich; ein derartiges Wohnmodul (生活舱) ist nur für zwei Raumfahrer gedacht, die jeweils eine eigene Kabine mit Fenster (睡眠区) im 1. Stock haben:



Hier kannst Du die Schleusentüre von außen sehen:


Bilder: SAST

Prinzipiell ist es möglich, dass sich Raumfahrer auf den Mond hinausbegeben, es ist aber nicht die Regel. Relevant wird das erst, wenn auf der unbemannten ILRS der CNSA etwas kaputtgeht. Neben der Entwicklung von Lebenserhaltungssystemen für Tiefraummissionen ist eine der Hauptaufgaben der auf dem Mond stationierten Raumfahrer die Wartung und Reparatur der dortigen Einrichtungen. Insbesondere seit der Reparatur des zerschossenen Solarzellenflügels während der Mission Shenzhou 17, wo Tang Hongbo und seine Kollegen improvisieren mussten, weil das Werkzeug nicht so funktionierte, wie es sollte, wird von der CMSA immer wieder betont, dass es auch bei fortschrittlichster Robotik nie ganz ohne menschliche Raumfahrer gehen wird. Der Schlüssel zur Nachhaltigkeit besteht darin, die Zahl der Raumfahrer auf das unbedingt nötige Maß zu beschränken und sie so wenig wie möglich aus ihren sicheren Wohnmodulen hinauszuschicken und der kosmischen Strahlung auszusetzen.

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Offline alepu

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #297 am: 15. Februar 2025, 19:18:58 »
Interessanterweise sind wohl auch zahlreiche amerikanische Wissenschaftler der Meinung, dass der Südpol für eine permanent bemannte Station ausgesprochen ungeeignet ist!
Aber da gibt es halt noch die unvernünftigen Politiker!

Offline Regnart

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #298 am: 19. Februar 2025, 16:08:33 »
Was es an den ständig beschatteten Stellen des Nord- und Südpols gibt, ist Helium-3, das vor allem in der Kryotechnik benötigt wird, unter anderem zum Kühlen von Quantencomputern. Der dortige Regolith enthält 4 µg ³He pro Gramm, also 0,0004 %. Interessanter ist da schon der vom Sonnenwind trotz Schattigkeit eingetragene Wasserstoff mit 50 µg pro Gramm, also 0,005 %. Wasserstoff dient bei der Nutzung örtlicher Ressourcen als Reduktionsmittel für das Eisenoxid und Titandioxid im Ilmenit sowie ab etwa 2100 als Treibstoff für Raketentriebwerke und den nuklear-thermischen Antrieb von Tiefraumschiffen.

Wasserstoff ist ein äußerst nützliches Gas, auf dem Mond ist das aber eine für praktische Zwecke nicht erneuerbare Ressource - es dauert zehntausende von Jahren, bis er sich auf den Maximalwert angereichert hat. Da dieser Maximalwert mit 0,005 % aber sehr niedrig ist und die Lagerstätten außerdem schwer zu erreichen sind, kann  man sehr viel Wasserstoff von der Erde hochbringen, bis sich eine Gewinnung auf dem Mond rechnen würde. Das Gleiche gilt für die Gewinnung von Sauerstoff aus Regolith:
https://arstechnica.com/science/2025/02/turning-the-moon-into-a-fuel-depot-will-take-a-lot-of-power/

Dabei bekommt man allerdings Eisen und Titan als Abfallprodukt, was die Rentabilität wieder etwas steigert. Nach einer emotionslosen Kosten-Nutzen-Analyse kommt das Institut für Geochemie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften zu dem Schluss, dass die allerwichtigste Ressource zunächst Regolith (月壤) ist, den man zum Temperatur- und Strahlenschutz der ständig besetzten Station benötigt:


Bild: HIT

Dabei sucht man vor allem nach Regolith mit einem hohen Anteil von nanometergroßen Eisenkörnern, weil der nach Sinterung (烧结月壤, die dunkelgraue Außenschicht auf dem Querschnitt rechts) eine besonders hohe Zug- und Druckfestigkeit besitzt:
http://www.chinaminingmagazine.com/article/doi/10.12075/j.issn.1004-4051.20250126

Wie bereits im Faden zu den amerikanischen Mondplänen erwähnt, kommt die ESA aus ähnlichen Gründen zu ähnlichen Standorten:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=19266.msg572017#msg572017

Prinzipiell gibt es bei der Definierung von begehrenswerten Ressourcen (关键资源) vier Aspekte:


Bild: GYIG

1. Bedarf (需求, braun)

2.Technologie-Reifegrad (技术, violett), insbesondere was Prospektion (勘查), Abbau (开采), Verhüttung (冶炼) und Produktion (制造) von Splitterschutzplatten oder was auch immer betrifft

3. Wirtschaftlichkeit (经济可行, blau), also das Verhältnis von Wert (价值) zu Kosten (成本)

4. Umweltschutz (环保, grün), also Entsorgung von Abfallprodukten (废物处理) bzw. Weiter- und Wiederverwendung in einem Kreislaufprozess (循环利用), wobei auch die Kosten hierfür (治理成本) zu beachten sind

Für Wasserstoff besteht ein hoher Bedarf, ihn zu gewinnen ist aber sehr teuer und die Technologie, um ihn zu transportieren und über längere Zeit zu speichern ist noch nicht ausgereift.
« Letzte Änderung: 20. Februar 2025, 06:59:04 von Regnart »

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Offline alepu

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Re: Chinas Planung zur Monderforschung
« Antwort #299 am: 24. August 2025, 10:42:26 »
Paßt wohl noch am ehesten hier her.

Scott Manley erklärt hier Chinas Plan demnächst vor den USA auf dem Mond zu landen.
Angefangen von den Long-M-Raketen (spez. LM-10), über das neue Raumschiff "Mengzhou" bis zum Lander "Lanyue" (einschließlich Rover) stellt er uns die beteiligten Komponenten vor und zeigt dann, wie diese zusammenwirken sollen um die ersten beiden Taikonauten sicher auf dem Mond zu landen, und natürlich auch wieder wohlbehalten zurück zu bringen.
Dann geht er auch noch kurz auf SLS/Orion und HLS ein.