Das Wandgemälde befindet sich in der
Chinesischen Akademie für Weltraumtechnologie (CAST), die Raumschiff und Landefähre herstellt. Daneben gibt es unter dem gemeinsamen Dach der
China Aerospace Science and Technology Corporation (CASC) noch die
Chinesische Akademie für Trägerraketentechnologie (CALT), wo die
Changzheng 10 hergestellt wird, die Raumschiff und Landefähre getrennt zum Mond bringt. Und der eigentliche Hauptakteur ist das
Büro für bemannte Raumfahrt (CMSA), das die Missionen plant und genehmigt.
CAST tut auf dem Wandgemälde so, als ob sie die Trägerrakete nichts angeht ("andere Abteilung, andere Baustelle"). Vom Standpunkt der CMSA aus gesehen muss die Trägerrakete aber auch getestet werden, und zwar, weil bemannt, eher öfter. Du erinnerst Dich vielleicht, die Changzheng 5 hat beim ersten Mal funktioniert und ist erst beim zweiten Mal explodiert:
https://de.wikipedia.org/wiki/Langer_Marsch_5#StartlisteDie ersten Landefährentests sind gleichzeitig auch Raketentests. Die Landefähre kann autonom landen und starten. Theoretisch wäre es sicher möglich, sie beim zweiten Schritt unbemannt von der Mondoberfläche starten zu lassen und ein autonomes Koppelmanöver im Mondorbit zu versuchen, wie man es bei der Probenrückführmission
Chang’e 5 - weltweit erstmals- durchgeführt hat. Auf dem Wandgemälde fehlt aber das Symbol für die Koppelung. Von daher müssen wir bis zur Veröffentlichung anderslautender Informationen davon ausgehen, dass die Landefähre 2028 noch auf der Mondoberfläche bleibt. Möglicherweise hat das neben der schrittweisen Testung auch propagandistische Gründe - man kann da schon mal einen Zwischenerfolg verkaufen, mit multipler medialer Nachbereitung
Bei der zweiten unbemannten Landung soll anstatt des zukünftigen Mondrovers für die Raumfahrer ein 290 kg schweres, mobiles Bohrgerät außen an der Fähre mitgenommen werden, das nach der Landung abgesetzt wird und an einer geeigneten Stelle bis zu 10 m in die Tiefe bohren soll (zum Vergleich: bei Chang’e 5 hat man 1 m geschafft, bei
Chang’e 6 werden 2 m angestrebt). Der Bohrkern wird dann in einem Transportbehälter verpackt in die Fähre gesetzt und nach erneuter Koppelung im Mondorbit von der Mannschaft ausgeladen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bemanntes_Raumfahrtprogramm_der_Volksrepublik_China#Nutzlasten_der_Landef%C3%A4hreBei den ersten vier Schritten wird immer eine neue Landfähre verwendet. Das soll aber nicht immer so bleiben. Die Changzheng 10 sieht mit ihren 5 m Durchmesser zwar so aus wie eine Changzheng 5, sie ähnelt technisch aber eher der
Changzheng 7, die in den ersten beiden Stufen ebenfalls Kerosin verwendet und für bemannte Flüge zertifiziert ist, mit den dafür notwendigen Redundanzen. Über die Zahl der Triebwerke kann man sich ausrechnen, dass eine Changzheng 10 inklusive Raumschiff oder Fähre etwa 1,5 Milliarden Yuan kostet. Für eine Mission wären das also 3 Milliarden Yuan, von der realen Kaufkraft her etwa 3 Milliarden Euro.
Die Landefähre an sich ist wiederverwendbar, ihr Antriebsmodul, das kurz vor der Landung abgeworfen wird, nicht so ohne weiteres. Der Plan ist, die Landefähre aus den Tanks des Mondfrachters im Mondorbit neu zu betanken und nach gründlicher Entstaubung wiederzuverwenden. Ein neues Antriebsmodul könnte mit der wesentlich billigeren Changzheng 5 zum Mond gebracht werden. Langfristig sollen diese Wartungsarbeiten an einer ständig besetzten Raumstation im Mondorbit durchgeführt werden.
Die Rendezvousmanöver finden von Anfang an alle im Mondorbit statt. Raumschiff und Landefähre haben jeweils ein eigenes Antriebsmodul. Wenn bei der Trägerrakete ein Triebwerk ausfällt, können sie problemlos aus eigener Kraft zum Mond fliegen. Wenn zwei oder drei Triebwerke der Trägerrakete ausfallen, kommen Raumschiff oder Fähre immer noch zum Mond, können dort aber kaum noch manövrieren und nicht mehr landen. Es können aber immer noch Experimente im Mondorbit durchgeführt werden. Durch den getrennten Flug zum Mond bekommt man mit großer Wahrscheinlichkeit immer wenigstens einen Teilerfolg.