Nun ich möchte mal meine 2 Cents zum Thema Definition beisteuern, hier vor allem auch auf bemannte Raumfahrt bezogen:
Staatliche Raumfahrt- Agentur konstruiert und entwickelt
- Agentur vergibt mitunter Aufträge zur Fertigung an Unternehmen (genau das machten Boeing Douglas & Co "nur" bei Apollo, STS usw.)
- Agentur hat das Eigentum am Raumschiff und sämtlichen (Patent-)Rechten.
- Start und Betrieb des Raumschiffes danach macht die Agentur.
- In der Regel: Astronauten gehören der Agentur bzw. einer anderen staatlichen Institution (Luftwaffe) an.
- Entsprechend: Kundenkreis eingeschränkt (vor allem befreundete Staaten und Mitglieder anderer staatl. Inst.).
Private Raumfahrt- Unternehmen konstruiert und entwickelt
- Unternehmen baut selbst bzw. wählt Zulieferer aus
- Unternehmen hat Recht an allen (Patent-)Rechten an dem Eigentum des Raumschiffes.
- Start und Betrieb des Raumschiffes macht das Unternehmen (so weit möglich, vgl. ISS-Docking bei CRS in Kooperation)
- Astronauten sind diejenigen die dafür zahlen bzw. deren Arbeitgeber. Hier läuft das Prinzip des Ticketverkaufs bzw. Chartern eines Fluges.
- Kundenkreis: Prinzipiell jeder der zahlungsbereit ist.
Die Finanzierung lasse ich hier bewusst außen vor, das dies ein zu kompliziertes Feld ist. Selbst bei Autokonzernen ist möglich, dass staatliche Förderungen in die Entwicklungen einfließen. Ist es dann als staatlicher Autobau zu sehen oder trotzdem als "reinrassige" Privatwirtschaft? Auch ist es bei der Initiative zum Bau der Vehikel schwierig. Die bemannte Dragon wurde von SpaceX schon weit vor der Commercial-Programmen verfolgt, Orbital hat Cygnus wiederum erst auf Anreiz durch die NASA aus der Taufe gehoben. Ist Cygnus deshalb weniger "privat" als Dragon? Mit einem "Ja" zu antworten gibt genauso viel Angriffsfläche wie mit einem "Nein"
Man sollte sich eher an die Merkmale von Entwicklung, Bau und Betrieb orientieren, da ist eine Unterscheidung einfacher und sorgt für eine bessere Unterscheidungsfähigkeit. An sich kann jeder eine Cygnus oder Dragon chartern (=Flug buchen), rechtlich sehe ich da wenig Hürden - wenn dann könnte eher die Firmenpolitik zur Weigerung führen. Für mich ist es durchaus logisch, dass nach der NASA die ESA oder JAXA mangels eigener Cargo-Fähigkeit zuerst teilweise und dann einen ganzen Flug buchen. Die ISS als multinationale staatliche Station dürfte sich von Natur aus weitgehend als Ziel für komplett private Flüge ausschließen. Für Stationen unter Regie von Unternehmen (z.B. Bigelow) dürfte es auch kein Problem sein Cargo- und Mannschaftsflüge zu buchen. Orbital wäre sicher froh einige Cargoflüge extra machen zu können
New Space kann man die Unternehmen nennen die
a.) neu Gegründet wurden (SpaceX) oder ihre Ausrichtung fundamental änderten (Sierra Nevada), letzteres z.B. durch Übernahmen oder Umstrukturierung
b.) sie sehen ihr Heil in einer Raumfahrt, die maßgeblich von privaten Auftraggebern abhängt.
Die Traditionsunternehmen (
Old Space) können natürlich auch private Raumfahrt betreiben. Die eine Bezeichnung schließt nicht das Betätigungsfeld aus. Boeing bewegt sich mit CST-100 ja eindeutig im Bereich der privaten Raumfahrt. Lockheed noch nicht so wirklich, da man "nur" Unterauftragnehmer von SNC ist. Ihre Rolle bei anderen Dingen (Mars One) ist mir noch nicht so klar, die initiative geht jedenfalls nicht von Lockheed aus. Kennzeichnend für Old Space ist allerdings die dennoch starke Konzentration auf die traditionellen Felder der Raumfahrt "am Händchen" von NASA und Pentagon, also wenig / gar keine Projekte unter eigener Regie. Boeing glaubt ja bekanntlich selbst nicht so recht an Commercial Crew.