In den Medien ist immer zu hören, dass die ISS inzwischen schon sehr alt sei und daher mittelfristig, wenn das ISS Programm eingestellt wird, geplant ist, sie praktisch zu verschrotten, also in der Atmosphäre verglühen zu lassen.
Dies war auch schon bei der MIR Station und deren Vorgängern so.
Während man aber bei der Mir und den Sojus Stationen noch verstehen kann, dass sie auch technisch veraltet waren und sich nur eingeschränkt erweitern oder upgraden ließen, sieht diese Frage bei der ISS meiner Meinung nach doch ganz anders aus.
Die ISS dürfte, berücksichtigt man die Erfahrungen der Russen, eine Raumstation der 10. Generation sein.
Sie besitzt International Standard Payload Rack (ISPR), womit sie technisch für zukünftige Forschungsaufgaben updatefähig ist.
Das Dockingsystem ist ausgereift und eine internationale Standardisierung ist geplant.
Und sie ist, berücksicht man die Lagerzeit auf der Erde aller Module, bestenfalls 25 Jahre alt.
Aufgrund dieser Stichpunkte stellt sich natürlich die Frage, ob die ISS wirklich so alt ist, dass man sie wirklich bald verschrotten muss und es z.B. nicht möglich ist, die finanzielle Frage mal außer acht gelassen, sie z.B. 100 Jahre lang zu benutzen.
Spätestens hier kommen wir zu dem Punkt, welchen Alterungsbedingungen eine Raumstation unterliegt, die das Material ermüden lassen.
Mir persönlich fallen hierzu folgende Punkte ein:
1. Die Raumstation muss eine Atmosphäre halten können, daher steht die Struktur für den bemannten Bereich unter einem ständigen Druck mit dem die Wände der ISS belastet werden.
2. Die Raumstation unterliegt ständigen Heiz- und Abkühlphasen, je nach dem ob eine Seite der Sonne zugewandt ist oder sich die Station im Erdschatten befindet oder nicht hat sie riesige Temperaturunterschiede zu verkraften.
3. Im Weltraum ist sie gegen kosmische Teilchen und Strahlung praktisch ungeschützt und muss dieses Teilchenbombardment aushalten können.
All diese drei Dinge tragen zur Materialermüdung bei.
Aber ab hier stellt sich nun die Frage, ob 25 + geschätzt noch 20 Jahre weiteren Betriebs schon ausreichend sind, die Station für Schrottreif zu erklären.
Ich meine es hat ja einen Haufen Geld gekostet, die Station erst einmal da hinzuschaffen, wo sie jetzt ist und es wäre doch schade, wenn man dieses
ganze Material nun einfach verglühen lassen würde.
Und bezogen auf Raumstationen allgemein stellt sich nun auch folgende Frage:
Wie müssten zukünftige Raumstationen beschaffen sein, damit man sie z.B. für eine Zeitdauer von 500 Jahren im Weltraum benutzen könnte? Denn im Durchschnitt dürfte die reine Masse der Station neben dem Unterhalt den größten Kostenfaktor ausmachen und die meiste Masse ist eben die statische Struktur.
Wäre es da also nicht finanziell wirtschaftlicher, wenn man die Struktur so auslegt, dass die Station möglichst lange benutzt werden kann und der Rest so designed wird, also das technische oft nicht statische Innenleben, dass dieser Rest von Zeit zu Zeit einfach ausgetauscht wird?
Denn wenn man nur die Struktur berücksichtigt, dann besteht die ganze Station doch überwiegend nur aus mehreren Zylindern und zusätzlichen Querverstrebungen. Lediglich das restliche Innenleben ist wesentlich komplexer.
Wenn man also nur dieses nach und nach austauschen müsste und man die Struktur so planen würde, dass sie sehr lange hält, dann könnte man doch sicher Kosten sparen.
Wie dick müsste man also z.B. die Wände einer Raumstation planen, damit sie gefahrlos unter obigen Einflüssen für 500 Jahre benutzt werden kann?
Aus welchem Material müssten diese Wände bestehen?
Schweißbar müsste dieses wohl sicher sein, damit man etwaige Schäden wieder gut, zuverlässig, sauber und sicher reparieren kann.
Auch würde es Sinn machen, sie mit einer austauschbaren leichten Verbundpanzerung bzw. -Schutzwände gegen Mikrometeoriten auszustatten.
Wenn ich mich nicht irre, dann hat die ISS bezüglich austauschbarer Schutzplatten so etwas in der Art schon jetzt.
Wieso verfolgt man also dieses Konzept einer langfristig wiederverwendbaren Raumstation für einen großen Zeitraum nicht?
Da man die ISS immer ein paar km anheben muss, könnte man so eine langfristig geplante Raumstation ja auch einfach in einen wesentlich höheren Orbit schicken,
die eigentlichen Kosten für den Transport wären dann überwiegend nur einmalig.
Dies würde langfristig Kraftstoff einsparen. Lediglich die Transportkosten für die Transportflüge von Gütern und Personen würden zunehmen, da diese ja dann einen höheren Orbit erreichen müssten. Aber dafür sind sie wesentlich kleiner und ihre Masse ist geringer. Daher müsste dies doch mehr Sinn machen, als jedes mal eine ganze riesige und schwere Station anzuheben.
Und wenn man so eine Station für einen langen Zeitraum baut, sie also mit entsprechend dicken Wänden versieht, dann ist auch ihr Schutz gegen Strahlung besser.
Und innen Upgraden könnte man sie ja dank Standardracks ja weiterhin.
Prinzipiell könnte man die einmaligen Transportkosten für einen höheren Orbit auch so realisieren, in dem man sie zuerst in einem niedrigen Orbit zusammenbaut und dann mit wesentlich Kosteneffizienteren Antriebssystemen, wie z.B. einem Ionentriebwerk in einen höheren Orbit befördert.
Denn genug Strom für elektromechanische Antriebe sollte ja zur Verfügung stehen, wenn die Station erst einmal fertig gebaut ist und alle ihre stromproduzierenden Photovoltaiksegel ausgefahren hat.
Wer kann zu diesem Theme etwas sagen?
Was meint ihr?
Würde das mit solchen Raumstationen die für einen Zeitraum von z.b. 500 Jahren ausgelegt sind, funktionieren und auch kostenmäßig wirtschaftlicher sein, als diese strukturell empfindlichen leichten dünnwandigen Wegwerfraumstationen die man heutzutage baut bzw. gebaut hat?