Atlantis im Kennedy Space Center

Wenn man zur Atlantis will, muss man genau in Richtung Sonne fahren.
Am frühen Morgen, wenn sie gerade über dem Atlantik aufsteigt, den Morgennebel und Dunst mit sich zieht.
Wir sind nicht ganz allein, wenn wir dem schmalen Pfad der State Road 405 über das Wasser des Indian Rivers folgen.
Rechts neben der Straße verläuft ein Kanal, indem Alligatoren die Energie der ersten Sonnenstrahlen tanken, damit sie endlich auf die Jagt gehen können.
Über uns kreist majestätisch ein Weißkopf-Adler, denn er weiß: Der frühe Vogel fängt den Fisch!
Wir aber wollen zur Atlantis!
Zuerst ist nicht viel zu erkennen, denn die Sonne scheint von vorn in den Morgendunst und durch die verschmierte Windschutzscheibe in die Augen.
Aber dann sehen wir schon aus einiger Entfernung den neuen Landmark im KSC Visitor Complex:
Das Shuttle Stack, bestehend aus externen Shuttletank und Boostern vor dem Eingang zur neuen Atlantis-Halle:




Die neue Atlantis Halle markiert die Einfahrt zum KSC Visitor Complex


Der Ärger über 10 Dollar Parkgebühren verfliegt sofort beim Anblick der in den Himmel ragenden Raketen...


... kehrt aber an der Kasse nochmal kurz zurück:
Die Eintrittspreisen wurden heftig erhöht!
Aber für Atlantis Jäger und Eintagsfliegen -Touristen genügt das einfache Ticket für 50 Dollar.


Für eilige Gäste hat man extra diese Express Automatenkasse eingerichtet.


Dann geht´s auch schon durch das neue Eingangsportal mit Ticket- und Taschenkontrolle.
Waffen muss man im Auto lassen.

Schnell eine Runde durch den Rocket Garden, vorbei an Jahrzehnten Raumfahrtgeschichte...


...vorbei auch am "Orbit Cafe"...


...noch schnell das Raumschiff Orion beiseite geschoben...


...vorbei am dazugehörigen LAS und dem IMAX Kino,
in dem 3D Weltraumfilme laufen, bei denen sich die Frage "Wie realistisch ist das denn?" erübrigt.


...vorbei an der drehbaren schwarzen Granit- Kugel mit der Sternenkarte,
worin sich schon unser Ziel spiegelt...

und schon sind wir am Shuttle Plaza:

Die neue Atlantis Halle

die uns mit dem Zitat von Carl Sagan empfängt:

Der Himmel ruft uns!

Der Ärger über 10 Dollar Parkgebühren verfliegt sofort beim Anblick der in den Himmel ragenden Raketen...
...
Aber für Atlantis Jäger und Eintagsfliegen -Touristen genügt das einfache Ticket für 50 Dollar.

...mit dem Annual Pass (für nur 13$ mehr) spart man die 10$ Parkgebühr und kriegt Rabatt im Souvenirshop und den Restaurants - das kann sich auch für Eintagsfliegen lohnen !   Und man kann dann auch die restlichen Urlaubstage im KSC VC verbringen! 


Edit: Uups Korrektur ....    -eumel-s Reise ist ja schon ein paar Monate her, und so haben sich die Preise für den Annual Pass inzwischen kräftig erhöht.
Jetzt muss man schon 89$ investieren für freies Parken und Shopping-Rabatt: 
https://www.ksctickets.com/estore/Content/Commerce/Products/DisplayProducts.aspx?ProductGroupCode=440&ProductCategoryCode=470

Frank

Aber wo ist Atlantis? 

Aber wo ist Atlantis? 

In der Atlantis-Halle?

Gemach, gemach - einem historischen Objekt nähert man sich andächtig!


Anaglyph 3D - Rot/Cyan Brille erforderlich

Vorsichtig nähern wir uns dem Stack:


Die Größe ist schon beeindruckend:




3D- Brille wieder absetzen!

Externer Tank und die beiden Booster bilden das Eingangs-Portal zur Atlantis Halle.

Drinnen geht es dann aufwärts, wie das Thema schon vermuten lässt - auf einer rollstuhlgerechten langen Rampe,
vorbei an der gläsernen Front mit herrlichem Blick durch das Stack auf die Raketen im Rocket Garden:


Am Ende der Rampe hängen Fotos von Astronauten, die mit der Atlantis geflogen sind, mit kurzen Zitaten über ihre Eindrücke.
Man hat Zeit, das durchzulesen, denn weiter geht es mit einem kurzen Einführungsfilm.
Er handelt von der Idee zum Shuttle - einem Raumschiff, das wie eine Rakete startet, aber wie ein Flugzeug landet und wiederverwendbar ist.
Die Idee erschien verrückt und die Ingenieurbüros hatten massig Probleme damit.
Zu groß, zu schwer, die Flügel störten und die Hitzeschutzkacheln waren so problematisch, dass sie das Projekt über 2 Jahre verzögerten.
Aber es war beschlossen, man arbeitete mit Hochdruck daran und schließlich haben sie es hingekriegt.

Dann öffnen sich Türen unter der Bildwand und es geht weiter ins nächste Kino.
In diesem Film werden die Starts gezeigt, sowie die Missionen im All:
Das Aussetzen und Einfangen von Raumsonden und Satelliten, die Wartung des Hubble-Teleskops, der Aufbau der ISS.
Das Kino ist eigenartig, die Bildwand bogenförmig:


Aber es wird 180° in den ganzen Raum projeziert - auch senkrecht über Kopf - und das bei ordentlichen Sound!
Dann ändert sich der Blick in den vorderen Bogen irgendwie unscheinbar:




Ein Tor wurde hochgefahren und die letzten Bilder wurden auf einen transparenten Vorhang projeziert.

Dann wurde dieser Vorhang auch noch geöffnet:

Wir standen die ganze Zeit nur wenige Meter vor dem Original!
Jetzt endlich war der Weg frei zum

Space Shuttle Atlantis!:

Anaglyph 3D - Rot/Cyan Brille erforderlich

Sehr schöne 3D-Fotos ! 

Dann schwebt sie da in unmittelbarer Nähe - ein unbeschreibliches Erlebnis.
33 mal war die Atlantis erfolgreich im All.

 
Anaglyph 3D - Rot/Cyan Brille erforderlich

 

 

 
Man kann sogar durch die Fenster ins Flugdeck schauen.

Ich habe keine passende Brille und kann die Bilder leider nicht richtig genießen.

Was mir aber bei den Außenbildern wieder auffällt: Es ist leer. Die ganze Anlage ist für viel mehr Leute ausgelegt und wenn man dann vor Ort ist, fühlt man sich etwas verloren. War das an deinen Tagen auch so? Gibt es überhaupt noch eine Saison, wo der Ort brummt?

Wunderbare Fotos! Macht Lust auf einen Besuch.
Frage: Wie hast Du die 3D Fotos gemacht?

lg
Werner

Ich habe keine passende Brille und kann die Bilder leider nicht richtig genießen.

Keine Rot/Cyan Brille zu besitzen ist in diesem Forum schon ein schwerwiegender Mangel!
Dann verpasst Du ja auch die wunderschönen Geländeaufnahmen vom Mars in den Threads von Opportunity und Curiosity !
Dabei sollte sich eigentlich jeder eine einfache Rot/Cyan Brille leisten können.
Mein Tipp: Wünscht Euch eine Rot/Cyan Luxus Brille zu Weihnachten!

Damit man auch ohne Brille die Fotos wenigstens in mono sehen kann, habe ich entsprechende Bilder nachgeliefert.

Hallo Eumel,
danke für deinen wunderbaren Bildbericht! Ich habe mir extra fürs Forum hier vor einigen Monaten eine solche Brille über amazon schicken lassen. Sie war spottbillig und es funktioniert super.

Zwei Fragen habe ich:
1. Wofür sind die "Nasenlöcher"?
2. Was ist dangerous bei dem dunklen Dreieck ganz oben neben den Fenstern?

Viele Grüße, Mim 

1.  Die "Nasenlöcher" verbergen die Startracker, optische Geräte, die markante Sterne zur exakten Lagebestimmung im Raum anpeilen.

2.  Das linke Überkopf-Fenster ist mit einer Sprengschnur versehen und kann im Notfall heraus gesprengt werden, um die Besatzung zu evakuieren, wenn es z.B. nicht möglich ist, die Luke zu öffnen.

Oder meint Mim die Triebwerksöffnungen des Bug-RCS?

Achso!



Also die weißen Vertiefungen gleich vor den Fenstern sind die Startracker.
Die dunklen Vertiefungen, die von dunklen Hitzeschutz-Kacheln umgeben sind,
sind die Triebwerke des Forwart Reaction Control Systems (Steuer und Lageregelungsdüsen).

Mahlzeit!

... Was mir aber bei den Außenbildern wieder auffällt: Es ist leer. ...

Das ist ein ganz großes Glück für 3D-Fotografen mit nur einer Kamera, denn zwischen zwei Fotos für ein 3D-Bild vergeht immer etwas Zeit in der sich die im Bild befindlichen Personen bewegen und dadurch für 3D-Irritationen sorgen.
DANKE -eumel-!!!
Deine Bilder sind ganz großes Kino. So wie das Shuttle aus dem Monitor ragt kann man es schon fast streicheln.

Gruß
Peter

Danke Peter, ein Lob von einem Hobby-Kollegen freut mich besonders!

Zitat von: Schillrich am 10. Dezember 2013, 07:24:28

... Was mir aber bei den Außenbildern wieder auffällt: Es ist leer. ...

Das ist ein ganz großes Glück für 3D-Fotografen mit nur einer Kamera, denn zwischen zwei Fotos für ein 3D-Bild vergeht immer etwas Zeit in der sich die im Bild befindlichen Personen bewegen und dadurch für 3D-Irritationen sorgen.

Genau!
Ich war in der Tat sehr froh darüber, dass es nicht so voll war!
Bei manchen Fotos habe ich eine viertel Stunde gewartet, bis die Leute endlich aus dem Bild gelaufen waren.

Normalerweise arbeite ich mit zwei Spiegelreflex-Kameras auf einem Stativ:

Auf der selbstgebauten Schiene kann ich die Basis (den Abstand zwischen beiden Kameras) bis zu einem Meter variieren.
Die synchrone Auslösung erfolgt über zwei Funk-Fernbedienungen.
Dann können auch bewegliche Objekte und Personen im Bild sein.

Aber in Florida hatte ich meine Ausrüstung nicht dabei und musste mit nur einer Kamera auskommen.
Deshalb habe ich nach der Cha Cha Methode gearbeitet:
Man steht gerade, mit geschlossenen Beinen und nimmt alle Einstellungen an der Kamera vor.
Dann verlagert man das Körpergewicht auf das linke Bein und löst das linke Foto aus.
Bildausschnitt beibehalten, das Gewicht auf das rechte Bein verlagern und rechtes Bild auslösen.
Durch diese Methode erhält man eine Basis von 6-7 Zentimetern, was in etwa unserem natürlichen Augenabstand entspricht.
Diese Basis ist für eine Objektentfernung von 2 bis 6 Metern optimal.
Wenn das Objekt weiter entfernt ist, muss auch die Basis vorsichtig erweitert werden, um den 3D Blick zu erhalten.
Später werden beide Aufnahmen mit dem kostenlosen Programm StereoPhoto Maker zum 3D Bild verrechnet.

Viele meiner Bilder sind Stereo HDRs  (High Dynamic Range 3D).
Die Einstellung der Belichtung ist immer ein Kompromiss.
In der Regel stellt man auf das Hauptobjekt ein und nimmt Über- und Unterbelichtung anderer Bildflächen in Kauf.
Das heißt, Flächen wo die Sonne drauf scheint, werden überbelichtet (ausgebrannt), Schatten werden unterbelichtet (keine Zeichnung mehr).
Für ein HDR macht man mehrere Aufnahmen (drei, fünf oder sieben) mit unterschiedlicher Belichtung, sodass jeder Teil der Bildes einmal perfekt belichtet ist.
Diese Aufnahmen werden dann am Rechner optimal zusammengebaut und erreichen so einen größeren Dynamikumfang.
Für ein Stereo-Bild ist diese Prozedur jeweils für das rechte und das linke Bild durchzuführen.
Für viele meiner Bilder habe ich sechs bis vierzehn Aufnahmen gemacht.
Das erfordert bereits während den Aufnahmen einige Zeit.
Wenn in diese Zeit irgendwelche Leute durchs Bild laufen, können sie alles verderben. 

Frage: Wie hast Du die 3D Fotos gemacht?

Ich hoffe Deine Frage verständlich beantwortet zu haben.

Was mir aber bei den Außenbildern wieder auffällt: Es ist leer. Die ganze Anlage ist für viel mehr Leute ausgelegt und wenn man dann vor Ort ist, fühlt man sich etwas verloren. War das an deinen Tagen auch so? Gibt es überhaupt noch eine Saison, wo der Ort brummt?

Als Fotograf habe ich mich darüber gefreut und überhaupt ist es recht angenehm, wenn es nicht so voll ist.
Kein Gedränge, nirgends Schlange stehen - es herrscht eine entspannte, fast familäre Stimmung.

Dennoch ist Dein Eindruck ein schwerwiegender Hinweis auf eine neue Entwicklung:
Das allgemeine Interesse an der Raumfahrt hat deutlich nachgelassen.
Oder die neuen Eintrittspreise haben die Leute verschreckt!

In den letzten 28 Jahren war ich sechsmal im Kennedy Space Center (jeweils drei Tage), immer im Abstand von mehreren Jahren.
Es war immer voller Menschen dort!
Überall musste man warten, anstehen und konnte dann nur kurz einen Blick aus dem Gedränge erhaschen.
Bei meinem vorletzten Besuch vor drei Jahren bemerkte ich zum ersten mal, dass weniger Besucher im KSC waren.
In diesem Jahr fiel ganz deutlich eine Leere auf.
Dabei gibt sich das Personal im KSC wirklich viel Mühe!

Für die Amerikaner ist die Raumfahrt dazu da, den Menschen ins All zu bringen.
Mit den Astronauten können sie mitfühlen, sind betroffen und stolz.
Das war schon bei Apollo so und auch beim Space Shuttle.

Das Space Shuttle galt sogar als Symbol für wissenschaftlich technischen Fortschritt und Zukunftstechnologie,
sowie eine gewisse Vormachtstellung der Amerikaner, denn schließlich hatten sie das schönste Raumschiff!
Nun ist es stillgelegt, ausrangiert, steht nur noch im Museum und fliegt nie wieder.
Schlimmer noch: Momentan gibt es überhaupt kein amerikanisches bemanntes Raumschiff!
Ihnen wurde ein Idol genommen, ihr Stolz ist angeschlagen und die Zuversicht für die Zukunft, für die die Raumfahrt stand, getrübt.
Daraus resultiert ein schwindendes Interesse und weniger Akzeptanz in der Bevölkerung, weitere Steuergelder in die Raumfahrt zu investieren.

Hej, lasst uns etwas am geöffneten Frachtraum vorbei schlendern!:

 

 
Das RMS

 

 
Hier ist der Docking Port gut zu erkennen.

Danke für die sehr ausführliche Beantwortung meiner Frage!
Nachdem ich mich selber als Hobbyfotograf betätige noch eine Frage: In welchem Format speicherst Du die Fotos (jpg, Raw, ..)?

lg
Werner

Die Kamera speichert in RAW, das liefert die beste Qualität und viele Bearbeitungsoptionen.
Als Zwischenprodukt speichere ich in .tif um Kompressionsverluste zu vermeiden. - etwa nach dem Mapping der HDRs in PhotoMatix.
Zur Verwendung speichere ich dann verschiedene Kompressionen und Größen in .jpg.

Ich weiß, das .jpg verschrien ist wegen der ach so schlimmen Verluste durch Kompressionsverluste.
Aber es ist leicht im Umgang und fast von allen Geräten und Anwendungen lesbar.
Ich berechne jedes Bild händisch für den jeweiligen Zweck in Bildgröße, Seitenverhältnis und Komprimierung.
Für den HD 3D Beamer in der größten Auflösung, Seitenverhältnis 16:9 , Komprimierungsstufe 12.
Für Papierabzüge (Poster oder handliches Format) 300 dpi, Größe zentimetergenau nach Breite der Papierrolle im Belichter, .jpg Stufe 12.
Für die Anzeige im Internet (großes Bild) 72 dpi,  Höhe 1200 Pixel, .jpg Stufe 10.
Für das kleine Bild zur Anzeige hier im Thread 72 dpi, 500 Pixel Breite, .jpg Stufe 8.
Damit sollte es die wenigsten Probleme geben.

Ja ich bin zu umständlich - deshalb auch so langsam, aber ich habe daran Spaß!
Klar geht heute alles viel einfacherer: Man knipst alles schnell mit dem Telefon, schickt es in eine Cloud oder ein anderes tolles Programm und dann geht alles automatisch, aber das ist nichts für mich.

WOW
Eumel, deine Fotos sind genial.
Jetzt weiß ich auch, warum du für die Bearbeitung viel Zeit brauchtest 
Meine Vorfreude ist auf jeden Fall weiter gestiegen!

Ein begeisterter mueman

Nochmal Danke für die Antwort, ich hätte zwar noch einige Fragen zum Thema Foto, wären aber OT, will den Atlantis Thread nicht "zumüllen". Vielleicht wär das was für einen eigenen Thread?

lg
Werner

 

Für das Thermal Protectiom System (TPC) wurden Hitzeschutzkacheln aus vier verschiedenen Materialien verwendet.
Die höchsten Temperaturen entstehen an den Flügelvorderkanten und der Spitze, wo Kohlenstoffverbundwerkstoffe (Carbon Carbon) eingesetzt wurden.
Etwas niedriger, aber immer noch sehr hoch sind die Temperaturen im unteren Bereich,
wo schwarze Kacheln - durch Sintern gebundene, hochporöse Glasfaserwerkstoffe mit einer Beschichtung aus Borsolikaten zum Einsatz kamen.
Einen Temperaturbereich niedriger wurden weiße Kacheln eingesetzt, wie z.B. im oberen Bereich der OMS-Pods:

 

 
Die Oberflächen der weißen Hitzeschutzkacheln haben beim feurigen Wiedereintritt auch gelitten.

 
Im niedrigen Temperaturbereich kommen dann textilähnliche Wärmeschutz-Matten zum Einsatz, die zusammengenäht wurden.